Conjuring 3: Im Bann des Teufels

Das Dämonenjägerpaar Ed und Lorraine Warren bekommt es in seinem neuesten Spuk CONJURING 3: IM BANN DES TEUFELS mit einem jungen Mann zu tun, der unverhofft zum Gefäß einer natürlichen Gestalt wird. Die Zutaten sind ähnlich jenen der ersten beiden Teile. Das Endergebnis leider nur bedingt. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Es ist eine erschütternde Geschichte, in die die Dämonenjäger Ed und Lorraine Warren (Patrick Wilson und Vera Farmiga) Anfang der Achtzigerjahre verwickelt werden. Bei einem Exorzismus an dem achtjährigen David Glatzel (Julian Hilliard) bietet sich im Rausch der Austreibung der junge Mann Arne Cheyenne Johnson (Ruairi O’Connor) dem Dämon als Gefäß an. Das Wesen, was auch immer es für eines sein mag, lässt tatsächlich von David ab und besitzt nun Arne, der im Zuge dessen im Blutrausch einen Nachbarn tötet. Er wird daraufhin verhaftet und wartet hinter Gittern auf seine Gefängnisstrafe. Doch Ed und Lorraine Warren ahnen, dass hinter der verstörenden Tat der Dämon stecken muss. Kurzentschlossen setzt das Ehepaar alles daran, vor Gericht die Existenz des Übernatürlichen zu beweisen. Doch die Zeit drängt, denn das Wesen befindet sich immer noch in Arnes Körper und ist unberechenbar…
Kritik
Das Horrorfilmuniversum rund um die real existierenden Dämonenjäger Ed und Lorraine Warren, das 2013 mit dem Haunted-House-Schocker „Conjuring – Die Heimsuchung“ seinen Anfang nahm, ist acht Jahre später auf stattliche acht Filme angewachsen. Neben den „Conjuring“-Urfilmen gibt es bereits Spin-Offs zu zahlreichen Artefakten und Wesen, denen die Warrens im Laufe ihrer Karriere (vermeintlich) über den Weg gelaufen sind, von denen die drei „Annabelle“-Filme an den Kinokassen noch die stärkste Performance abgaben. Das gilt auch für die handwerkliche Qualität. Insbesondere „The Nun“ über eine schon in „Conjuring 2“ Erwähnung findende Horrornonne ließ keine der Stärken durchscheinen, mit denen Regisseur James Wan einst dem Geisterhauskino zu neuem Leben verhalf. Mittlerweile ist das neben dem „Conjuring“- Jahre zuvor auch noch das „Saw“-Franchise auf den Weg gebrachte Horrorgenie vollends im Hollywoodbusiness angekommen und sitzt nach der Inszenierung von DCs „Aquaman“ bereits an dessen Fortsetzung und verantwortet obendrein aktuell zwei TV-Serien. Dass er für die Regieführung von „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ entsprechend keine Zeit mehr hatte, lässt sich ihm kaum verübeln. Aber vielleicht war es auch schon ein erstes Indiz dafür, dass er vom Inhalt des Films selbst nicht recht überzeugt war und ist. Schließlich zeigte er sich von der Idee eines „Conjuring“-Sequels damals so beeindruckt, dass er prompt selbst das Drehbuch verfasste. Hier tritt er dagegen nur noch als Produzent in Erscheinung, sprach sich im Vorfeld aber immerhin höchstpersönlich für seinen Regiekollegen Michael Chaves aus, der mit „Lloronas Fluch“ bereits einen Film zum Universum beigesteuert hat.

„Der Exorzist“ lässt grüßen: „Conjuring 3“ ist voll von visuellen Querverweisen auf Klassiker der Horrorfilmgeschichte.
„Lloronas Fluch“ krankte als äußerst generisch erzählte und inszenierte Jumpscare-Party vor allem an seinem unterdurchschnittlichen Drehbuch und seinem vorhersehbaren Schock-Entspannung-Schock-Ablauf. Trotzdem blitzte an einigen Stellen bereits auf, dass in Michael Chaves auch Einiges an Potenzial schlummert. Nämlich immer dann, wenn er inszenatorisch genau aus diesem konventionellen Horrorfilmschema ausbrach und sich gemeinsam mit seinem Kameramann Michael Burgess für einige Szenen an einem fast schon an zerlaufenden Aquarellfarben erinnernden Stil versuchte. Wir denken da insbesondere an die Szene am Pool… Für „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“, zu dessen „True Events“-Wurzeln es diesmal nicht bloß Audioaufnahmen, sondern sogar Gerichtsakten gibt, hält sich Chaves strukturell erst einmal an das, was schon die ersten beiden Filme vorgelegt haben. James Wan nutzte den Prolog bislang immer dafür, einen weiteren Fall der Warrens kurz anzureißen; Im ersten Film die „Annabelle“-Geschichte, die ja später auch solo fortgeführt wurde, und im zweiten ließ er Erinnerungen an die „Amityville Horror“-Morde aufkommen. Und so beginnt Teil drei so, wie viele andere Horrorfilme enden: mit einem Exorzismus. In diesem Fall ist ebenjener allerdings der (erste) Auftakt für die eigentliche Handlung. Denn die Austreibung gelingt zwar, aber auch nur, weil der Dämon statt eines ursprünglich besessenen kleinen Jungen nun eben einen jungen Mann namens Arne ins Visier nimmt. Gut eine halbe Stunde nimmt sich der genreerprobte Drehbuchautor David Leslie Johnson-McGoldrick („Orphan – Das Waisenkind“) fortan Zeit, um Arnes Dämonengefäßdasein auszukosten und ein schleichendes Grauen zu etablieren, wie es James Wan zu Beginn der Reihe perfektioniert hat. Ein allgegenwertiges Gefühl von Unbehagen macht sich breit, das zu diesem Zeitpunkt noch vollends ohne gezielte Schockmomente auskommt und sich stattdessen ganz auf kleine, kaum wahrnehmbare Widerhaken und Gruselsituationen in dieser US-amerikanischen Hinterlandidylle konzentriert, wo dieser Teil der „Conjuring 3“-Handlung spielt.
„Ein allgegenwertiges Gefühl von Unbehagen macht sich breit, das zu diesem Zeitpunkt noch vollends ohne gezielte Schockmomente auskommt, sondern ganz auf kleine, kaum wahrnehmbare Widerhaken und Gruselsituationen in dieser US-amerikanischen Hinterlandidylle setzt.“
Ist die Situation erst einmal eskaliert, Arnes Nachbar unter Dämoneneinfluss grausam abgeschlachtet worden und hat Michael Chaves mit dem blutverschmierten Arne, der lethargisch und desillusioniert auf einer Landstraße den Cops entgegenwandelt, die beste Szene des Films bereits im ersten Drittel abgefeuert, scheint nun aber wirklich der eigentliche Film loszugehen. Denn wenn im Vorfeld groß damit geworben wurde, dass der in „Conjuring 3“ wiedergegebene Warren-Fall ja diesmal sogar eine Gerichtshistorie besitzt, durften sich schon mal Erwartungen breit machen, dass genau diese Tatsache zu einem elementaren Bestandteil des Filmes wird, wie man es etwa in „Der Exorzismus von Emily Rose“ beeindruckend gesehen hat. Und tatsächlich bildet der Gang vor Gericht und das abschließende Urteil auch die erzählerische Klammer der Warren-Ermittlungen, die im Anschluss an die halbstündige Episode in Arnes Zuhause den Großteil der Filmhandlung ausmacht. Doch mehr als ebendieses Klammerdasein erfüllt der Gerichtssubplot nicht. Zwischen dem Beginn der Verhandlung und dem finalen Urteil – das eine zu Beginn, das andere gen Ende des Films – bleiben die Details der Verhandlung selbst vollends im Dunkeln. Das ist nicht nur verschenktes Potenzial, sondern macht „Conjuring 3“ gewissermaßen auch zu einer Mogelpackung. Wir wagen an dieser Stelle die Vermutung: Mit deutlich größerem Fokus auf den Gerichtsprozess wäre der Film insgesamt ein ganzes Stück spannender, abwechslungsreicher, ja, besser geworden. Doch die Ermittlungen der Warrens belaufen sich diesmal vor allem auf eine zwischenweltliche Geisterjagd, wie man sie eher aus den „Insidious“-Filmen kennt.
Lorraine Warren wurde in den vergangenen zwei Filmen nicht nur als Forscherin des Paranormalen etabliert, sondern auch als eine Art Medium, das sich auf spirituelle Weise in die grausamen Vorgeschichten der Dämonenopfer hineinfühlen kann. Dieses Detail nutzte James Wan bisher eher am Rande; in „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ wird es dagegen zum Zentrum. Da kann man nur von Glück sprechen, dass es erneut Vera Farmiga („Der Richter – Recht oder Ehre“) und Patrick Wilson („The Founder“) sind, die hier einmal mehr in ihren Paraderollen als Warren-Ehepaar auftreten. Die beiden, ihre Interaktion und ihre unbestreitbare Chemie miteinander, erweisen sich ein weiteres Mal als das emotionale Herzstück des Films, auch wenn man leider feststellen muss: Es erdet einen Horrorfilm, wie es ein jeder aus dem „Conjuring“-Universum ist, vielmehr, wenn sich die beiden gemeinsam mit ihren Heimgesuchten „Kund:innen“ auf die Suche nach dem Ursprung des Bösen begeben. Diese Beschützerrolle verlieh den Filmen immer auch etwas sehr Warmherziges. Diesmal begeben sich Ed und Lorraine dagegen ganz alleine auf Gruseltour, auf der Michael Chaves, insbesondere auf der Zielgeraden, einen Schockeffekt an den nächsten reiht; Und diesmal sehen diese leider auch längst nicht mehr so gut aus wie einst. Wir erinnern uns nur an den Crooked Man, auf dessen Spin-Off wir übrigens immer noch sehnlichst warten… Nein, eine solch emotional-nahbare Szene wie etwa Eds Gitarrensolo in „Conjuring 2“ gibt es in „Conjuring 3“ nicht. Überhaupt wohnt der zweiten Fortsetzung der Ur-Reihe diesmal längst nicht so etwas Episches inne wie noch Teil zwei – und so etwas Intimes wie Teil eins auch nicht. „Im Bann des Teufels“ fällt ein Stückweit zwischen die Stühle. Die erzählerischen Ausmaße sind zu groß und dadurch zerfasert, um eine Atmosphäre wie ein klassisch reduziertes Gruselhaus-Schauerstück aufzubauen, aber zu klein, um an das opulente Schockspektakel des direkten Vorgängers anzuknüpfen.
„Die erzählerischen Ausmaße von „Conjuring 3“ sind zu groß und dadurch zerfasert, um eine Atmosphäre wie ein klassisch reduziertes Gruselhaus-Schauerstück aufzubauen, aber zu klein, um an das opulente Schockspektakel des direkten Vorgängers anzuknüpfen.
Was bleibt, ist schlussendlich ein Film, der im Grunde alle Zutaten besäße, um die beiden „Conjuring“-Filme qualitativ adäquat fortzusetzen; Etwas, was James Wan vermutlich gelungen wäre, doch Michael Chaves mangelt es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu häufig an vergleichbarem Fingerspitzengefühl. Als „Mann fürs Grobe“ setzt er insbesondere im letzten Drittel zu häufig auf den schnellen Schock und – ein großer Schwachpunkt des Films – verlagert das Geschehen zu sehr in außerweltliche Gefilde. „Conjuring“ und „Conjuring 2“ waren auch auf emotionaler Ebene gerade deshalb so greifbar, weil die im Mittelpunkt stehenden Heimgesuchten sympathisch, nahbar und als authentische Opfer gezeichnet wurden, denen man ein Entkommen aus ihrer misslichen Lage schlichtweg wünschte – und somit auch das Warren-Ehepaar als Erlöser begriff. „Conjuring 3“ fehlt es an allen Ecken und Enden an Tiefe und trotzdem funktioniert er als solider Grusler immer noch. Einfach weil es eben ziemlich creepy ist, dass es zu diesem Fall tatsächlich Gerichtsakten gibt und weil seine Protagonist:innen zu den sympathischsten Horrorfilmfiguren aller Zeiten gehören.
Fazit: „Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ ist trotz vieler starker Einzelszenen und einem erneut überragenden Geisterjäger-Ehepaar der schwächste Teil der Reihe. Und das liegt weniger daran, dass das letzte Drittel arg reißerisch daherkommt und das Potenzial der Prämisse nicht ausgekostet wird. Sondern daran, dass Regisseur Michael Chaves einfach (noch) nicht über die Skills verfügt, mit denen James Wan die Reihe einst auf den Weg brachte.
„Conjuring 3: Im Bann des Teufels“ ist ab dem 1. Juli in den deutschen Kinos zu sehen.
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