2. September 2021: Die deutschen Kinostarts

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY. Diese Woche geht es um den 2. August 2021, der im Hinblick auf einen Kinostart durchaus wichtig sein dürfte. Denn der zweite Teil der „After“-Reihe entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Filme nach dem ersten Corona-Lockdown. Nun erscheint mit „After Love“ die Fortsetzung, die mit Sicherheit in der Lage ist, den Erfolg des Vorgängers zu überbieten. James Wans „Malignant“ dagegen ist wohl eher ein Liebhaber:innenprojekt, das wir zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht gesehen haben. Doch schon in den nächsten Tagen findet ihr an dieser Stelle alles zur Giallo-Hommage des „Saw“-Schöpfers. Darüber hinaus kommt mit „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ ein neuer Marvel-Film in die deutschen Kinos sowie eine sehr gelungene Neuinterpretation des Thomas-Mann-Klassikers „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Übrigens: Das erste Mal in „Wessels‘ Weekly“-Zeiten gibt es diese Woche keinen Heimkinotipp. Es startet einfach nichts… Ich wünsche Euch natürlich trotzdem viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
SHANG-CHI AND THE LEGEND OF THE TEN RINGS | Regie: Destin Daniel Cretton | USA/AUS 2021
Eigentlich dachte Katy, alles über ihren besten Freund Shaun zu wissen. Gemeinsam arbeiten sie nicht nur als Hotelpagen eines Nobelschuppens und streiten regelmäßig darum, wer die Luxusautos ihrer Gäste in die Garage fahren darf, vor allem machen sie das Nachtleben unsicher und lassen sich regelmäßig zu rauschenden Karaoke-Partys hinreißen. Doch dann passiert eines Tages etwas, was das Leben der Freunde völlig auf den Kopf stellt. In einem Bus wird Shaun bei voller Fahrt von einigen düster gekleideten Kämpfern angegriffen, die irgendetwas von Shaun wollen – doch was? Er hat keine Wahl und muss Katy über die wahren Hintergründe seiner Identität aufklären. Denn eigentlich heißt Shaun Shang-Chi und ist ein von seinem Vater Wenwu ausgebildeter Profikiller, der allerdings vor zehn Jahren aus der Obhut seines Vaters floh, um sich anderswo ein neues, normales Leben aufzubauen…
„Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ kann die Qualität seines sehr guten Auftakts und seines gleichermaßen spannenden sowie ästhetisch beeindruckenden Mittelteils leider nicht bis zum Schluss halten, ist davon abgesehen aber eine der unterhaltsamsten Origin-Stories innerhalb des MCU.
MALIGNANT | Regie: James Wan | USA/CHN/ROU 2021
Als hätte die hochschwangere Madison (Annabelle Wallis) nach drei Fehlgeburten nicht schon genug mit ihrer werdenden Mutterrolle zu tun, muss sie sich auch noch gegen die Attacken ihres gewalttätigen Ehemanns zur Wehr setzen. Eines Abends gipfelt diese toxische Beziehung in einen handfesten Streit; Doch noch bevor die junge Frau Hilfe rufen kann, wird ihr Peiniger von einem unheimlichen Killer brutal niedergemeuchelt. Madison, die diesen Vorfall mit ansehen musste, trägt nicht nur ein schweres Trauma davon, sondern verliert dabei auch ihr ungeborenes Kind. Fortan depressiv lässt Madison nur noch ihre Schwester (Maddie Hasson) an sich heran, der sie auch von ihren furchtbaren Visionen erzählt. Immer wieder erlebt sie die Morde an ihr fremden Menschen vor ihrem eigenen Auge mit – und fühlt sich auch von dem Killer selbst verfolgt. Gemeinsam mit zwei zunächst misstrauischen Cops versuchen die beiden Frauen, den unheimlichen Albträumen auf den Grund zu gehen…
„Malignant“ hat als Giallo-Hommage immer dann Schwächen, wenn Regisseur und Autor James Wan sich doch noch zu sehr auf sein bewährtes Hollywoodhandwerk besinnt. Das ist dann immer noch solide Genreunterhaltung, aber eben nicht mehr. Dreht er spätestens im dritten Akt allerdings erstmal frei, entwickelt sich der Horrorschocker in eine Wundertüte, der man alles, aber auch wirklich alles zutraut.
BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL | Regie: Detlev Buck | DE 2021
Der gutaussehende und charismatische Halbwaise Felix Krull (Jannis Niewöhner) hat ein Talent dafür, sich mit fesselnden, kurzweiligen Erzählungen und eloquenten Spitzen immer wieder einen Vorteil zu verschaffen. Auch, wenn er es dabei mit der Wahrheit nicht immer ganz genau nimmt. Vorteile, die er dringend benötigt – ist sein gesellschaftlicher Stand doch äußerst ausbaufähig. Innig in eine ähnlich listige Dame der Nacht namens Zaza (Liv Lisa Fries) verliebt, plant er, in einem Pariser Luxushotel an seinem sozialen Aufstieg zu arbeiten und so einen gemütlichen Lebensabend für Zwei zu ermöglichen. Doch der kriminelle Oberkellner Stanko (Nicholas Ofczarek), die undurchschaubare Dauergästin Madame Houpflé (Maria Furtwängler) und der treudoofe Marquis Louis de Venosta (David Kross) stellen für Felix Anlass dar, seine Pläne unentwegt anzupassen…
Detlev Bucks „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ ist eine beschwingt-galante, eloquent-verschmitzte Adaption der amüsanten Thomas-Mann-Vorlage, die das Flair der Vorlage beibehält, aber den Roman zugleich behutsam-fokussiert für das moderne Kino beschleunigt.
WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER – DAS MAGISCHE SCHWERT | Regie: Eric Cazes | DE 2020
Der kleine Wikinger Wickie (Julius Weckauf) ist ein aufgeweckter, cleverer, aber auch etwas schmächtiger Junge. Sein Vater Halvar (Dietmar Bär) lässt seinen jüngsten Spross daher immer zuhause, wenn es für ihn und seine Wikinger-Crew wieder einmal an die entlegensten Orte des Meeres geht. Eines Tages bringt er ein geheimnisvolles Schwert von seiner Reise nach Hause. Wickie durchschaut die magische Innschrift auf der Waffe sofort, die es dem Halter ermöglicht, alles um sich herum in Gold zu verwandeln. So auch Wickies Mutter Ylva, die in einem unachtsamen Moment zu Gold erstarrt. Unter den Wikingern bricht Chaos aus. Wie können sie Yiva wieder in einen Menschen aus Fleisch und Blut verwandeln? Der junge Krieger Leif (Ken Duken) behauptet, die Antwort zu kennen: Auf einer sagenumwobenen Insel kann der Bann gebrochen werden. Den Wikingern steht erneut eine aufregende Reise bevor. Und der kleine Wickie darf endlich mit!
Die dreidimensionale Neuinterpretation der bekannten „Wicki“-Geschichten erweist sich über weite Strecken als durchaus kindgerecht. Auch das Design ist gelungen. Und mit einem niedlichen Eichhörnchen als Schwert-Bewacher ist auch noch ein niedlicher kleiner Sidekick dabei. Doch im Großen und Ganzen fährt der Film in allzu bekannten und damit nur selten wirklich aufregenden Gewässern.
AFTER LOVE | Regie: Castille Landon | USA 2021
Tessa (Josephine Langford) steht vor einem aufregenden neuen Kapitel in ihrem Leben. Doch als sie für ihren Traumjob nach Seattle umziehen will, erreichen Hardins (Hero Fiennes Tiffin) Eifersucht und unberechenbares Verhalten einen neuen Höhepunkt. Dieser will nämlich nicht bloß, dass Tessa bei ihr bleibt, anstatt eine Fernbeziehung zu führen. Er wittert auch in jedem Mann, dem Tessa begegnet, eine potenzielle Bedrohung. All das droht ihre leidenschaftliche Beziehung endgültig zu zerstören. Und ihre Situation wird noch komplizierter, als Tessas Vater unerwartet zurückkehrt und schockierende Enthüllungen über Hardins Familie ans Licht kommen. Schließlich stehen Tessa und Hardin vor einer Entscheidung: Werden sie für ihre Liebe kämpfen oder sich für immer trennen? Vor allem die familiären Streitigkeiten treiben die beiden einmal mehr einander in die Arme…
Im dritten Teil der „After“-Reihe dreht sich die Beziehung zwischen Tessa und Hardin (noch immer) im Kreis. Zudem weicht die sich im Vorgänger herausgeschälte, sympathische Naivität einiger irritierender Charakterschwankungen, unter der insbesondere die Figur des Hardin leidet, der in „After Love“ zeitweise nur noch ätzend ist. Trotzdem werden Fans ihren liebgewonnenen Charakteren weiterhin gerne zuschauen. Und die leinwandtaugliche Hochglanzinszenierung macht das Ganze immerhin ansehnlich.
HILFE, ICH HABE MEINE FREUNDE GESCHRUMPFT! | Regie: Granz Henman | DE 2021
Hulda Stechbarth (Andrea Sawatzki) hat den Traum, ihre alte Schule zurück zu erobern, nicht aufgegeben. Doch Direktorin Schmitt-Gössenwein (Anja Kling) und ihr Hausmeister Michalski (Johannes Zeiler) sind gewarnt und lassen sie nicht einmal im Museum nach einer magischen Kur für ihren verfallenden Körper suchen. Wenig später kommt eine neue Schülerin an Felix‘ (Oskar Keymer) Schule. Melanie (Lorna zu Solms) ist zweifellos ein hübsches Mädchen, aber bei Felix Freunden Ella (Lina Hüesker), Mario (Georg Sulzer), Robert (Eloi Christ) und Chris (Maximilian Ehrenreich) kommt sie nicht gut an. Sie halten sie für prollig und verdächtigen sie, hinter Diebstählen zu stecken, die an der Schule passieren. Ella kann schlecht damit umgehen, dass Felix in Melanie verliebt ist. Als ein neues Ziel für die Klassenreise gesucht wird, kann Melanie durchsetzen, in ihre Heimat zu fahren. In Klein-Zauberwitz sei schließlich der Hausgeist Otto Leonhard (Otto Waalkes) geboren worden…
Es sind die pulsierenden mondänen 1980er-Jahre, in denen wir uns befinden. Es ist eine Ära des Exzesses, in der nichts wichtiger scheint als Besitz. Diana Prince alias Wonder Woman (Gal Gadot) lebt friedlich unter den Sterblichen und hat sich an ihr neues Leben im Verborgenen gewöhnt. Nur ab und an tritt sie noch inkognito als ihr Alter Ego Wonder Woman auf und gibt den Menschen Halt und Hoffnung. In ihrem unauffälligen, zurückgezogenen Leben hütet alte Artefakte. Doch schon bald muss Diana direkt ins Rampenlicht treten und all ihre Weisheit, Kraft und ihren Mut aufbringen, um die Menschheit vor einer Bedrohung zu bewahren, die sie selbst geschaffen hat. Gleichzeitig wird sie mit der Rückkehr ihres ehemaligen Geliebten Steve Travor (Chris Pine) konfrontiert, von dem sie eigentlich dachte, er sei tot. Doch als dieser plötzlich quicklebendig vor ihr steht, überschlagen sich die Ereignisse…
In „Wonder Woman 1984“ kollidieren drei verschiedene Filme. Einer davon funktioniert sehr gut, einer immerhin zur Hälfte und der dritte – ausgerechnet der wichtigste rund um die Titelheldin – kaum. Dieses Aufeinanderprallen drei grundverschiedener Tonfälle hat seinen Reiz, ist aber auch anstrengend. Hinzu kommt, dass Actionfans mit dem Film kaum auf ihre Kosten kommen werden. Alles in allem sind die Veröffentlichungsumstände und ihre Folgen für die Filmbranche spannender als der insgesamt noch solide Film, der damit immer noch deutlich besser ist als Teil eins.