Killer’s Bodyguard 2

Mit KILLER’S BODYGUARD 2 steht die überraschende Fortsetzung eines Überraschungshits ins Haus, dessen Absurdität sich die Macher hier offenbar wesentlich bewusster sind als noch bei Teil eins. Ob das gut oder schlecht ist, das verraten wir in unserer Kritik.

OT: Hitman’s Wife’s Bodyguard (USA/UK 2021)

Der Plot

Sie sind wie Hund und Katze, Himmel und Hölle, Whitney und Britney: Bodyguard Michael Bryce (Ryan Reynolds) und Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson)! Das seltsamste tödliche Paar der Welt ist zurück und begibt sich erneut auf eine lebensgefährliche Mission. Bryce – immer noch ohne Lizenz und gerade in einem absolut notwendigen Sabbatical – wird von Kincaids noch unberechenbarerer Ehefrau, der international gesuchten Verbrecherin Sonia (Salma Hayek), zurück in den Dienst gezwungen. In kürzester Zeit treiben ihn seine hochgefährlichen Schützlinge einmal mehr in den Wahnsinn und darüber hinaus findet sich das Trio plötzlich in einen globalen Konflikt verwickelt: Europa gegen einen rachsüchtigen und gefährlichen Irren (Antonio Banderas) – Bryce und die Kincaids mittendrin!

Kritik

Je nach Quelle hat die Produktion von „Killer’s Bodyguard“ aus dem Jahr 2017 gerade einmal zwischen 30 und 69 Millionen US-Dollar gekostet. Dass der Film an den Kinokassen schließlich knapp 180 wiedereinspielte – sicherlich vor allem aufgrund der Starpower durch Ryan Reynolds (zum damaligen Zeitpunkt voll im „Deadpool“-Modus) und Samuel L. Jackson („Saw: Spiral“) als wider Willen miteinander kooperierendes Bodyguard-Klienten-Gespann. Dass ein solches Einspielergebnis heutzutage zwangsläufig eine Fortsetzung nach sich zieht, steht auf dem einen, dem wirtschaftlichen Blatt. Auf dem anderen hingegen, dass „Killer’s Bodyguard“, der hierzulande nicht einmal 300.000 Besucher:innen in die Kinos locken konnte, im Grunde kaum für Furore gesorgt hat. Ein stiller Erfolg sozusagen. Entsprechend wundert es auch nicht, dass um das Sequel „Killer’s Bodyguard 2“ keinerlei Werbeaufriss gemacht wurde. Und selbst der sonst nie um eine PR-Aktion verlegene Ryan Reynolds hat lieber ohne Ende seinen fantastischen „Free Guy“ promotet als die im Original „The Hitman’s Wife’s Bodyguard“ betitelte Actionkomödie. Um es kurz zu machen: Es hätte keine Fortsetzung gebraucht, denn diese hier funktioniert rein nach dem „Höher, schneller, weiter“-Prinzip. Das hat zwar bisweilen sogar Vorteile, aber bietet eben auch überhaupt nichts Neues, außer einer verdammt anstrengende Salma Hayek und zwei sich noch mehr hinter ihrem Image verkriechende Hollywood-Superstars.

(Ex-)Bodyguard Michael Bryce (Ryan Reynolds) und Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson).

Während der erste Teil voll und ganz auf das gegensätzliche Gespann aus Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson zugeschnitten war, drängt sich im zweiten nun eine Figur in den Vordergrund, die im ersten Teil noch als Nebencharakter auftauchte: Salma Hayek („Wege des Lebens – The Roads not Taken“) nimmt mit ihren in Schnellfeuermanier rausgehauenen Fluch- und Schimpfworttiraden sämtliche Szenen in Beschlag. Und auch wenn es der mexikanischen Aktrice sichtlich Spaß macht, einfach mal volle Kanne über die Strenge zu schlagen – sowohl verbal als auch körperlich, indem sie immer wieder ihre Brüste in den Fokus rückt – wird dieses Alleinstellungsmerkmal von „Killer’s Bodyguard 2“ zügig redundant. Gewiss: Wer einfach mal Bock darauf hat, eine für Rollen in Filmen wie „Dogma“ oder „Frida“ bekannt gewordene Schauspielerin beim völligen Freidrehen zu beobachten, kommt hier voll und ganz auf seine Kosten (ihre Synchronrolle in Seth Rogens extrem derber Animationskomödie „Sausage Party“ kommt ihrer Performance hier wohl am nächsten), doch so ganz ohne darstellerische Zwischentöne hat man das Konzept nun mal schnell durchschaut. Und das ist vielleicht in der ersten halben Stunde noch lustig, trägt sich aber nicht über 100 Minuten. Das gilt letztlich auch für die anderen beiden Hauptfiguren – wobei Samuel L. Jackson wiederum hier eher eine Nebenrolle innehat. Seine „Motherfucker“-Attitüde ist längst ausgelutscht, Ryan Reynolds selbstironische Ader ebenfalls. Doch immerhin letztere lässt ebendieser nach wie vor mit Herzblut aufleben, wohingegen Jackson längst auf Autopilot agiert.

„Samuel L. Jacksons ‚Motherfucker‘-Attitüde ist längst ausgelutscht, Ryan Reynolds selbstironische Ader ebenfalls. Doch immerhin letztere lässt ebendiese nach wie vor mit Herzblut aufleben, wohingegen Jackson längst auf Autopilot agiert.“

Aus diesem Grund besteht der Reiz an „Killer’s Bodyguard 2“ vor allem aus der leidenschaftlichen Performance Reynolds‘. Denn auch wenn man ihm die Wiederholung der immer gleichen Figurenauslegung vorwerfen kann (bzw. dass er nur noch derartige Rollen anzunehmen scheint), ist sein Spiel launig und ansteckend. Er hilft dem Film über die erzählerische Monotonie hinweg, denn der Gut-gegen-Böse-Plot rund um einen schwerreichen Unternehmer und eine in die Ermittlungen involvierte (in diesem Fall vollkommen dämliche) Interpol-Abteilung ist Actionfilmbusiness as usual und dadurch alles andere als aufregend. Ryan Reynolds ist es auch, der, neben Salma Hayek, ganz und gar begriffen hat, in was für einer Art Film er mitspielt. Das wiederkehrende Regie-Autoren-Duo aus John Hughes („The Expendables 3“) und Tom O’Connor („Der Spion“) greift seinen Ansatz aus dem ersten Teil auf. Die hin und wieder durchaus wertigen, an anderer Stelle wiederum ziemlich billig aussehenden Actionsequenzen reichern die beiden auch diesmal wieder mit einer gehörigen Portion Absurdität an und pfeifen auf jedweden Realismus. Eine der Highlightszenen aus dem Vorgänger zeigte Reynolds‘ Figur, wie diese gleich mehrfach von einem Auto überfahren und dabei unrealistisch weit durch die Luft geschleudert wurde. „Killer’s Bodyguard 2“ hat nun gleich mehrere solcher Szenen auf Lager (die Sache mit dem „Von-einem-Auto-überfahren-werden“ scheint den Machern eine ihrer liebsten zu sein) und geht dabei mitunter auch aus dem Slapstick heraus. Etwa wenn Ryan Reynolds Darius Kincaid seinen Vater (gespielt von Morgan Freeman) vorstellt und dieser aufgrund seines Afroamerikaner-Daseins viele Fragezeichen über Darius‘ Kopf zurücklässt.

Immerhin Ryan Reynolds spielt in Höchstform auf.

Halten wir fest: „Killer’s Bodyguard 2“ funktioniert als Ryan-Reynolds-Vehikel am besten. Und auch durch das größere Bewusstsein der Macher:innen ob der außer Kraft gesetzten, physikalischen Gesetzmäßigkeiten sowie vieler obskurer, den Film vollends in seiner eigenen Welt verortenden Ideen ist er in manchen Teilen sogar noch besser als sein Vorgänger; Einfach weil dieser im Vergleich zum Sequel noch eher mit angezogener Handbremse fuhr. Doch zu einer Actionkomödie gehört ja immer noch die Action, einhergehend mit den optischen Qualitäten. Und diese präsentieren sich in „Killer’s Bodyguard 2“ widersprüchlich. Mit einem Budget von 50 bis 70 Millionen US-Dollar rangiert der Film erneut in einer Preisklasse, wie sie heute vor allem auf Netflix und Co. fließt. Dafür sieht er bemerkenswert wertig aus. Erst recht die vielen Setpiecewechsel (einige davon an Originalschauplätzen gedreht, andere wiederum durch Greenscreen vorgetäuscht) lassen „Killer’s Bodyguard 2“ bisweilen wesentlich opulenter ausgestattet aussehen als er es eigentlich ist. Kurzum: Die Kreativen machen das Beste aus ihren beschränkten Mitteln, wenngleich sich hin und wieder recht künstlich aussehende Explosionen unter die starken Actionszenen mogeln. Doch so richtig außergewöhnlich inszeniert, sind diese letztlich auch nicht. Wie schon die Story fällt auch die Action in die Kategorie „Business as usual“. Und ob man dafür nun ein Kinoticket lösen muss… entscheidet selbst!

„Die Kreativen machen das Beste aus ihren beschränkten Mitteln, wenngleich sich hin und wieder recht künstlich aussehende Explosionen unter die wertigen Actionszenen mogeln.“

Fazit: Alles größer, alles lauter, alles verrückter – aber immerhin auch alles noch weniger ernst. „Killer’s Bodyguard 2“ ist ein typisches Sequel, das dem gängigen „Höher, schneller, weiter“-Schema folgt. Da der augenzwinkernde Tonfall des Vorgängers hier nochmal zur Geltung kommt, ist das nicht grundsätzlich negativ. Doch vor allem Samuel L. Jackson und Salma Hayek gehen diesmal ziemlich auf den Keks.

„Killer’s Bodyguard 2“ ist ab dem 26. August 2021 in den deutschen Kinos zu sehen.

Ein Kommentar

  • Den ersten Teil habe ich geliebt – endlich mal wieder schönes Popcorn-Kino der 80er/90er! Doch so überragend wie Teil 1, so schlecht habe ich Teil 2 gesehen. In der Hoffnung auf Besserung habe ich den Film bis zum Schluß gesehen, doch es wurde eher noch schlimmer.

    Mir schien es so, als ob man alles, was im ersten Teil hervorragend funktionierte, hier extrem überzeichnet hat. Ob bewußt oder unbewußt? Wenn es so gewollt war, hat es meiner Meinung nach überhaupt nicht funktioniert. Ganz im Gegenteil: Irgendwann nervte die Fäkalsprache nur noch!

    Natürlich habe ich keinen Film mit Tiefgang erwartet oder Figuren mit durchdachten Persönlichkeitsstrukturen. Das darf beim Popcorn-Kino gerne ganz flach bleiben. Man will ja unterhalten werden und nach dem ersten Teil war mir durchaus bewußt, was mich erwarten könnte. Und genau deshalb wollte ich den Film unbedingt sehen. Doch leider wurde ich maßlos enttäuscht! Das konnten auch die Landschaftsaufnahmen nicht mehr rausreißen…

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