Schlagwort-Archiv: Dokumentation

Das startet am 15. Oktober 2020

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 15. Oktober, an dem mit „Der geheime Garten“ klammheimlich ein Film in die Kinos kommt, der mit dem richtigen Marketing echt viele Leute in die Kinos locken könnte. So aber steht zu befürchten, dass kaum einer vom Release Wind bekommt. Dasselbe gilt für die Dokumentation „Horror Noire“, die allerdings auch ganz ohne Corona eher unter „ferner liefen“ gestartet wäre – Genreliebhaber sollten aber auf jeden Fall die Augen offen halten! Ansonsten startet mit „Drachenreiter“ was Neues für Kids; nur mit einer Kritik können wir leider nicht dienen. Vielleicht ist für euch ja was dabei!

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

HORROR NOIRE – A HISTORY OF BLACK HORROR | Regie: Xavier Burgin | USA 2019

#BlackLivesMatter – Auch im Horrorfilm? Xavier Burgins Dokumentarfilm zeichnet mithilfe namhafter Gesprächspartner aus dem US-amerikanischen Horrorkino die wechselvolle Geschichte Schwarzer Repräsentationen im Horrorfilm nach, von den frühen Hollywood-Klassikern, über die Blacksploitation-Filme („Blacula“) und den modernen Genrefilm („Night of the Living Dead“), „Candyman“ (1992) bis zu den neueren Werken wie „Get Out“ und „Wir“. Chronologisch hangeln sich die Interviewpartner von Regisseur Xavier Burgin („On Time“) an einprägsamen Beiträgen der Horrorgeschichte entlang (immer mit Originalausschnitten der Filme unterlegt – das dürften sich die Macher einiges haben kosten lassen!) und stellen sie in den Kontext der Geschichte der Afroamerikaner in den USA. Mal ist das eine Leidens-, aber mal auch eine Liebesgeschichte.

Die Dokumentation „Horror Noire: A History of Black Horror“ gibt einen unterhaltsamen, kurzweiligen Einblick in die Repräsentation der Black Community im US-amerikanischen Horrorkino und hält selbst für eingefleischte Genreliebhaber neue Anekdoten und Erkenntnisse bereit.


ASTRONAUT | Regie: Shelagh McLeod  | CAN 2019

Das startet am 20. August 2020

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 20. August, in dem man das erste Mal seit Langem von einem ausgewogenen Programm sprechen kann. Allerdings sind die Filme auf eine gute Mundpropaganda angewiesen, denn Filme wie „Tesla“, „Die obskuren Geschichten eines Zeitreisenden“ und die „Schlingensief“-Doku dürften sonst kaum von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Dabei hat es sich lange nicht mehr so gelohnt, ins Kino zu gehen!

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

DIE OBSKUREN GESCHICHTEN EINES ZUGREISENDEN | Regie: Aritz Moreno | ESP/FR 2019

Verlegerin Helga Pato (Pilar Castro) wird während einer Zugfahrt von ihrem Sitznachbarn angesprochen, dem Psychiater Ángel Sanagustin (Luis Tosar). Er will ihr die Zugfahrt angenehmer gestalten und beginnt daher, ihr seine Lebensgeschichte zu erzählen. Wobei: Er schweift bald ab und erzählt stattdessen von seinem ungewöhnlichsten Fall. So entfaltet sich die Geschichte eines Patienten, der Soldat war: Im Krieg begegnete er einer Ärztin, die ein Kinderkrankenhaus unter den widrigsten Umständen erhalten möchte und dabei auf eine zwielichtige Gestalt stößt, die Verstörendes erblickt. Doch diese Geschichte nimmt ebenfalls unerwartete Umwege. Stück für Stück zieht der Psychiater die Verlegerin in immer tiefere Schichten seiner Erzählung hinein. Mit großen Folgen für beide, denn nach den Geschichten wird nichts mehr so sein, wie es war…

„Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden“ ist makaber-amüsantes, smart-verschachteltes Genrekino aus Spanien, das erlebt werden will. Am Ende muss man sich erst einmal erholen. Und sich eingestehen, dass es so einen Film wie diesen hier kein zweites Mal gibt.

TESLA | Regie: Michael Almereyda  | USA 2020

Nikola Tesla als Balancier zwischen Visionär und Träumer – Michael Almereyda kreiert mit „Tesla“ einen Film über den Wissenschaftler, an dem man sich aufgrund seiner auffälligen Stilistik reiben kann, der aber definitiv Lust darauf macht, sich mit der Persona Tesla auseinanderzusetzen.


KOPFPLATZEN | Regie: Savaş Ceviz | DE 2019

Markus (Max Riemelt) ist 29, Single und als Architekt beruflich angekommen. Doch er hat ein wohlgehütetes Geheimnis: Niemand in seiner Familie und seinem Arbeitsumfeld weiß, dass er pädosexuell ist. Körper von kleinen Jungs erregen ihn. Er hasst sich dafür und kämpft jeden Tag gegen sein Verlangen an. Als die alleinerziehende Mutter Jessica (Isabell Gerschke) mit ihrem achtjährigen Sohn Arthur (Oskar Netzel) in die Nachbarswohnung einzieht, verliebt sie sich in den hilfsbereiten Markus. Der kleine Arthur mag es, wenn Markus auf ihn aufpasst, und sieht in ihm eine Vaterfigur. Doch Markus ahnt, dass er sein Verlangen auf Dauer nicht unter Kontrolle haben wird. Er kämpft darum, den lauter werdenden Rufen in seinem Kopf zu widerstehen.

„Kopfplatzen“ ist ein zermürbendes Drama über Pädophile, ihre Zwänge, ihre Versuche, sich in die Gesellschaft zu integrieren und den damit einhergehenden Teufelskreis aus Verantwortungsbewusstsein, Scheitern und Resignation. Vor allem Max Riemelt gibt den potenziellen Tätern, die alles unternehmen, um keine zu werden, ein Gesicht. Doch Regisseur Savaş Ceviz blickt mit dem Film der Wahrheit entgegen, sodass sein Film keine Antworten, sondern höchstens Anreize liefert. Das muss man erstmal verdauen.


SCHLINGENSIEF – IN DAS SCHWEIGEN HINEINSCHREIEN | Regie: Bettina Böhler  | DE 2020

Über zwei Jahrzehnte hat Regisseur Christoph Schlingensief den kulturellen und politischen Diskurs in Deutschland mitgeprägt. Die renommierte Filmeditorin Bettina Böhler („Die innere Sicherheit“, „Hannah Arendt“) unternimmt erstmals den Versuch, den Ausnahmekünstler Schlingensief, der 2010 im Alter von nur 49 Jahren starb, in seiner gesamten Bandbreite zu dokumentieren. Das intensive Porträt durchlebt die ganze Entwicklung Schlingensiefs vom quasi pubertierenden Filmemacher im Kunst-Blutrausch über den Bühnenrevoluzzer von Berlin und Bayreuth bis hin zum Bestsellerautor, der kurz vor seinem Tod die Einladung erhält, den Deutschen Pavillon in Venedig zu gestalten. All das deckt Böhler in ihrem Film ab, der seine umjubelte Premiere Anfang des Jahres auf der Berlinale feierte und nun regulär ins Kino kommt.

Auch wenn der Teil rund um Schlingensiefs Bühnenpersona deutlich mehr Raum einnimmt als sein etwas interessanter Lebensabschnitt als Filmstar und Konzeptkünstler, bringt einem Bettina Böhler die Persona Schlingensief auf zwei Ebenen nah: als Mensch und als Provokateur.


FOLLOW ME | Regie: Will Wernick  | USA 2020

Der arg von sich selbst überzeugte Social-Media-Star Cole (Keegan Allen) filmt für seinen erfolgreichen Vlog alles, was er erlebt. Seit zehn Jahren liefert er seinen Followern ständig neuen, spannenden Content und schreckt dabei vor keiner noch so extremen Challenge zurück. Irgendwie muss man die Fans ja zufriedenstellen. Zum Jubiläum seines Kanals reist er mit seiner Freundin Erin (Holland Roden) und ein paar Freunden nach Moskau, um dort an einem mysteriösen Spiel teilzunehmen: Ein berüchtigter, hyperrealistischer Escape-Room soll die Gruppe an ihre psychischen und physischen Grenzen bringen. Doch was als morbides Spiel beginnt, wird bald zum Kampf ums nackte Überleben – den Millionen Fans im Livestream mitverfolgen…

Will Wernick hat mit seiner Mischung aus Teenhorror und Folterporno etwas gewagt und nicht alles verloren – im Anbetracht seines wüsten Mixes verschiedener Horrorfilmströmungen ist das vermutlich mehr, als man erwarten durfte.


THE CLIMB | Regie: Michael Angelo Covino  | USA 2019

Zwei Männer mühen sich auf einer französischen Landstraße auf ihren Fahrrädern den Berg hinauf. Der athletische Mike gibt das Tempo vor, sein Freund Kyle keucht hinterher. Sie unterhalten sich, genießen die Landschaft. Kyle ist seinem Kumpel dankbar, dass er ihn zu diesem Trip überredet hat. Nicht zuletzt, weil er sich – so meint er zumindest – noch für seine bevorstehende Hochzeit mit Ava in Form bringen kann. Dann, kurz vor dem Gipfel, platzt es aus Mike heraus: „Ich habe mit Ava geschlafen!“ Kyle ist geschockt. Am Boden zerstört. Wie konnte Mike ihm das nur antun? Die Auseinandersetzung eskaliert. Bis die Streithähne von einem Autofahrer überholt und geschnitten werden. Mike rastet aus. Es kommt zu einem handfesten Streit– Endstation Krankenhaus. Mike wird untersucht und verbunden. Er hat keine ernsthaften Verletzungen davongetragen. Doch ob hier ist ihre Freundschaft eine andere…


Heimkinotipp: ENKEL FÜR ANFÄNGER | Regie: Wolfgang Groos  | DE 2020

Karin (Maren Kroymann), Gerhard (Heiner Lauterbach) und Philippa (Barbara Sukowa) haben nicht nur ihr Rentenalter gemein, sondern auch die die Angst vor der Langeweile im Alltag. Die quirlige Philippa hat dagegen vorgesorgt und kümmert sich als Paten-Oma regelmäßig um betreuungsbedürftige Kinder aus der Nachbarschaft. Etwas, was für Karen und insbesondere Gerhard eigentlich gar nicht infrage kommt. Doch manchmal kommt es eben ganz anders und so findet sich Karin schon bald als Betreuerin zweier aufgeweckter Patchwork-Geschwister wieder, die mit dem unsteten Umfeld ihrer Familie heillos überfordert sind. Und auch der verhärmte Witwer Gerhard erkennt in einem kleinen russischen Jungen zunächst sich selbst wieder und entdeckt später die Freude daran, wie es ist, auch im hohen Alter noch mal Verantwortung zu übernehmen und neue Freundschaften zu schließen. Doch damit fangen die Probleme erst an…

Auch wenn es natürlich ein Risiko ist, sich bereits Ende 2019 auf so ein Urteil festzulegen, so darf doch sehr stark daran gezweifelt werden, dass es 2020 eine bessere deutsche Komödie ins Kino schaffen wird als Wolfgang Groos‘ „Enkel für Anfänger“. Dieser Film gehört mit der ganzen Familie genossen!

Das startet am 31. Juli 2020

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 31. Juli, der mit „The King of Staten Island“ nur einen wirklich großen NEUstart zu bieten hat. Vielleicht zieht ja die Wiederaufführung von „Inception“ – passend zum zehnjährigen Jubiläum – ein paar Zuschauer an. Ansonsten bleibt es (wie auch im Heimkino) abzuwarten, dass die nächste Woche hoffentlich Interessanteres bereithält.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

THE KING OF STATEN ISLAND | Regie: Judd Apatow  | USA 2020

Scott (Pete Davidson) war erst sieben Jahre alt, als sein Vater bei einem Einsatz als Feuerwehrmann ums Leben gekommen ist. Inzwischen ist er Mitte Zwanzig und hat im Leben nicht viel erreicht – sein Traum von einer Karriere als Tattoo-Künstler scheint in weiter Ferne zu liegen. Während seine ambitionierte jüngere Schwester (Maude Apatow) aufs College geht, wohnt Scott noch immer bei seiner überarbeiteten Mutter (Marisa Tomei). Sein Alltag besteht aus dem Konsum nicht immer legaler Substanzen, Abhängen mit seinen ebenso verpeilten Freunden und gelegentlichen Sex-Dates mit seiner Kindheitsfreundin Kelsey (Bel Powley). Doch als seine Mutter beginnt, einen großmäuligen Feuerwehrmann (Bill Burr) zu daten, löst das eine Kette von Ereignissen aus, die Scott zwingen, sich seiner Vergangenheit zu stellen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Regisseur und Autor Judd Apatow macht mit „The King of Staten Island“ das, was er am besten kann und wirft einen authentischen, gleichermaßen tragischen wie komischen Blick auf einen zunächst unausstehlichen, später jedoch immer liebenswürdigeren Loser, den Pete Davidson mit absoluter Hingabe verkörpert. Ausgerechnet dank der üppigen Laufzeit von zweieinhalb Stunden umgeht Apatow dabei viele Klischees.

AUF DER COUCH IN TUNIS | Regie: Manele Labidi | FR/TUN 2019

Die Psychologin Selma hat einen wahnwitzigen Plan: Sie will in ihr Heimatland Tunesien zurückkehren, um dort eine Praxis für Psychotherapie zu eröffnen. Das Vorhaben der selbstbewussten Französin stößt erst einmal auf Skepsis und Widerstand – aber auch auf sehr großes Interesse. Denn der Redebedarf der tunesischen Bevölkerung ist enorm. Weil die bürokratischen Mühlen langsam mahlen, empfängt Selma ihre gesprächigen Kunden auf dem Dach eines Wohnhauses in Tunis. Die Kuriositäten und bunten Charaktere der alten Heimat begegnen ihr jedoch längst nicht nur in den therapeutischen Sitzungen. Und so trifft sie unter anderem auf eine hochemotionale Beautysalon-Besitzerin mit Mutterkomplexen, einen depressiven Imam, einen Mann mit politisch-erotischen Träumen, einen mysteriösen Fremden mit freudschen Zügen, einen bermoralischen Polizisten und auf ihre feministische Nichte…


CODY – WIE EIN HUND DIE WELT VERÄNDERT | Regie: Martin Skalsky  | CH 2019

Eine junge Familie adoptiert den rumänischen Straßenhund Cody in die Schweiz. Cody wächst ihr schnell ans Herz, verändert ihr Leben und eröffnet ihr eine neue Welt: das Zusammenleben von Mensch und Tier. Auf der Suche nach den Spuren seiner Vergangenheit erfährt die Familie mehr über das Leben in Rumänien, das Cody hinter sich gelassen hat. Er war dort mit der Streuner-Hündin Blanche in Freiheit, aber auch in ständiger Gefahr, umzukommen. Was passiert, wenn er mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird und seine Gefährtin wiedersieht? Wie wird er sich entscheiden – bleibt er in seiner Familie oder bevorzugt er das Leben mit Blanche?

Codys Schicksal führt zu wichtigen Themen unserer Zeit: Wie gehen Menschen mit ihrer Umwelt, insbesondere mit Tieren um – und sind sie dazu bereit, ihnen Rechte einzuräumen?


Heimkinotipp: ONWARD – KEINE HALBEN SACHEN | Regie: Dan Scanlon  | USA 2020

New Mushroomton ist eine Welt voller Zauber und wunderbarer Wesen. Oder besser gesagt: Sie war es einmal. Denn leider ist die Magie fast vollständig aus der beschaulichen Vorstadt verschwunden. Mittlerweile gehören Müll fressende Einhörner zum Stadtbild und magische Geschöpfe wie etwa Drachen findet man hier allenfalls als Haustiere wieder. Doch eines Tages erhalten die Brüder Ian und Barley von ihrer Mutter die einmalige Chance, zumindest in ihr Leben wieder einen Hauch von Magie zu lassen: Mithilfe eines Zauberstabs kann es ihnen gelingen, ihren toten Vater für einen ganzen Tag wieder zurückzuholen. Doch bei dem Versuch geht etwas gewaltig schief. Und so müssen die beiden das erste Mal seit langer Zeit wieder an einem Strang ziehen und auf einem abenteuerlichen Roadtrip eine Reihe gefährlicher Aufgaben erfüllen, eh sie ihren Dad wieder in ihre Arme schließen können…

Routiniert drückt „Onward – Keine halben Sachen“ die bewährten Pixar-Emotionsknöpfe. Doch ausgerechnet bei einem Film über Magie bleibt der heraufbeschworene Zauber aus. Was bleibt ist ein solider Abenteuer-Roadtrip, der als smarter Kommentar auf die zunehmende Verrohung der Menschheit leider hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

Das startet am 2. Juli 2020

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 2. Juli, dem Tag, an dem die Kinos deutschlandweit wieder geöffnet haben sollen. Das Programm zum Start fällt gemischt aus: deutsche Arthouse-Dramen, französisches Schmonzettenkino und eine YouTuber-Verwechslungskomödie sollen die Leute wieder in die Lichtspielhäuser locken. Doch ob das Kino so ganz ohne großen Wurf wieder an Attraktivität gewinnen kann, darf man an dieser Stelle gern noch bezweifeln. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

UNDINE | Regie: Christian Petzold  | DE/FR 2020

Undine lebt in Berlin. Ein kleines Apartment am Alexanderplatz, ein Honorarvertrag als Stadthistorikerin, ein modernes Großstadtleben wie auf Abruf. Als ihr Freund Johannes sie verlässt, bricht eine Welt für sie zusammen. Der Zauber ist zerstört. Wenn ihre Liebe verraten wird, so heißt es in den alten Märchen, muss sie den treulosen Mann töten und ins Wasser zurückkehren, aus dem sie einst gekommen ist. Undine wehrt sich gegen diesen Fluch der zerstörten Liebe. Sie begegnet dem Industrietaucher Christoph und verliebt sich in ihn. Es ist eine neue, glückliche, ganz andere Liebe, voller Neugier und Vertrauen. Atemlos verfolgt Christoph ihre Vorträge über die auf den Sümpfen gebaute Stadt Berlin, mühelos begleitet Undine ihn bei seinen Tauchgängen in der versunkenen Welt eines Stausees. Doch Christoph spürt, dass sie vor etwas davonläuft. Undine muss sich dem Fluch stellen. Diese Liebe will sie nicht verlieren.

Melancholisches, deutsches Kino aus der Hauptstadt: „Transit“-Regisseur Christian Petzold gelingt mit seinem herausragend inszenierten Liebesdrama „Undine“ eine kontemporäre, bittersüße Großstadtmär mit tiefgehenden Performances, von Paula Beer, Jacob Matschenz und Franz Rogowski. 

JEAN PAUL GAULTIER: FREAK & CHIC | Regie: Yann L’Hénoret | FR 2018

Jean Paul Gaultier gilt bis heute als einer der bemerkenswertesten Modeschöpfer unserer Zeit. Mit seiner prunkvollen „Fashion Freak Show“, einem exzentrischen Mix aus Modenschau, Varieté, Zirkus und Tanzdarbietung, hat er rund um den Erdball für Aufsehen gesorgt. Auch außerhalb des Modebusiness. Die Entstehung dieses glamourösen Events, mit dem Gaultier und sein Team bis heute durch die Welt touren, dauerte über zwei Jahre. Nun lässt der Designer seine Zuschauer regelmäßig in ein provokatives Universum eintauchen, das dem Publikum auch die Persona Jean Paul Gaultier selbst ein Stück weit näherbringen soll. Mit seinen visionären Designs, high-style Choreographien, pulsierender Musik, extravaganten Kostümen und einer aufwändigen Inszenierung lotet der Meister die Grenzen der Modeszene aus – und „Jean Paul Gaultier: Freak & Chic“ ist hautnah mit dabei.

„Jean Paul Gaultier: Freak & Chic“ begleitet den Modeschöpfer und sein Team bei der zweijährigen Vorbereitung der sogenannten „Fashion Freak Show“ und gibt neue Blicke auf das Verständnis für Mode und Schönheit, aber auch auf das Leben Jean Paul Gaultiers selbst frei. Nicht nur für Modeliebhaber ein Must-See!


MEINE FREUNDIN CONNI – GEHEIMNIS UM KATER MAU | Regie: Ansgar Niebuhr  | DE 2020

Conni (Sprecherin: Emma Breitschaft) und ihr kleiner Kater Mau sind unzertrennlich. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die beiden haben bislang keine Minute ohneeinander verbracht. Doch nun steht Connis erste Kita-Reise an. Noch nie ist Conni ohne ihre Eltern weggefahren – ein aufregendes Abenteuer steht bevor, auf das sich all ihre Kita-Kameraden freuen. Allerdings muss Conni in dieser Zeit auf ihren geliebten Kater verzichten. Während das Mädchen dies zähneknirschend hinnimmt, sieht Mau gar nicht ein, allein zuhause zu bleiben. Schwupps: Hat sich das kleine Fellknäuel im Reisebus versteckt und fährt gemeinsam mit Conni und ihren Freunden in Richtung Bergmühle. Dort angekommen fühlen sich die Jungs und Mädchen pudelwohl. Nur einer traut sich nicht so recht aus seinem Versteck: Mau, der bei seinem Versuch, seiner Conni nah zu sein, jede Menge Chaos stiftet.

Die deutsche Produktion „Meine Freundin Conni – Die Abenteuer des Kater Mau“ ist ein zuckersüßes Zeichentrickabenteuer, das nur dann einige Enttäuschungen bereithält, wenn man die Buchvorlagen in- und auswendig kennen und lieben gelernt hat. Ansonsten überzeugt der Film auf ganzer Linie.


SUICIDE TOURIST – ES GIBT KEIN ENTKOMMEN | Regie: Jonas Alexander Arnby | DK/NOR/DE 2019

Versicherungsmakler Max (Nikolaj Coster-Waldau) bekommt von seinem Arzt die schlimme Nachricht unterbreitet, dass er bald sterben muss. Nach zwei misslungenen Selbstmordversuchen erhält er eines Tages plötzlich einen überraschenden Anruf seiner früheren Kundin Alice (Tuva Novotny), die den Tod ihres Mannes Arthur aufdecken möchte, um endlich seine Lebensversicherung in Anspruch nehmen zu können. Bei seiner Recherche stößt Max auf das mysteriöse „Aurora“ Hotel, mit dem Arthur anscheinend Kontakt hatte. Ein Hotel, das sich auf geplante und betreute Suizide spezialisiert hat. Max, der ja ohnehin gerade mitten in einer Existenzkrise steckt, beginnt seine eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit in Frage zu stellen. Ist der Tod der einzige Weg raus aus dem Hotel, oder steckt hinter dem mysteriösen Gebäude noch ein anderes Geheimnis?

Regisseur Jonas Alexander Arnby inszeniert mit „Suicide Tourist – Es gibt kein Entkommen“ ein diskussionswürdiges Thema als düsteren, leider zu Anfang sehr zähen Mysterythriller. Ein gewagtes Unterfangen, das teilweise aufgeht. Unter anderem, weil Nikolaj Coster-Waldau der moralische Zwiespalt permanent ins Gesicht geschrieben steht.


DIE SCHÖNSTEN JAHRE EINES LEBENS | Regie: Claude Lelouch | FR 2019

Siege fährt der ehemalige Rennfahrer und Womanizer Jean-Louis nur noch in seiner Erinnerung ein. Doch die geht immer mehr verloren, fürchtet sein Sohn Antoine, auch wenn es scheint, als würden sich die Gedanken des alten Herrn vor allem um eine bestimmte Frau drehen: Anne, die große Liebe seines Lebens. Um seinem Vater ein Stück Lebensqualität zurückzugeben, macht sich Antoine auf die Suche nach jener geheimnisvollen Schönheit, die Jean-Louis nicht halten konnte, die er aber nie vergessen hat. Und tatsächlich macht er Anne in einem idyllischen Dorf in der Normandie ausfindig, wo die frühere Filmproduzentin einen kleinen Laden und ein erfülltes Leben führt. Sie nimmt die Einladung nur zögerlich an. Beim ersten Besuch erkennt er sie zunächst auch nicht wieder. Doch schnell nehmen die beiden die Fäden ihrer gemeinsamen Geschichte wieder auf…

 Nach „Ein Mann und eine Frau“ sowie „Un homme et une femme, 20 ans déjá“ folgt mit „Die schönsten Jahre eines Lebens“ der dritte Teil einer romantisch-dramatischen Filmreihe, die schon immer eher von der Schauspieldynamik und weniger von erzählerischer Substanz lebte.


TAKEOVER – VOLL VERTAUSCHT | Regie: Florian Ross  | DE 2020

Die beiden Achtzehnjährigen Danny und Ludwig (Heiko und Roman Lochmann) kommen aus völlig verschiedenen Welten: Ludwig führt ein Leben in Reichtum, während der musikbegeisterte Danny jeden Cent zwei Mal umdrehen muss. Doch als sich die beiden im Europa-Park das erste Mal begegnen, wird ihnen klar, dass sie eine Gemeinsamkeit haben: ihr Äußeres. Sie sehen exakt gleich aus und werden prompt verwechselt. Die beiden nutzen die Gunst der Stunde und tauchen in ein fremdes Leben ein: Ludwig genießt den Zusammenhalt in Dannys Familie und Danny kann während seiner luxuriösen Auszeit für seinen Auftritt bei einem Song Contest üben. Doch bald schon treten die ersten Probleme auf, und das „Takeover“ droht – vor allem dank Dannys neugieriger Pflegeschwester Lilly – außer Kontrolle zu geraten. Alles steuert auf einen spektakulären Showdown beim großen Song Contest zu…


SIBERIA | Regie: Abel Ferrera | IT/DE/MEX 2020

Clint (Willem Dafoe) ist ein vom Leben gezeichneter Mann. Um endlich seinen inneren Frieden zu finden, hat er sich in eine einsame Hütte in den verschneiten Bergen zurückgezogen. Dort betreibt er ein kleines Café, in das sich nur selten Reisende oder Einheimische verirren. Aber selbst in der Abgeschiedenheit findet Clint keine Ruhe. Eines schicksalhaften Abends bricht er mit seinem Hundeschlitten auf, getrieben von der Hoffnung, sein wahres Ich zu finden. Eine Reise durch seine Träume, Erinnerungen und Fantasien beginnt.

US-Regisseur und Drehbuchautor Abel Ferrara schickt in dem magischen Drama „Siberia“ den großartigen Willem Dafoe („Der Leuchtturm“) auf eine aufregende Odyssee ins Unterbewusstsein. Seine Weltpremiere feierte der Film auf der Berlinale, wo er geteiltes Feedback erhielt.


Heimkinotipp: EIN VERBORGENES LEBEN | Regie: Terrence Malick  | DE/USA 2019

Franz Jägerstätter und seine Frau Fani bewirtschaften einen kleinen Bauernhof im oberösterreichischen Bergdorf St. Radegund. Der Anschluss ihres Landes an das Deutsche Reich (1938) hat zunächst kaum Auswirkungen auf den Alltag des Ehepaares. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beginnt sich indes auch in dem Provinzstädtchen vieles zu verändern. Wiederholt eckt Franz mit seiner Ablehnung von Hitlers menschenverachtender Politik an. Als Franz und alle anderen, kampffähigen Männer der Gegend zur Wehrmacht einberufen werden, wendet sich der strenggläubige Katholik zunächst an seinen lokalen Pfarrer, danach sogar an den Bischof. Schnell muss er einsehen, dass er bei seinem Plan, aus Gewissensgründen den Dienst an der Waffe zu verweigern keinen kirchlichen Beistand erhält. Dennoch bleibt er standhaft…

Terrence Malick kehrt mit einem ergreifenden Märtyrer-Biopic zum Geschichten erzählen zurück, ohne dabei den von ihm gewohnten Rausch der Bilder hintenanzustellen. Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, wird mit einem visuell, vor allem aber emotional atemberaubenden Kino-Erlebnis belohnt.

Unantastbar – Der Fall Harvey Weinstein

Wenige Wochen nach dem rechtskräftigen Urteil gegen das Medienmogul erscheint mit UNANTASTBAR – DER FALL HARVEY WEINSTEIN eine Dokumentation, die einen erschütternden Einblick hinter die Kulissen Hollywoods bietet und die Frage beantwortet, was einen solchen Skandal erst möglich machte. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.

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