Es ist zu deinem Besten

Drei Väter auf zweifelhafter Rettungsmission – in ES IST ZU DEINEM BESTEN kommt es zu einem Szenario, wie man es zuletzt aus „Monsieur Claude und seine Töchter“ kannte. Nur kann man hier wenigstens bedenkenlos lachen. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.

OT: Es ist zu deinem Besten (DE 2020)

Der Plot

Sie könnten unterschiedlicher kaum sein: Arthur (Heiner Lauterbach) ist ein konservativer Wirtschaftsanwalt und lebt in einer prächtigen Stadtvilla in Berlin. Kalle (Jürgen Vogel) ist Bauarbeiter und ein Kumpeltyp mit erhöhtem Aggressionspotential. Und der harmoniebedürftige Yus (Hilmi Sözer) arbeitet als Physiotherapeut. Eines haben die drei Schwäger aber gemeinsam: Ihre Töchter haben sich verliebt! Arthurs Tochter Antonia (Janina Uhse) lässt ihre Hochzeit mit einem aufstrebenden Anwalt platzen, weil sie ihr Herz an einen linken Weltverbesserer (Jacob Matschenz) verloren hat. Kalles Tochter Luna (Lisa-Marie Koroll) ist einem Aktfotografen (Andreas Pietschmann) verfallen, der sich als früherer Klassenkamerad ihres Vaters entpuppt. Und Yus‘ Tochter Sophie (Lara Aylin Winkler) schwänzt heimlich die Schule, um jede freie Sekunde mit Andi (Junis Marlon) zu verbringen, der Kontakte zur Drogenszene hat. Also schließt das ungleiche Väter-Trio einen heimlichen Pakt: Die ungeliebten Schwiegersöhne in spe müssen weg! Hinter dem Rücken ihrer Frauen und Töchter begeben sich die selbsternannten „Super-Schwäger“ auf eine aberwitzige Mission, um die Verehrer loszuwerden. Mit allen Mitteln!

Kritik

Die französische Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ avancierte vor sechs Jahren zu einem riesigen Überraschungserfolg. Wenngleich dieser mit einem faden Beigeschmack um die Ecke kam, denn mit seiner unangenehm zur Schau gestellten „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!“-Mentalität bettelte Philippe de Chauverons Regiearbeit, die 2019 sogar eine Fortsetzung erfuhr, Gefahr, regelrecht um Applaus von der falschen Seite. Marc Rothemunds „Es ist zu deinem Besten“ basiert nun zwar eigentlich auf einer Erfolgscomedy aus Spanien („Es Por Tu Bien“), da diese hierzulande aber so gut wie unbekannt ist, kommt man um einen Vergleich mit „Monsieur Claude“ nicht herum. In diesem Fall sind es gleich drei Väter, die sich Sorgen um die amouröse Zukunft ihrer Töchter machen und daher einen Pakt schließen, die vermeintlich unheilbringenden Männer möglichst rasch wieder loszuwerden. Dankenswerterweise wird in „Es ist zu deinem Besten“ darauf verzichtet, den Schwiegerväter-Schwiegersohn-Fehden auch noch irgendwelche politisch-ethnische Diskussionen beizumengen; das Höchste der Gefühle ist dahingehend die Auseinandersetzung zwischen konservativem Bonzen und linkem Anarcho, und die Streitigkeiten die sich hieraus ergeben, sind genau wie alles andere an „Es ist zu deinem Besten“ harmlos.

Wer versteckt das Koks im Spind des Schiegersohns ins spe? Kalle (Jürgen Vogel), Arthur (Heiner Lauterbach) und Yus (Hilmi Sözer).

Dabei kündigte sich dies zunächst ganz anders an, denn lange bevor die Presse über den nun anstehenden Kinostart berichtete, machte erst einmal ein Miniskandal um das Filmplakat die Runde. In den sozialen Netzwerken echauffierten sich einige aufmerksame Filmfreunde darüber, dass auf dem Poster zu „Es ist zu deinem Besten“ ausschließlich die Namen der drei Hauptdarsteller Heiner Lauterbach, Jürgen Vogel und Hilmi Sözer zu lesen sind, nicht aber die ihrer Filmtöchter Janina Uhse, Lisa-Marie Koroll und Lara Aylin Winkler, geschweige denn einigen anderen (weiblichen) Nebendarstellerinnen. Wenngleich dieser Aufschrei sicher nicht ganz unbegründet entstand, ist der Gegenstand des Streits kaum sexistischen Ursprungs. Auch wenn es mittlerweile eine neue Plakatfassung gibt, ist es eben einfach üblich, wahlweise die bekanntesten und/oder die für den Film wichtigsten Namen von Schauspielerinnen und Schauspielern auf ein Poster zu drucken – und im Zentrum von „Es ist zu deinem Besten“ stehen nun mal Lauterbach, Vogel und Sözer, die nicht nur einen Großteil der Laufzeit allein bestreiten, sondern deren Sichtweise das Skript von Hans G. Raeth („Da muss Mann durch“) und Felix Starck konsequent einnimmt. Nun darf man natürlich trotzdem die Frage stellen, inwiefern denn die Storythematik noch zeitgemäß ist. Das Motiv des überbehütenden Vaters, der dem neuen Freund seiner Tochter misstraut und ihr dadurch ja in erster Linie Misstrauen entgegenbringt und gleichermaßen die Fähigkeit eigener Entscheidungen abspricht, wirkt durch und durch antiquiert.

„Insbesondere in der zweiten Hälfte kristallisieren sich nach und nach die Beweggründe dafür heraus, weshalb die Väter so aufopferungsvoll gegen die Partner ihrer Töchter zu Felde ziehen.“

Doch auch wenn es in „Es ist zu deinem Besten“ den ein oder anderen Gag gibt, der ins Leere läuft, weil er in seiner Konstruktion vorhersehbar, altbacken oder eben einfach nicht lustig ist, so überzeugt der Film am Ende doch vor allem, weil Regisseur Marc Rothemund nach „Mein Blind Date mit dem Leben“ und „Dieses bescheuerte Herz“ ein weiteres Mal gut darin fährt, Humor mit Herz zu verbinden – auch wenn „Es ist zu deinem Besten“ nur bedingt prädestiniert dafür scheint, dass hier zwischen den Eskapaden der grobmotorisch gegen die Schwiegersöhne intrigierenden „Super-Schwäger“ überhaupt noch Platz für Emotionen bleibt. Doch es gibt ihn. Insbesondere in der zweiten Hälfte kristallisieren sich nach und nach die Beweggründe dafür heraus, weshalb die Väter so aufopferungsvoll gegen die Partner ihrer Töchter zu Felde ziehen. Wenngleich es keinerlei tiefenpsychologische Analyse bedürfte, um zu erkennen, dass hier vor allem die Angst vor einem baldigen Verlust, der ungelenke Umgang mit zwischenmenschlichen Ausnahmesituationen oder schlicht Konfliktscheue die Ursache für das Verhalten der Väter ist, so ist das Drehbuch doch feingliedrig genug, um es nicht blind als leidenschaftliche Vaterliebe lobzupreisen. Und so besteht das Happy End dann auch daraus, dass die Väter ihre Töchter endlich als erwachsene Frauen wahrnehmen, während sie für ihr Verhalten ernsthaft gerügt werden.

Luna (Lisa-Marie Koroll) nimmt ihren Freund Pierre (Andreas Pietschmann) vor ihrem Vater in Schutz.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Heiner Lauterbach („Enkel für Anfänger“), Jürgen Vogel („Gott, du kannst ein Arsch sein“) und Hilmi Sözer („Die Wolf-Gäng“) zuvor nicht noch der Prämisse angemessen über die Strenge schlagen dürfen. Kurioserweise ist „Es ist zu deinem Besten“ immer dann am lustigsten, wenn die Szenen möglichst wenig konstruiert wirken. Wenn die drei Antonias Weltverbesserer-Freund Alex in der Nacht vor der Hochzeit in einem Club abfüllen und danach sturzbetrunken in einen Reisebus setzen, dann ist das in seiner Dreistigkeit schon zum Schmunzeln, aber es ist eben auch eine typische, nicht unbedingt besonders kreative Komödien-Filmszene. Seine Stärken hat „Es ist zu deinem Besten“ woanders – nämlich immer dann, wenn das abstruse Ausmaße annehmende Verhalten der drei Super-Schwäger auf ihr ahnungsloses Umfeld prallt und Spleens auf Spleens treffen. Das erste Kennenlernen zwischen dem konservativen Arthur und seinem linken Aktivisten-Schwiegersohn etwa gehört dazu. Aber auch Kalles regelmäßige Wutausbrüche, auf die seine Ehefrau mittlerweile nur noch genervt reagiert, anstatt sich davon ernsthaft einschüchtern zu lassen.

„‚Es ist zu deinem Besten‘ ist immer dann am lustigsten, wenn die Szenen möglichst wenig konstruiert wirken.“

Lauterbach, Vogel und Sözer müssen sich für ihre Performances nur bedingt aus ihrer bisherigen Komfortzone bewegen. Die Interaktion zwischen den Dreien ist das Herzstück des gesamten Films, wenngleich keiner von ihnen darstellerisch besonders gefordert wird. Das gilt auch für den Rest des Casts, aus dem am ehesten noch die ehemalige „Bibi & Tina“-Darstellerin Lisa-Marie Koroll heraussticht, die sich in „Es ist zu deinem Besten“ einer Typveränderung unterzieht, zu der man sie nur beglückwünschen kann. Gemeinsam mit Janina Uhse („Der Vorname“) und Lara Aylin Winkler („Rate Your Date“) komplettiert sie ein stimmiges Töchter-Trio, von dem man am Ende gern noch ein wenig mehr gesehen hätte.

Fazit: Eine sympathische Komödie mit überraschend viel Herz – „Es ist zu deinem Besten“ ist die deutsche Antwort auf „Monsieur Claude und seine Töchter“, nur ohne die unangenehm rassistischen Untertöne und mit charismatischen Hauptfiguren.

„Es ist zu deinem Besten“ ist ab dem 8. Oktober in den deutschen Kinos zu sehen.

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