Rate Your Date

Die große, wahre Liebe via Online-Dating zu finden ist nicht einfach. Warum also keine eigene App entwickeln, um ständige Enttäuschungen zu verhindern? Genau das versuchen Alicia von Rittberg und Marc Benjamin in der Großstadt-Liebeskomödie RATE YOUR DATE. Ob’s geklappt hat, verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Eine Smartphone-App, die es dem User möglich macht, seine romantischen Verabredungen zu bewerten – das wäre doch eine Superidee, um sich und andere schon im Vorhinein vor Enttäuschungen zu bewahren. Diesen Einfall haben die von ihrem Liebesleben desillusionierten Teresa (Alicia von Rittberg) und Patricia (Nilam Farooq). Als sie den Programmierer Anton (Marc Benjamin) und seinen steinreichen Kumpel Paul (Edin Hasanovic) treffen, wird das Ganze kurzerhand in die Tat umgesetzt. Zunächst ist die neue App auch ein Riesenerfolg und erfüllt genau, was das Quartett sich von ihr versprochen hatte. Aber bald müssen die jungen Leute feststellen, dass die Kategorisierung von Menschen als #Crazybitch, #Heartbreaker, #Hinhalter oder #Sextremist nicht nur positive Seiten hat…
Kritik
Nach der, was die Prämisse angeht, ähnlich gelagerten Episoden- und Ensemble-Farce „Safari – Match Me If You Can“ kommt hier eine weitere, plump auf ein junges Publikum zugeschnittene Online-RomCom aus deutschen Studios. Im Pressetext wird der Streifen von Regisseur und Autor David Dietl („Berlin Bouncer“) als „moderne Komödie über die Unmöglichkeit der Liebe in Zeiten unendlicher digitaler Möglichkeiten“ angekündigt. Das klingt, als ob es im Jahre 2019 ausgeschlossen wäre, den Partner fürs Leben oder einfach nur einen netten Menschen auf irgendeine andere Weise kennenzulernen als über soziale Medien und Dating-Apps. Genauso sieht die schöne, neue Großstadtwelt von „Rate Your Date“ dann auch wirklich aus. Was natürlich absurder, weltfremder Quatsch ist.
Auf einer so schwachen Grundlage einen kompletten Film aufzubauen sowie dessen Figuren und ihr Handeln zu konzipieren, programmiert das Scheitern in Sachen Glaubwürdigkeit und Nachfühlbarkeit geradezu vor. Wenn das Publikum dann auch noch schlucken soll, dass es möglich ist, eine so komplexe App, wie sie vom Drehbuch beschrieben wird, innerhalb kürzester Zeit zusammen zu klatschen, online zu bringen und gleich Abertausende von Usern zu finden, ist es mit der Authentizität endgültig vorbei. Dazu wirkt die in der zweiten Hälfte angebrachte Gesellschaftskritik bezüglich Online-Mobbings eher halbherzig, fast schon verlogen. Ganz zu schweigen davon, dass sich unsere Start-Up-Helden nebenbei selbstverständlich unsterblich ineinander vergucken sollen…
Ganz so schlimm wie die genannte Vollkatastrophe „Safari – Match Me If You Can“ ist „Rate Your Date“ nicht. Wird hier doch zumindest ansatzweise versucht, einen, wenn schon an den Haaren herbeigezogenen, dennoch sich halbwegs an den Genre-Regeln orientierenden Storybogen zu spannen. Mit der von Nilam Farooq („Heilstätten“) gespielten Patricia taucht zudem wenigstens eine halbwegs vernünftige, authentisch wirkende Figur in diesem Panoptikum der Klischee-Archetypen auf. Das allein rettet das Werk allerdings längst nicht.
Damit eine Liebeskomödie funktioniert, ist es unabdingbar, dass der Zuschauer sich mit den Protagonistinnen und Protagonisten identifizieren und ihnen die Daumen drücken kann. Die uns hier vorgesetzten Charaktere sind aber durch die Bank entweder Unsympathen wie der von Edin Hasanovic („You Are Wanted“) verkörperte, nervige und verzogene Womanizer Paul. Oder sie sind schrecklich einfältig wie der begabte, dabei schüchtern-neurotische Anton (Marc Benjamin, „Vielmachglas“) sowie auf fast schon peinliche Weise verzweifelt wie die ach so glücklose Teresa (Alicia von Rittberg, „Jugend ohne Gott“). So ist es dem Publikum schnell völlig egal, was mit ihnen passiert. Über, beziehungsweise mit ihnen lachen tut es ohnehin nicht, da die Irrungen, Wirrungen und Verwicklungen der Vier nie wirklich charmant oder witzig, sondern absehbar, allzu bemüht und konstruiert daherkommen. Die meisten Zuschauer dürften sich eher wünschen, dass die 105 Minuten möglichst bald vorbei sind. So kann man dieses unlustige, unecht und ungelenk auf relevant getrimmte Szenario endlich wieder vergessen, um für Begegnungen mit realen Menschen offen zu sein.
Fazit: Unrealistisch, unromantisch, nur mäßig amüsant und streckenweise sogar nervig – „Rate Your Date“ ist all das, was eine Liebeskomödie nicht sein soll.
„Rate Your Date“ ist ab dem 7. März in den deutschen Kinos zu sehen.