Safari – Match Me If You Can

In Rudi Gauls Episodenkomödie SAFARI – MATCH ME IF YOU CAN stehen über eine App flirtende Großstädter im Mittelpunkt. Und die sind leider allesamt ziemlich unausstehlich. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik zum Film.

Der Plot

Ein Klick auf Safari und die Erfüllung der Träume ist greifbar nah… Der umschwärmte Pilot Harry (Justus von Dohnányi) hat Sex mit dem Social-Media-Sternchen Lara (Elisa Schlott), seine Frau Aurelie (Sunnyi Melles), die nichts von dem Doppelleben ihres Mannes ahnt, therapiert David (Max Mauff) und gibt ihm Ratschläge, wie er seine Jungfräulichkeit verlieren kann. Die 48-jährige Mona (Juliane Köhler), Dauersingle, sehnt sich endlich nach einem Partner. Zunächst verhilft sie David zu seinem wirklich ersten Mal, dann trifft sie auf den alleinerziehenden Life (Sebastian Bezzel), der ist aber vom gemeinsamen Sex im Volvo überfordert. Fanny (Friederike Kempter), strenge Vegetarierin mit Wunsch nach Familie, trifft den gutaussehenden Arif (Patrick Abozen), ein selbst ernannter Verführungskünstler… Bald schon denken alle nur noch an eines – Flucht oder Liebe?

Kritik

Die Dating-App Tinder hat das moderne Liebesleben um ein Vielfaches vereinfacht. Wer nur auf den schnellen Sex aus ist, wird dort sowieso fündig. Und mit ein bisschen Glück und Geschick trifft man vielleicht sogar auf die große Liebe. Mit dem Reiz eines unverfänglichen Flirts kann das Smartphone-Programm natürlich nicht mithalten. Und so ist es eigentlich nur konsequent, wenn eine Liebeskomödie aus dem Jahr 2018 kaum noch so richtig romantisch ist. Das ist allerdings nicht das größte Problem an der Regiearbeit von Rudi Gaul („Das Hotelzimmer“). Sein episodenhaft aufgezogener Film „Safari – Match Me If You Can“ krankt an allen Ecken und Enden. Von der unausgegorenen Tonalität über die mitunter unerträglich gekünstelten Dialoge bis hin zu hanebüchenen Drehbuchentscheidungen manövriert sich der zweifelsohne namhafte Cast durch eine, respektive mehrere Liebesgeschichten, die offenbar alle ein lebensechtes Abbild von Liebesangelegenheiten im Jahr 2018 darstellen sollen. Doch trotz seines übergeordneten Themas einer Dating-App wirkt Gauls Film seltsam überholt, der Humor altbacken und der Umgang mit sozialen Medien scheint den Verantwortlichen fremd zu sein. die augenscheinlich noch nie selbst welche von ihnen genutzt haben. All diese fragwürdigen Zutaten machen „Safari“ zu einer echten Nervenprobe.

Fanny (Friederike Kempter) ist wenig begeistert von der ersten Begegnung mit ihrem Date Arif (Patrick Abozen).

Es ist naheliegend, dass die Macher für ihre Episoden-Comedy eine fiktive App in den Mittelpunkt rücken, um keinen richtigen „Tinder-Film“ draus zu machen. Das Konzept der gleichnamigen Applikation ist dann auch direkt das Spannendste an „Safari“. Um das Programm zu nutzen, muss man sich nämlich zunächst ein Tier aussuchen, das am ehesten die eigenen Bedürfnisse widerspiegelt. Ist man nun ein treuer Pinguin oder eher ein rammelnder Hase? Anschließend geht es auf die Pirsch, beziehungsweise durch den Großstadtdschungel, bei dem es sich angenehmerweise nicht um jenen von Berlin, sondern den von München handelt, was immerhin einige nette, unverbrauchte City-Panoramen zutage fördert. Im erzählerischen Mittelpunkt von „Safari“ stehen derweil verschiedene Nutzer: etwa ein dauergeiler Hochstapler, ein gequältes Hipster-Deutsch sprechender Fitnessfreak, ein alleinerziehender Vater sowie ein ein falsches Spiel mit ihren Followern treibendes Instagram-Sternchen. Diese Figurenkonstellation gibt zwar durchaus einen breit gefächerten Einblick darin, was für Typen die Safari-App verwenden. Doch wie das bei Episodenkomödien meistens ist, sind die einzelnen Erzählstränge von völlig unterschiedlicher Qualität. Und damit meinen wir in diesem Fall, dass die besseren Subplots gerade mal okay sind (was in der Regel mit den Darstellern zu tun hat), die schlechten dagegen völlig missraten.

Da wir keine Moralapostel spielen möchten, gehen wir auf die ein oder andere fragwürdige Botschaft in „Safari“, etwa zum Thema Untreue, an dieser Stelle gar nicht weiter ein. Zumal wahrzunehmen ist, dass die Gesellschaft zunehmend aufgeschlossener wird, was offene Beziehungen, Polyamorie und das Wegbewegen von klassischen Beziehungsmustern angeht. Dazu passt auch der zu Beginn bereits beschriebene Eindruck, „Safari“ sei so gar nicht romantisch. Das wäre auch erst einmal nicht schlimm, doch leider scheinen sich die Verantwortlichen so sehr in ihrer progressiven Erzählerrolle zu gefallen, dass sie es darüber verpassen, ihren Figuren überhaupt irgendeine sympathische Facette abzugewinnen. Ganz so, als käme mit dem fehlenden Verständnis für Liebe und Romantik auch die Menschlichkeit abhanden – und das ist wiederum ganz schön konservativ gedacht. Kommt dazwischen dann doch mal ein Funken Gefühl zum Vorschein, hat dieser in der Regel nichts mit den Figuren an sich zu tun, sondern geht beispielsweise mit einem schweren Schicksalsschlag einher. Der von Sebastian Bezzel („Sauerkrautkoma“) verkörperte Life besitzt etwa nur deshalb auch eine tragische Seite, weil sich die Mutter seiner Tochter einst von ihm trennte. Davon abgesehen lassen sich sämtliche Charaktere in „Safari“ auf ihre Funktion als App-Nutzer beschränken. Das ist zwangsläufig ganz schön oberflächlich.

Der Adler alias Pilot Harry (Justus von Dohnányi) weiß, was ankommt bei den Frauen.

Drehbuchautorin Friederike Klingholz unterstreicht diesen Eindruck, indem sie sämtlichen Charakteren irgendeinen vermeintlich amüsanten Spleen andichtet, es dabei aber nicht nur maßlos übertreibt, sondern auch erschreckend inkonsequent ist. Friederike Kempters Charakter hat mal einen auffälligen Akzent und mal keinen, bei der Figur von Patrick Abozen weiß man nie, ob sein schrecklich aufgesetzter Jugendslang die Sprache der Digital Natives nun aufs Korn nehmen, oder ernst gemeint sein soll. Und spätestens, wenn echte soziale Medien wie etwa Instagram in die Handlung miteinbezogen werden, stehen die hier dargestellten Follower- und Klickzahlen im größtmöglichen Kontrast dazu, wie derartige Hausnummern im wirklichen Leben funktionieren würden. Und wo wir gerade bei der Story rund um die Instagram-Berühmtheit sind: Diese wird zwischendrin sogar einfach abgebrochen und im weiteren Verlauf überhaupt nicht mehr aufgegriffen. Das alles wäre wohl nur halb so tragisch, wäre „Safari – Match Me If You Can“ denn wenigstens unterhaltsam. Doch die von Friederike Klingholz anvisierten Pointen verpuffen fast ausschließlich im Nichts und Rudi Gaul mangelt es sichtbar an dem Vermögen, den auf der Strecke bleibenden Witz mithilfe von inszenatorischer Finesse auszugleichen. Lediglich auf audiovisueller Ebene gelingt ihm der Einbezug der Safari-App ins echte Leben passabel. Gäbe es Safari wirklich, dann hätte sie vermutlich genau diesen Einfluss auf das Leben ihrer Nutzer, wie er hier dargestellt wird. Doch so richtig interessant ist das letztlich auch nicht, wenn es sich bei den Nutzern allesamt um solche ätzenden Zeitgenossen handelt.

Fazit: „Safari – Match Me If You Can“ gibt vor, einen Einblick in moderne Liebesangelegenheiten zu bieten, doch wenn man einmal genauer hinschaut, dann sind Umsetzung und Story trotz App-Überbau überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Ganz davon abgesehen, dass der Film einfach nicht lustig und die Figuren fast ausschließlich unausstehlich sind.

„Safari – Match Me If You Can“ ist ab dem 30. August in den deutschen Kinos zu sehen.

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