Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 29. Oktober, an dem gleich zwei Filme mit Hexenthematik in die Kinos kommen. Robert Zemeckis‘ „Hexen hexen“ ist ein gelungenes Remake des Roald-Dahl-Klassikers, „Der Hexenclub“ dagegen wurde der Presse vorab nicht gezeigt. Der erste „Yakari“-Kinofilm dagegen schon – und der ist genauso sehenswert wie Julia von Heinz‘ Antifa-Drama „Und morgen die ganze Welt“. Ziemlich viel Stoff also, den es in dieser Woche zu entdecken gilt.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
HEXEN HEXEN | Regie: Robert Zemeckis | USA 2020

Robert Zemeckis’ visuell innovativer Film ist eine Neubearbeitung von Roald Dahls beliebter Geschichte „The Witches“ für ein modernes Publikum und erzählt die schwarzhumorige und herzerwärmende Geschichte eines jungen Waisenjungen (Jahzir Bruno), der Ende 1967 zu seiner liebevollen Großmutter (Octavia Spencer) in die ländliche Stadt Demopolis in Alabama zieht. Als der Junge und seine Großmutter auf einige trügerisch glamouröse, aber durch und durch teuflische Hexen treffen, verfrachtet diese unseren jungen Helden klugerweise in ein opulentes Seebad. Bedauerlicherweise kommen sie genau zur selben Zeit an, zu der die Hoch-Großmeisterhexe der Welt (Anne Hathaway) ihre Weggefährtinnen aus allen Teilen des Erdballs – unter falscher Identität – versammelt hat, um ihre ruchlosen Pläne zu verwirklichen.

Wo früher die handgemachten Masken und gruseligen Make-Up-Fratzen für Gänsehaut sorgten, sind es im Jahr 2020 natürlich vor allem Schockeffekte aus dem Computer. Doch Robert Zemeckis weiß diese stimmungsvoll einzusetzen und liefert einen angenehm kantigen Fantasy-Grusler ab, gerade richtig als Horroreinstieg und Roald-Dahl-typisch gleichermaßen komisch wie bitterböse.
YAKARI – DER KINOFILM | Regie: Toby Genkel, Xavier Giacometti | BEL/FR/DE 2020

Yakari hat einen Traum: Er möchte eines Tages auf Kleiner Donner reiten, dem Wildpferd, das noch von keinem Sioux gezähmt werden konnte. Als die Jäger seines Stammes eine Herde Mustangs einfangen, kann Kleiner Donner mit einem mächtigen Sprung wieder entkommen. Yakari folgt dem jungen Pferd und befreit es, als es seinen Huf unter einem Felsen eingeklemmt hat. Für diese mutige Tat verleiht ihm Großer Adler, Yakaris Totemtier, die Gabe, mit Tieren zu sprechen. Auf der Suche nach Kleiner Donner gerät Yakari in einen reißenden Fluss. Er klammert sich an einen Baumstamm, stürzt aber dennoch einen Wasserfall herab und treibt den Fluss hinunter, weit weg von seiner Heimat. Nun ist es Yakari, der die Hilfe von Kleiner Donner braucht: Gemeinsam machen sie sich auf den weiten und abenteuerlichen Rückweg durchs Gebirge. Dabei treffen die beiden nicht nur viele verschiedene Tiere, es machen ihnen auch Kälte und Hunger zu schaffen…

Wunderschöne Animationen, niedliche Charaktere, knuffige Tiere und eine spannende, temporeiche Story, garniert mit familienfilmtypischen Botschaften – „Yakari – Der Kinofilm“ ist perfekt auf die ganz junge Zielgruppe zugeschnitten. Aufgrund der liebevollen Inszenierung und der tollen Optik dürften sich aber auch die erwachsenen Begleitpersonen nicht im Kino langweilen.
UND MORGEN DIE GANZE WELT | Regie: Julia von Heinz | DE/FR 2020

Luisa (Mala Emde) ist 20 Jahre alt, stammt aus gutem Haus, studiert Jura im ersten Semester. Und sie will, dass sich etwas verändert in Deutschland. Alarmiert vom Rechtsruck im Land und der zunehmenden Beliebtheit populistischer Parteien wie der „Liste 14“, tut sie sich mit ihren Freunden zusammen, um sich klar gegen die neue Rechte zu positionieren. Zunächst durch das Hochhalten von Spruchbändern auf Demonstrationen oder bei Störungen von Reden. Schnell findet sie Anschluss bei dem charismatischen Alfa (Noah Saavedra) und dessen besten Freund Lenor (Tonio Schneider): Für die beiden ist auch der Einsatz von Gewalt ein legitimes Mittel, um Widerstand zu leisten. Bald schon überstürzen sich die Ereignisse. Und Luisa muss entscheiden, wie weit zu gehen sie bereit ist – auch wenn das fatale Konsequenzen für sie und ihre Freunde haben könnte.

„Und morgen die ganze Welt“ ist ein starker Film über eine Gruppe von Antifa-Aktivisten und eine junge Frau, die sich alsbald der Frage stellen muss, wie weit sie für ihr Anliegen gehen will. Als Charakterporträt einer innerlich zerrissenen Frau funktioniert das Drama bisweilen sogar besser denn als Auseinandersetzung mit den Methoden der Gruppe, obwohl immer wieder durchscheint, dass der Film gern beides wäre.
SCHWESTERLEIN | Regie: Stéphanie Chuat, Véronique Reymond | CH 2020

Lisa war einst eine erfolgreiche Autorin in der Berliner Theaterszene. Doch dann zog sie mit ihrem Ehemann und den gemeinsamen Kindern in die Schweizer Berge. Dort wurde Lisa von einer Schreibblockade heimgesucht. Ihr Bruder Sven erlebt ein noch schlimmeres Schicksal: Bei ihm wurde Leukämie diagnostiziert. Als der ebenso charismatische wie ambitionierte Schauspieler nach einer schlauchenden Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen wird, will er sich sofort wieder auf die Bühne begeben und seine geplante Hauptrolle in einer Neuinszenierung von „Hamlet“ einnehmen. Doch sein Regisseur ist völlig zerrissen: Er will „Hamlet“ nicht ohne Sven spielen – erstens, weil er ein Zugpferd ist, zweitens, weil ihm niemand im Ensemble in der Rolle das Wasser reichen kann. Andererseits will er Sven aber nicht zumuten, im angeschlagenen Zustand drei Stunden auf der Bühne zu stehen und eine derart an die Nieren gehende Rolle zu spielen… 
Zwei sehr gute Performances von Nina Hoss und Lars Eidinger ergeben halt noch keinen bemerkenswerten Film: Stéphanie Chuats und Véronique Reymonds „Schwesterlein“ ist ein ruhig inszeniertes und erzähltes Krebsdrama, das sich nicht so richtig traut, eine klare filmische Identität auszustrahlen.
DER HEXENCLUB | Regie: Zoe Lister-Jones | USA 2020

In der Blumhouse-Fortsetzung des Kult-Hits „Der Hexenclub“ (im Original: „The Craft:“) testen vier Teenager-Hexen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, ihre neu entdeckten Kräfte – und handeln sich damit eine Menge Ärger ein. Ebenjene Kräfte müssen sie nun vereinen, um gemeinsam aus der Misere herauszukommen.
Das Drehbuch stammt von Zoe Lister-Jones („Band Aid“), die ebenfalls die Regie übernahm. Die Hauptdarsteller und Hauptdarstellerinnen sind Cailee Spaeny („Bad Times at the El Royale“), Gideon Adlon („Der Sex Pakt“), Lovie Simone („Greenleaf“), Zoey Luna („Pose“), Nicholas Galitzine („The Beat beneath my Feet“), sowie Michelle Monaghan („Mission: Impossible – Fallout“) und David Duchovny („Californication“). Blumhouse („Paranormal Activity“…) und Red Wagon Entertainment fungieren als Produzenten.
Heimkinotipp: DU HÄTTEST GEHEN SOLLEN | Regie: David Koepp | USA 2020

Als Paar ziehen Theo und Susanna gern die Aufmerksamkeit auf sich. Der Grund: Er ist nicht bloß eine ganze Ecke älter als seine neue Freundin, er steht außerdem im Verdacht, seine Ehefrau umgebracht zu haben. So erzählt man es sich zumindest. Die erfolgreiche Schauspielerin Susanna und ihre kleine Tochter Ella hält dies allerdings nicht davon ab, gemeinsam eine neue Familie zu gründen und – um das Glück perfekt zu machen – in ein abgeschiedenes Luxushaus zu ziehen, um hier ihr Leben zu genießen. Doch in der nahe gelegenen Stadt deuten die Bewohner immer wieder an, dass es in dem Gebäude nicht mit rechten Dingen zugeht und das Paar schnellstmöglich von dort verschwinden sollte. Theo und Susanna schenken den Gerüchten zunächst keine Aufmerksamkeit, doch dann kommt es in dem Haus zu immer seltsameren Vorkommnissen…
„You Should Have Left“ wirkt auf den ersten Blick wie ein x-beliebiger Haunted-House-Horrorfilm. Doch die Gewöhnung an bekannte Mechanismen unterläuft David Koepp gekonnt und inszeniert einen verdammt gut aussehenden, überraschenden und stark gespielten Gruselfilm, dessen Figuren einem schnell ans Herz wachsen.