Schlagwort-Archiv: Travis Knight

Das startet am 2. Mai 2019

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 2. Mai, an dem die Nachwehen des „Avengers-Starts“ vergangene Woche noch deutlich zu spüren sind. Ganz große Starts bleiben aus. Selbst der neue Film mit Dwayne Johnson ist alles andere als ein Mainstream-Blockbuster. Dafür hält das Programmkino mit „Das schönste Paar“ ein tolles deutsches Drama parat.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

Sonderstart am 1. Mai: FIGHTING WITH MY FAMILY | Regie: Stephen Merchant | UK/USA 2019

Für ihre Familie ist Wrestling mehr als ein Sport, es ist das einzig Wahre im Leben – Paige (Florence Pugh) und ihr Bruder Zak (Jack Lowden), aufgewachsen in Englands Provinz, sehen ihre kühnsten Träume wahr werden, als sie beim Probetraining der World Wrestling Entertainment antreten dürfen. Die Wege der Geschwister trennen sich allerdings, als nur Paige einen Platz im hart umkämpften Ausbildungsprogramm erhält. Sie muss ihre Familie verlassen und sich von nun an allein im Ring dieser gnadenlosen Welt des Showbiz stellen. Sie ist keine konventionelle Cheerleader-Schönheit wie der Großteil ihrer Mitstreiterinnen, doch sie hat Talent, jede Menge Ehrgeiz und ein großes Ziel vor Augen: sie will endlich ihren Traum vom Wrestling leben und kommt diesem näher, als man denkt. Zak dagegen hat das Nachsehen…

„Fighting With My Family“ ist eine herzerwärmende Geschichte über familiären Zusammenhalt und ein inspirierendes Plädoyer für den Glauben an sich selbst. Damit erzählt Regisseur und Autor Stephen Merchant eigentlich nichts Neues. Aber das, was er erzählt, trägt er voller Inbrunst und Aufrichtigkeit vor, sodass man gar nicht anders kann, als mit der ehrgeizigen Wrestlerin Paige mitzufiebern.


DAS SCHÖNSTE PAAR | Regie: Sven Taddicken | DE 2018

Die beiden Lehrer Liv (Luise Heyer) und Malte (Maximilian Brückner) sind ein glückliches Paar, das seinen romantischen Sommerurlaub auf der Mittelmeerinsel Mallorca genießt. Als ein plötzlicher Überfall durch drei Jugendliche in einen sexuellen Übergriff mündet, wird ihr bisheriges Leben aus der Bahn geworfen. Zwei Jahre später. Das Paar hat an seiner Beziehung festgehalten und erstaunliche Stärke im Umgang mit dem traumatischen Erlebnis bewiesen. Doch dann begegnet Malte zufällig einem ihrer Peiniger (Leonard Kunz). Getrieben von der Sehnsucht nach Gerechtigkeit, nimmt Malte die Verfolgung des Täters auf und setzt damit die gerade zurückgewonnene Stärke, vor allem aber das Vertrauen und die Liebe von Liv aufs Spiel. Die will nämlich endgültig mit den schlimmen Erlebnissen abschließen…

Regisseur Sven Taddicken gelingt mit „Das schönste Paar“ der schwierige Spagat zwischen aufrichtiger Liebesgeschichte, Traumadrama und unterschwelligem Thriller, der das Thema sexueller Missbrauch einmal aus ganz anderer Sicht beleuchtet.


THE HOLE IN THE GROUND | Regie: Lee Cronin | IE 2019

Die allein erziehende Mutter Sarah (Seána Kerslake) versucht ihre Vergangenheit mit einem gewalttätigen Ehemann hinter sich zu lassen und zieht mit ihrem achtjährigen Sohn Chris (James Quinn Markey) an den Rand einer abgelegenen irischen Kleinstadt. Als Chris nach einem Streit in den Wald läuft, entdeckt Sarah auf der Suche nach ihm ein riesengroßes tiefes Senkloch im Boden. Chris kehrt scheinbar unversehrt zurück, doch schon bald bemerkt Sarah beängstigende Veränderungen in seinem Verhalten. Die verstörende Begegnung mit der verwirrten Nachbarin, die vor Jahren ihr eigenes Kind tötete, verstärkt Sarahs Misstrauen nur noch mehr. Ist der Junge, der in ihrem Haus lebt, wirklich ihr Sohn Chris, oder hat sie es mit einem Klon zu tun?

In „The Hole in the Ground“ erinnert so viel an so viel anderes, dass sich der Film bis zuletzt kein Alleinstellungsmerkmal erarbeiten kann. Dass er zeitweise trotzdem eine starke Atmosphäre aufbauen kann, lässt sich ihm jedoch nicht absprechen.


IM NETZ DER VERSUCHUNG | Regie: Steven Knight | USA 2019

Der von seiner Vergangenheit gezeichnete Baker Dill (Matthew McConaughey) hat sich auf eine scheinbar paradiesische Insel zurückgezogen, wo er mit seinem Boot, unterstützt von seinem Maat Duke (Djimon Hounsou), Touristen zum Hochseefischen rausfährt. Zurück an Land stattet er meist seiner Geliebten Constance (Diane Lane) einen Besuch ab und beschließt die Abende in der örtlichen Hafenspelunke. Dies findet unerwartet ein Ende, als eine neue Figur in dem täglichen Spiel aufkreuzt: Baker Dills mysteriöse Ex-Frau Karen (Anne Hathaway). Verzweifelt bittet sie ihn um Hilfe. Baker soll ihren gewalttätigen neuen Ehemann Frank (Jason Clarke) umbringen. Karen fleht Baker an, Frank mit auf sein Boot zu nehmen und ihn für eine großzügige Entlohnung auf hoher See über Bord zu werfen. Um ihres gemeinsamen Sohnes willen…

Mit welcher Überambition Autor und Regisseur Steve Knight hier scheitert, ist bemerkenswert und verhilft dem gleichermaßen hanebüchen-übertreibenden wie letztlich stinklangweiligen Möchtegern-Thriller „Im Netz der Versuchung“ immerhin zu der Chance, dass man auch in vielen Jahren noch über ihn redet – über den Film, in dem Matthew McConaughey die ganze Zeit nix Anderes tut, als zu angeln.


DER FLOHMARKT DER MADAME CLAIRE | Regie: Stéphane Brizé | FR 2018

An einem wunderschönen Sommertag wacht in einem kleinen französischen Dorf Madame Claire auf – überzeugt davon, dass heute ihr letzter Tag auf Erden sei. Claire beschließt, ihr gesamtes Hab und Gut im Garten ihres großzügigen Landhauses zu verkaufen, von wertvollen Uhren, lieb gewonnenen Antiquitäten bis hin zu handgefertigten Unikaten. Wenn sich schon ihre Erinnerungen mehr und mehr verflüchtigen, benötigt Claire auch ihre ans Herz gewachsenen Möbel und Sammlerstücke nicht mehr – das ganze Dorf kommt bei dem außergewöhnlichen Flohmarkt auf seine Kosten. Von einer alten Freundin alarmiert, kehrt Claires Tochter Marie zum ersten Mal nach 20 Jahren in ihr Zuhause zurück. Doch sie scheint nicht das einzige Gespenst aus der Vergangenheit zu sein, das die exzentrische Dame erneut aufspürt.

Trotz einer guten Catherine Deneuve und einzelnen emotionalen Elemente ist „Der Flohmarkt der Madame Claire“ aufgrund seiner unfokussierten Geschichte und seines platten Endes nur eine durchwachsene Tragikomödie ohne Nachhall.


Sonderstart am 1. Mai: ROYAL CORGI | Regie: Ben Stassen, Vincent Kesteloot | BEL 2019

Mehr Luxus geht nicht: Seit Rex als niedlicher Welpe in den Buckingham Palast gekommen ist, lebt der Corgi in Saus und Braus. Im Handumdrehen erobert der Kleine das Herz Ihrer Majestät, da haben die dienstälteren Hunde schon bald nichts mehr zu bellen. Und nicht nur Prinz Philip treibt er mit seinen Allüren bald an die Grenzen seiner Geduld. Bis zu dem Tag, an dem Rex während des Staatsbanketts zu Ehren eines US-Präsidenten mit auffallend orangen Haaren in Ungnade fällt. Schneller als die Queen „I am not amused“ sagen kann, ist es mit dem bequemen Leben vorbei. Rex landet auf den Straßen Londons, als einer unter zahllosen Streunern, die ums Überleben kämpfen. Doch so schnell gibt der Vierbeiner nicht auf. Er will beweisen, dass er verdientermaßen der Lieblingshund der Queen war. Der Weg zurück in den Palast entpuppt sich als wahre Odyssee voller Abenteuer und Gefahren.


Heimkinotipp: BUMBLEEBEE | Regie: Travis Knight  | USA 2017

Im Jahr 1987 versteckt sich das mysteriöse Maschinenwesen Bumblebee der Gestalt eines alten VW Käfers auf dem Schrottplatz einer kleinen kalifornischen Küstenstadt vor den bösen Decepticons des nahezu vollständig zerstörten Planeten Cybertron. Kurz vor ihrem 18. Geburtstag und auf der Suche nach ihrem Platz im Leben, findet die rebellische Charlie den kaputten und kampfgeschwächten Roboter, ohne zu wissen, was sich wirklich hinter dem knallgelben Auto verbirgt. Mit mechanischem Geschick und viel Geduld beginnt sie, ihn zu reparieren und lernt schnell, dass es sich hierbei keineswegs nur um eine alte Schrottmühle handelt. Als Bumblebee wieder zu neuem Leben erwacht, entwickelt sich zwischen ihm und Charlie eine ungewöhnliche Freundschaft, von der auch der Nachbarsjunge Memo schnell Wind bekommt.

„Bumblebee“ hat mit den seelenlosen Materialschlachten der „Transformers“-Reihe so gut wie nichts mehr zu tun und ist stattdessen ein hinreißendes Abenteuer voller Witz und Emotion, das zwar merklich an „E.T.“ und andere vergleichbare Filme erinnert, jedoch niemals lieblos zitiert, sondern den Charme derartiger Familienfilme leidenschaftlich zelebriert.

Das startet am 20. Dezember 2018

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 20. Dezember, an dem quasi alles erscheint, was in diesem Jahr noch übrig geblieben ist. Ob sich die Filme dadurch ihre Zuschauer klauen, wird sich zeigen. Doch zumindest „Bumblebee“ und „Aquaman“ könnten ein ähnliches Publikum ansprechen. Wie sehr die Figur der Mary Poppins heute noch zieht, dürfte ebenfalls spannend zu sehen sein. „Mary Poppins‘ Rückkehr“ bleibt zumindest qualitativ weit hinter den Erwartungen zurück. Und bei so viel Big-Budget-Konkurrenz werden die Indie-Starts erst recht keine Chance haben, auch wenn das im Falle von „Die Schneiderin der Träume“ wirklich schade ist.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

BUMBLEBEE | Regie: Travis Knight | USA 2018

Im Jahr 1987 versteckt sich das mysteriöse Maschinenwesen Bumblebee der Gestalt eines alten VW Käfers auf dem Schrottplatz einer kleinen kalifornischen Küstenstadt vor den bösen Decepticons des nahezu vollständig zerstörten Planeten Cybertron. Kurz vor ihrem 18. Geburtstag und auf der Suche nach ihrem Platz im Leben, findet die rebellische Charlie den kaputten und kampfgeschwächten Roboter, ohne zu wissen, was sich wirklich hinter dem knallgelben Auto verbirgt. Mit mechanischem Geschick und viel Geduld beginnt sie, ihn zu reparieren und lernt schnell, dass es sich hierbei keineswegs nur um eine alte Schrottmühle handelt. Als Bumblebee wieder zu neuem Leben erwacht, entwickelt sich zwischen ihm und Charlie eine ungewöhnliche Freundschaft, von der auch der Nachbarsjunge Memo schnell Wind bekommt. Als seine Feinde auf ihn aufmerksam werden, beschließen die beiden Teenies, ihrem motorisierten Freund zu helfen…

„Bumblebee“ hat mit den seelenlosen Materialschlachten der „Transformers“-Reihe so gut wie nichts mehr zu tun und ist stattdessen ein hinreißendes Abenteuer voller Witz und Emotion, das zwar merklich an „E.T.“ und andere vergleichbare Filme erinnert, jedoch niemals lieblos zitiert, sondern den Charme derartiger Familienfilme leidenschaftlich zelebriert.


DIE SCHNEIDERIN DER TRÄUME | Regie: Rohena Gera | FR/IND 2018

Im modernen Mumbai arbeitet die junge Witwe Ratna als Dienstmädchen für Ashwin, einen jungen Mann aus wohlhabendem Hause, der scheinbar alles hat, was es für ein komfortables Leben braucht. Ratna wiederum hat vor allem eins: den Willen, sich ein besseres Leben zu erarbeiten und ihren Traum zu verwirklichen, Mode-Designerin zu werden. Als Ashwins sorgfältig arrangierte Bilderbuch-Hochzeit platzt, scheint Ratna die Einzige zu sein, die Ashwins tiefe Melancholie versteht. Ashwin verliebt sich in das Hausmädchen, denn er entdeckt in ihr eine willensstarke und sinnliche Frau, die bereit ist, für ihre Träume einzustehen. Und auch Ratna entwickelt Gefühle für ihn. Dennoch ist sie für beider Umgebung nur das Dienstmädchen, das von seiner Familie entsprechend behandelt wird. Die tiefe Verbundenheit zwischen den beiden macht ihnen nur zu bewusst, wie unvereinbar die Welten sind, denen sie angehören. 

Entgegen des schmalzigen Titels ist „Die Schneiderin der Träume“ eine ruhig beobachtende Bestandsaufnahme der soziokulturellen Gefälle innerhalb des modernen Indiens, die zugleich feinfühlig und zart von einer Liebe erzählt, die laut gesellschaftlicher Normen nicht sein darf.


MARY POPPINS‘ RÜCKKEHR | Regie: Rob Marshall  | USA 2018

London in den 1930er Jahren, mitten in der Wirtschaftskrise: Michael Banks (Ben Whishaw) ist inzwischen erwachsen geworden und arbeitet für die Bank, bei der auch schon sein Vater angestellt war. Er lebt noch immer in der Cherry Tree Lane 17 mit seinen mittlerweile drei Kindern – Annabel (Pixie Davies), Georgie (Joel Dawson) und John (Nathanael Saleh) und der Haushälterin Ellen (Julie Walters). Seine Schwester Jane Banks (Emily Mortimer) tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter und setzt sich für die Rechte der Arbeiter ein. Zusätzlich hilft sie Michaels Familie wo sie kann. Als sie einen persönlichen Verlust erleiden, tritt Mary Poppins (Emily Blunt) auf magische Weise wieder in das Leben der Familie Banks und mit Hilfe ihres Freundes Jack (Lin-Manuel Miranda) kann sie die Freude und das Staunen zurück in ihr Zuhause bringen. 

„Mary Poppins‘ Rückkehr“ ist weniger Sequel als Neuauflage und schafft es dabei nur sehr vereinzelt, neue Akzente zu setzen. Die Songs gehen nicht ins Ohr und trotz einer tollen Emily Blunt und einer fantastisch designten Zeichentrick-Realfilm-Sequenz in Anlehnung an Teil eins verabschiedet sich die magische Nanny sang- und klanglos in die Bedeutungslosigkeit.


AQUAMAN | Regie: James Wan | AUS/USA 2018

Als Sohn der atlantischen Königin Atlanna und des liebenswerten Leuchtturmwärters Tim Curry ist Arthur (Jason Momoa) rechtmäßiger Anwärter auf den Thron der Unterwassermetropole Atlantis. Bisher hat er wohlweislich darauf verzichtet. Stattdessen rettet er lieber Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen, indem er sich seine ganz besonderen Fähigkeiten unter Wasser zunutze macht. Doch dann schmiedet sein Halbbruder Orm einen finsteren Plan: Als amtierender König will er alle sieben Unterwasser-Königreiche vereinen und gemeinsam gegen die Oberwelt – also die Menschen auf der Erde – in den Krieg ziehen. Arthurs damaliger Mentor Vulko und die schlagfertige Prinzessin Mera sehen in dem „Aquaman“ die einzige Hoffnung auf Frieden und appellieren an ihn, es mit seinem Bruder aufzunehmen, damit wieder Frieden in Atlantis einkehren kann…

„Aquaman“ säuft ab – der neueste Film aus dem DCEU wird mit fortlaufender Spieldauer immer mehr zu einem einzigen großen Desaster, das auch der sichtbar engagierte Jason Momoa und eine für Blockbusterverhältnisse ungewöhnlich ambitionierte Kameraarbeit nicht retten können. Gegen den plumpen Bombast kommt hier einfach Niemand an, obwohl das erzählerische Potenzial in vereinzelten intimen Szenen immer mal wieder kurz aufblitzt.

Bumblebee

Aus der „Transformers“-Reihe ist längst die Luft raus. Trotzdem erhält mit BUMBLEBEE einer der bekanntesten Autoroboter sein eigenes Spin-Off. Weshalb das so ganz anders ist als die Michael-Bay-Eskapaden und der Film dadurch zu den unterhaltsamsten des Jahres zählt, das verraten wir in unserer Kritik.

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Das startet am 2. März 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 2. März, an dem „Logan“ klar den Ton angeben dürfte. Die meisten Zuschauer in die Programmkinos ziehen, dürfte hingegen Martin Scorseses Herzensprojekt „Silence“, auch wenn man sich hier auf drei lange (und sich noch länger anfühlende) Kinostunden einstellen muss. Mit einem riesigen Fragezeichen versehen ist der Horrorfilm „Wolves at the Door“, über den so gut wie nichts bekannt ist und der auch der Presse vorab nicht gezeigt wurde. Möglich, dass es sich hierbei nur um einen Alibistart handelt. „Der junge Karl Marx“ und „Die Frau im Mond“ gehören zur Kategorie „ferner liefen“ – letzterer malträtiert hoffentlich nicht allzu viele Zuschauer.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

LOGAN | Regie: James Mangold | USA 2017

Logan

Wir schreiben das Jahr 2029. Ein abgekämpfter Wolverine alias Logan (Hugh Jackman) und ein gebrochenen Professor X (Patrick Stewart) vegetieren in einem Versteck nahe der mexikanischen Grenze vor sich hin. Doch Logans Versuche, sich vor der Welt und seinem Vermächtnis zu verstecken, misslingen, als ein junger Mutant namens Laura (Dafne Keen), von dunklen Kräften verfolgt, bei ihnen Zuflucht sucht. Für Logan könnte das junge Mädchen die letzte Möglichkeit sein, in die Gesellschaft zurück zu finden. Doch vielleicht will er das ja auch überhaupt nicht!? Für das Dreiergespann beginnt ein blutiger Überlebenskampf, der viele Opfer fordert. Wird Logan jemals zur Ruhe finden können, oder ist er dazu verdammt, auf ewig ein Krieger zu sein?4 von 5

Trotz kleiner erzählerischer Schwäche ist „Logan“ der reifste Superheldenfilm, den Marvel je hervor gebracht hat. Das düster-poetische, ultrabrutale und virtuos bebilderte Actiondrama könnte die Geschichte um Wolverine nicht besser abschließen.


SILENCE |  Regie: Martin Scorsese | USA/TWN/MEX 2017

Silence

1638 brechen Pater Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) und Pater Francisco Garpe (Adam Driver) von Portugal ins für die westliche Welt völlig abgeschottete Japan auf, um der Wahrheit hinter den undenkbaren Gerüchten nachzugehen, dass ihr berühmter Lehrer Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) seinem Glauben abgeschworen habe. Nach ihrer Ankunft erleben sie die brutale und unmenschliche Verfolgung der Christen durch die japanischen Machthaber. Angesichts der Ereignisse in einer Gesellschaft, die keine Toleranz kennt und in der der Tod an der Tagesordnung ist, stellt sich Sebastião auf seiner Reise durch das von der Gewaltherrschaft der Shōgune zerrissene Land die immerwährende Frage: Wie kann Gott zu all dem schweigen?
3 von 5

Der Aufwand hinter „Silence“ lässt zu keiner Minute die Frage aufkommen, ob es sich bei diesem Film tatsächlich um ein Herzensprojekt Martin Scorseses handelt. Doch die durchgehende Schwermut und die gezeigte Gewalt fordern nicht bloß viel Geduld und Gutwillen vom Zuschauer, sich für die Belange der unnahbar bleibenden Hauptfigur zu interessieren. Der Film bedarf auch einer fraglosen Akzeptanz der gezeigten Ereignisse.


DER JUNGE KARL MARX |  Regie: Raoul Peck | FR/DE/BEL 2017
Der junge Karl Marx

Paris, 1844, am Vorabend der industriellen Revolution: der 26-jährige Karl Marx lebt mit seiner Frau Jenny im französischen Exil. Als Marx dort dem jungen Friedrich Engels vorgestellt wird, hat der notorisch bankrotte Familienvater für den gestriegelten Bourgeois und Sohn eines Fabrikbesitzers nur Verachtung übrig. Doch der Dandy Engels hat gerade über die Verelendung des englischen Proletariats geschrieben, er liebt Mary Burns, eine Baumwollspinnerin und Rebellin der englischen Arbeiterbewegung. Engels weiß, wovon er spricht. Er ist das letzte Puzzlestück, das Marx zu einer rückhaltlosen Beschreibung der Krise noch fehlt. Marx und Engels haben denselben Humor und ein gemeinsames Ziel. Sie respektieren und inspirieren sich als Kampfgefährten. Zusammen mit Jenny Marx erarbeiten sie Schriften, die die Revolution entzünden sollen.
3 von 5

„Der junge Karl Marx“ ist ein imposant ausgestattetes, solide inszeniertes Biopic, das aufgrund der sehr persönlichen Erzählweise neue Blickwinkel auf die Person Karl Marx zulässt. Wenn der Regisseur hin und wieder den Kern der Erzählung aus den Augen verliert, gelingt es den Darstellern, den Film zusammen zu halten. Die Logik hinter den sich scheinbar willkürlich ändernden Sprachen erschließt sich einem allerdings überhaupt nicht.


DIE FRAU IM MOND | Regie: Nicole Garcia | FR/BEL/CAN 2017

Die Frau im Mond

Frankreich, Anfang der vierziger Jahre. Die junge Gabrielle (Marion Cottilard) träumt von der vollkommenen Liebe und löst zu einer Zeit, in der Ehen weniger aus Liebe als zur Absicherung geschlossen wurden mit ihrer früh erwachten Sexualität einen Skandal aus. In ihrem bäuerlichen Heimatort wird sie für verrückt gehalten, bis ihre Eltern sie mit dem Saisonarbeiter José (Àlex Brendemühl) verheiraten, der sie zu einer achtbaren Frau machen soll. Gabrielle fühlt sich lebendig begraben. Als man sie wegen ihrer zerbrechlichen Gesundheit in ein Sanatorium in die Alpen schickt, erweckt der im Indochina-Krieg verwundete Leutnant André Sauvage (Louis Garrel) erneut das in ihr drängende Bedürfnis nach leidenschaftlicher Liebe. Nach Jahren in einer starren Vernunftehe schein Gabrielle ein spätes Glück vergönnt…
1 von 5

Neben der fast schon frechen Botschaft hinter „Die Frau im Mond“ ist Nicole Garcias Erotikdrama ein unerträglich prätentiöses, teilnahmslos gespieltes Porträt einer Frau, für die man partout keine Sympathien aufbringen kann. Wenn nicht einmal Marion Cottilard dem entgegen wirkt, sind tatsächlich Hopfen und Malz verloren.


WOLVES AT THE DOOR | Regie: John R. Leonetti | USA 2016
Wolves at the Door

Im Hochsommer 1969 wollen es die vier Freunde Sharon, Abigail , Jay und Wojciech noch einmal richtig krachen lassen, bevor sich die Truppe anschließend in alle Winde verstreut. In einem einsamen Haus in den Hollywood Hills steht alles für ein entspanntes bereit, während es sich im Gästehaus des altehrwürdigen Anwesens die beiden Untermieter William und Steven mit selbst gedrehten Joints gemütlich gemacht haben. Im Zuge der ausgelassenen Stimmung merken die Freunde zunächst nicht, dass sich Fremde Zutritt zum Haus verschafft haben. Erst, als wie von Geisterhand Elektrogeräte angehen und es immer wieder unheilvoll gegen Fenster und Türen klopft, ahnen sie, dass sie in Gefahr schweben. Sie sind ins Visier einer erbarmungslosen Killergang geraten, die selbst vor der schwangeren Sharon nicht Halt machen… 1 von 5

Kaum zu glauben, dass diesem Film die berühmten Morde des Charles Manson zugrunde liegen: „Wolves at the Door“ ist einer der ödesten Horrorstreifen der letzten Jahre und in seiner gelangweilt-austauschbaren Machart so überflüssig wie sein Alibi-Kinostart.


CERTAIN WOMEN | Regie: Kelly Reichardt | USA 2016

Certain Women

In ihrem schö­nen neu­en Film ver­knüpft die erfolgreiche Indie-Regisseurin Kel­ly Reichardt („Old Joy“, „Wen­dy & Lucy, Meek’s Cutoff“, „Night Moves“) lose drei Geschich­ten mit vier Frau­en in Livings­ton, Mon­tana, oder vier Auto­stun­den davon ent­fernt, die sich nie über den Weg laufen und die trotzdem ähnliche Lebenswege verfolgen:

Lau­ra ist eigentlich eine recht erfolgreiche Anwäl­tin, die einen ver­zwei­fel­ten Kli­en­ten davon über­zeu­gen will, dass eine Arbeits­rechts­kla­ge erfolg­los sein wird. Bislang ohne Erfolg. Gina und ihr Mann Ryan begin­nen mit­ten im Wald mit dem Bau eines eige­nen Hau­ses und möch­ten dafür dem alten Nach­barn die Natur­stei­ne abluch­sen, und haben eine schwer puber­tie­ren­de Toch­ter im Gepäck. Die jun­ge Pfer­de­pfle­ge­rin Jamie ver­liebt sich in Beth, die ihr Jura­stu­di­um gera­de abge­schlos­sen hat und als ers­ten Job Abend­schul­un­ter­richt auf dem Land gibt.


 Heimkinotipp: KUBO – DER TAPFERE SAMURAI  |  Regie: Travis Knight | USA 2016

Kubo - Der tapfere Samurai

Die Geschichte spielt in Japan vor unserer Zeit. Unser junger, gutherziger Held Kubo lebt in einer Stadt am Meer und kümmert sich um seine Mutter, seit sein Vater verstorben ist. Er lebt ein bescheidenes Dasein als Geschichtenerzähler, zu dessen Zuhörern auch Hosato, Akihiro und Kameyo gehören. Doch Kubos recht ruhige Existenz zerbricht mit einem Schlag, als er versehentlich einen Geist aus seiner Vergangenheit beschwört und dieser voller Zorn auf die Erde hinab stürmt, um eine uralte Blutrache zu vollstrecken. Nun bricht das große Chaos aus, Kubo muss flüchten und ist auf die Hilfe seiner neuen Gefährten angewiesen: Monkey und Beetle. Mit ihnen begibt er sich unerschrocken auf eine gefahrvolle Abenteuerfahrt, um seine Familie zu retten.
5 von 5

Mit „Kubo – Der tapfere Samurai“ legt das Studio von „Coraline“ und „ParaNorman“ seine bislang stärkste Arbeit vor. Die melancholische Abenteuergeschichte um einen kleinen Jungen auf der Suche nach sich selbst ist ein allumfassend berauschendes, erzählerisch wie visuell formidabel inszeniertes Stop-Motion-Meisterwerk ab, bei dem nicht nur die spektakulären 3D-Bildgewalten nachträglich hängen bleiben.

2016 – Die Plätze 30 bis 21

Herzlich willkommen, du – lieber Leser – der vielleicht erst jetzt zu meinem kleinen Jahresrückblick vorbeischaut. Oder aber du, der sich nach den Plätzen 40 bis 31 fragt, wie es in den ganz subjektiven Charts meiner Lieblingsfilme 2016 weitergeht. Zur kurzen Erinnerung: Wie auch schon 2015 habe ich mich aufgrund der schieren Masse an starken Kinofilmen erneut für 40 anstatt für nur 30 Tops entschieden. Wer gerne wissen möchte, was die Frau mit dem skurrilen Filmgeschmack in den vergangenen zwölf Monaten so gar nicht mochte, den verweise ich indes auf meine Filmflops.

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