Career Day mit Hindernissen

In ihrem Regiedebüt CAREER DAY MIT HINDERNISSEN erzählt die ewige Nebendarstellerin Judy Greer von einem Tag an einer Schule, an dem Schüler, Lehrer und Eltern kleine und große Sorgen des Alltags erleben. Wie der Film geworden ist, das verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
An einer ganz normalen Schule im ganz normalen Amerika kreuzen sich die Wege verschiedener Menschen, die an diesem Tag alle etwas ganz Besonderes vor sich haben. Daniel (Common) zum Beispiel ist ein Account Manager und in seinem langweiligen Job todunglücklich. Beim Karrieretag seiner Tochter möchte er dennoch alles geben, doch vor allem die Büroromanze mit seiner charmanten, aber auch ein wenig überspannten Kollegin (Jennifer Garner) sowie ein Streit mit seinem fiesen neuen Chef (Bradley Whitford) bringen ihn immer wieder auf andere Gedanken. Ausgerechnet der Sohn seines Bosses verliebt sich in Daniels Tochter (Storm Reid). Um sie rumzukriegen, holt er sich Hilfe von ihrem hippen Lehrer (John Cho) und ihrem depressiven Musiklehrer Mr. McRow (Anders Holm) – leider erfolglos. Hinter den Kulissen der Schule versuchen derweil die Direktorin (Allison Janney) und ihr Kollege Mr. Pendlehorn (Rob Riggle), den toten Gärtner vor dem Personal, den Schülern und deren Eltern zu verstecken. Doch ausgerechnet die herbeieilenden Notärzte erweisen sich da als größter Stolperstein…
Kritik
Judy Greer („30 über Nacht“) ist seit ihrem Karrierebeginn 1997 im Thrillerdrama „Stricken“ so etwas wie die ewige Nebendarstellerin. Die gebürtig aus Detroit stammende Schauspielerin hat über diesen Umstand sogar ein Buch geschrieben; der selbstironisch-passende Titel: „I Don’t Know What You Know From Me – Confessions of a Co-Star“. Nun versucht sie sich erstmals als Regisseurin und karrt für ihr Debüt „Career Day mit Hindernissen“ eine ganze Armada ihrer Kolleginnen und Kollegen an, die ihre episodenhaft erzählte Tragikomödie veredeln sollen und das bisweilen auch tun. Bradley Whitford („Get Out“), Jennifer Garner („Love, Simon“), John Cho („Searching“), Rob Riggle („Midnight Sun“) und Allison Janney („I, Tonya“) – um nur einige zu nennen und vor allem den Superstar-Cameo ganz zum Schluss des Films nicht zu verraten – füllen einen Film mit Leben, der ansonsten recht arm an Highlights bleibt, dessen gleichförmiger Erzählung sich einige der Darsteller aber auch unterordnen und dadurch nicht immer glänzen können. So ist „Career Day mit Hindernissen“ einfach nur eine nette, kleine und mitunter auch recht charmant erzählte Episoden-Tragikomödie, die von der schieren Fülle an Einzelschicksalen lebt. Der ganz große Wiedererkennungswert bleibt allerdings aus, weshalb sich in wenigen Monaten kaum noch Jemand an den Film erinnern dürfte. Ausgerechnet Judy Greer hätten wir Besseres gegönnt.
Die einzelnen Subplots in „Career Day mit Hindernissen“ (der englische Originaltitel „A Happening of Monumental Proportions“ war den Verantwortlichen für ein deutsches Publikum vermutlich zu kompliziert) sind mal charmant, mal witzig, mal absurd und mal emotional. Oder besser: Das sollen sie sein! Denn das, was Autorendebütant Gary Lundy hier alles an Themen auffährt, ist zwar viel, aber geht nur selten in die Tiefe. Es liegt also in erster Linie an den Schauspielerinnen und Schauspielern, dem Film die Emotionalität zu geben, die den Stories selbst fehlt. Dafür sind die verschiedenen Kurzgeschichten oft einfach nicht ausgereift genug. Der Part rund um die Direktorin und ihren Kollegen, die gemeinsam daran scheitern, eine Leiche verschwinden zu lassen, ist zwar auf den Punkt inszeniert und benötigt keinerlei Charakterisierung der Figuren, da die Pointe auf die Sekunde genau funktioniert. Und auch Daniels Probleme als alleinerziehender Vater sind nachvollziehbar, da das Drehbuch ihn mit genügend Problemen belädt, sodass man als Zuschauer zwangsläufig mit ihm mitfühlen muss, selbst wenn es hintenraus ein wenig dick aufträgt. Doch die restlichen Schicksale der Figuren können sich so völlig ohne irgendeine Charakterisierung dagegen nur bedingt entfalten. Und das sorgt dafür, dass „Career Day mit Hindernissen“ die meiste Zeit nur vor sich hinplätschert.
Besonders tragisch ist das dann, wenn eigentlich tieftraurige Schicksale wie die Todessehnsucht des depressiven Mr. McRow (der unter anderem aus „How To Be Single“ bekannte Anders Holm spielt in dem Ensemble mit am stärksten auf) hier lediglich zur Randnotiz verkommen. An den Darstellern liegt das nicht. Sie alle stellen sich ganz in den Dienst des Films und verkörpern ihre Rollen mit viel Leidenschaft und Hingabe. Leider haben sie einfach nicht immer die Möglichkeit, ihre ganzes Können auszuspielen, denn auch inszenatorisch läuft bei Judy Greers erster Regiearbeit noch nicht alles ganz rund. „Career Day mit Hindernissen“ fehlt es durch unpassende Szenenwechsel und einen wenig eleganten Schnitt an Rhythmus und Dynamik. Wann immer es gerade in einer Szene spannend wird, springt Greer zum nächsten Handlungsort, das Ganze aber wiederum zu wenig fokussiert, als dass es sich hierbei um Konzept handeln könnte. Und durch mangelndes Fingerspitzengefühl in Sachen Timing verschenkt sie obendrein auch den ein oder anderen Gag sowie viele Momente für emotionalen Tiefgang. „Career Day mit Hindernissen“ krankt also mitnichten bloß an einem oberflächlichen Drehbuch, sondern auch daran, dass es Judy Greer als Regisseurin einfach noch an Erfahrung fehlt. Zumindest Letzteres wird sich mit der Zeit geben.

Mr. McRow (Anders Holm) hat eigentlich selbst genug Probleme, hört sich aber brav an, was ihm seine Schüler zu sagen haben.
Fazit: Mit einem stimmigeren Drehbuch wäre hier aus einem gerade noch soliden womöglich sogar ein richtig guter Film geworden. Immerhin qualifiziert sich Judy Greer allein durch ihre Kontakte dafür, sich mit einem stärkeren Skript noch einmal im Regiefach zu probieren. Schließlich hat jeder einmal klein angefangen.
„Career Day mit Hindernissen“ ist ab dem 25. Oktober in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.