Zehn Filme, die mich im 2. Quartal 2018 genervt haben

Zum Ende eines jeden Monats veröffentliche ich in den sozialen Netzwerken meine fünf ganz persönlichen Lieblingsfilme sowie meine Flops der vergangenen Wochen. Um diese Filme in Zukunft ein wenig mehr zu würdigen, oder zu erklären, weshalb mir Film XY eben so gar nicht gefallen hat, präsentiere ich in meiner ZEHN FILME-Rubrik nun nochmal meine zehn Lieblings- und Hassfilme des vergangenen Quartals inklusive Trailer, in der Hoffnung, Ahnungslosen einen kleine Orientierung zu geben, was man im Kino auf keinen Fall verpassen sollte und was man getrost links liegen lassen darf. Gern seid Ihr unterhalb des Postings dazu aufgefordert, Eure Lieblings- und Hassfilme der vergangenen drei Monate zu veröffentlichen. Viel Spaß!
Platz 10: I FEEL PRETTY by Abby Kohn & Marc Silverstein
Es ist ja erst einmal gut, dass sich langsam eine gewisse Perfektionsmüdigkeit in der Gesellschaft einstellt. Frauen sollten nicht mehr einem Schönheitsideal hinterherjagen, sondern sich in ihrem Körper wohlfühlen wie sie sind – das propagiert eine Online-Bewegung und es ist ihr zu wünschen, dass ihr Anliegen gehört wird. Dass die selbstbewusst I FEEL PRETTY benannte Komödie mit Amy Schumer dieses Thema zwar aufgreift, aber trotzdem völlig danebenliegt, hat den Grund, dass die Macher nicht bloß bei den Gags Einiges an Nachholbedarf besitzen, sondern auch die Story völlig widersprüchlich aufbereitet wird. Das geht auf Kosten der Glaubwürdigkeit und ist dank Amy Schumers anstrengendem Overacting außerdem nur bedingt lustig.
Platz 9: SWIMMING WITH MEN by Oliver Parker
Feelgood hin oder her – SWIMMING WITH MEN ist eine dieser zahlreichen Komödien, die ein und dieselbe Message wiederkäuen und dabei lediglich das Setting austauschen. So richtig ärgerlich ist daran allerdings, dass die Verantwortlichen auf einen Protagonisten setzen, der von der ersten Sekunde an einfach nur ätzend ist. Wenn dieser sich im Zuge des Filmes schließlich zum absoluten Sympathling wandelt, dann gönnt man ihm seine anschließende Zufriedenheit überhaupt nicht. Mit solch austauschbaren bis anstrengenden Zeitgenossen möchte zumindest ich keine eineinhalb Stunden im Schwimmbad respektive Kino verbringen.
Platz 8: NACH EINER WAHREN GESCHICHTE by Roman Polanski
Mit Roman Polanskis streitbarer Persönlichkeit hat diese Platzierung nichts zu tun. Das Thrillerdrama NACH EINER WAHREN GESCHICHTE ist auch ohne Berücksichtigung seiner privaten Umstände einfach nur öde und langweilig. Der ehemals so geachtete Regisseur legt hier eine Geschichte vor, deren Ausgang schon tausendmal im Rahmen eines Thrillers präsentiert wurde. Nun muss das für einen Film nicht automatisch das Aus bedeuten, wenn wenigstens der Weg zum Ziel spannend ist. Doch die Hauptdarstellerinnen spielen lustlos auf und obendrein ist „Nach einer wahren Geschichte“ nicht einmal besonders ästhetisch gefilmt. Wer soll sich denn sowas angucken?
Platz 7: DAS ETRUSKISCHE LÄCHELN by Oded Binnun & Mihal Brezis
Auf Platz sieben tummelt sich ähnlich Platz neun ein Film, dessen Feelgood-Attitüde ebenso harmlos wie nervtötend ist. Nur dass im Falle von DAS ETRUSKISCHE LÄCHELN hinzu kommt, dass hier mit Klischees nur so um sich geworfen wird. Moderne Eltern sind verspannt und übermotiviert, Großeltern sind so schrullig und liebenswert, dass sie sich an keinerlei Regeln halten müssen und am Ende finden natürlich beide Seiten doch noch so gequält und konstruiert zueinander, dass Glaubwürdigkeit auch keine Rolle mehr spielt. Abgesehen von einem schmucken Tom-Hiddleston-Double hat „Das etruskische Lächeln“ absolut nichts zu bieten, was man nicht auch schon in anderen Filmen dieser Art gesehen hat.
Platz 6: SOLANGE ICH ATME by Andy Serkis
Eine Kitsch-Lawine rollt an in drei, zwei, eins… SOLANGE ICH ATME ist das Regiedebüt von Motion-Performer Andy Serkis und kombiniert zwei verschiedene Erzählschwerpunkte auf sehr obskure Art und Weise. Auf der einen Seite ist da die zuckrige Lovestory der Hauptfiguren, auf der anderen Seite das tragische Schicksal eines Mannes, das die Erfindung des elektrischen Rollstuhls auf den Weg brachte. Und beides findet nicht nur nicht zusammen, es überlagert sich auch auf so unangenehme Art und Weise, dass das Wort „Verklärung“ noch zu positiv wäre. Sollte Serkis noch einmal auf dem Regiestuhl Platz nehmen, hoffe ich auf die Erkenntnis, dass „Solange ich atme“ nur ein eineinhalbstündiger Anfängerfehler war.
Platz 5: EUPHORIA by Lisa Langseth
Bei dieser Platzierung tut mir Alicia Vikander am meisten Leid, denn die gleichermaßen smarte wie bildschöne Skandinavierin hat sich in den vergangenen Jahren zu meiner absoluten Lieblingsschauspielerin gemausert. EUPHORIA ist allerdings wirklich nicht gut. Die mit Vikander befreundete Regisseurin Lisa Langseth inszeniert ein Drama über Sterbehilfe, für das sie das zentrale Thema allerdings nur als Kulisse verwendet. Eine ernsthafte Auseinandersetzung findet nicht statt. Genauso wenig löst sie das anfangs gegebene Versprechen eines allumfassendes Mysteriums ein, wenn sie ihren Film so aufzieht wie ein zweites „A Cure for Wellness“. In erster Linie ist ihr Film allerdings eines: furchtbar langweilig!
Platz 4: DAS IST ERST DER ANFANG by Ron Shelton
Man nehme zwei alteingesessene Schauspiellegenden und schaue ihnen 90 Minuten lang beim Untergang zu – treffender ließe sich DAS IST ERST DER ANFANG nicht beschreiben, denn das, was Regisseur Ron Shelton seinen beiden gelangweilten Top-Stars Morgan Freeman und Tommy Lee Jones hier zumutet, ist einfach nur peinlich. Unwitzige Untenrum-Gags, Action ohne Dynamik und Biss, eine Story ohne auch nur einen Hauch von Hintersinn – hoffentlich setzt Shelton den Titel nicht in die Wirklichkeit um.
Platz 3: PAPA MOLL & DIE ENTFÜHRUNG DES FLIEGENDEN HUNDES by Manuel Flurin Hendry
Die „Papa Moll“-Geschichten sind in der Schweiz ein Renner. Dass erst jetzt die erste Verfilmung kommt, hat rechtliche Gründe. Trotzdem sollte man so erst recht meinen, dass die Leinwandvariante mit Liebe und Hingabe daherkommt, doch PAPA MOLL UND DIE ENTFÜHRUNG DES FLIEGENDEN HUNDES ist in erster Linie ganz großer Quatsch und an Biederkeit kaum zu überbieten. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man annehmen, dieser Film sei mindestens ein halbes Jahrhundert alt. Merkwürdige Geschlechterrollen, aus der Zeit gefallener Slapstick und chargierende Schauspieler – da wird das Zuschauen zu einem Spießroutenlauf des Fremdschämens.
Platz 2: WER HAT EIGENTLICH DIE LIEBE ERFUNDEN? by Kerstin Polte
Meiner Ansicht nach geht man mit dem deutschen Kino insgesamt zu hart ins Gericht. Wenn ich mir dann allerdings so anschaue, was sich auf den Plätzen zwei und eins meiner Quartals-Flops tummelt, bin ich mir meiner Einstellung nicht mehr so sicher. WER HAT EIGENTLICH DIE LIEBE ERFUNDEN? ist Anspruchskino der schlimmsten Sorte. Jeder hier nimmt sich so entsetzlich wichtig, visuell regiert bemühter Style und die Story zieht sich nur deshalb so entsetzlich lang, weil es Niemand hier für nötig hält, wenigstens einmal logisch zu handeln. Es gibt nur einen Film, der diese fragwürdige Platzierung toppen kann…
Platz 1: LILIANE SUSEWIND – EIN TIERISCHES ABENTEUER by Joachim Masannek
… und auch bei diesem handelt es sich um einen deutschen Beitrag, der es seinen Zuschauern noch ein wenig einfacher macht, denn LILIANE SUSEWIND – EIN TIERISCHES ABENTEUER richtet sich in erster Linie an Kinder. Und wenn die das Medium Kino auf diese Weise kennenlernen, braucht man sich nicht wundern, wenn diese als Erwachsene nur noch nach Fäkalhumor verlangen. Wer es lustig findet, wenn Tierpfleger ständig müffeln, wer überhaupt keinen Anspruch daran hegt, dass animierte Tiere wenigstens ansatzweise echt aussehen sollten und wer bei noch so dämlichen Dialogen und Texten gern mal beide Augen zudrückt, dem sei dieser Films ans Herz gelegt. Für alle anderen gibt es genug Alternativen im Kino – das hier ist ätzend und macht alles andere als Spaß!