Swimming With Men

In SWIMMING WITH MEN ist der Name Programm. Eine illustre Truppe von Synchronschwimmern planscht sich in der britischen Komödie den Frust von der Seele – leider allzu formelhaft. Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik zum Film.

Der Plot

Eric (Rob Brydon) steckt mitten in der Midlife-Crisis: Während seine Frau in der Lokalpolitik aufsteigt, entfremdet sich der Teenager-Sohn täglich mehr von ihm und sein Job als Buchhalter langweilt ihn unsäglich. Als er abends seine gewohnten Bahnen im Schwimmbad zieht, bemerkt er plötzlich etwas Merkwürdiges: Eine bunt zusammengemischte Gruppe an Männern gleitet rhythmisch neben ihm durchs Becken. Den Synchronschwimmern fehlt jedoch noch ein Mann, um tatsächlich kunstvollere Schwebefiguren ins Wasser zu zaubern. Unversehens wird Eric in der herzlichen Amateurtruppe aufgenommen. Und während das Ballett in Badehosen tatsächlich immer besser wird, findet auch Eric neuen Mut sein Leben nochmal auf den Kopf zu stellen und seiner Frau zu beweisen, dass weitaus mehr in ihm steckt als sie für möglich hielt.

Kritik

2010 erschien mit „Men Who Swim“ ein außergewöhnlicher Dokumentarfilm über ein schwedisches Synchronschwimm-Team. Das Besondere daran: Die normalerweise von Frauen dominierte Sportart wird hier von Männern ausgeübt – und das auch noch von solchen, die das leistungssporttaugliche Alter längst überschritten haben sollten. Regisseur Dylan Williams spielte damals schon mit dem Gedanken an einen Spielfilm rund um das Thema und taucht in genau diesem nun entsprechend als Executive Producer in Erscheinung. Regie bei „Swimming With Men“ führte Oliver Parker („Das Bildnis des Dorian Gray“), der die Abhandlungen der Dokumentation allerdings nicht 1:1 nacherzählt. Er überträgt die wahren Ereignisse auf eine Schwimmmannschaft in Großbritannien und rückt dabei vor allem eine Hauptfigur in den Mittelpunkt, anhand der sich die emotionale Bedeutung der Männer für ihren außergewöhnlichen Sport besonders erschließen soll. Das Problem: Durch diesen wenig mutigen Gedanken entwickelt sich „Swimming With Men“ zu einer ziemlich formelhaften Angelegenheit. Im Alltag resignierende Menschen erleben durch eine gemeinsame Aktivität wieder Lebensmut – und am Ende kann der Erfolg im Sport sogar noch eine gescheiterte Ehe retten. Das alles geht als seichtes Wohlfühlprogramm gerade noch so durch, Innovation und eigene Ideen sucht man abseits des ungewöhnlichen Settings Schwimmhalle allerdings vergebens.

Am und im Becken hält die Mannschaft fest zusammen.

Die Idee, die Story von „Swimming With Men“ anhand der Hauptfigur Eric aufzuziehen, erweist sich vor allem deshalb als nicht die beste, da dieser tief in einer handfesten Lebenskrise steckende Endvierziger einfach ein echter Kotzbrocken ist. Eric hasst seine Arbeit, hegt keinerlei Interesse an Frau und Kind und gibt sich dem Hirngespinst hin, dass seine Gattin eine Affäre haben könnte, nachdem diese durch ihren Aufstieg in der Politik häufiger auf der Arbeit abhängt. Diesem Ich-fixierten, sich permanent selbstbemitleidenden Kerl fortan die Daumen zu drücken, ist vor allem deshalb ganz schön anstrengend, da sich lange Zeit noch nicht mal ein Fünkchen Sympathie für seinen Charakter aufbringen lässt. Und besonders interessant ist sein Arschloch-Dasein nun auch nicht; Letztlich ist „Swimming With Men“ ja auch keine solch tiefschürfende Charakterstudie, dass man sich das alles damit erklären könnte, die, nennen wir es einmal schwierigen Facetten seiner Figur seien spannend genug, um sich eineinhalb Stunden seiner ätzenden Attitüde aussetzen zu wollen. Insofern kann man froh sein, dass Drehbuchautor Aschlin Ditta („The Catherine Tate Show“) im Eilverfahren den Charakterwandel anstimmt, wenn Eric durch die gemeinsamen Schwimmabende plötzlich erkennt, was im Leben wirklich zählt.

Die Szenen beim Training sind dank des bunt zusammengewürfelten Casts dann auch das Beste am Film. Zwar lassen sich die Figuren einzig und allein über ihre Eigenheiten und Spleens definieren, die jede von ihnen nach und nach offenlegt und dabei auch immer wieder betont, wie wichtig diese ganze Schwimmgeschichte für jeden Einzelnen von ihnen ist. Dennoch strotzt das Ensemble vor Spielfreude und die Chemie unter den Schauspielern ist hervorragend. Gleichzeitig bleibt die absurde Grundidee von „Swimming With Men“ – sicherlich auch den wahren Umständen der Story geschuldet – hinter ihrem Potenzial für Absurdität zurück. Wenn der Anführer der Truppe Eric nach seinem Hinzustoßen erst einmal „Fight Club“-artig die fünf Regeln für das friedliche Zusammensein am und im Schwimmbecken erklärt, dann hätte man nicht übel Lust, die Schwimmer in den kommenden eineinhalb Stunden einfach nur freidrehen zu sehen. Doch Oliver Parker bleibt inszenatorisch so bodenständig, wie man es im Anbetracht der Prämisse eben sein kann und zeigt einfach, wie eine männliche Synchronschwimmmannschaft auf ihr großes Ziel, die inoffiziellen Weltmeisterschaften, hinarbeitet.

Die Mannschaft hat sich für die Weltmeisterschaft eine aufsehenerregende Choreographie ausgedacht.

Hauptdarsteller Rob Brydon („The Huntsman & the Ice Queen“) ist als ätzender Unsympath zwar überzeugend, wächst einem den Umständen entsprechend allerdings nicht unbedingt ans Herz. Unter den Nebendarstellern gehört Rupert Graves („Sherlock“) zu den bekanntesten. Wie schon dem Rest, gesteht das Skript ihm wenig Background zu. Eine Charakterentwicklung kann so natürlich nicht stattfinden, doch die Macher halten nie damit hinterm Berg, dass sie an so etwas gar kein Interesse haben. Für sie geht es einzig und allein um den Spaß an der Sache, den sie technisch solide aufbereiten. Kameramann David Raedeker („Downton Abbey“) und Editorin Liana Del Giudice („Death in Paradise“) gelingen viele verspielte Aufnahmen von den Trainingseinheiten, vor allem die Verschmelzung der Szenen im Schwimmbad mit denen aus Erics Arbeitswelt ist bisweilen wirklich schön anzusehen. Der Rest ist britischer Mittelklasse-Standard, der den Fokus ganz auf die Geschichte legt und weniger mit großen audiovisuellen Sperenzchen überzeugt. Auch mit den dem Film als Vorbild dienenden Schweden gibt es ein Wiedersehen auf der Weltmeisterschaft – diese wurde schließlich von ihnen gewonnen und nicht von den Briten.

Fazit: „Swimming With Men“ ist nichtssagender Komödien-Einheitsbrei, der aus seiner interessanten Grundidee vermutlich deshalb nur wenig herausholen kann, weil die Dokumentation von vor acht Jahren schon alles gezeigt hat.

„Swimming With Men“ ist ab dem 7. Juni in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.

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