Die Biene Maja – Der Kinofilm

Angesichts des Trends zur CGI-Serie möchte so manch einer schon mal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Auch DIE BIENE MAJA – DER KINOFILM hat mit der von so vielen Generationen geliebten Zeichentrickserie nichts mehr gemein – statt Karel Gott darf nun Helene Fischer munter das Titelliedchen trällern. Doch wie schlägt sich die 3D-Animation insgesamt? Lest mehr zum Film in meiner Kritik. 

Der Plot

Arbeit, Fleiß und Honig – eigentlich verläuft das Leben einer jeden Biene in geordneten Bahnen. Nicht das von Maja. Neugierig und stets auf der Suche nach Abenteuern bringt sie die Ordnung des Bienenstocks ganz schön durcheinander. Doch plötzlich ist die Aufregung noch größer: Das Gelee Royale wurde gestohlen – das Lebenselixier der Bienenkönigin. Die königliche Ratgeberin Gunilla verdächtigt die Hornissen und hält Maja zudem für deren Verbündete. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Willi begibt sich die mutige Biene auf eine gefährliche Reise um herauszufinden, wer das verschwundene Gelee Royale gestohlen hat. Die alten Rivalen, Bienen und Hornissen, wollen nun keinen Spaß mehr verstehen und rüsten sich währenddessen für ein ernstes Kräftemessen. Was das unschlagbare Bienenkinder-Duo inmitten der bunten Klatschmohnwiese erwartet, sind nicht nur jede Menge spannender Erlebnisse, sondern auch viele neue Freunde und sie erkennen, dass es eine Welt außerhalb der Wabe gibt, für die andere Regeln gelten.

Kritik

Was haben Disneys Klassiker „Das Dschungelbuch“, das vielfach adaptierte Abenteuer „Peter Pan“ sowie Waldemar Bonsels‘ Zeichentrickserie „Die Biene Maja“ gemeinsam? Nicht nur, dass diese drei Titel familientaugliche Unterhaltung bieten und allesamt in gezeichneter Form daherkommen: Die Produktionen eint eine Transformation ins Dreidimensionale. Hierzulande ist es das ZDF, das sowohl „Das Dschungelbuch“, als auch „Peter Pan“ und „Die Biene Maja“ am Samstagvormittag auf Sendung schickt – seriell und im modernen Animationsstil. Manch einer sieht darin einen Verrat am Original, andererseits haben sich die Sehgewohnheiten seit dem erstmaligen Erscheinen der einzelnen Formate durchaus geändert. Als „Die Biene Maja“, basierend auf einem Anfang des 20. Jahrhunderts erschienenen Roman des Schriftstellers Waldemar Bonsels, 1975 erstmals über den heimischen Fernsehschirm summte, mauserte sich die Serie rasch zu einem der bis dato erfolgreichsten Formate des Senders und setzte außerdem den Trend zur gemalten Kinderserie. Heute, knapp vierzig Jahre später, ist die Menge an zielgenau konzipiertem Kinderfernsehen unübersehbar groß und verlässt sich vornehmlich auf die Anwendung neuer, moderner Tricktechniken. Die zweidimensional gezeichnete Biene, die mit ihren Freunden von der Klatschmohnwiese weitestgehend harmlose, jedoch äußerst lehrreiche Abenteuer erlebt, bietet für die Sprösslinge von heute wenig Anreiz, wenn sich – ganz nach Geschlecht – japanische Anime-Action respektive rosafarbene Ponys auf den Konkurrenzsendern tummeln. So musste auch „Die Biene Maja“ eine Rundumerneuerung über sich ergehen lassen und darf nach 78 TV-Folgen gar über die große Leinwand fliegen. Der nostalgische Charme bleibt nach einer derartigen Generalüberholung zwar vollkommen auf der Strecke, doch immerhin die Kleinsten dürften sich an den farbenfroh gestalteten Welten durchaus erfreuen.

Es wäre ebenso einfach wie korrekt, der Spielfilmvariante der „neuen ‚Biene Maja‘“ den Stempel „ungenügend“ aufzudrücken. Im Vergleich zur starken Konkurrenz im internationalen Animationsfilm-Segment muss „Die Biene Maja – Der Kinofilm“ in sämtlichen Belangen Abstriche machen. Die australisch-deutsche Co-Produktion erzählt vor Videospiel-ästhetisch in Szene gesetzter CGI-Kulisse (deren 3D-Effekt auch bei mehrmaligem Hinsehen schlicht nicht zu erkennen ist) eine Geschichte über Solidarität, Freundschaft und das obligatorische Anders-Sein. Die beiden Regisseure Alexs Stadermann und Simon Pickard, deren Wirken sich von erwachsenen Realfilmen („Die purpurnen Flüsse 2“) über Direct-to-DVD-Titel aus dem Hause Disney („Tarzan & Jane“) bis hin zu großen Fantasy-Franchises („Die Chroniken von Narnia“) erstreckt, geben sich in ihrer ersten gemeinsamen Langfilmarbeit mit einem einfachen Storygerüst zufrieden, das von seichten Dialogen getragen wird, die sich in ihrer Simplizität deutlich an ein Vorschul-Publikum richten. Ein von einer zielgerichteten Dramaturgie geprägter Plot kann sich da kaum entwickeln; schon in den ersten fünf Minuten kommt Maja zu dem Schluss, „keine normale Biene“ zu sein. Für das junge Publikum reicht dieses Wissen aus, um in den kommenden achtzig Minuten mit der gelb-schwarzen Heldin mitzufiebern und gebannt ihren Weg zum Erwachsenwerden zu verfolgen. Für all diejenigen, auf deren Ausweis eine zweistellige Altersangabe prangt, wird die durchkalkulierte Handlung mit ihren Vorschlaghammer-Moralitäten schon bald ein Dorn im Auge sein.

Wo in klassischen Dreamworks-, Pixar- und Disney-Produktionen bewusst auf die ganze Familie als Zuschauergruppe abgezielt wird, verzichtet „Die Biene Maja – Der Kinofilm“ ganz bewusst auf die ältere Generation ansprechenden Wortwitz oder gar Meta-Humor. Das lässt den Streifen  aufgrund der ebenso simplen wie konstruierten Konflikte schnell anstrengend erscheinen und sorgt dafür, dass sich „Die Biene Maja“ trotz der übersichtlichen Laufzeit schleppt. Überhaupt scheinen sich die Drehbuchautoren Fin Edquist („McLeod’s Töchter“) und Marcus Sauermann („Siebenstein“) nur ungern auf das Komikzentrum des jungen Publikums verlassen zu wollen. Abgesehen von einigen One-Linern auf Seiten des kultigen Grashüpfers Flip und Majas Freund Willi, sowie einem naiv-komischen Ameisen-Duo fällt der Comedy-Anteil für moderne Kinderfilm-Verhältnisse erstaunlich gering aus. Wo „Die Biene Maja“ stattdessen seine Stärken findet, ist schwer auszumachen. Immerhin lassen die Macher sämtlichen, dem Original entstammenden Figuren, die eine ganze Fernsehgeneration geprägt haben, einen kleinen Gastauftritt zukommen. Ob dies als Verneigung vor dem Original reicht, liegt sicher im Auge des Betrachters. Doch es ist beruhigend zu wissen, dass man sich hinter den Kulissen immerhin bewusst war, dass hinter dieser 3D-Produktion ein ehrenwertes Original aus den Siebzigerjahren steckt.

In einem Punkt darf sich „Die Biene Maja – Der Kinofilm“ dann aber doch Lorbeeren zuschustern. Wie man es von der qualitativ hochwertigen Synchro-Kultur hierzulande gewohnt ist, kann auch diese Produktion mit formidablen Sprecherleistungen aufwarten. Dabei sind nicht nur die großen Rollen mit namhaften Prominenten besetzt – mit Nina, Cosma Shiva und Eva-Maria ist gar der gesamte weibliche Teil der berühmten Hagen-Familie vertreten – auch die kleinsten Nebenfiguren haben mit Tobias „Bane“ Kluckert und Santiago Ziesmer große Namen in petto. Besonders PR-wirksam ist vor allem die Verpflichtung des Hamburger Rappers Jan Delay, der die Nachfolge von Eberhard Storeck als Willie antreten darf und entgegen vieler Erwartungen ganz hervorragend in die exzentrische Rolle passt. Sein leicht verpeilter, dabei stets liebenswerter Duktus, gepaart mit Delays typisch nasaler Sprechweise tröstet über das Fehlen Storecks in diese Neuauflage hinweg. Dass ausgerechnet Zalina Sanchez als Sprecherin der Titelfigur mehr nervt denn triumphiert und ihr monotones Dauerkichern nicht annähernd zum zurückhaltenden Naturell der Figur passt, verpasst dann jedoch sogar dem ansonsten erfreulichen Eindruck der Sprecher-Riege einen Dämpfer.

Fazit: Im Hinblick auf die vielschichtige Zeichentrick-Vorlage von „Die Biene Maja – Der Kinofilm“ ist die moderne Spielfilmvariante ein Schlag ins Gesicht all derer, die mit ebenjener aufgewachsen sind. Wo früher die Achtung vor der Natur und ein ökologischer Aufklärungsgedanke ein essentieller Bestandteil der Geschichten war, ist diese 3D-Produktion nicht mehr als ein eindimensionales Abenteuer mit bemüht hervorgekehrter Moral. Die Sprecher wissen zu überzeugen, das Design der Hintergründe ist gelungener als zunächst angenommen, doch der visuelle Minimalismus spiegelt den höhen- und tiefenlosen Plot wieder. Darüber tröstet auch Allzweckwaffe Helene Fischer nicht hinweg – die darf im Vor- und Abspann den altbekannten Titelsong trällern.

„Die Biene Maja – Der Kinofilm“ erscheint am 11. September bundesweit in den deutschen Kinos – auch in 3D!