Schlagwort-Archiv: Steven Spielberg

West Side Story

Steven Spielberg hat sich zum Jahresende des Mammutprojekts WEST SIDE STORY-Neuauflage angenommen und zieht bei der Inszenierung alle Register. Inhaltlich offenbaren sich allerdings Leerstellen und eine krasse Fehlbesetzung. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik zu einem trotz allem immer noch absolut mitreißenden Film.

OT: West Side Story (USA 2021)

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Das startet am 24. Januar 2019

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 24. Januar, an dem passend zum Titel mit „The Favourite“ einer der größten Oscarfavoriten des Jahres startet – und er verdient jeden Zuschauer, von denen er dank Star- und Awardpower auch einige mehr in die Kinos locken dürfte, als Yorgos Lanthimos‘ bisherige Filme. Da Boxfilme im Kino rar gesät sind, könnte sich aus „Creed II“ beachtlich schlagen, wenngleich es für einen regelrechten Kassenmagneten kaum reichen dürfte. Dafür ist das Thema mittlerweile einfach zu speziell. Ganz anders „Chaos im Netz“: Zwar lief der erste Teil für Disney-Animationsverhältnisse nur okay, aber ein erster kleiner Hit des Jahres 2019 dürfte trotzdem drin sein. Trotzdem bildet das emotionale Highlight der Woche das Drogendrama „Beautiful Boy“, das leider nur in ausgewählte Kinos kommen wird.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

THE FAVOURITE – INTRIGEN UND IRRSINN | Regie: Yorgos Lanthimos | IE/UK/USA 2018

Das frühe 18. Jahrhundert. England liegt im Krieg mit Frankreich. Auf Enten-Rennen und den Genuss von Ananas wird dennoch nicht verzichtet. Auf dem Thron sitzt die gebrechliche Königin Anne, ihre enge Freundin Lady Sarah Churchill führt für sie die Regierungsgeschäfte, kümmert sich um die kranke Monarchin und erduldet deren aufbrausendes Temperament. Da tritt eine neue Dienerin ihren Dienst am Hof an – Abigail Masham, deren Charme Sarah sogleich verfällt. Sarah nimmt Abigail unter ihre Fittiche, die die Chance erkennt, zu ihren aristokratischen Wurzeln zurückzukehren. Als die Belange des Krieges Sarah immer mehr in Beschlag nehmen, nutzt Abigail die Gelegenheit, an Stelle von Sarah Vertraute und Gefährtin der Königin zu werden. Die aufkeimende Freundschaft ermöglicht ihr, ihre ehrgeizigen Ziele zu verfolgen – davon lässt sie sich von niemandem abhalten.

Der herausragend gespielte „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ ist das neueste Meisterwerk aus der Hand von Yorgos Lanthimos, der in der opulent ausgestatteten Kostüm-Tragikomödie den Adel bis auf den blanken Nerv zerlegt und dabei treffsichere Beobachtungen anstellt, die sich genauso gut auf gesellschaftliche Standards der Gegenwart beziehen lassen.


BEAUTIFUL BOY | Regie: Felix Van Groeningen | USA 2018

David Sheff (Steve Carell) ist ein ebenso liebenswerter wie liebevoller Vater, der mit seiner Frau Vicky (Amy Ryan) alles richtig gemacht zu haben scheint. Sie haben mittlerweile sogar eigene Kinder und auch der Älteste Nic, Sohn aus Sheffs erster Ehe, geht seinen Weg und steht kurz vor dem Gang aufs College. Doch dann kommt alles anders: Nic (Timothée Chalamet) wird drogenabhängig und gibt sich ganz der Sucht hin. David kann es nicht glauben – und aufhalten kann er es auch nicht. Trotzdem tut er alles dafür, um seinen Sohn zurück zu bekommen und ihm zu helfen. Während er mit Nics Lügen und Vertrauensbrüchen ringt, blickt der Film immer wieder zurück auf den Nic, wie er früher einmal war – ein rücksichtsvoller, wunderbarer Junge, der eigentlich alles andere als empfänglich für Drogen wirkt. Wie konnte es nur so weit kommen?

Felix Van Groeningens aus der Sicht des Vaters eines Süchtigen erzähltes Drogendrama „Beautiful Boy“ besitzt mit einer aufdringlichen Musikuntermalung und einer unnötig sprunghaften Erzählweise zwei klar auszumachende Schwachpunkte. Doch all das spielt hier irgendwann überhaupt keine Rolle mehr, da einen die gleichermaßen authentische wie hochemotionale Geschichte sowieso überrollt, bis man die letzten 15 Minuten in einem Meer aus Tränen nicht mehr miterlebt.


CREED II: ROCKY’S LEGACY | Regie:  Steven Caple Jr. | USA 2018

Für Adonis Creed (Michael B. Jordan) ist das Leben ein Balanceakt geworden. Neben persönlichen Verpflichtungen und dem Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf seinen nächsten Kampf, steht ihm die größte Herausforderung seines Lebens bevor: Da sein Gegner eng mit seiner Familiengeschichte verbunden ist, steht der bevorstehende Kampf im Ring unter besonderen Vorzeichen. Doch Rocky Balboa (Sylvester Stallone) steht Adonis zur Seite und zusammen stellen sich die beiden dem Vermächtnis, das sie verbindet. Dabei werden sie mit der Frage konfrontiert, ob sich der Kampf überhaupt lohnt – letztlich erkennen sie, dass die Familie das Band ist, das alles zusammenhält. Was ist der Stoff, aus dem die Champions sind? Adonis und Rocky begreifen: Egal wohin der Lebensweg führt – niemand kann seiner Vergangenheit entkommen.

Auch für „Creed II“ ändert Steven Caple Jr. wenig an der bewährten Boxfilm-Dramaturgie. Doch das ändert nichts daran, dass das Sequel den ohnehin schon starken ersten Teil noch einmal übertrifft, denn wie der Filmemacher hier die private und die berufliche Ebene zusammenführt und dabei immer wieder die Härte, den Dreck und die Brutalität des Sports betont, ist schlicht atemberaubend.

2018 – Die Plätze 40 bis 31

Es ist vorbei! Zwölf Monate voller verschiedener Filme – satte 328 an der Zahl – so viele wie noch nie zuvor! Die ärgerlichsten, nervigsten und anstrengendsten Vertreter habe ich bereits in meinen Flops abgefrühstückt. Doch ich kann den Jahreswechsel nicht guten Gewissens antreten, ehe nicht auch all jene Filme ausführlich gewürdigt wurden, die mir in diesem Jahr ganz besonders am Herzen lagen. Entsprechend folgen an dieser Stelle und in den kommenden Tagen meine 40 Lieblingsfilme des Jahres 2018. Und weil das in den letzten Jahren ja immer schon so gut geklappt hat, weise ich nun noch einmal auf Folgendes hin: Hierbei handelt es sich nicht um die aus Kritikersicht besten Filme des Jahres, sondern ausschließlich um meine ganz persönlichen, vollkommen subjektiv ausgewählten Lieblingsfilme! Doch genug der Theorie! Hier kommen also meine ersten zehn Lieblingsfilme aus über 300, die zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember hierzulande in Deutschland erschienen sind. Und auch diesmal habe ich nicht bloß Kinofilme, sondern auch Direct-to-DVD-Produktionen und solche berücksichtigt, die auf Streamingplattformen erschienen sind. Viel Spaß!

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Das startet am 28. Juni 2018

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 28. Juni, der einen die Fußball-Weltmeisterschaft ordentlich spüren lässt. Während „Meine teuflisch gute Freundin“ immerhin das aktuell brach liegende Kinder- Jugendkino mit neuem Stoff versorgt, dürfte einzig und allein „Love, Simon“ die Chance haben, wenigstens ein paar Zuschauer für sich zu gewinnen. Nach eine großen Werbekampagne und in Ermangelung an Konkurrenz tippe ich auf den stärksten Neustart. Der Rest ist guten Gewissens vernachlässigbar. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

LOVE, SIMON | Regie: Greg Berlanti | USA 2018

Auf den ersten Blick führt Simon ein Bilderbuchleben. Doch in ihm drin sieht es anders aus, denn Simon ist schwul und zu einem Coming Out konnte er sich bislang nicht durchringen. Erst als sich eines Tages ein Schulkamerad auf einem anonymen Blog outet, fühlt er sich zum ersten Mal verstanden. Der geheimnisvolle Unbekannte nennt sich nur ‘Blue‘ und fortan offenbaren sie sich Nacht für Nacht die intensivsten Gefühle, bis sie sich schließlich sogar ein wenig ineinander verlieben. Aufgrund einer Unachtsamkeit könnte Simons Geheimnis jedoch schneller als Licht kommen, als ihm lieb ist: Ein Klassenkamerad entdeckt die Chatverläufe und erpresst Simon fortan damit. Aus Angst davor geht Simon auf verschiedene Forderungen ein und bringt schon bald Chaos in seine Clique, denn der Erpresser will vor allem eines: mit seinem Schwarm verkuppelt werden…

Gelacht, geweint, geträumt – die Romanadaption „Love, Simon“ ist ohne Zweifel einer der besten Filme des Jahres und könnte das Genre des Coming-of-Age-Films allein schon deshalb maßgeblich prägen, da Homosexualität nun endlich auch den Mainstream erreicht hat.


MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN | Regie: Marco Petry | DE 2018

Lilith (Emma Bading) ist 14 Jahre alt und macht ihren Mitmenschen gern das Leben schwer. Ihrem Vater (Samuel Finzi) kommt das nur gelegen – ist er doch niemand Geringeres als der leibhaftige Teufel. Als Bewerbung für den Außendienst, erhält die Teenagerin den Auftrag, eine von ihrem Vater ausgewählte Zielperson zum Bösen zu bekehren. Dafür hat sie eine Woche Zeit. Doch diese Aufgabe ist schwerer als gedacht! Mit der Außenseiterin Greta Birnstein (Janina Fautz) und ihren Eltern (Alwara Höfels, Oliver Korittke) hat Liliths Vater nämlich die wohl netteste Familie auf diesem Planeten ausgesucht. Lilith muss sich ganz schön anstrengen, um ihr Ziel zu erreichen, das in noch weitere Ferne rückt, als sie den Schulrowdy kennenlernt, in den sich Lilith Hals über Kopf verliebt. Doch Lilith weiß: Verliebte Teufel sind zu nichts mehr zu gebrauchen…

Mit „Meine teuflisch gute Freundin“ gelingt Marco Petry ein charmantes Jugendabenteuer voller fieser kleiner Spitzen, tollen Gags und einem zurückhaltenden Schuss Romantik, für das er fantastische Newcomer mit Wiedererkennungswert gewinnen konnte.


DIE WUNDERÜBUNG  | Regie: Michael Kreihsl | AT 2018

Die Liebe kann fast alles: Herzen brechen, Berge versetzen, Königreiche zerstören. Die ganz, ganz großen Sachen. Aber eines kann sie nicht: Den Graben überbrücken, der entsteht, wenn ein Paar sich, wie man so schön sagt, auseinandergelebt hat. Zwei Menschen, die einst zusammenkamen, weil sie sich blind verstanden und besser als alle anderen aufeinander ein- und verlassen konnten. Jetzt, viele Jahre und viele Erfahrungen später, sprechen sie eine völlig unterschiedliche Sprache. Joana und Valentin stehen auf den entgegengesetzten Seiten des erwähnten Grabens. Nach über einer Dekade Ehe kommunizieren sie zwar miteinander, aber nur noch gehässig und polemisch. Die gemeinsame Tochter zwingt sie zum Paartherapeuten. Dieser Therapeut hat mit den beiden seine helle Freude.

Starke Dialoge bilden eine solide Grundlage für „Die Wunderübung“. Doch die Kammerspielkomödie schaut sich nicht nur wie abgefilmtes Theater, sie greift vor allem auf einen Twist zurück, dessen Pointe sich bereits nach der Hälfte der Laufzeit erahnen lässt und dem Film dadurch jedwede Spannung nimmt.


RENEGADES – MISSION OF HONOR | Regie: Steven Quale | FR/BEL/DE/USA 2017

1995: Die Navy SEALs Matt Barnes, Stanton Baker, Ben Moran, Kurt Duffy und Jack Porter befinden sich im Einsatz in Sarajevo. Bei ihrem Nato-Auftrag, einen Kriegsverbrecher aufzuspüren und auszuschalten, kommen sie trotz ihrer Tarnung als Journalisten nicht weit. Früh werden sie vom serbischen General Petrovic enttarnt. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd ziehen sie eine Schneise der Zerstörung durch die Stadt, weshalb sie von ihrem Befehlshaber Levin suspendiert werden. Da der Auftrag, aller Verwüstung zum Trotz, ein Erfolg war, begießen die fünf Soldaten ihre Leistungen in einer örtlichen Bar. Die einheimische Kellnerin Lara erzählt ihrem Liebling aus der Truppe bald darauf vom Goldschatz, von dem ihr einst ihr Großvater berichtete. Dieser schwört, dass die Nazis in einer versunkenen Kirche tonnenweise Goldbarren versteckt haben… 

„Renegades – Mission of Honor“ kocht eine fast in Vergessenheit geratene Stilrichtung des 90er-Actionkinos wieder auf – wenn auch nur auf mittlerer Flamme.


ELIAS – DAS KLEINE RETTUNGSBOOT | Regie: Simen Alsvik | NOR 2017

Das kleine Rettungsboot Elias ist jung und mutig: Bei einem wilden Sturm zögert es nicht, einem Kutter in Seenot zu helfen. Diese Heldentat beschert Elias einen Job in Großhafen, den Elias begeistert annimmt, obwohl er dafür seine Freunde in der behaglichen Bucht zurücklassen muss. Bald merkt er jedoch, dass die Tage in Großhafen zu anstrengend sind: Elias verschläft seinen Einsatz so oft, dass er heimgeschickt wird. Doch dort ist sein Job jetzt besetzt und seine alten Freunde sind beleidigt. Traurig dümpelt Elias auf dem Meer herum, bis er zufällig ein paar Schmuggelbooten auf die Spur kommt. Da wird ihm klar, dass er jetzt seine Freunde braucht. Also bittet er sie um Hilfe und sie lassen ihn nicht im Stich: sie fahren mit ihm zusammen los und verfolgen die Gangster. Dabei wird es noch ganz schön gefährlich, aber am Ende haben alle gelernt: Auch wenn das Abenteuer groß ist und wir klein sind – gemeinsam sind wir stark.


Heimkinotipp: DIE VERLEGERIN | Regie: Steven Spielberg | USA/UK 2017

1971 steht mit Katharine „Kay“ Graham (Meryl Streep) eine Frau an der Spitze des Verlags, der die renommierte „Washington Post“ herausbringt. Als erste weibliche Zeitungsverlegerin der USA hat Kay ohnehin keinen leichten Stand in der von Männern dominierten Journalistenbranche. Außerdem steht die Zeitung kurz vor dem Börsengang – brisant wird es, als Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) über einen gigantischen Vertuschungsskandal im Weißen Haus berichten will, in den allein vier US-Präsidenten verwickelt sein sollen. In einem nervenzerreißenden Kampf für die Pressefreiheit riskieren Kay und Ben ihre Karrieren und die Zukunft der Zeitung – ihr mächtigster Gegner ist dabei ausgerechnet niemand Geringeres als die gesamte US-Regierung…

Steven Spielbergs „Die Verlegerin“ ist ein routiniert inszeniertes Journalismusdrama, das wichtige, wahre Ereignisse nacherzählt. Dass die Regielegende dabei aber so gar keine Experimente eingeht, macht den Film zur weitestgehend spannungsarmen „Nummer sicher“ der diesjährigen Awardsaison.

Das startet am 5. April 2018

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 5. April, an dem ein Start besonders spannend ist: die neue Steven-Spielberg-Produktion „Ready Player One“. Entsprechend zurückhaltend präsentiert sich das restliche Programm, das zwar einige interessante und hochwertige Starts vorzuweisen hat, die allerdings eher unter die Kategorie „Geheimtipps“ fallen.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

FILM STARS DON’T DIE IN LIVERPOOL  | Regie:  Paul McGuigan | UK 2017

Der träumerische Nachwuchsschauspieler Peter Turner (Jamie Bell) lernt im Jahr 1978 in Liverpool durch Zufall die exzentrische Diva und spätere Oscar-Preisträgerin Gloria Grahame (Annette Bening) kennen. Die beiden freunden sich an, tauschen sich über ihren Beruf aus, doch mit der Zeit entwickelt sich mehr aus dieser oberflächlichen Freundschaft. Was als aufregende Affäre zwischen einer legendären Femme Fatale und ihrem jungen Liebhaber weitergeht, entwickelt sich schließlich zu einer ernsthafteren Beziehung, in welcher Turner mehr und mehr zu einem engen Vertrauten für Gloria wird. Sie hält mehrere Jahre an, bis Dinge passieren, die sich ihrer Kontrolle entziehen, werden ihre Leidenschaft und ihre Lust am Leben auf eine harte Probe gestellt.

„Film Stars Don’t Die in Liverpool“ ist eine melancholische Liebesgeschichte über eine außergewöhnliche Beziehung, die sich nicht über den Altersunterschied von knapp dreißig Jahren definiert, sondern für die tiefe Verbindung der beiden Hauptfiguren, die Annette Bening und Jamie Bell mit viel Hingabe und Feingefühl verkörpern.


GHOSTLAND  | Regie: Pascal Laugier | FR/CAN 2018

Nach dem Tod ihrer Tante bezieht Pauline mit ihren beiden Töchtern Beth (Crystal Reed) und Vera (Anastasia Phillips) das alte, mit Kuriositäten vollgestopfte Haus der Verstorbenen. Gleich in der ersten Nacht im neuen Heim werden sie jedoch von brutalen Einbrechern überfallen, die die drei Frauen übel zurichten. Das Trauma sitzt tief und prägt die Schwestern bis ins Erwachsenenalter. Beth hat ihre persönliche Bewältigungsstrategie im Schreiben gefunden und ist erfolgreiche Autorin von Horrorliteratur. Vera hingegen lebt immer noch mit ihrer Mutter in dem alten Haus, leidet unter paranoiden Wahnvorstellungen und verliert zunehmend den Verstand. 16 Jahre nach dem Vorfall kehrt Beth an den Ort des Geschehens zurück – was sich als schrecklicher Fehler erweist… 

Für ein ähnlich bahnbrechendes Erlebnis wie „Martyrs“ fehlt es Pascal Laugiers neuestem Film „Ghostland“ an Innovation. Doch auch ohne diese ist der äußerst beklemmend inszenierte Terrorthriller ein fieses Vergnügen und eine charmante Verbeugung vor bekannten Horrorikonen.


PIO | Regie: Jonas Carpignano | IT/BRA/DE/FR/SWE/USA 2017

Der 14-jährige Pio wächst in in einer italienischen Küstenstadt zwischen den einheimischen Dorfbewohnern, den Geflüchteten aus Afrika und seiner Roma-Community auf. Seine älteren Geschwister, die Tag für Tag durch die Gegend ziehen, einbrechen, stehlen und sich mit rivalisierenden Clans anlegen, verehrt er. Später möchte er einmal genau so sein wie sie, weshalb er sich bereits in jungen Jahren an kleineren Vergehen probiert, um endlich ernst genommen zu werden. Als sein großer Bruder Cosimo eines Tages spurlos verschwindet, wird Pios Leben auf eine harte Probe gestellt. Fortan ist er derjenige, der die Familie versorgen muss und beginnt, auf den Pfaden seiner Geschwister, Einbrüche zu begehen, Autos zu klauen und Reisende zu bestehlen. Doch irgendwo tief im Herzen weiß er, dass er das Lenkrad vielleicht noch rumreißen könnte, um nicht dort zu landen, wo seine Familie geendet ist…

Mit „Pio“ liefert Regisseur Jonas Carpignano einen ungeschönten Einblick in die Gesellschaft eines auch in Wirklichkeit existierenden Roma-Clans im Süden Italiens, bei dem er bei aller Drastik das Urteil über derartige Zustände dem Zuschauer überlässt. Nur so gelangt er besonders nah an die von sich selbst verkörperten Mitglieder der Amato-Familie heran und schafft es, uns ein Gefühl dafür zu geben, weshalb Menschen so sind, wie sie sind – selbst, wenn sie so sind wie hier.


READY PLAYER ONE | Regie: Steven Spielberg | USA 2018

Im Jahr 2045 ist die reale Welt nur schwer zu ertragen. Wirklich lebendig fühlt sich Wade Watts nur, wenn er in das gigantische virtuelle Universum OASIS entfliehen kann, in dem die Grenzen der Geografie, der Gesetze und auch der Identität aufgehoben sind – solange man nur seiner Fantasie freien Lauf lässt. Dort verbringen die meisten Menschen ihre Tage. Entwickelt wurde OASIS vom genialen, exzentrischen James Halliday, der sein ungeheures Vermögen und die totale Kontrolle über OASIS der ersten Person hinterlässt, die siegreich aus einem dreiteiligen Wettbewerb hervorgeht: Dadurch will Halliday sicherstellen, dass ein würdiger Erbe sein Nachfolger wird. Als Wade die erste Aufgabe der realitätsverändernden Schatzsuche löst, geraten er und seine Freundesclique, die High Five genannt wird, in ein fantastisches Universum voller Entdeckungen und Gefahren und bemühen sich, OASIS und ihre Welt zu retten. 

„Ready Player One“ wäre ein Durchschnittsblockbuster, hätte sich Steven Spielberg nicht dazu entschlossen, seine Reise in die virtuelle Welt zu einem spektakulären Abenteuerspielplatz zu machen, auf dem die erzählerischen Finessen nicht halb so viel zählen, wie die Verneigen vor der Popkultur an sich.

GRINGO  | Regie: Nash Edgerton | USA/AUS 2018

Eben noch war Harold Soyinka (David Oyelowo) ein unbescholtener US-Bürger mit glücklichem Privatleben und gutem Job in der Pharmaindustrie. Doch als er während eines Businesstrips nach Mexiko erfährt, dass seine Bosse Richard (Joel Edgerton) und Elaine (Charlize Theron) einen intriganten Coup planen und seine Frau Bonnie (Thandie Newton) ihn betrügt, hat er schlagartig nichts mehr zu verlieren. Harold inszeniert seine eigene Entführung und fordert ein hohes Lösegeld. Der vermeintlich geniale Plan geht allerdings mächtig nach hinten los, denn Harold ist ohne es zu wissen tief in schmutzige Deals verstrickt. Plötzlich macht alle Welt Jagd auf den Gringo: das mexikanische Drogenkartell, ein gnadenloser Ex-Söldner, schließlich gar die US-Drogenfahndung. Harold wird viel Glück brauchen, um diesen Schlamassel lebend zu überstehen… 

Als schnörkellose Actioncomedy rund um ein vorgetäuschtes Kidnapping könnte „Gringo“ richtig gut sein, doch Nash Edgerton verzettelt sich in Belanglosigkeiten, die seine Geschichte verwässern. Daran ändern auch die stark aufspielenden Darsteller nichts.


DAS ZEITRÄTSEL | Regie: Ava DuVernay | USA 2018

Meg Murry ist ein typischer Teenager, der einfach nur dazugehören möchte. Die Tochter zweier weltberühmter Physiker ist, genau wie ihr kleiner Bruder Charles Wallace, hochintelligent und auf einzigartige Weise begabt. Was ihr Leben allerdings noch komplizierter macht, ist das plötzliche Verschwinden ihres Vaters. Als Meg herausfindet, dass es etwas mit dem geheimen Projekt ihrer Eltern zu tun haben muss, nimmt die Sache ganz neue Dimensionen an: Um ihren Vater zu finden müssen Meg, ihr Klassenkamerad Calvin und ihr Bruder dieser mysteriösen Erfindung auf den Grund gehen und sich auf eine gewagte Expedition durch Raum und Zeit begeben, in der sie in Welten vordringen, die sich jenseits jeder Vorstellungskraft befinden. Neben vielen Gefahren gibt es allerdings auch unerwartete Hilfe von drei rätselhaften überirdischen Wesen Mrs. Welche, Mrs. Soundso und Mrs. Wer, die sie auf ihrem Weg begleiten. 

Dieser Flop ist hausgemacht! Mit einer dahinsiechenden Geschichte, ätzenden Figuren und größtenteils unecht wirkenden Effekten, gehört „Das Zeiträtsel“ zu den schlechtesten Filmen, die der Disney-Konzern in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Das ändern auch eine Handvoll schmucker Setpieces und eine stark aufspielende Hauptdarstellerin nicht.


TRANSIT  | Regie: Christian Petzold | DE/FR 2018

Die deutschen Truppen stehen vor Paris. Georg, deutscher Flüchtling, entkommt im letzten Moment nach Marseille. Im Gepäck hat er die Hinterlassenschaft des Schriftstellers Weidel, der sich aus Angst vor seinen Verfolgern das Leben genommen hat: Ein Manuskript, Briefe, die Zusicherung eines Visums durch die mexikanische Botschaft. In Marseille darf nur bleiben, wer beweisen kann, dass er gehen wird. Visa für die möglichen Aufnahmeländer werden gebraucht, Transitvisa, die raren Tickets für die Schiffspassage. Georg erinnert sich der Papiere Weidels und nimmt dessen Identität an. Er taucht ein in die ungefähre Existenz des Transits. Flüchtlingsgespräche in den Korridoren des kleinen Hotels, der Konsulate, in den Cafés und Bars am Hafen. Er freundet sich mit Driss an, dem Sohn seines auf der Flucht gestorbenen Genossen Heinz. Wozu weiterreisen? Lässt sich anderswo ein neues Leben beginnen?


DAS MÄDCHEN AUS DEM NORDEN | Regie: Amanda Kernell | NOR/DK/SWE 2016

Im traditionellen Schweden der 1930er-Jahre besucht die ehrgeizige angehende Rentierzüchterin Elle Marja (Lene Cicilia Sparrok) mit ihrer Schwester (Mia Erika Sparroks) eine gehobene Internatsschule in Lappland. Sie gehört dem Volk der Samen an, deren Alltag von Vorurteilen und Ausgrenzung durch ihre Mitschüler und Lehrer geprägt ist. Elle Marja bemüht sich um die Anerkennung ihrer ihr zugewandten Lehrerin in der Hoffnung, so ihrem Traum von einem freien Leben näher zu kommen. Doch als an der Schule erniedrigende, rassen-biologische Untersuchungen durchgeführt werden, entscheidet sie sich für einen radikalen Schritt: Das intelligente, willensstarke und rebellische Mädchen bricht mit ihrer Familie und macht sich auf den Weg nach Uppsala, um eines neues, unabhängiges Leben zu führen. Vielleicht als Rentierzüchterin, vielleicht als etwas ganze Anderes…


Heimkinotipp: DETROIT  | Regie: Kathryn Bigelow | USA 2017

Der Sommer 1967 ist ein ausschlaggebender Moment in der modernen amerikanischen Geschichte, als das Land von wachsenden politischen und sozialen Unruhen heimgesucht wird. Die Eskalation des Vietnamkriegs sowie jahrzehntelange Ungleichheit und Unterdrückung fordern ihren Tribut. Die Unzufriedenheit und kochende Wut finden schließlich ihren Höhepunkt in den Großstädten, wo die afroamerikanische Gemeinschaft seit jeher mit systematischer Diskriminierung sowie hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Als zwei Tage nach Beginn der Rebellionen auf der Anlage eines Motels Pistolenschüsse gemeldet werden, rückt die Polizei mit einem Großaufgebot an. Statt sachlich zu ermitteln, kommt es zu einer von Vorurteilen und Gewalt geprägten Razzia. Die anwesenden Motelgäste müssen sich einem gefährlichen Verhör unterziehen, bis alles eskaliert.

„Detroit“ ist ein erschütterndes Dokument sinnlosen Rassenhasses und veranschaulicht die Ereignisse einer Nacht im sozialpolitisch äußerst angespannten Detroit Ende der Sechzigerjahre. Eine Tour de Force für Zuschauer und Darsteller, die sich die Seele aus dem Leib spielen, um daran zu erinnern, dass es so etwas wie damals nie wieder geben darf.

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