Das startet am 24. Januar 2019

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 24. Januar, an dem passend zum Titel mit „The Favourite“ einer der größten Oscarfavoriten des Jahres startet – und er verdient jeden Zuschauer, von denen er dank Star- und Awardpower auch einige mehr in die Kinos locken dürfte, als Yorgos Lanthimos‘ bisherige Filme. Da Boxfilme im Kino rar gesät sind, könnte sich aus „Creed II“ beachtlich schlagen, wenngleich es für einen regelrechten Kassenmagneten kaum reichen dürfte. Dafür ist das Thema mittlerweile einfach zu speziell. Ganz anders „Chaos im Netz“: Zwar lief der erste Teil für Disney-Animationsverhältnisse nur okay, aber ein erster kleiner Hit des Jahres 2019 dürfte trotzdem drin sein. Trotzdem bildet das emotionale Highlight der Woche das Drogendrama „Beautiful Boy“, das leider nur in ausgewählte Kinos kommen wird.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
THE FAVOURITE – INTRIGEN UND IRRSINN | Regie: Yorgos Lanthimos | IE/UK/USA 2018
Das frühe 18. Jahrhundert. England liegt im Krieg mit Frankreich. Auf Enten-Rennen und den Genuss von Ananas wird dennoch nicht verzichtet. Auf dem Thron sitzt die gebrechliche Königin Anne, ihre enge Freundin Lady Sarah Churchill führt für sie die Regierungsgeschäfte, kümmert sich um die kranke Monarchin und erduldet deren aufbrausendes Temperament. Da tritt eine neue Dienerin ihren Dienst am Hof an – Abigail Masham, deren Charme Sarah sogleich verfällt. Sarah nimmt Abigail unter ihre Fittiche, die die Chance erkennt, zu ihren aristokratischen Wurzeln zurückzukehren. Als die Belange des Krieges Sarah immer mehr in Beschlag nehmen, nutzt Abigail die Gelegenheit, an Stelle von Sarah Vertraute und Gefährtin der Königin zu werden. Die aufkeimende Freundschaft ermöglicht ihr, ihre ehrgeizigen Ziele zu verfolgen – davon lässt sie sich von niemandem abhalten.
Der herausragend gespielte „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ ist das neueste Meisterwerk aus der Hand von Yorgos Lanthimos, der in der opulent ausgestatteten Kostüm-Tragikomödie den Adel bis auf den blanken Nerv zerlegt und dabei treffsichere Beobachtungen anstellt, die sich genauso gut auf gesellschaftliche Standards der Gegenwart beziehen lassen.
BEAUTIFUL BOY | Regie: Felix Van Groeningen | USA 2018
David Sheff (Steve Carell) ist ein ebenso liebenswerter wie liebevoller Vater, der mit seiner Frau Vicky (Amy Ryan) alles richtig gemacht zu haben scheint. Sie haben mittlerweile sogar eigene Kinder und auch der Älteste Nic, Sohn aus Sheffs erster Ehe, geht seinen Weg und steht kurz vor dem Gang aufs College. Doch dann kommt alles anders: Nic (Timothée Chalamet) wird drogenabhängig und gibt sich ganz der Sucht hin. David kann es nicht glauben – und aufhalten kann er es auch nicht. Trotzdem tut er alles dafür, um seinen Sohn zurück zu bekommen und ihm zu helfen. Während er mit Nics Lügen und Vertrauensbrüchen ringt, blickt der Film immer wieder zurück auf den Nic, wie er früher einmal war – ein rücksichtsvoller, wunderbarer Junge, der eigentlich alles andere als empfänglich für Drogen wirkt. Wie konnte es nur so weit kommen?
Felix Van Groeningens aus der Sicht des Vaters eines Süchtigen erzähltes Drogendrama „Beautiful Boy“ besitzt mit einer aufdringlichen Musikuntermalung und einer unnötig sprunghaften Erzählweise zwei klar auszumachende Schwachpunkte. Doch all das spielt hier irgendwann überhaupt keine Rolle mehr, da einen die gleichermaßen authentische wie hochemotionale Geschichte sowieso überrollt, bis man die letzten 15 Minuten in einem Meer aus Tränen nicht mehr miterlebt.
CREED II: ROCKY’S LEGACY | Regie: Steven Caple Jr. | USA 2018
Für Adonis Creed (Michael B. Jordan) ist das Leben ein Balanceakt geworden. Neben persönlichen Verpflichtungen und dem Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf seinen nächsten Kampf, steht ihm die größte Herausforderung seines Lebens bevor: Da sein Gegner eng mit seiner Familiengeschichte verbunden ist, steht der bevorstehende Kampf im Ring unter besonderen Vorzeichen. Doch Rocky Balboa (Sylvester Stallone) steht Adonis zur Seite und zusammen stellen sich die beiden dem Vermächtnis, das sie verbindet. Dabei werden sie mit der Frage konfrontiert, ob sich der Kampf überhaupt lohnt – letztlich erkennen sie, dass die Familie das Band ist, das alles zusammenhält. Was ist der Stoff, aus dem die Champions sind? Adonis und Rocky begreifen: Egal wohin der Lebensweg führt – niemand kann seiner Vergangenheit entkommen.
Auch für „Creed II“ ändert Steven Caple Jr. wenig an der bewährten Boxfilm-Dramaturgie. Doch das ändert nichts daran, dass das Sequel den ohnehin schon starken ersten Teil noch einmal übertrifft, denn wie der Filmemacher hier die private und die berufliche Ebene zusammenführt und dabei immer wieder die Härte, den Dreck und die Brutalität des Sports betont, ist schlicht atemberaubend.
CHAOS IM NETZ | Regie: Phil Johnston, Rich Moore | USA 2018
Seit sich Ralph und Vanellope vor einigen Jahren im knallbunten Rennspiel „Candy Crush“ kennengelernt haben, sind der zerstörerische Riese und der Glitch mit dem losen Mundwerk beste Freunde. Als sich eines Tages ankündigt, dass Vanellopes Spielstation aufgrund eines fehlenden Ersatzteils abgebaut werden soll, zögert Ralph nicht lange und begibt sich ins Internet. Dort soll alles möglich sein, hat er gehört – und tatsächlich finden er und die ihn spontan begleitende Vanellope ebenjenes Ersatzteil bei einer Online-Auktion. Doch unbedarft wie sie sind, bieten sie eine horrende Summe, die sie nach dem Zuschlag auch bezahlen müssen. Um an das notwendige Geld zu gelangen, wird aus Ralph ein Internetmeme. Nicht mehr lange und das Internet ist voll von Ralph-Videos und -Bildern, die sich rund um den Erdball großer Beliebtheit erfreuen…
„Chaos im Netz“ ist kreativer und reifer als der Vorgänger „Ralph reicht’s“ und schäumt vor kreativen Ideen nur so über. Erzählerisch folgt der Film dagegen einer Roadmoviestruktur, in der einzelne Stationen abgehakt werden. Und die sind mal mehr, mal weniger gelungen.
WOMIT HABEN WIR DAS VERDIENT? | Regie: Eva Spreitzhofer | AT 2018
Für die Wienerin Wanda, überzeugte Atheistin und Feministin, wird ihr schlimmster Albtraum wahr, als ihre Teenagertochter Nina zum Islam konvertiert, von nun an Fatima heißen und Schleier tragen möchte. Wandas wunderbare Welt des besseren Wissens steht Kopf. Sie wünscht sich die Zeit zurück, als ihre einzigen Probleme im Komasaufen und Kiffen bestanden. Plötzlich dreht sich alles um die Frage: Wie bringt man das Mädchen zur Vernunft? So ernst meint es Nina plötzlich mit der Religion, dass es selbst die echten Muslime mit der Angst bekommen. Und so findet Wanda eine Mitstreiterin in der Muslima Hanife, der Mutter von Ninas Freundin Maryam, die für Frauenrechte im Islam kämpft und Ninas Radikal-Religionskur für einen schlechten Einfluss auf ihre Tochter hält. Als wäre das alles nicht genug, muss ihr Ex-Mann ausgerechnet jetzt noch einmal Vater werden…
Die österreichische Komödie „Womit haben wir das verdient?“ ist ein interessanter Beitrag zum Thema Integration und bringt dem Zuschauer die Vielfalt des muslimischen Glaubens authentisch näher. Als Comedy funktioniert der Film von Eva Spreitzhofer dagegen kaum, weil er in den lustigen Momenten viel zu bemüht daherkommt.
DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER VON BELLA | Regie: Charles Martin Smith | USA 2019
„Die unglaublichen Abenteuer von Bella“ erzählt die herzerwärmende Geschichte der Hündin Bella, die eine über 600 Kilometer lange Heimreise antritt, nachdem sie von ihrem geliebten Herrchen getrennt wurde.
Regie führte Charles Martin Smith („Mein Freund, der Delfin“). Das Drehbuch stammt vom Autor des Buches „A Dog’s Way Home“, W. Bruce Cameron, und Drehbuchautorin Cathryn Michon („Bailey – ein Freund fürs Leben“). Bryce Dallas Howard („Jurassic World“) leiht im Original Hündin Bella ihre Stimme. In den Hauptrollen sind Ashley Judd („Die Bestimmung“-Reihe), Jonah Hauer-King („The Last Photograph“), Alexandra Shipp („X-Men: Apocalypse“), Wes Studi („A Million Ways to Die in the West“) und Edward James Olmos („Blade Runner 2049“) zu sehen. Als Produzent fungiert Gavin Polone („Bailey – ein Freund fürs Leben“).
MY BIG CRAZY ITALIAN WEDDING | Regie: Alessandro Genovesi | IT 2018
Die Italiener Antonio und Paolo sind ein glückliches, frisch verlobtes Paar und leben ein gewöhnliches, geregeltes Leben in Berlin. Dies ändert sich schlagartig, als sie beschließen, gemeinsam in Antonios italienische Heimat zu fahren. Dort wollen sie seiner religiösen Familie ihre Beziehung und seine Homosexualität offenbaren und die Trauung durchführen. Begleitet werden die beiden von ihrer guten Freundin Benedetta sowie dem neuen Mitbewohner, dem skurrilen Donato. In Antonios Heimat angekommen, liegt es nun an dem kleinen Dorf, vor allem auch an Antonios Vater, dem Bürgermeister Roberto, die Liebe der beiden zu akzeptieren. Dieser hat seine Politik auf den Pfeilern von Integration und Gastfreundschaft aufgebaut, doch kann er seine vorgegebenen Werte auch in die Tat umsetzen? Zu allem Übel taucht auch noch Antonios labile Ex-Freundin auf. Sie liebt ihn also offensichtlich immer noch…
Wiederaufführung: SCHINDLERS LISTE | Regie: Steven Spielberg | USA 1993
Der sudetendeutsche Geschäftsmann Oskar Schindler (Liam Neeson) kommt 1939 nach Krakau, um in den Wirren des Zweiten Weltkrieges Profit zu machen. Er übernimmt eine stillgelegte Emaille-Fabrik, in der er Zwangsarbeiter aus dem jüdischen Ghetto beschäftigt. Doch seine wachsende Abscheu gegen die Brutalität der Nazis und das unbeschreibliche Leid der Juden wecken in dem opportunistischen Fabrikanten und Lebemann einen ungeahnten Idealismus. Als „seine“ Juden nach Auschwitz deportiert werden sollen, setzt Schindler sein Privatvermögen und nicht zuletzt auch sein Leben aufs Spiel, um so viele wie möglich vor dem sicheren Tod zu retten.
Zum 25. Jubiläum des preisgekrönten Dramas zeigen Kinos im ganzen Land „Schindlers Liste“ in einer restaurierten Fassung.
Heimkinotipp: DAS HAUS DER GEHEIMNISVOLLEN UHREN | Regie: Eli Roth | USA 2018
Es ist das Jahr 1955: Lewis ist kürzlich verwaist und reist daher nach Michigan. Dort erwartet ihn sein lebensfroher, exzentrischer Onkel Jonathan, der ihn aber liebend gern bei sich aufnehmen würde. Jonathan lebt in einem gotischen Anwesen voller Eigenheiten: Vor dem Eingang stehen Halloween-Kürbisse, obwohl es gar nicht Ende Oktober ist, im Haus hängen Dutzende, ach, Hunderte von tickenden Uhren an den Wänden und es gibt, Schreck lass nach, keinen Fernseher! Dafür hängt Nachbarin Florence Zimmerman tagein, tagaus im Anwesen herum, eine hoch geschlossene, streng dreinblickende Frau mit trockenem, schlagfertigen Humor und großer Sympathie für Lewis, der sich zunächst nur sehr schlecht in sein neues Zuhause einlebt. Aber dann verrät ihm Onkel Jonathan, dass er ein Hexenmeister sei und dass wirklich jeder, wenn er nur genug lernt, ebenfalls einer sein kann…
Wem der „Gänsehaut“-Film mit Jack Black zu sehr augenzwinkernde Hommage war, oder Tim Burtons „Die Insel der geheimnisvollen Kinder“ zu viel erzählerischen Leerlauf bot, ist hier genau richtig: Eli Roth präsentiert mit „Das Haus der geheimnisvollen Uhren“ Einsteigergrusel in Form schräg-grimmer Familienunterhaltung.