Meine Filmflops 2018 – Die Plätze 10 bis 1

Nachdem ich vor Kurzem die Flop 20 meiner in diesem Jahr gesichteten Filme veröffentlichte, folgen nun die Plätze 10 bis 1 der von mir am meisten verabscheuten Filme 2018. Noch einmal möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die objektive Qualität des Films nicht zwingend etwas mit der Platzierung in dieser Liste zu tun haben muss. Es geht hier einzig und allein darum, wie sich mein Empfinden bein Anschauen dieser Filme veränderte. Es kann also sein, dass ich hier ein wenig schärfer in meiner Wortwahl vorgehe, als ich es in meinen Kritiken handhabe. Für eine möglichst objektive Sicht der Dinge verweise ich gern auf die Filmkritiken, die ich in den jeweiligen Platzierungen verlinkt habe.
An dieser Stelle ist auch noch kurz einmal Platz für einige wenig ehrenwerte Nennungen von Filmen, die es nur ganz knapp nicht in meine Flop 20 des Jahres geschafft haben. Vollkommen unnötig war die Animationsverfilmung des Kultdrachen TABALUGA, genauso wie ein vierter Teil der mittlerweile nur noch lahmen INSIDIOUS-Reihe. Auch die Fortsetzung DIE SCH’TIS IN PARIS hätte es nicht gebraucht, ganz zu schweigen von der absolut unlustigen Krimikomödie HOT DOG, die allein von Matthias Schweighöfer vor den Flops bewahrt wurde. Als absolut hanebüchen, aber trotz Starbesetzung ohnehin für die breite Masse uninteressant, erwies sich auch die zweifelhafte RomCom KRYSTAL. Und weshalb sich WIR SIND CHAMPIONS in Spanien zu einem Publikumsliebling entwickelt hat, wird mir für immer ein Rätsel bleiben…
10
Dieser Hype um Trashfilme wie sie auch die „Sharknado“-Reihe hervorgebracht hat, wird sich mir vermutlich nie erschließen. Da haben ein paar Filmemacher festgestellt, dass sich mit betont wenig Aufwand und Geld Menschen bespaßen lassen, weil sie es besonders lustig finden, sich über das Nichtkönnen Anderer lustig zu machen. Ist das nicht eigentlich vollkommen öde? Wäre es nicht viel ehrlicher und sogar anerkennender, sich an einem schlechten Film zu erfreuen, bei dem die Verantwortlichen immerhin noch Ambitionen hatten? So wie „The Room“ zum Beispiel? Aber sei es drum, ich möchte mit dieser Liste ja Niemanden erziehen, sondern meinen Filmgeschmack aufzeigen. Und da ich dieses Jahr in den zweifelhaften Genuss von SHARKNADO – THE LAST ONE (DAS WURDE ABER AUCH ZEIT) kam (allein der Titel!), bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn hier zu nennen. Ich hab nämlich überhaupt keinen Bock, mich an dieser plumpen Art des Filmemachens zu erfreuen und bin von den beabsichtigt miesen Effekten, Schauspielern, Drehbüchern und was hier sonst noch alles mies ist einfach nur angeödet.
9
Gerard Butler und mich verbindet seit Jahren eine Hassliebe. Der Grund: Der gute Mann hat einfach viel zu lange keinen guten Film mehr gedreht… Moment, mit diesem Text habe ich doch schon einmal eine Platzierung in meinen Jahresflops begonnen!? Richtig! Da war ja was auf Platz 19, worin der gute Mann bereits ebenso lustlos mitgespielt hatte (wir erinnern uns: „Hunter Killer“). In CRIMINAL SQUAD ist das Ganze aber nochmal eine Spur unerträglicher, denn ich kann es nicht mehr sehen, wie hier einfach nur die ewig gleichen Klischees vom Donuts mümmelnden, dauergenervten Cop wiedergekäut werden, der eigentlich viel zu cool für alles ist und am Ende natürlich doch wieder im Alleingang irgendeine (Unter-)Welt rettet. „Criminal Squad“ ist der Inbegriff des unsympathischen Gangster-Macho-Kinos, in dem man mit keiner stereotypen Figur auch nur länger als eine Szene verbringen will, weil sie einfach nichts zu sagen hat. Da braucht man dem Ganzen durch irgendwelche Statistiken über Bankraube nicht auch noch versuchen, eine erzählerische Relevanz anzudichten.
8
Ein ganz anderes Thema findet sich auf Platz acht – ein starker, adrenalingeladener, spannungsreicher Actionfilm nämlich. Blöd nur, dass UTØYA 22. JULI gar keiner sein will. Der norwegische Regisseur Erik Poppe verkauft das Projekt nämlich als Beitrag für die Opfer des Terroranschlags auf die gleichnamige norwegische Insel, weshalb er den Zuschauer genau das durchleben lässt, was diese damals gefühlt haben müssen, als der Massenmörder Anders Behring Breivik 77 Menschen erschoss. Die Intention hinter dem Film möchte ich dem Regisseur gar nicht nehmen. Ich glaube, dass der Filmemacher es genau so beabsichtigte, wie er es in zahlreichen Interviews und Pressekonferenzen gebetsmühlenartig wiederholt hat. Doch weshalb werden im Abspann nicht die Opfer genannt? Weshalb stattdessen dreimal der Name des Filmemachers? Weshalb inszeniert er das Ganze so reißerisch wie einen Horrorfilm und arbeitet dabei sogar mit Twists, um den Zuschauer noch mehr zu schockieren? Und was soll zwischen all dem echten Leid die konstruierte Überdramatisierung? Sorry, aber das hier ist in meinen Augen vor allem eines: ein kalkulierter Skandal!
7
Schon wieder so viel Bemühen und so wenig Aussage – WER HAT EIGENTLICH DIE LIEBE ERFUNDEN? wurde im Presseheft damals mit „Die fabelhafte Welt der Amélie“ verglichen, wovon sich die arme vermutlich bis heute nicht erholt hat. In der deutschen Tragikomödie geht es um eine sich entfremdete Familie und – natürlich – wie diese dann irgendwie auf Umwegen wieder zueinander findet. Der Verweis zu „Amélie“ kommt vermutlich daher, dass sich die Macher getraut haben, mal nicht „deutsch“ zu inszenieren. Hier darf die Kamera sogar mal auf dem Kopf stehen und zwischendurch wird mit assoziativen Bildern gearbeitet. Es hätte alles so schön werden können, doch es bleibt bei einem „gut gemeint“. Der Film ist so verkrampft auf Anspruch gebürstet, dass offenbar ganz vergessen wurde, dass man der Story mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit hätte schenken sollen wie dieser bemüht auf „artsy“ getrimmten Inszenierung. Figuren egal, ihr Schicksal egal und diese Egalität war wohl irgendwann auch den Schauspielern egal. Dieser Film ist einfach egal.
6
Schon wieder deutsch und schon wieder „pseudo“ – MEIN BRUDER HEISST ROBERT UND IST EIN IDIOT hatte sich auf die Fahnen geschrieben, ach so philosophisch zu sein. Doch nur weil die beiden unausstehlichen Hauptfiguren knapp drei Stunden lang Heidegger-Theorien durchkauen, ist das alles noch lange nicht philosophisch. Genauso wenig ist das, was am Ende passiert, in irgendeiner Art und Weise den Aufschrei wert, den es in einigen Feuilletons generiert hat. Dort war man total aus dem Häuschen ob des Mutes des Regisseurs, der mit seinem Film ja eine ach so radikale Kinoerfahrung ermöglicht. Aber ich mache es kurz: Nichts davon ist seinen Skandal wert. Denn damit es am Ende auch wirklich schockiert, dass hier Bruder und Schwester miteinander ins Bett steigen, müsste man den beiden ja irgendwie abkaufen, dass sie Bruder und Schwester sind. Blöd nur, dass man die zwei in den sich endlos anfühlenden Stunden zuvor ausschließlich als anstrengende Labertaschen kennengelernt hat, sodass man froh ist, wenn am Schluss wenigstens überhaupt was passiert – und wenn es Inzestsex ist.
5
Dass in dem Film auf Platz Nummer fünf nichts passiert, kann man THE MAN WHO KILLED DON QUIXOTE nun wahrlich nicht vorwerfen. Trotzdem wünscht man sich nach den überbordenden 132 Minuten die soeben vergeudete Lebenszeit zurück. Irgendwie freut man sich ja schon darüber, dass Terry Gilliams Langzeitprojekt nun endlich fertiggestellt wurde. Aber wenn man sich anschaut, was daraus geworden ist, möchte die gehässige Seite in mir sagen, dass es besser gewesen wäre, hätte dieser Film nie das Licht der Leinwand erblickt. Mal ganz davon abgesehen, wie konfus die „Geschichte“ hier vonstatten geht und wahllos zwischen diversen (Meta-)Ebenen hin- und herhopst, ist der Film einfach so voll, ungeordnet und zu guter Letzt aber doch langweilig, dass man rückwirkend kaum wiedergeben kann, was man da gerade gesehen hat. „The Man Who Killed Don Quixote“ vereint sämtliche Ideen eines einzelnen kreativen Gehirns. Da es sich hierbei allerdings um jenes von Terry Gilliam handelt, der mehrere Jahrzehnte Zeit hatte, um seinen Film immer weiter mit Szenen vollzustopfen, kann man sich in etwa ausrechnen, was da am Ende bei herauskommt.
4
Es wird schon wieder deutschsprachig, doch diesmal geht’s in die Schweiz, wo 2018 eine Familienkomödie herkam, bei der man das Gefühl nicht los wurde, sie habe sich irgendwie aus den Fünfzigerjahren ins Heute verirrt. PAPA MOLL UND DIE ENTFÜHRUNG DES FLIEGENDEN HUNDES klingt ja bereits auf den ersten Blick nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit. Was sich abseits des harmlosen Abenteuers um einen entführten Zirkushund dann aber alles auf der Leinwand abspielt, ist an Biederkeit kaum zu übertreffen. Vollkommen selbstverständlich werden hier festgefahrene Rollenbilder zementiert und alles Dagegenansteuernde der Lächerlichkeit preisgegeben. Zwar deuten manche Motive darauf hin, dass der Film tatsächlich nicht in der Gegenwart spielen soll, doch als Film aus dem Jahr 2018 die Rückständigkeit regelrecht zu zelebrieren, grenzt schon an eine Frechheit. Und selbst wenn man bei alldem mal angestrengt wegschaut, bleibt am Ende immer noch ein lahmes Familienabenteuer, dessen krude Optik mich nach wie vor bis in den Schlaf verfolgt. Zumindest fast.
3
Ich hatte ja Anfang des Jahres sehr über das deutsche Kino gemeckert. Und das hier ist mit ein Grund: LILIANE SUSEWIND – EIN TIERISCHES ABENTEUER bildete sehr lange das Schlusslicht meiner Jahrescharts 2018 – und zwar weil ich in den vergangenen zwölf Monaten kaum einen gehässigeren Film gesehen habe. Die Verfilmung der gleichnamigen Jugendbuchreihe gibt vor, die Geschichte einer mit Tieren sprechenden Schülerin zu erzählen, die mit ihrer Hilfe einen Zoo vor dem Ruin retten möchte. Doch so richtig in mein Gedächtnis gebrannt hat sich neben den peinlichen Rapeinlagen der Kinder, den bisweilen katastrophal aufspielenden Jungdarstellern und dem grottenschlecht animierten Babyelefanten vor allem der armselige Umgang mit der von Christoph Maria Herbst verkörperten Figur des Tierpflegers, der aufgrund seines strengen Geruchs (weil: er arbeitet mit Tieren!) von seinen Mitmenschen verspottet und ausgegrenzt wird. Das soll vermutlich witzig sein, ich dagegen habe mehrmals überlegt, das Kino vorzeitig zu verlassen. Hätte ich den Film nicht sehen müssen, hätte ich es auch getan.
2
Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Platz eins, am Ende konnte den unsäglichen KLASSENTREFFEN 1.0 – DIE UNGLAUBLICHE REISE DER SILBERRÜCKEN (dessen Titel ich nur deshalb ausschreibe, damit ich weniger zum Film an sich schreiben muss!) lediglich die überraschend solide Performance von Lilli Schweiger vor der Pole Position bewahren. Das, was Til Schweiger hier als Regisseur, Drehbuchautor und Stroboskop-Cutter in Personalunion verbrochen hat, ist kein Film mehr, sondern ein Armutszeugnis. Solange es solche plump-dummdreisten, platten, klischeebeladenen und sexistischen Komödien gibt, können sich die Guten in der Branche noch so viel Mühe geben, das Ansehen des deutschen Kinos, vor allem der deutschen Comedy bleibt dauerhaft im Dreck liegen. Und darüber ärgere ich mich letztlich sogar mehr, als über den Film an sich, für den sich eigentlich so fähige Schauspieler wie Milan Peschel und Samuel Finzi dazu hinreißen ließen, vor laufender Kamera ihre Arschbacken zu spreizen oder in ihre eigene Scheiße zu greifen. Schon schockierend, dass es für sowas ein Publikum gibt…
1
Doch welcher Film könnte mich 2018 noch mehr erzürnt haben, als die pubertären Eskapaden von Schweiger and Friends? Die Antwort: der Gewinner des Goldenen Bären bei der diesjährigen Berlinale! Den erhielt nämlich die rumänisch-stämmige Regisseurin Adina Pintilie für ihr Doku-Drama TOUCH ME NOT. Darin ergründet sie auf teils rabiate Weise körperliche Tabuzonen, zelebriert Nacktheit und lässt Menschen aller Couleur freimütig über ihre sexuellen Vorlieben reden. Dafür, dass sie sich dabei ausschließlich auf Menschen konzentriert, die nicht dem von der Gesellschaft festgelegten Schönheitsideal entsprechen, wurde sie von vielen Seiten gelobt. Doch ich möchte es ebenso radikal ausdrücken: Auf mich hatte dieses Experiment eine exakt gegenteilige Wirkung. Wer sich so vehement darauf konzentriert, anhand von Menschenkörpern außerhalb der Norm zu erklären, weshalb diese eben sehr wohl „normal“ sind, erweckt genau das Gegenteil. „Touch Me Not“ ist eine moderne Freakshow und so viel andere in diesem Film auch sehen mögen, mir fehlte zu dem, was die Regisseurin hier versucht, jedweder Zugang.
In den nächsten Tagen folgen an dieser Stelle endlich meine Lieblingsfilme aus dem Jahr 2018!