Renegades – Mission of Honor

Luc Besson beweist sich einmal mehr als europäischer Produzent mit US-amerikanischem Filmgeschmack. Sein Actionfilm RENEGADES – MISSION OF HONOR mutet wie ein Rücksturz ins 90er-Actionkino an – erinnert jedoch mehr ans Mittelmaß als an die obere Güteklasse. Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik.

Der Plot

Es ist das Jahr 1995: Die Navy SEALs Matt Barnes (Sullivan Stapleton), Stanton Baker (Charlie Bewley), Ben Moran (Joshua Henry), Kurt Duffy (Diarmaid Murtagh) und Jack Porter (Dimitri Leonidas) befinden sich im Einsatz in Sarajevo. Bei ihrem Nato-Auftrag, einen Kriegsverbrecher aufzuspüren und auszuschalten, kommen sie trotz ihrer Tarnung als Journalisten nicht weit. Früh werden sie vom serbischen General Petrovic (Clemens Schick) enttarnt. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd ziehen sie eine Schneise der Zerstörung durch die Stadt, weshalb sie von ihrem Befehlshaber Levin (J.K. Simmons) suspendiert werden. Da der Auftrag, aller Verwüstung zum Trotz, ein Erfolg war, begießen die fünf Soldaten ihre Leistungen in einer örtlichen Bar. Die einheimische Kellnerin Lara (Sylvia Hoeks) erzählt ihrem Liebling aus der Truppe bald darauf vom Goldschatz, von dem ihr einst ihr Großvater berichtete. Dieser schwört, dass die Nazis in einer mittlerweile versunkenen Kirche tonnenweise Goldbarren versteckt haben. Lara will das Gold bergen und so Geld zum Wiederaufbau ihrer Heimat beschaffen – und da die Soldaten Zeit, Langeweile und ein großes Herz haben, versprechen sie der Kellnerin ihre Unterstützung. Aber ein nach Rache sinnender General Petrovic droht, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen…

Kritik

Ob im Guten oder im Schlechten: Luc Besson macht seit Jahrzehnten einige der amerikanischsten Filme auf dem europäischen Kinomarkt. Als Regisseur, Autor und/oder Produzent hinter Filmen wie „Das fünfte Element“, „Taxi“, „96 Hours“ oder der „Transporter“-Reihe prangt Bessons Name auf einer Vielzahl an europäischen Kinoprojekten mit amerikanischen Darstellern und einem Duktus, wie er aus der A- bis C-Liga des Hollywoodkinos bekannt ist. „Renegades – Mission of Honor“ ist da keine Ausnahme: Der von Besson produzierte und mitgeschriebene Actionfilm wirkt wie ein Relikt aus den späten 90er-Jahren, bevor Superhelden ihren Siegeszug durch das Massenkino begonnen haben und bevor 9/11 nachhaltig die Haltung darüber veränderte, wie reale Krisensituationen im Popcornkino in Szene gesetzt werden sollten und wie Menschen, die weder Michael Bay noch Peter Berg heißen, das US-Militär außerhalb von reinen Dramen romantisieren dürfen. Die Koproduktion zwischen Bessons EuropaCorp und Studio Babelsberg nimmt den realhistorisch dramatischen Bosnienkrieg als Sprungbrett für einen leichtfüßigen Popcornfilm über ein quirliges Quintett aus Navy SEALs.

Stanton (Charlie Bewley) und Matt (Sullivan Stapleton) bereiten mit Lara (Sylvia Hoeks) die Bergung des versunkenen Schatzes vor.

Sowas ist natürlich Geschmackssache: Die Einen werden sich die Haare raufen, die Anderen freuen sich darüber, einen von Hollywood fast vergessenen Stil des Actionkinos wiederzusehen. Selbst, wenn man sich der zweiten Gruppe anschließt, fällt es schwer, über den ungleichen Tonfall von „Renegades – Mission of Honor“ hinwegzusehen. Steven Quales („Storm Hunters“) Regiearbeit eröffnet mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen marschierender und kämpfender Nazis, ehe wir in Spielszenen mit kleinen Gastauftritten relativ bekannter deutscher Schauspieler sehen, wie die Nationalsozialisten in Paris Gemälde und Gold in Laster verfrachten und nach Bosnien fahren. Über die Logik dahinter lässt sich fürstlich streiten (in Westeuropa erbeutetes Gold nach Osteuropa bringen klingt nicht sehr nazihaft), eklatanter ist jedoch, auf welcher kargen und strengen Note „Renegades – Mission of Honor“ somit beginnt. Wenn danach die Erzählung ins Jahr 1995 springt und das US-Militär durch Sarajevo kreuzt, kommt jedenfalls nicht gerade die Stimmung auf, nach der dieser Film verlangt.

Sobald die scherzende Truppe an Navy SEALs, die sich stets necken und charakterlich kaum voneinander zu unterscheiden sind, ihre Mission beginnt, zeichnet sich aber ab, mit welchem Film man es hier zu tun hat. Besson und sein Ko-Autor Richard Wenk zeigen einen ihrer Helden bei einer Leibesvisitation im engen US-Flaggen-Slip, kurz danach geben sich die SEALs als muntere Journalisten auf, die einem Tyrannen die Möglichkeit geben wollen, sein Image zu verbessern. Regisseur Steven Quale inszeniert das Handeln des Quintetts recht kess und zügig, lässt Raum für kleine Oneliner sowie für Situationskomik, ehe eine etwas sperrig inszenierte, aber klar augenzwinkernd-übertriebene Verfolgungsjagd ausbricht. Spätestens diese setzt die Tonart für den restlichen Film: Geplänkel und nette Soldaten, die mit groben Mitteln eine schräge Mission erfüllen.

Admiral Levin (J.K Simmons) bringt so schnell nichts aus der Fassung

Während die Hauptfiguren dabei aufgrund ihrer austauschbaren Charakterisierung blass bleiben und vornehmlich dann unterhalten, wenn bei Meinungsverschiedenheiten oder beim Pläneschmieden die Sprüche Schlag auf Schlag kommen, reißt J. K. Simmons mühelos jede seiner Szenen an sich. Einmal mehr gibt der aus Raimis „Spider-Man“-Trilogie und „Whiplash“ bekannte Oscar-Gewinner einen strengen Mentor mit amüsant-reichhaltigem Wortschatz – wobei seine Rolle in „Renegades – Mission of Honor“ im Gegensatz zu seinem „Whiplash“-Musiklehrer einen freundlichen Schalk im Nacken hat. Doch auch ohne Simmons hat „Renegades – Mission of Honor“ spaßige Phasen zu bieten: Wenn die Protagonisten ihre Goldschatzhebemission planen und durchführen, sorgen Quales zwar keinesfalls markante, wohl aber effiziente Regieführung und Florent Vassaults adäquat-zügige Schnittarbeit dafür, dass diese sonderbare Militäraktion Laune bereitet. Die eingestreuten, aber nicht übermäßig genutzten Oneliner tun da ihr übriges, genauso wie die Unterwasserszenen, denen Quale durchaus anzumerken ist, dass er mit James Camerons „Aliens der Meere“ Erfahrung darin sammeln konnte, Handlungen unter Wasser übersichtlich in Szene zu setzen. Dass Clemens Schicks General Petrovic und die weiteren Schurken in diesem Film nur flache Pappkameraden sind und keinerlei sinnvollen Plan verfolgen, hemmt jedoch das Spannungspotential. Es ist einfach zu offensichtlich, wie Konfrontationen in „Renegades – Mission of Honor“ ausgehen. Wer aber das 90er-Jahre-Mittelklasse-Actionkino vermisst und am Kinotag 105 Minuten totzuschlagen hat, wird dennoch solide unterhalten. Nicht mehr, nicht weniger.

Fazit: „Renegades – Mission of Honor“ kocht eine fast in Vergessenheit geratene Stilrichtung des 90er-Actionkinos wieder auf – wenn auch nur auf mittlerer Flamme.

„Renegades – Mission of Honor“ ist ab dem 28. Juni in den deutschen Kinos zu sehen.

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