Schlagwort-Archiv: Jakob Lass

Das startet am 16. August 2018

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 16. August, der mit Neustarts nur so vollgestopft ist. Ganze zehn relevante Kinofilme bahnen sich den Weg in Richtung Leinwand. Darunter auch die Perle „Christopher Robin“. Doch auch das Action-Sequel „The Equalizer 2“ überzeugt als Charakterstudie eines schweigsamen Rächers, genauso wie das Meta-Gequirle „Teen Titans Go! To the Movies“ aus dem Hause DC nicht nur was für Fans der dem zugrunde liegenden Fernsehformat sind. Von der rührigen Romanze bis hin zum neuesten Angriff auf das Teenie-Fantasypublikum ist für jeden Geschmack etwas dabei, auch wenn nicht jeder das bekommt, was er verdient, denn manches ist alles andere als gelungen. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

CHRISTOPHER ROBIN | Regie: Marc Forster | USA 2018

Obwohl Christopher Robin seinem besorgten Freund Winnie Puuh bei seinem Abschied verspricht, ihn niemals zu vergessen, holt den Jungen schon bald die Realität ein. Wie im Fluge vergehen die Jahre; mehrere Ereignisse, manche davon traurig, einige wenige von ihnen schön, zwingen Christopher Robin dazu, eilig erwachsen zu werden. Ehe er es sich versieht, ist Christopher Robin ein verheirateter Mann, der gemeinsam mit seiner Frau eine Tochter namens Madeline hat. Gegen Evelyns Einschätzung will Christopher Robin das eifrig lernende Kind aufs Internat schicken – und dann fällt auch noch aufgrund dringender beruflicher Verpflichtungen ein gemeinsames Wochenende auf dem Land flach. Aber kaum ist Christopher Robin allein zu Hause, kämpfen sich seine Erinnerungen an eine ruhigere, verspieltere Zeit hoch und Winnie Puuh steht vor ihm…

„Christopher Robin“ ist ein bezaubernder, melancholisch-froher Familienfilm für Erwachsene, die behutsam von ihren Sorgen abgelenkt werden wollen, und für Kinder, die ihre Freunde aus dem Hundert-Morgen-Wald mal in einer realen Umgebung erleben möchten.


THE EQUALIZER 2 | Regie: Antoine Fuqua | USA 2018

Der sich ursprünglich längst zur Ruhe gesetzte Regierungsagent Robert McCall hat sich von seinem Rentnerdasein losgesagt, um weiterhin für Gerechtigkeit zu kämpfen. In sein Visier geraten die Ausgebeuteten und Unterdrückten, die sich nicht alleine zu helfen wissen. Dafür reist der in seiner Freizeit als Uber-Fahrer tätige Robert auch schon mal in die Türkei, um ein entführtes Mädchen aus den Händen mieser Verbrecher zu befreien. Zurück in den USA wird ein Fall dann plötzlich sehr persönlich: Roberts beste Freundin und ehemalige Kollegin Susan wird brutal ermordet. Offenbar war sie einer großen, internen Verschwörung auf der Spur. Während sich Robert gemeinsam mit dem Agenten Dave York an die Aufklärung des Falles macht, hat er ganz nebenbei ein Auge auf den Nachbarsjungen Miles geworfen, den er um alles in der Welt davon abhalten möchte, auf die schiefe Bahn zu geraten… 

Der insgesamt sehr solide inszenierte „The Equalizer 2“ ist weniger Actionkracher denn vielmehr melancholische Charakterstudie über einen Mann, der gegen seinen Willen zum Killer mutiert. Denzel Washington als nachdenklicher Rächer bleibt dafür weiterhin die Idealbesetzung.


TEEN TITANS GO! TO THE MOVIES | Regie: Aaron Horvath, Peter Rida Michail | USA 2018

Die Teen Titans stellen fest, dass all die großen Superhelden ihre eigenen Kinofilmauftritte bekommen. Alle außer sie! Aber ihr heimlicher Anführer Robin hat sich bereits vorgenommen, das zu ändern: Er will nicht mehr als Sidekick, sondern als Star akzeptiert werden. Doch wie soll er das Interesse der angesagtesten Hollywoodregisseure für die Teen Titans wecken? Im Handumdrehen entwickeln die Helden ein paar ausgeflippte Ideen, und mit einem Lied auf den Lippen starten sie in Richtung Traumfabrik – in der felsenfesten Gewissheit, dass sie ihren persönlichen Traum wahr machen werden. Aber schon bald läuft alles katastrophal aus dem Ruder, denn ein verruchter Superschurke verfolgt seinen eigenen Wahnsinnsplan, will die Herrschaft über die Erde an sich reißen und schickt die Teen Titans deswegen in eine völlig falsche Richtung… 

An den hyperaktiven Animationsstil muss man sich gewöhnen. Doch davon einmal abgesehen, bietet „Teen Titans Go! To the Movies“ herrlich kurzweiliges Meta-Gequirle, bei dem DC, Marvel und die ganze Superheldenfilmwelt auf harmlos-charmante Art und Weise ihr Fett weg bekommen.


FOREVER MY GIRL | Regie: Bethany Ashton Wolf | USA 2018

Vor vielen Jahren ließ Liam (Alex Roe) seine Jugendliebe Josie (Jessica Rothe) in letzter Sekunde vor dem Traualtar sitzen. Inzwischen ist er ein gefeierter Countrymusiker und Frauenheld, den es eher durch Zufall zurück in sein Heimatstädtchen verschlägt. Hier trifft er seine Verflossene wieder, die mittlerweile ein Kind hat und von ihrem ehemaligen Verlobten nichts mehr wissen will. Doch nicht zuletzt durch Josies smartes Töchterchen Billy (Abby Ryder Fortson) kommt sich das Ex-Paar wieder näher, denn als Liam erfährt, dass das kleine Mädchen seine Tochter ist, setzt er alles daran, ein guter Vater zu sein und Josie wieder zurückzugewinnen. Doch zwischen dem ehemaligen Paar ist zu viel vorgefallen, als dass die beiden einfach wieder von vorn anfangen könnten. Doch hat Liam wirklich schon all seine Karten ausgespielt? 

In „Forever My Girl“ passiert nichts Anderes als in diversen anderen Romanzen auch. Aber dank Alex Roe, Jessica Rothe und vor allem der umwerfenden Newcomerin Abby Ryder Fortson ist der ungenierte Kitsch durchgehend sympathisch und somit gut zu ertragen.


SO WAS VON DA | Regie: Jakob Lass | DE 2018

Es ist Silvester. Für Oskar heißt es noch einmal Partymachen bis zum Morgengrauen. Danach wird sein Club auf der Hamburger Reeperbahn für immer geschlossen. Oskar ist hoch verschuldet und hat sich obendrein die Kiezgröße Kalle Schwensen auf den Hals gehetzt. Dieser droht ihm regelmäßig Gewalt an, wenn er seine zehntausend Euro nicht zurückbekommt. Doch Oskar und seine Freunde Rocky und Nina lassen sich die Laune weder durch Kiezkalle, noch durch einen traurigen Schicksalsschlag oder die steife Innensenatorin vermiesen, die durch Zufall auf der Party auftaucht, um Rockys kranken Vater nach Hause zu holen. Und dann ist da ja auch noch die schöne Mathilda, die nach der schmerzhaften Trennung von Oskar plötzlich wieder in der Tür steht und etwas von einer gemeinsamen Zukunft faselt… 

„So was von da“ ist mehr Rausch als Film. Und ob man nicht nur der Inszenierung Respekt abgewinnen, sondern zu dem Ganzen darüber hinaus auch einen persönlichen Bezug aufbauen kann, hängt wohl ganz im Wesentlichen davon ob, inwiefern einen die Klientel im Film zusagt oder eben gehörig auf den Geist geht.


THE DARKEST MIND – DIE ÜBERLEBENDEN | Regie: Jennifer Yuh Nelson | USA 2018


EIN DORF ZIEHT BLANK | Regie: Philippe Le Guay | FR 2018

Bürgermeister Georges Balbuzard (François Cluzet) ist mit seinem Latein am Ende. Die Landwirtschaftskrise hat auch die Bauern in seinem beschaulichen Dorf Mêle-sur-Sarthe in der Normandie erreicht. Doch ihre zahlreichen Proteste erwecken weder das Interesse der Verantwortlichen in Rouen noch in Paris. Also beschließt Balbuzard die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Er weiß nur noch nicht so recht wie. Als zufällig der berühmte Fotokünstler Blake Newman (Toby Jones) nach Mêle-sur-Sarthe kommt, scheinen alle Probleme gelöst und die nötige Aufmerksamkeit garantiert. Denn Newman möchte ausgerechnet hier sein neues spektakuläres Fotoprojekt realisieren und sogar die Bauern miteinbeziehen. Wäre da nicht noch eine Kleinigkeit, von der Bürgermeister Balbuzard noch alle überzeugen muss: Die Bauern sollen sich für das Foto ausziehen… 

Mit „Ein Dorf zieht blank“ versucht Regisseur Philippe Le Guay auf die dramatischen Verhältnisse innerhalb der französischen Landwirtschaft aufmerksam zu machen, verliert diesen löblichen Ansatz mit der Zeit aber immer mehr aus den Augen.


DON’T WORRY, WEGLAUFEN GEHT NICHT | Regie: Gus Van Sant | USA 2018

John Callahan (Joaquin Phoenix) liebt das wilde Leben, schräge Witze und Alkohol. Den Alkohol liebt er allerdings etwas zu sehr. Schon bald hat er sein Trinkverhalten nicht mehr unter Kontrolle. Selbst als sein Leben nach einer nächtlichen Sauftour durch einen schweren Autounfall völlig aus der Bahn geworfen wird, denkt er gar nicht daran, mit seiner Leidenschaft aufzuhören. Nur seiner ihn umsorgenden Freundin (Rooney Mara) und einem freigiebigen Unterstützer (Jonah Hill) ist es zu verdanken, dass er sich widerwillig auf eine Entzugstherapie einlässt. Dabei entdeckt er sein Zeichentalent – und wendet es für bissige, respektlose Cartoons an, die er zunächst in einer Lokal- zeitung veröffentlicht, die ihm bald aber Fans in vielen Ländern einbringen und ihm ein neues Leben schenken. Doch der Kampf gegen das Trinken ist lang und steinig… 

Basierend auf wahren Ereignissen inszeniert Gus Van Sant die Geschichte eines schwer abhängigen Trinkers, die in der ersten Hälfte durch ihre Kompromisslosigkeit überzeugt, in der zweiten allerdings zunehmend in Schönmalerei und Kitsch abdriftet.


IN THE MIDDLE OF THE RIVER | Regie: Damian John Harper | USA/DE 2018

New Mexico in der Gegenwart: Der junge Irakkriegsveteran Gabriel (Eric Hunter), will sich nach einem dramatischen Zwischenfall wieder stärker um seine Familie kümmern. Kürzlich starb seine Schwester unter mysteriösen Umständen, wobei für den Choleriker Gabriel der Schuldige außer Frage steht. Es muss sein gewalttätiger Großavter Laurence (Max Thayer) gewesen sein – unklar ist bloß das Motiv. Dessen ungeachtet will Gabriel Blutrache für seine Schwester verüben, zumal die Indizien ein unaussprechliches Verbrechen andeuten. Als Gabriel für seinen Mordplan einen ganzen Tag mit seinem Opa verbringen muss, erkennt er jedoch, dass sein Großvater zwar ungehalten, aber längst nicht so schlimm wie gedacht ist. Oder ist das alles nur ein Schauspiel eines alten Mannes, der weiß, dass sein Enkel ihm auf die Schliche gekommen ist? 

„In the Middle of the River“ ist eine intensive, aber auch arg bemühte Milieustudie, dessen Gesamteindruck die Wackelkamera und das gegen Ende in Klischees abrutschende Drehbuch schwächen.


BREAKING IN | Regie: James McTeigue | USA 2018

Heimkinotipp: DER SEX PAKT | Regie: Kay Cannon | USA 2018

Das „erste Mal“ am Tag des Abschlussballs – die drei besten Freundinnen Julie (Kathryn Newton), Kayla (Geraldine Viswanathan) und Sam (Gideon Adlon) schließen einen Pakt, denn sie können „es“ nicht mehr erwarten. Ihre Dates wissen noch nichts von ihrem Glück, genauso wenig wie ihre Eltern. Und so soll es auch bleiben. Doch leider haben sie die Rechnung ohne ihre überfürsorglichen Erziehungsberechtigten (Leslie Mann, John Cena und Ike Barinholtz) gemacht, die sich so schon immer ganz besondere Soren um ihre Sprösslinge machen. Die bekommen nämlich zufällig Wind davon und starten umgehend eine unbeholfene, überaus chaotische und absolut bizarre Nacht-und-Nebel-Aktion, um den Plan ihrer Kinder zu vereiteln. 

Zwischen derben Gags unterhalb der Gürtellinie und im Nichts verpuffenden Pointen verbirgt sich in „Der Sex Pakt“ eine durchaus charmante Geschichte über sich ihnen annähernde Eltern und ihre Kinder. Am meisten überzeugt allerdings die Interaktion der Darsteller, die sichtlich Spaß an der Sache hatten.

So was von da

Jakob Lass‘ SO WAS VON DA ist der erste deutsche, auf einer Romanvorlage basierende Spielfilm, der vollständig improvisiert ist. Das entwickelt sich nach und nach zum Vorteil der Atmosphäre, doch wer mit den zwielichtigen Zeitgenossen der Hamburger Reeperbahn nichts anfangen kann, den wird auch Jakob Lass nicht vom Gegenteil überzeugen können. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.

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Das startet am 6. April 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 6. April, der vielleicht nicht zu den stärksten Startwochen des Jahres gehört, wohl aber einen der schlechtesten Filme der vergangenen Jahre bereithält. „Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ birgt derart furchtbare Botschaften, dass man sich fragt, ob ein solcher Film überhaupt in die Kinos kommen sollte. Zum Ausgleich gibt’s mit „Free Fire“ dafür einen kreativen Actionfilm zu sehen, der aufgrund seines Konzepts einer neunzigminütigen Schießerei vorab auch schon für ein wenig Furore gesorgt hat. Dasselbe gilt für den auf der Berlinale gefeierten „Tiger Girl“, der aber gar nicht so spektakulär ist, wie erwartet. Dafür ist der neue „Schlümpfe“-Film überraschend unterhaltsam und der neue Dany-Boon-Film erstaunlich furchtbar. Der österreichischen Fantasy-Film „Mindgamers“ wurde der Presse übrigens bislang vorenthalten. Mehr zu diesem schwer einschätzbaren Projekt gibt’s hier morgen zu lesen. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

FREE FIRE | Regie: Ben Wheatley | FR/UK 2016

Boston in den späten 1970ern: In einer verlassenen Lagerhalle bringt die auf heiße Ware spezialisierte Justine (Brie Larson) die beiden Iren Chris (Cillian Murphy) und Frank (Michael Smiley) mit den zwielichtigen Geschäftsmännern Ord (Armie Hammer) und Vernon (Sharlto Copley) zusammen. Eine große Ladung Waffen soll verkauft werden. Eigentlich ein simpler Deal, der jedoch dank der hitzköpfigen „Profis“ schlagartig ausartet. Die gerade verhandelten Knarren werden sogleich dem blutigen Härtetest unterzogen, sodass sich die leerstehende Halle in eine bedrohliche Kampfarena verwandelt und ein knallharter, gnadenloser Shootout um Leben und Tod beginnt, an dessen Ende es vermutlich keinen Gewinner geben kann…
4 von 5

Brutal, witzig – brutal witzig: Ben Wheatley hat mit dem von schillernden Charakteren zum Leben erweckten „Free Fire“ einen eineinhalbstündigen Shootout konzipiert, der so dreckig und realistisch daherkommt, dass wir es einem Film tatsächlich mal wieder zutrauen, in ein paar Jahren Kult zu sein.


DIE SCHLÜMPFE – DAS VERLORENE DORF | Regie: Kelly Asbury | USA 2017

Bewaffnet mit einer geheimnisvollen Landkarte begibt sich Schlumpfine (deutsche Stimme: Nora Tschirner) gemeinsam mit ihren Freunden Schlaubi (Axel Stein), Hefty (Rick Kavanian) und Clumsy (Tim Oliver Schulz) auf eine aufregende Reise in den „Verbotenen Wald“, der von vielen magischen Kreaturen bewohnt wird. In einem Wettlauf gegen die Zeit müssen sie das „verlorene Dorf“ ausfindig machen, ehe der böse Zauberer Gargamel (Christoph Maria Herbst) es entdeckt. Die Reise der Schlümpfe wird zur reinsten Achterbahnfahrt voller Action und Gefahren – und an ihrem Ende steht nichts Geringeres als die Enthüllung des größten Geheimnisses in der Schlumpf-Geschichte! 3 von 5

Gute bis sehr gute Sprecher, eine traumhaft animierte 3D-Welt und eine durchschnittliche Geschichte – „Die Schlümpfe – Das versunkene Dorf“ sticht auf solidem Niveau die misslungenen Realverfilmungen rund um die blauen Comichelden aus und liefert kurzweilige Familienunterhaltung mit einem überraschend ehrlichen Ende.


TIGER GIRL |  Regie: Jakob Lass | DE 2017

Margarethe „Maggie“ Fischer nimmt Anlauf, springt und fliegt. Durch die Polizeiprüfung. Sie wollte zur Polizei, wollte eine Aufgabe, einen Platz im Leben. Als sie heulend zurück in ihr altes Leben fährt, kostet nicht nur der Parkplatz auf einmal fünf Euro Gebühr – es ist auch keine Parklücke mehr frei. Doch die Wächterin schenkt Maggie erstens ein breites Grinsen und zweitens eine Parkmöglichkeit, indem sie einfach den Seitenspiegel eines dicken Autos abtritt. Es ist Maggies erste Begegnung mit Tiger, einem Mädchen, das als Outlaw in einem ausrangierten Bus lebt. Zur Überbrückung bis zur nächsten Aufnahmeprüfung fängt Maggie eine Ausbildung bei einem Sicherheitsdienst an. Doch Tiger kommt wieder und führt Maggie vor, dass „Leben“ auch anders geht, wenn man sich nur nimmt, was man will…
3 von 5

„Tiger Girl“ hat Power, zelebriert die Anarchie und punktet mit einer cleveren Dramaturgie. Zur Offenbarung werden in erster Linie die beiden Hauptdarstellerinnen Ella Rumpf und Maria Dragus, doch so radikal und mutig wie von vielen Seiten angekündigt, ist der Film nicht. Dafür gerät  er in zu vielen Momenten plakativer, als er müsste.


NICHTS ZU VERSCHENKEN | Regie: Fred Cavayé | FR 2016

Violinist François Gautier ist nicht nur hervorragend in seinem Fach, sondern auch ein Pfennigfuchser, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Geld zu sparen verschafft ihm Glückseligkeit – Geld auszugeben dagegen bringt ihn ins Schwitzen und verusacht Panikattacken. Er verwendet unendlich viel Energie darauf, diese Macke zu vertuschen und ein halbwegs normales Sozialleben zu führen. Als jedoch eines Tages ohne Vorwarnung die 16-jährige Laura vor seiner Tür steht und ihm offenbart, dass sie seine Tochter ist, sieht sich der Pfennigfuchser mit einer Lawine an Kosten und Problemen konfrontiert. Vor allem, als sich herausstellt, dass Laura eine Idee im Kopf hat, die ihn sehr teuer zu stehen kommen könnte. Zudem bringt die plötzliche und gänzlich unerwartete Zuneigung einer neuen Kollegin François’ Gefühlswelt durcheinander.

Ein paar nette Gags und zwei wundervoller Hauptdarstellerinnen reichen beim besten Willen nicht aus, um die ansonsten ziemlich kläglich scheiternde Komödie „Nichts zu verschenken“ irgendwie noch auf den Durchschnitt zu hieven. Manchmal ist ein grantelnder Eigenbrötler als Hauptfigur eben nicht interessant, sondern einfach nur unausstehlich.


MINDGAMERS | Regie: Andrew Goth | AT 2015

Einer Gruppe genialer Studenten gelingt nach jahrelanger Forschung der bedeutendste wissenschaftliche Durchbruch aller Zeiten: Mithilfe eines Quantencomputers entsteht ein kabelloses neuronales Netzwerk, in dem die Gehirne aller Menschen gekoppelt werden. Die Forscher merken, dass sich mit der Quantentheorie motorische Fertigkeiten von einem Gehirn zum anderen übertragen lassen: die erste Shareware für menschliche Fähigkeiten. Das Team stellt diese Technologie jedermann zur Verfügung – sie soll die Basis für eine neue Dimension der Gleichberechtigung und intellektuellen Freiheit bieten. Doch bald stellen sie fest, dass sie selbst nur Rädchen in einem viel gewaltigeren und unheimlicheren experimentellen Getriebe sind: Finstere Mächte missbrauchen die Technik zur Kontrolle der Massen und schmieden finstere Pläne… 

Wir wüssten zu gern, wer sich den fertigen Science-Fiction-Thriller „Mindgamers“ einst als aller erstes ansah und dann auf die Idee kam, dass so ein Film ein Erfolg werden könnte. Der Zuschauer versteht nichts – und zwar von der ersten, bis zur aller letzten Sekunde.


DIE HÜTTE – EIN WOCHENENDE MIT GOTT | Regie: Stuart Hazeldine | USA 2017

Seit der treue Familienvater Mackenzie „Mack“ Phillips (Sam Worthington) vor vielen Jahren seine jüngste Tochter verlor, ist er in Trauer und Schuldgefühlen versunken. Ihre letzte Spur fand man in einer Hütte im Wald – nicht weit von dem Campingplatz, auf dem die Familie damals Urlaub machte. Eines Tages kommt ein Brief mit der Post: Es ist eine Einladung in eben jene Hütte – und ihr Absender ist Gott. Mack ist schockiert und voller Angst, all die schmerzhaften Erinnerungen kommen erneut hoch. Trotzdem bricht er auf, unsicher, was er in der Hütte finden wird. Das nun folgende Wochenende soll sein Leben erneut von Grund auf verändern.

„Die Hütte – Ein Wochenende mit Gott“ ist ein moralisch vollkommen fehlgeleitetes Stück Gotteskino, das sich vorwurfsvoll gegen andere Meinungen auflehnt und und mit seiner Penetranz und Symbolik gar nicht erst in die Lichtspielhäuser kommen sollte.


ES WAR EINMAL IN DEUTSCHLAND | Regie: Sam Garbarski | DE/LUX/BEL 2016

Frankfurt am Main, 1946. David Bermann (Moritz Bleibtreu) und seine jüdischen Freunde sind dem Naziregime nur knapp entkommen und träumen jetzt wie viele von der Ausreise nach Amerika. Doch wie das nötige Geld in diesen kargen Zeiten dafür aufbringen? Dem eloquenten Geschäftsmann kommt die zündende Idee: Was brauchen die Deutschen jetzt am meisten? Feinste Wäsche aller Art, hübsch verpackt in unglaubliche Geschichten. Gemeinsam ziehen die sechs begnadeten Entertainer von Haus zu Haus und preisen den Hausfrauen mit hinreißender Chuzpe ihre Ware an, so dass die geschmeichelten Damen gar keine andere Wahl haben, als bei diesem unwiderstehlichen Angebot zuzugreifen. Das Geschäft floriert, die schöne, neue Zukunft naht. Doch bald holt Bermann seine eigene Vergangenheit ein.


TU NICHTS BÖSES | Regie: Claudio Caligari | IT 2015

Die Vorstädte von Rom und Ostia, in den 90er Jahren. Die „Ragazzi di vita“, einst von Pasolini beschrieben, gehören nun zu einer Welt – der Unterwelt Italiens – , in der Geld, schnelle Autos, Nachtlokale und Kokain scheinbar leicht zu haben sind. Es ist die Welt, in der sich Vittorio (Alessandro Borghi) und Cesare (Luca Marinelli), beide 20 Jahre alt, auf der Suche nach Erfolg und Bestätigung bewegen. Das neue „dolce vita“ fordert jedoch einen sehr hohen Preis. Und irgendwann trennen sich die Wege: Vittorio verliebt sich, versucht eine Rückkehr in die bürgerliche Gesellschaft, Cesare hingegen versinkt immer tiefer in einem Sumpf aus Drogen und Dealen. Doch Vittorio gibt seinen Freund nicht auf und versucht, ihn aus der Unterwelt zu befreien. Und wenn das bedeutet, dafür sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen.


Heimkinotipp WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS  |  Regie: Simon Verhoeven | DE 2016

Alles beginnt, als Angelika Hartmann, frisch pensionierte Lehrerin und Mutter einer von Alltagsproblemen geplagten gutbürgerlichen Familie, eines Tages beschließt, einen Flüchtling aufzunehmen. Angelika ist einsam, seit die Kinder aus dem Haus sind. Ihr Mann, Chefarzt einer Klinik, versucht mit allen Mitteln, den Alterungsprozess aufzuhalten. Sohn Philip driftet in Businesswelten zwischen Shanghai und München, dabei bleibt die Beziehung zu seinem Sohn Basti etwas auf der Strecke, Tochter Sophie weiß mit 31 immer noch nicht, was sie will. Der ganz normale Familienwahnsinn also, in den der Nigerianer Diallo gerät – und auf seine charmantnaive Art das Leben der Hartmanns ziemlich durcheinanderwirbelt. Ein turbulenter Zustandsbericht aus einem fast normalen Land, in dem alle etwas verwirrt sind…
4 von 5

„Willkommen bei den Hartmanns“ will keine Lösungen bieten, sondern uns für zwei Stunden daran erinnern, dass wir uns eine ohnehin verwirrende Zeit nicht noch verwirrender machen müssen. Dabei besticht die sämtliche Facetten des Flüchtlingsthemas anreißende Satire mit teils ziemlich gewagtem Humor, einem herrlich aufgelegten Ensemble und einem melancholischen roten Faden, der die bisweilen ein wenig zu überhastete Handlung gut erden kann.

Tiger Girl

Auf der Berlinale wurde er dieses Jahr frenetisch gefeiert, nun kommt TIGER GIRL auch regulär in die deutschen Kinos. Attribute wie „radikal“, „wild“ und „mutig“ liegen auf der Hand – erst recht, weil es sich hier um einen deutschen Film handelt. Doch wer sich auf Jakob Lass‘ neuestes Projekt nach „Love Steaks“ einlassen will, braucht Lust und Muße. Mehr dazu in meiner Kritik.

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