Mortal Kombat

Der Videospielverfilmung MORTAL KOMBAT ergeht es dieser Tage nicht anders als vielen weiteren Big-Budget-Produktionen, deren Studios sich nicht sicher sind, wie lange ihnen Corona noch einen Strich durch die Rechnung macht. Anstatt ins Kino geht’s direkt als Premium-VOD zu den Streamingdiensten. Ob es sich lohnt, für den ultrabrutalen Actioner dort mal vorbeizuschauen, das verraten wir in unserer Kritik.

OT: Mortal Kombat (USA 2021)

Der Plot

MMA-Kämpfer Cole Young (Lewis Tan) verdient seinen Lebensunterhalt damit, harte Prügel einzustecken. Weshalb Shang Tsung (Chin Han), der Herrscher von Outworld, mit dem finsteren Cryomancer Sub-Zero (Joe Taslim) seinen besten Krieger schickt, um Cole zur Strecke zu bringen, bleibt diesem zunächst ein Rätsel. Aus Sorge um die Sicherheit seiner Familie begibt sich Cole auf die Suche nach Sonya Blade (Jessica McNamee). Auf deren Spur setzt ihn Special Forces Major Jax (Mehcad Brooks) an, der dasselbe mysteriöse Drachenmal trägt wie Cole selbst. Bald findet sich Cole im Tempel von Lord Raiden (Tadatobu Asano) wieder, einem Elder God und Beschützer von Earthrealm, der den Trägern des Mals Zuflucht gewährt. Hier bereitet sich Cole mit den erfahrenen Kriegern Liu Kang (Ludi Lin), Kung Lao (Max Huang) und dem abtrünnigen Söldner Kano (Josh Lawson) darauf vor, gemeinsam mit den größten Champions der Erde einen alles entscheidenden Kampf um das Universum auszutragen. Doch wird es ihm gelingen, seine Arkana – die gewaltige Macht, die seiner Seele innewohnt – rechtzeitig zu entfesseln, um seine Familie zu retten und die Mächte Outworlds ein für alle Mal zu stoppen?

Kritik

Nach zahlreichen gescheiterten Adaptionen von Videospielen ist es unter Filmliebhaber:innen mittlerweile ein fast schon ungeschriebenes Gesetz, dass es einfach nicht gutgehen kann, wenn Kreative sich an „ihren“ Gamingheldinnen und -Helden vergehen. Erst Ende des vergangenen Jahres versuchte sich einmal mehr der bereits für die verfilmte Spieleserie „Resident Evil“ verantwortliche (und dafür nicht unbedingt geliebte) Regisseur Paul W.S. Anderson an einer solchen und setzte „Monster Hunter“ – die Adaption des gleichnamigen Action-Rollenspiels – volle Kanne in den Sand. Gelungenere Vertreter wie etwa das verfilmte Horrorgame „Silent Hill“ sind bereits über 15 Jahre her. Und solch solide Beiträge wie „Prince of Persia: Der Sand der Zeit“ oder die „Tomb Raider“-Verfilmungen konnten zwar das in den Games heraufbeschworene Abenteuerfeeling rekonstruieren, waren aber immer noch weit weg von der filmischen Offenbarung. Insofern verwundert es kaum, dass mittlerweile schon kleinste Hinweise auf eine endlich mal wirklich gelungene Videospielverfilmung genügen, um die Fans frohlocken zu lassen. Wie etwa die Ankündigung von Regisseur Simon McQuoid, seine „Mortal Kombat“-Adaption solle so richtig schön blutig und nicht, wie so viele andere Beispiele im Genre, für die breite Masse weichgespült werden. Dieses Versprechen hat der Videoclipinszenator schon mal eingelöst. Sein hierzulande ab 18 Jahren freigegebener Actioner ist finster und blutig; Kein Wunder: Der erste Teil der „Mortal Kombat“-Spielesaga stand aufgrund seiner drastischen Darstellung von Gewalt knapp 26 Jahre auf dem Index und löste in Deutschland einen Sturm der Entrüstung aus.

Sonya Blade (Jessica McNamee) bereitet ihre „Schützlinge“ auf die bevorstehenden Kämpfe vor.

Eine Indizierung des nach „Mortal Kombat“ (1995) und „Mortal Kombat 2 – Annihilation“ (1997) nunmehr dritten Realspielfilms zur Saga (der erste davon übrigens inszeniert vom bereits erwähnten Gamer-Schreck Paul W.S. Anderson) steht zwar derzeit nur bedingt zu befürchten; Dafür haben ähnlich brutale Reißer wie etwa „Hellboy – Call of Darkness“ oder auch die „John Wick“-Reihe eine vergleichbare Physis längst mainstreamtauglich gemacht. Darüber hinaus setzt Simon McQuoid zwar auf eine betonte Düsternis und Ernsthaftigkeit, inszeniert die archaischen Gewaltmomente dann aber doch wieder derart over-the-top, dass sich ein Gefühl der abstoßenden Zermürbung nie einstellt – und mit dem Vorwissen darüber, wie heftig die Tötungsszenen in der Spielevorlage bisweilen ausfallen können, dürften Liebhaber:innen der Reihe an dieser Stelle ohnehin eher frohlocken als sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was wohl die Sittenwächter dazu sagen. Damit erfüllt „Mortal Kombat“ an dieser Front voll und ganz die Erwartungen. Und Simon McQuoid gibt sich längst nicht bloß mit einer möglichst hohen Literzahl an Kunst- oder CGI-Blut zufrieden, sondern schafft es – auch mit Hilfe seines Kameramanns Germain McMicking („Berlin Syndrom“), die verschiedenen Killermoves möglichst abwechslungsreich und kreativ in Szene zu setzen. Bereits im Prolog, der auch für Nicht-Kenner:innen des Spiels halbwegs schlüssig die Hintergründe des finsteren Cryomancers Sub-Zero und damit einhergehend die Gesetze der „Mortal Kombat“-Welt etabliert, spritzt der rote Lebenssaft aus allen Ecken und Enden. Mal metzelt sich jemand ohne Rücksicht auf Verluste durch eine ganze Gruppe gewaltbereiter Schergen, ein anderes Mal liegt der Fokus auf einem einzigen Blutfleck auf einem weißen, aufgespannten Stofftuch, hinter dem gerade eine lediglich als Schatten erkennbare Person brutal niedergemeuchelt wird, woraufhin sich ebendieser Fleck mit jeder Sekunde vergrößert.

„Regisseur Simon McQuoid setzt zwar auf eine betonte Düsternis und Ernsthaftigkeit, inszeniert die archaischen Gewaltmomente dann aber doch wieder derart over-the-top, dass sich ein Gefühl der abstoßenden Zermürbung nie einstellt.“

Eine solche Ästhetisierung der Gewalt bleibt im weiteren Fortverlauf der Handlung allerdings eher eine Ausnahme. Das Gros derartiger Szenen konzentriert sich auf brachiales Gemetzel, wodurch nicht selten die Innereien der Opfer in all ihrer Formvollendung zutage treten. Doch selbst mit solch einem Pluspunkt im Gepäck gelingt es den Verantwortlichen nicht, „Mortal Kombat“ im Gesamten auf diesem Niveau weiterzuführen. Denn mit sichtbarem Augenmerk darauf, das sich im Original auf einen sogenannten Turniermodus, in dem es einzig und alleine darum geht, sich in bis an die Zähne bewaffneten Turnieren mit dem Gegner zu messen, verlassene Spiel um eine auch noch viele weitere Filme tragende Welt zu ergänzen, spielen die Grundlagen des Games die meiste Zeit über kaum eine Rolle. Das geht auch zu Lasten der Atmosphäre. Ist der in ein sattes Grau-Blau getauchte, von künstlichem Nebel umhülle Prolog erst einmal vorbei, weicht die in diesen Minuten etablierte Ernsthaftigkeit einem wesentlich leichtfüßigeren Abenteuerplot. Im Stil einer Originstory etabliert das von Newcomer Greg Russo und dem Blockbuster-erprobten Schreiber Dave Callaham („Wonder Woman 1984“) verfasste Skript sämtliche Charaktere und handelt deren Eigenheiten und Spleens, Stärken und Schwächen – sowohl physischer als auch psychischer Natur – im Eilverfahren ab. Mit Ausnahme des mit hervorragenden Martial-Arts-Qualitäten ausgestatteten Hauptdarstellers Lewis Tan („Deadpool 2“) kommt kaum einer anderen Figur eine ähnlich intensive Betrachtung zu. Allen voran die hier als eine Art Mentorin fungierende Sonya Blade und der unberechenbare Kano fungieren vornehmlich als Stichwortgeber und One-Liner-Lieferant:innen.

In „Mortal Kombat“ geht es ziemlich blutig zu.

Letzterer reißt mit seiner – im wahrsten Sinne des Wortes – Wahnsinnsperformance immer wieder sämtliche Blicke auf sich. Doch der von Josh Lawson („Bombshell – Das Ende des Schweigens“) gespielte Psychopath erfüllt hier lediglich den Zweck einer erheiternden Karikatur. Seine Wutausbrüche fördern zwar mitunter die Superkräfte zutage, mit denen die „Mortal Kombat“-Fighter ihre Gegner auszumerzen versuchen. Doch Kanos krampfhaft abgehobene Attitüde, die eigentlich angsteinflößend sein soll, macht ihn zeitweise gar zu einer Art Comic Relief. Etwas, was kaum Simon McQuoids Intention gewesen sein kann, wenn man sich einmal anschaut, mit welcher Härte und Intensität er insbesondere in den letzten zwanzig Minuten die Waffen und Fäuste sprechen lässt. Dann kommen ganz ohne den zuvor aufgetürmten, unentschlossen zwischen „zu viel“ und „zu wenig“ ausgearbeiteten Storyballast all jene Moves zum Tragen, mit denen das Game seine Fans so begeistert. Gleichwohl dauert es von den knapp 100 Minuten (ohne Abspann) eben auch weit mehr als eine Stunde, bis sich der Schwerpunkt hierauf verlagert. Zuvor scheint verstärkt der Originstory-Gedanke durch; Immer wieder fassen Bildmontagen die Trainingsfortschritte der Kämpferinnen und Kämpfer zusammen, dazwischen gibt es einige kurze Actionsequenzen, die in erster Linie dazu dienen, die Fähigkeiten beider Seiten zu veranschaulichen. Das ist zwar in gewisser Weise verständlich. Der „Mortal Kombat“ aus dem Jahr 2021 verlässt sich nicht auf das Wissen der Spielerinnen und Spieler, sondern baut eine völlig eigene Filmwelt auf. Doch all das ginge auch deutlich eleganter als mithilfe zwischendurch immer wieder eingestreuter Erklär-Monologe, die das Filmgeschehen immens ausbremsen – und vor allem fast ausschließlich die Geschehnisse auf der Erde kommentieren. Sollte es wirklich ein oder gar mehrere Sequels geben, besteht großer Nachholbedarf bei der Ausarbeitung Outworlds.

„Im Stil einer Originstory etabliert das von Newcomer Greg Russo und dem Blockbuster-erprobten Schreiber Dave Callaham verfasste Skript sämtliche Charaktere und handelt deren Eigenheiten und Spleens, Stärken und Schwächen – sowohl physischer als auch psychischer Natur – im Eilverfahren ab.“

Das Gleiche gilt für die Computereffekte. Mit einem Budget von rund 55 Millionen US-Dollar gehört „Mortal Kombat“ zwar längst nicht zu den teuersten Großproduktion aktueller Dekade (zum Vergleich: Paul W.S. Andersons Film von 1995 kostete schlappe 18 Millionen). Leider sieht man dem Film seine geldliche Limitierung an. Insbesondere bei den comichaft-überhöhten Tötungssequenzen sowie der Darstellung der Superkräfte, etwa durch von den Figuren geschleuderte Feuerbälle, mangelt es den Szenen an Haptik. Nun muss man dem Film im Gesamten zugutehalten, dass er mit seiner betont künstlichen Visualität auf den Spuren seiner Vorlage wandelt. Auch der von Benjamin Wallfisch („Blade Runner 2049“) beigesteuerte Score setzt auf einen ähnlichen Mix aus epischen Instrumental-Klangwelten und treibenden Techno- und Electrobeats. Es sind letztlich alle Zutaten vorhanden, um „Mortal Kombat“ zum Auftakt einer Filmreihe zu machen. Ob die Verantwortlichen das Potenzial nutzen, oder am Ende doch die nicht zu leugnenden Erzählschwächen dominieren, wird sich zeigen.

Fazit: Die „Mortal Kombat“-Verfilmung aus dem Jahr 2021 hätte mit seiner angedeuteten Weltenbildung genug Potenzial, eine Filmreihe nach sich zu ziehen aber auch genau so viele Argumente dafür, weshalb sich abseits der überzeugenden Hypergewalt kaum einer für die Figuren interessieren sollte. Eine zwiespältige Angelegenheit.

„Mortal Kombat“ ist ab dem 13. Mai als Premium-VOD erhältlich.

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