Zehn Filme, die mir das 4. Quartal 2017 versüßt haben

Zum Ende eines jeden Monats veröffentliche ich in den sozialen Netzwerken meine fünf ganz persönlichen Lieblingsfilme sowie meine Flops der vergangenen Wochen. Um diese Filme in Zukunft ein wenig mehr zu würdigen, oder zu erklären, weshalb mir Film XY eben so gar nicht gefallen hat, präsentiere ich in meiner ZEHN FILME-Rubrik nun nochmal meine zehn Lieblings- und Hassfilme des vergangenen Quartals inklusive Trailer, in der Hoffnung, Ahnungslosen einen kleine Orientierung zu geben, was man im Kino auf keinen Fall verpassen sollte und was man getrost links liegen lassen darf. Gern seid Ihr unterhalb des Postings dazu aufgefordert, Eure Lieblings- und Hassfilme der vergangenen drei Monaten zu veröffentlichen. Viel Spaß!
Platz 10: THE SQUARE by Ruben Östlund
Den Anfang macht mit der bittersüßen Kunstsatire THE SQUARE ein Film, von dem ich vorab absolut nichts erwartet habe, denn Regisseur Ruben Östlund ist mir mit seinem prätentiösen Vorwerk „Höhere Gewalt“ gehörig auf den Geist gegangen. Und dann geht die Geschichte über die Eskapaden eines überforderten Museumsleiters auch noch satte zweieinhalb Stunden. Diesmal ist diese üppige Laufzeit allerdings vollkommen gerechtfertigt, denn „The Square“ erweist sich als brüllend komischer Einblick hinter die Kulissen der absurdesten Auswüchse des Kunstzirkus. Kreativer kann man den saloppen Nicht-Witz „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ nicht auf die Leinwand bringen.
Platz 9: MORD IM ORIENT EXPRESS by Kenneth Branagh
Die Fanbase von MORD IM ORIENT EXPRESS hält sich in Grenzen. Mit Ausnahme von zwei, drei Zeitgenossen fand die Neuauflage von Agatha Christies Krimiklassiker keiner so richtig stark – doch ich gehöre nicht dazu. Möglicherweise trägt zu diesem starken Eindruck auch die Tatsache bei, dass der hochklassig besetzte Film mein erstes 70mm-Erlebnis darstellte, doch auch davon einmal abgesehen, hatte ich großen Spaß an der nostalgisch angehauchten, exzellent bebilderten Mörderjagd und habe mich von der Auflösung so richtig schön überraschen lassen. Immerhin: An den deutschen Kinokassen schlägt sich das neueste Abenteuer von Meisterdetektiv Hercule Poirot ganz ansehnlich.
Platz 8: SUBURBICON by George Clooney
Auch meine nächste Platzierung ist bei Kritikern und Zuschauern nicht auf allzu viel Gegenliebe gestoßen. Der meistgenannte Kritikpunkt: Regisseur George Clooney kopiere mit SUBURBICON lediglich die Coen-Brüder. Nun, da die pechschwarze Krimikomödie ja nun mal von den beiden geschrieben wurde, habe ich da erst einmal nicht so viel gegen. Viel wichtiger ist doch ohnehin, dass ich an dem Film Spaß hatte. Und auch, wenn ich in dem Stoff vielmehr noch das Potenzial für eine Serie sehe und sich „Suburbicon“ anfühlt wie die Fast-Food-Version eines „richtigen“ Coen-Films, lässt sich das ansehnliche Starvehikel so gut weggucken, dass ich das in Zukunft sicher gern noch das eine oder andere Mal tun werde.
Platz 7: FACK JU GÖHTE 3 by Bora Dagtekin
Es ist mir ein Bedürfnis, diese Platzierung nochmal besonders detailliert zu erklären: Ja, FACK JU GÖHTE 3 hat von mir eine durchschnittliche Review erhalten. Für eine Lobpreisung besitzt das Skript einfach viel zu viele Ungereimtheiten, ihm mangelt es an innerer Kohärenz und auch technisch ist der Abschluss der beliebten Komödienreihe nur so vollgestopft mit kleineren und größeren Ausfällen (Stichwort: Anschlussfehler). All das muss ich in einer Kritik berücksichtigen. In einem persönlichen Ranking entscheide ich aber selbst, ob mich das beim Sehen stört – und da ich diese Reihe mit Teil eins sehr lieb gewonnen habe und immer Fan geblieben bin, stehe ich dazu, dass ich sage: Nein, tut es nicht – zumindest nicht so sehr, dass hier immer noch eine hohe Platzierung drin wäre. Mehr gibt es zu „Fack ju Göhte 3“ dann auch nicht zu sagen…
Platz 6: BLADE RUNNER 2049 by Denis Villeneuve
Auf Platz sechs habe ich einen Film, der – wie Anfang des Jahres bereits „King Arthur“ – gar nicht so wirklich in meinen bisherigen Filmgeschmack passt, denn bekanntermaßen bin ich weder Fantasy-, noch Science-Fiction-Fan. Doch Denis Villeneuves BLADE RUNNER 2049 ist anders. Um es kurz zu machen: Auch wenn der Film nicht zwingend dazu einlädt, ihn (gerade zuhause und nicht im Kino) einmal die Woche zu gucken, ist er schlichtweg ein Meisterwerk von atemberaubender Optik und Akustik. Das muss dann auch ein Sci-Fi-Banause wie ich anerkennen, der, wie so viele andere auch, regelrecht in dem Film versunken ist.
Platz 5: DIESES BESCHEUERTE HERZ by Marc Rothemund
Schade, dass der Trailer zu DIESES BESCHEUERTE HERZ, der erst ab kommender Woche in den Kinos zu sehen sein wird, die Tragikomödie mit Elyas M’Barek absolut unter Wert verkauft. Was so aussieht, wie eine absolut austauschbare Geschichte über zwei grundverschiedene Männer, die sich durch besondere Umstände annähern, ist eine ehrbare Erzählung darüber, wie wichtig es ist, stets ehrlich zu bleiben und auch in den niederschmetterndsten Momenten nicht aufzugeben. Dabei nimmt Regisseur Marc Rothemund stets die richtige Abzweigung und verzichtet vollkommen auf geheuchelte Rührseligkeit. „Dieses bescheuerte Herz“ ist entgegen sämtlicher Erwartungen ein absolut wahrhaftiger Film.
Platz 4: AUS DEM NICHTS by Fatih Akin
Und wir bleiben in Deutschland, doch mit Wohlfühlkino hat Fatih Akins Golden-Globe-nominiertes Rachedrama AUS DEM NICHTS so gar nichts zu tun. Stattdessen bereitet er auf sehr persönliche Weise auf, welche Folgen hassgetriebene Anschläge auf die Opfer haben – in diesem Falle orientiert er sich an den NSU-Morden, bleibt bei den Umständen allerdings weitgehend fiktiv. Diane Kruger spielt sich in ihrer ersten deutschsprachigen Hauptrolle die Seele aus dem Leib und lässt den Zuschauer daran teilhaben, wie es ist, wenn man von heute auf morgen alles verliert. Das ist nicht objektiv, aber es zeigt uns hautnah die brachialen Auswirkungen eines solchen Schicksalsschlages. Über das Ende kann man streiten – ich finde es im Sinne der Hauptfigur allerdings nur konsequent.
Platz 3: THE BIG SICK by Michael Showalter
Auf Platz drei finden wir nach so viel Wut und Hass wieder etwas leichter Zugängliches – und mit THE BIG SICK einen Film, der sich zu einem der Publikumslieblinge des Jahres entwickelt hat. ich stimme in diese Lobhudelei mit ein, denn auch mich hat dieses Paradebeispiel einer unkitischigen RomCom völlig von den Socken gehauen. Darin geht es um die Liebesgeschichte des Comedians Kumail Nanjiani und seiner heutigen Ehefrau Emily V. Gordon, die unter keinem guten Stern begann und sich mit der Zeit zu einem Real-Life-Märchen entwickelte. Viel mehr sollte man gar nicht wissen, nur eines: Hier ist Wohlfühlen angesagt!
Platz 2: BRIMSTONE by Martin Koolhoven
Das letzte Quartal 2017 war augenscheinlich ein emotionales Auf und Ab, denn nach der zuckersüßen Romanze auf Platz drei geht es auf dem Silbertreppchen zurück in die harte Realität des Wilden Westens, wo in BRIMSTONE eine stumme Frau um Selbstbestimmung und ihre Freiheit kämpft. Unter Zuhilfenahme einer ausgeklügelten Chronologie und ausgestattet mit dem wohl finstersten Bösewicht des vergangenen Kinojahres bietet „Brimstone“ zweieinhalb Stunden brachiale Härte, ungeschönte Gewalt und einen Einblick in die finstersten menschlichen Abgründe. Das macht nicht unbedingt Spaß, doch die Konsequenz, mit der der Niederländer Martin Koolhoven seinen Film durchzieht, ist absolut bemerkenswert.
Platz 1: PADDINGTON 2 by Paul King
Doch auf so düsterer Note kann ich das vierte Quartal 2017 einfach nicht abschließen. Und so ist mein Lieblingsfilm der Monate Oktober bis Dezember ganz klar die Familienfilmfortsetzung PADDINGTON 2. Ich habe bereits in meiner Review das Prädikat makellos benutzt und viel mehr Worte kann man über diesen bezaubernd liebenswerten, herausragend kreativen und zu jeder Zeit wahrhaftigen Film auch nicht verlieren. „Paddington 2“ gehört ganz klar zu den Must-Sees des Jahres und wird in seiner Zeitlosigkeit noch viele, viele Jahre, Jahrzehnte und vielleicht sogar Jahrhunderte überdauern.
PADDINGTON 2 und THE SQUARE fand ich auch ganz gut. BRIMSTONE ist völlig an mir vorbeigegangen, daher vielen Dank für den Tipp.