Zimmer 1408

Die Geschichte von Spukhäusern ist so alt wie der Horrorfilm selbst. Spätestens nach „The Shining“ weiß der Zuschauer auch, dass Hotels wirklich unheimlich sein können. In dem Kammerspiel ZIMMER 1408 trägt Schauspieler John Cusack („High Fidelity“, 2012“) den Film über knapp zwei Stunden nahezu alleine. Lediglich das Zimmer selbst ist teilweise kurz davor, ihm die Show zu stehlen. Ob er die Idealbesetzung ist, ob der Streifen wirklich Angst macht, oder ob es keine gute Idee war, die Kurzgeschichte von Stephen King zu verfilmen, lest Ihr in meiner folgenden Kritik.

Der Plot

Michael „Mike“ Enslin (John Cusack) ist erfolgreicher Autor zahlreicher Geisterbücher. Titel wie „Zehn Spukhotels“, „Zehn Spukfriedhöfe“ oder „Zehn Spukleuchttürme“ habe ihn zu einer Berühmtheit gemacht. Wenn auch er nach dem Tod seiner Tochter in sämtlichen Büchern die Existenz von Geistern widerlegt und damit vielen Lesern den Glauben an das Leben nach dem Tod genommen hat. Um ein Schlusskapitel für sein neustes Werk zu verfassen und es damit abzuschließen, beschließt er, sich für eine Nacht im „Dolphin-Hotel“, genauer im Zimmer 1408 einzuquartieren. Ein Unbekannter hatte ihm die Adresse zugespielt, ihn allerdings davor gewarnt, das Zimmer zu betreten. Im Hotel setzen sich diese Warnungen fort. Der Hotelmanager Mr. Olin (Samuel L. Jackson) versucht mit allen Mitteln, ihn von dem Bezug des mysteriösen Zimmers abzuhalten. Seinen Aussagen zufolge habe niemand, der 1408 je betreten hat, länger als eine Stunde überlebt und insgesamt habe das Zimmer bislang 56 Todesfälle hervorgebracht. Doch Enslin nimmt die Warnungen nicht ernst. Er geht davon aus, dass sie einzig und allein dazu dienen, seine Angst zu schüren. Und so bezieht er schließlich das Zimmer. Zunächst stellt er nichts Ungewöhnliches fest. Aufgrund seiner durchschnittlichen Einrichtung spricht er sogar von der Banalität des Bösen. Doch allmählich kommt es zu seltsamen Vorkommnissen. Die Elektronik in dem Zimmer spielt verrückt, auf dem Radiowecker erscheint ein Countdown von einer Stunde, der langsam aber sicher rückwärts läuft und der Autor beginnt, zu halluzinieren. Plötzlich sieht er sich mit seinen eigenen Ängsten konfrontiert und muss feststellen: aus dem Zimmer gibt es tatsächlich kein Entkommen. Seine Zeit läuft ab. Wird es Mike Enslin gelingen, das Zimmer lebend zu verlassen?


„Hotelzimmer sind von Natur aus unheimlich, findest du nicht?“ 

Kritik

„Zimmer 1408“ ist ein düsteres, unheimliches Kammerspiel, das allein von John Cusack und seiner schauspielerischen Glanzleistung getragen wird. Er verkörpert einen erfolgreichen, aber dennoch verdrossenen Autor, der an nichts glaubt, außer an sich selbst. Nach dem frühen Tod seiner Tochter ist er fest davon überzeugt, dass ein Leben nach dem Tod nicht existiert und er spart nicht daran, sein Umfeld seine Meinung wissen zu lassen. Dementsprechend forsch und nahezu mutig wirkt sein Auftreten. In einem langen Dialog – im Grunde dem einzigen während der gesamten zwei Stunden Laufzeit – wird dieser Standpunkt sowie Charakter besonders deutlich. Das Gespräch zwischen Mike Enslin und Gerald Olin (Samuel L. Jackson), dem Hotelmanager, ist von der ersten Sekunde an spannungsgeladen. Während ein Wort das andere gibt, steigert sich sowohl Tempo, als auch Intensität der Wortwahl und Eindringlichkeit und aus der freundlichen Aufforderung, das Hotelzimmer nicht zu betreten, wird fast eine Anflehen und Betteln. Dabei schafft es ein großartig aufgelegter Samuel L. Jackson („Thor“, „Captain America“), durchgehend höflich aber bestimmt zu sein. Ein bestechender Blick und eine äußerst eindringliche Wortwahl unterstreichen das ohnehin bestimmte Auftreten des Hotelmanagers. Vermutlich bewusst fallen die Argumentationen des Schriftstellers weit weniger gewählt aus, voller Zynismus, Ironie und Sarkasmus. Direkt geradeaus, immer mit dem einzigen Wunsch im Hinterkopf, für eine Nacht in diesem Hotelzimmer zu übernachten. Daraus ergibt sich jenes spannende Rededuell, welches mit einer Laufzeit von knapp 20 Minuten äußerst ausgedehnt ausfällt, allerdings für den Zuschauer wie im Flug vergeht, da die Argumentation auf beiden Seiten nachvollziehbar ist. Effektvoll unterlägt wird dieses Gespräch von schwarz-weiß-Aufnahmen, die einige der 56 Todesfälle, die das Zimmer bislang hervorgebracht hat, zeigen und somit indirekt die Argumentation von Mr. Olin unterstützen.

Auf dem Weg von der Lobby in Richtung Zimmer finden sich viele wiederkehrende Elemente wieder, die im Verlauf des Films noch an größerer Bedeutung gewinnen. Die Einrichtung des einen, entscheidenden Zimmers ist äußerst klug gewählt. Mike Enslin selbst spricht von der „Banalität des Bösen“, die sich in der Einrichtung wiederfindet. Man verzichtete auf entscheidende Farben oder Formen, auf Dinge, die auf den ersten Blick ins Auge fallen. An den Wänden hängen langweilige, vorhersehbare Bilder ohne jeglichen Ausdruck, eine harmlose Blümchentapete darunter. Nicht einmal ein großer Fleck auf dem Boden erhöht die Aufmerksamkeit, sowohl des Zuschauers, als auch des Protagonisten. Alles wirkt harmlos und sicher. Umso krasser fällt demnach der Break auf, der sich vollkommen überraschend, aber trotzdem langsam einschleicht. Kleine, aber volltreffende (und vor allem einzeln harmlose!) Vorkommnisse summieren sich schließlich zu einem großen, unheimlichen „Etwas“. Das Tempo wird von nun an konsequent angezogen und die durchgehende Spannung ab und an von einem eindringlichen Schock-Moment aufgefüllt.

Die wenigen Schauspieler der Nebenrollen spielen ihre Rolle gut und glaubhaft, wurden allerdings in keiner Form irgendwie charakterisiert. Besonders im Fall von Enslins Frau (Mary McCormack) ist dies schade, da es durch die fehlende Charakterisierung das überraschende Ende ein wenig ausbremst. Doch letztlich spielt in „Zimmer 1408“ auch niemand anderes als Mike Enslin irgendeine wichtige Rolle, sodass eine ausführliche Charakterisierung möglicherweise von der schlichten Eindringlichkeit abgelenkt hätte. Selbiges gilt für die Musikuntermalung. Sie ist sehr, sehr schlicht und macht exakt das, was Filmmusik tun soll: sie unterstreicht. Nicht mehr. Die Farbgestaltung ist ungewöhnlich warm. Gelb- und Rottöne dominieren das Geschehen und verdeutlichen noch einmal das Sicherheitsgefühl innerhalb der eigenen vier Hotelwände, das sich nach und nach auflöst. Es gibt einige wenige Szenen außerhalb des Zimmers, die meine Theorie unterstreichend, komplett auf eine besondere Farbgestaltung verzichten.

„Zimmer 1408“ ist ein klassischer Horrorfilm, dem in seiner Einfachheit und alten Schule die Bezeichnung „Gruselfilm“ besser zu Gesicht stünde. Basierend auf der King-Kurzgeschichte, die ursprünglich nicht veröffentlicht, sondern als Beispiel für den perfekten Aufbau einer Geschichte dienen sollte, steigert sich Tempo, Spannung und Einfallsreichtum im Laufe von knappen zwei Stunden zu einem wahrlichen Höhepunkt, der den Puls in die Höhe treibt. Und King wäre nicht King, wenn sich nicht alles erst im wahrsten Sinne des Wortes in der letzten Sekunde aufklärt… Furios!

BluRay oder DVD?

Das Bild der DVD ist guter Durchschnitt und trotzdem empfehle ich ausdrücklich sie. Leichte Unschärfen unterstreichen die warme Atmosphäre und allzu harte Konturen passen schlichtweg nicht ins Bild. Um den Charme eines 80er-Horrorfilms beizubehalten, sollte der Filmfreund in diesem Fall einfach mal auf die exzellente Qualität verzichten und bewusst zu der günstigen Variante greifen. Jedoch gerne auf die drei Discs umfassende „Collector’s Edition“, die mit einem alternativen Ende, einem Making Of, Interviews und einer dekorativen DVD-Box überzeugen kann.

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