The Little Things

Im neuen Film von Regisseur und Drehbuchautor John Lee Hancock machen sich Denzel Washington und Rami Malek auf die Suche nach einem Serienkiller. Ihr Verdächtiger: Jared Leto. Was THE LITTLE THINGS außerhalb dieses Starcasts noch zu bieten hat, das verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Eigentlich sollte Joe „Deke“ Deacon (Denzel Washington), der Deputy Sheriff von Kern County, auf einer Routinemission in Los Angeles nur ein paar Beweise überprüfen. Doch stattdessen wird er in die Suche nach einem Serienmörder verwickelt, der die Stadt terrorisiert. Der leitende Ermittler des L.A. Sheriff Department, Sergeant Jim Baxter (Rami Malek), ist von Dekes polizeilichen Instinkten beeindruckt und nimmt – inoffiziell – seine Hilfe in Anspruch. Doch während die beiden Cops dem Mörder auf der Spur sind, kommen immer mehr Geheimnisse aus Dekes Vergangenheit ans Tageslicht – Geheimnisse, die so verstörend sind, dass sie mehr als nur Baxters Fall bedrohen könnten.
Kritik
Schon lange bevor überhaupt ein erster Trailer zu „The Little Things“ veröffentlicht wurde, verglichen viele Medien den neuen Film von Autor und Regisseur John Lee Hancock („Saving Mr. Banks“) mit David Finchers Thrillermeisterwerk „Sieben“. Dieser Vergleich liegt klar auf der Hand: In beiden Filmen ermitteln ein alteingesessener Hollywoodstar und ein gerade aufstrebender Nicht-mehr-ganz-Newcomer als Duo in einem Serienmordfall. Auch der Verdächtige wird von einem großen Namen verkörpert, nur wurde Kevin Spacey alias John Doe einst vollständig aus der PR-Maschinerie herausgehalten, während mit Jared Leto („Blade Runner 2049“) aktiv geworben wird. Auf den Positionen, auf denen in „Sieben“ einst Morgan Freeman und Brad Pitt platznahmen, agieren hier nun Denzel Washington („Roman J. Israel, Esq.) und Rami Malek („Bohemian Rhapsody“) – doch damit erschöpfen sich die Ähnlichkeiten dieser beiden Filme auch schon. Stattdessen erinnert „The Little Things“ viel eher an einen ganz anderen Film aus David Finchers Schaffen: „Zodiac: Die Spur des Killers“. Und das gibt einen ersten Vorgeschmack darauf, was für einen Mumm John Lee Hancock beweist, indem er seinen Film, dessen Skript er bereits im Jahr 1993 fertigstellte, auch heute noch so inszeniert, wie er schon 2007 aus der Zeit gefallen war und der es heute mehr denn je ist. Denn „The Little Things“ ist – im besten Sinne – ganz und gar unbefriedigend und hat mit den High-Tension-Thrillern heutiger Dekade kaum etwas gemein, außer vielleicht die schmucke Inszenierung.

Der Verdächtige Albert Sparma (Jared Leto) wird von Detective Baxter (Rami Malek) zum Verhör geladen.
„The Little Things“ beginnt mit einer beklemmenden Szene, die dem Titel des Films alle Ehre macht: Eine Frau wird des Nachts auf dem Highway von einem anderen Auto verfolgt, stürmt in Panik zu einem Haus, dessen Eintritt ihr verwehrt bleibt und flieht anschließend zurück auf die Straße, wo sie im letzten Moment einen Truckfahrer zum Anhalten bewegen kann, eh sie erschöpft zu Boden sinkt. Wenngleich sich der Filmtitel „The Little Things“ eigentlich auf die „Monk“-ähnlichen Ermittlerskills des Detectives Deacon beziehen soll (von denen man im Laufe der 127 Filmminuten leider nur sehr wenig mitbekommt), entfaltet das Hervorheben der „kleinen Dinge“ gerade in solchen Momenten seinen ganzen Reiz: In „The Little Things“ wird es nie explizit. Selbst die blutigen Tatorte, an denen die Cops die Frauenleichen inspizieren, fängt Kameramann John Schwartzman („Dracula Untold“) mit solch einer Beiläufigkeit ein, dass der Suspense nicht wie in so vielen anderen Thrillern (auch) aus der visuellen Drastik entsteht, sondern vielmehr aus allem, was mit einer solchen Tat einhergeht. Das Erschreckende ist in diesem Fall weniger das Ergebnis als das Davor, das deshalb so angsteinflößend ist, weil sich Kleinigkeiten in der Wahrnehmung verschieben; Etwa weil ein Auto ein paar Minuten zu lange hinter einem herfährt als üblich. Später im Film sehen wir eine junge Joggerin im Dunkeln allein nach Hause laufen. Die Szene scheint bereits vorbei, die Kamera zieht auf, als auf einmal ein Auto in ebenjene Straße einbiegt, in die gerade auch die Joggerin eingebogen war. Ein eigentlich völlig alltägliches Bild, das, eingefärbt von dem Wissen um einen Killer, der hier in der Gegend Jagd auf junge Frauen macht, Herzrasen auslösen kann.
„In „The Little Things“ wird es nie explizit. Selbst die blutigen Tatorte, an denen die Cops die Frauenleichen inspizieren, fängt Kameramann John Schwartzmanmit solch einer Beiläufigkeit ein, dass der Suspense nicht wie in so vielen anderen Thrillern (auch) aus der visuellen Drastik entsteht, sondern vielmehr aus allem, was mit einer solchen Tat einhergeht.“
Mit diesen beiden Szenen erschöpfen sich die aktiv spannungstreibenden Elemente auch schon. Ansonsten ist „The Little Things“ nämlich eher ein Thriller der leisen Töne, der die Polizeiarbeit als die Seele zermürbendes, alles andere als befriedigendes Unterfangen darstellt. John Lee Hancock geht es hier weitaus weniger darum, seinem Publikum am Ende einen Täter zu präsentieren – die vom Serienkiller hinterlassene Blutspur ist letztlich nur der alles in Gang bringende Plotantrieb – als vielmehr darum, die Auswirkungen solch einer Ermittlung auf das Leben der Cops und, noch wichtiger, auf die internen Abläufe innerhalb des Polizeiapparates abzubilden. Das führt zu einem äußerst gemäßigten Tempo und zu einem Film, der primär aus Dialogen und einer theoretischen Herangehensweise an die Mordfälle besteht, als aus aktiv dargebotenem Polizeispektakel. Es wird nicht einmal geschossen, es gibt keine Verfolgungsjagden oder ähnlich reißerische Thrillerklischees. Umso leichter können sich Momente wie etwa das Verhör des Verdächtigen Sparma als Spannungspeak herauskristallisieren, obwohl es sich eigentlich auch hierbei „nur“ um einen Dialog handelt.
Das Casting von Jared Leto ist im Falle von „The Little Things“ nicht bloß deshalb gelungen, weil der sich für seine Rolle eine ordentliche Wampe angefressene Mime die Verkörperung eines Wahnsinnigen gut zu Gesicht steht. Auch auf einer Metaebene ist es ein cleverer Schachzug, den für seine unberechenbare Rollenauswahl bekannten Leto als eine Figur zu besetzen, die sich bis zuletzt nur schwer in die Karte schauen lässt. Wann immer sein Albert Sparma mit den Cops interagiert, sind die Machtverhältnisse ungeklärt und wer wem hier über- und wer wem unterlegen ist, nur schwer greifbar. Die Verpflichtung von Denzel Washington, der mit seinem betont stoischen Spiel eines gleichermaßen getriebenen wie resignierten Cops den Film veredelt, sowie von einem ebenfalls überzeugenden Rami Malek als idealistischer Jungspund zielt auf Gegensätze ab, die das Genrerad nicht neu erfinden. Auch der permanente Miteinbezug von Deacons Lebenswelt, seinen persönlichen Dämonen und Ängsten, entspricht mehr dem Klischee als es „The Little Things“ nötig hätte. Immerhin forciert John Lee Hancock weniger die aufgrund einer solch gegensätzlichen Charakterzeichnung resultierenden Reibereien als vielmehr das ergänzende Element: Zusammen nehmen die vier Augen von Joe „Deke“ Deacon und Sergeant Jim Baxter einfach deutlich mehr wahr als jeder für sich allein – auch ohne dass die beiden sich dies permanent auf die Nase binden müssten.
„Es geht John Lee Hancock weitaus weniger darum, seinem Publikum am Ende einen Täter zu präsentieren – die vom Serienkiller hinterlassene Blutspur ist letztlich nur der alles in Gang bringende Plotantrieb – als vielmehr darum, die Auswirkungen solch einer Ermittlung auf das Leben der Cops und, noch wichtiger, auf die internen Abläufe innerhalb des Polizeiapparates abzubilden.“
Das wohl größte Zugeständnis an die Sehgewohnheiten eines Publikums aus dem Jahr 2021 ist die Inszenierung. Damit ist weniger das betont reduzierte Tempo gemeint als vielmehr die audiovisuelle Aufmachung. „The Little Things“ sieht einfach verdammt gut aus und verlässt sich anders als etwa der eingangs zitierte „Sieben“ nicht darauf, dass das Abbild einer ohnehin verkommenen Welt als Brutstätte des Bösen umso glaubhafter ist. Stattdessen ist die hier dargebotene ebenjene, in der wir alle leben. In „The Little Things“ wird bei strahlendem Sonnenschein ermittelt, anstatt in düsterem Grau-in-Grau und Regen. Unter diesen Umständen schockieren die brutalen Taten des Serienkillers umso mehr.
Fazit: „The Little Things“ ist ein altmodisch aufgezogener Serienkillerthriller, der fast in Gänze auf genretypische Effekthascherei verzichtet und stattdessen sowohl die seelischen Folgen einer solchen Polizeiermittlung als auch ihre zermürbenden Abläufe in den Fokus rückt. Kein Film für Adrenalinjunkies, sondern einer für all jene, die ihre Kriminalfilme etwas trockener mögen.
„The Little Things“ ist ab dem 8. Juli 2021 in den deutschen Kinos zu sehen.
hallo die filmkritik ist eine nette lange umschreibung für einen echt langweiligen film
null spannung einziger licht blick jared leto
beste grüße
Der Film war langatmig, mäßig spannend und das Ende ziemlich unspektakulär. Wahre Beweise den bösen Killer versehentlich zur Strecke gebracht zu haben gibt es nicht. So hat der eine Cop eine überlebende versehentlich getötet und der andere Cop hat den verdächtigen im Affekt totgeschlagen. ENDE
Mich erinnert der Film eher an „Denn zum Küssen, sind sie da“ mit Morgan Freeman