Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 16. Februars, der qualitativ zu den bislang stärksten Starttage des Jahres gehört. So kann man ziemlich bedenkenlos in jeden beliebigen Neustart gehen und dürfte angesichts des ihm gebotenen Stoffes nicht enttäuscht sein. Lediglich die deutsche Komödie „Schatz, nimm Du sie!“ ist im Vergleich zum Original nur solide, aber immer noch gut anschaubar. Leider wurde Danny Boyles „T2: Trainspotting“ der Presse bislang nicht gezeigt. Mehr zu dem Film erfahrt ihr dann morgen an dieser Stelle. Der stärkste Neustart dürfte wohl übrigens gar nicht so leicht auszumachen sein. Zwar ist „John Wick 2“ einem bekannten Franchise entstammend, dürfte aufgrund seiner FSK-Freigabe ab 18 jedoch einen Teil seiner Zuschauerschaft einbüßen. Vermutlich geht – auch der Starbesetzung wegen – der stärkste Kinostart tatsächlich an Sven Unterwaldts Komödie mit Carolin Kebekus.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
JOHN WICK: KAPITEL 2 | Regie: Chad Stahelski | USA 2017

Nachdem er Rache an den Kriminellen genommen hat, die seinen Hund getötet haben, erhält Profikiller John Wick seinen geliebten 1969er Mustang zurück – nur um sofort in eine spektakuläre Verfolgungsjagd durch die überfüllten Straßen New Yorks verwickelt zu werden. Bei seiner Rückkehr nach Hause werden Johns Pläne, endlich ein friedliches Zivilleben aufzunehmen, jäh durchkreuzt, als der italienische Gangster Santino D’Antonio an seine Tür klopft – mit einem goldenen Schuldschein in der Hand, der John verpflichtet, sich für frühere Gefallen zu revanchieren. Auf Anordnung von Winston, dem Kopf der geheimen Killervereinigung des Continental, den uralten Kodex der Organisation zu respektieren, akzeptiert John widerwillig den Auftrag, Santinos eigene Schwester Gianna auszuschalten.

„John Wick: Kapitel 2“ ist ein betörend schön inszenierter Actionfilm mit surrealistischen Anleihen, der immer dann ein wenig an Tempo verliert, wenn Regisseur Chad Stahelski den Mythos um die Titelfigur weiter ausbauen will. Dafür entschädigen die spektakulären Kampfsequenzen ebenso wie ein toll aufgelegter Keanu Reeves.
FENCES | Regie: Denzel Washington | USA 2016

Pittsburgh in den 50er-Jahren. Der Müllmann Troy Maxson (Denzel Washington) träumte einst von einer Karriere als Baseball-Spieler. Er gehörte zu den Besten seines Teams, konnte als Afroamerikaner jedoch nie auf die Aufnahme ins Profiteam hoffen. Als die Major League endlich schwarze Spieler zuließ, war er bereits zu alt, seither hängt er seinem Traum hinterher. Trotzdem versuch Troy, seiner Frau Rose (Viola Davis) ein guter Ehemann und seinem Sohn Cory (Jovan Adepo) ein guter Vater zu sein. Doch dass der Traum vom Ruhm geplatzt ist, frisst ihn langsam auf und verführt ihn zu Entscheidungen, die seine Familie zu zerreißen drohen. Als eines Tages seine beiden Söhne auf der Matte stehen, kippt die Stimmung und ein Sturm zieht auf…
Denzel Washingtons Theaterstück-Verfilmung „Fences“ mag ein wenig sperrig sein und die Möglichkeiten des Mediums Kino nicht vollends ausschöpfen. Doch wer den Beruf des Schauspielers in seiner ganzen Bandbreite erleben möchte, für den ist dieser Film Pflichtprogramm.
ELLE | Regie: Paul Verhoeven | FR/DE/BEL 2016

Michèle (Isabelle Huppert), Chefin einer erfolgreichen Firma für Videospiele und sich der Machtposition ihrer Mitarbeiter durchaus bewusst, wirkt wie eine Frau, der nichts etwas anhaben kann. Unnahbar führt sie mit der gleichen Präzision und Kalkül ihre Firma wie ihr Liebesleben. Als Michèle eines Tages in ihrem Haus von einem Unbekannten angegriffen und vergewaltigt wird, scheint sie das Vorgefallene zunächst kalt zu lassen. Nicht einmal vor ihrem privaten Umfeld lässt sie Gefühle zu. Trotzdem ist ihr Leben über Nacht ein anderes geworden. Resolut und geschickt spürt sie den Angreifer auf und verstrickt sich mit ihm in ein gefährliches Spiel aus Neugier, Anziehung und Rache. Es ist ein Spiel, das jederzeit außer Kontrolle geraten kann…
„Elle“ ist ein verstörend-faszinierender Film, den man erst einmal verdauen muss, um ihn richtig zu erfassen. Paul Verhoeven liefert einen herausragend gespielten, wichtigen Beitrag für das emanzipatorische Kino ab und packt den Zuschauer da, wo es ordentlich weh tut: bei seinen eigenen Vorstellung vom Richtig und Falsch.
MEIN LEBEN ALS ZUCCHINI | Regie: Claude Barras | CH/FR 2016

Zucchini – so lautet der Spitzname eines kleinen, neunjährigen Jungen, der nach dem plötzlichen Tod seiner Mutter mit einem neuen Leben konfrontiert wird. Der fürsorgliche Polizist Raymond bringt ihn ins Heim zu Madame Papineau, wo er fortan mit anderen Kindern aufwächst und seinen Platz in der Gesellschaft sucht. Das Zusammenleben ist nicht immer einfach, denn auch der freche Simon, die besorgte Béatrice, die schüchterne Alice, der etwas zerzauste Jujube und der verträumte Ahmed haben bereits viel erlebt. Aber sie raufen sich zusammen und geben einander Halt auf dem Weg, ihr Leben in ruhigere Bahnen zu lenken. Eines Tages stößt die mutige Camille zu ihnen, und Zucchini ist zum ersten Mal im Leben ein bisschen verliebt: Camille ist einfach wunderbar! Doch ihre Tante plant, die kleine Gruppe auseinander zu reißen… 
„Mein Leben als Zucchini“ ist ein ergreifendes Stop-Motion-Juwel, das schwermütige Themen aus der Sicht von Kinderaugen erzählt und ihnen dadurch im Vorbeigehen den Schrecken nimmt. Davon hätten wir gern mehr gesehen, als nur 66 Minuten.
SCHATZ, NIMM DU SIE! | Regie: Sven Unterwaldt Jr. | DE 2017

Toni (Carolin Kebekus) und Marc (Maxim Mehmet) wollen sich scheiden lassen, denn die große Leidenschaft scheint erloschen. Eine einvernehmliche Trennung soll es werden, schließlich ist man erwachsen und versteht sich noch gut. Doch das mit dem Neuanfang ist gar nicht so leicht: Jeder der beiden hat gerade die Chance auf einen Job im Ausland. Wer kümmert sich also um die Kinder Emma (Arina Prokofyeva) und Tobias (Arsseni Bultmann)? Die Eltern schmieden einen Pakt: Emma und Tobias sollen entscheiden, bei wem sie wohnen wollen! Mit den abenteuerlichsten Tricks versuchen Toni und Marc nun, ihre Kinder in einem Sorgerechtsstreit der ganz besonderen Art davon zu überzeugen, dass sie beim anderen besser aufgehoben sind. 
Vermutlich hätte es nicht unbedingt ein deutsches Remake zur französischen Komödie „Mama gegen Papa“ gebraucht, doch wenn dieses so solide und im Blick auf die Darsteller so viel besser ausfällt, als das Original, dann kann man die eine oder andere inhaltliche Schwäche von „Schatz, nimm Du sie!“ gut verschmerzen.
T2: TRAINSPOTTING | Regie: Danny Boyle | UK 2017

Zuerst war da eine Gelegenheit… dann passierte ein Verrat. 20 Jahre sind inzwischen vergangen, seit ein Mann seine drei Freunde bei einem großen Coup verraten und die ganze Kohle hat mitgehen lassen. Vieles hat sich geändert, vieles ist auch völlig gleich geblieben. Mark Renton (Ewan McGregor) kehrt zurück an den einzigen Ort, den er jemals sein Zuhause nennen konnte – nach Edinburgh. Und sie warten auf ihn: Spud (Ewen Bremmer), Sick Boy (Jonny Lee Miller), und Begbie (Robert Carlyle). Aber auch andere gute, alte Freunde warten bereits: Leid, Verlust, Freude, Rache, Hass, Freundschaft, Liebe, Sehnsucht, Angst, Reue, Diamorphin, Selbstzerstörung und Lebensgefahr, alle stehen Schlange, um ihn zu begrüßen, bereit zum Tanz. 
„T2: Trainspotting“ ist in erster Linie ein Film, der sich an die Fans des ersten Teils richtet – und zwar an solche, die jenen vor allem aufgrund der interessanten Figuren lieben gelernt haben. Wer sich einen ähnlich exzessiv-dreckigen Drogenfilm wie Mitte der Neunziger erhofft, wird von diesem hier vermutlich enttäuscht werden.
EMPÖRUNG | Regie: James Schamus | USA/CHN 2016

Marcus Messner (Logan Lerman) ist jung und fleißig: Er bekommt die Möglichkeit, an einem College zu studieren, kann sich den Sorgen seiner Eltern entziehen und muss nun vor allem nicht dem koscheren Metzgergewerbe seines Vaters nachgehen. In Winesburg, Ohio, will er unbedingt der Beste sein… Aber nicht nur verstört ihn die verführerische Olivia (Sarah Gadon) zutiefst, auch die Konfrontation mit dem erzkonservativen Dekan Caudwell (Tracy Letts), mit dem er sich höchst philosophische, aber gleichzeitig gnadenlose Rededuelle liefert, lässt ihn wider Willen zum Rebellen werden. Seine Zeit allein in der Fremde wird für ihn zu einer Herausforderung, an der er immer mehr droht, zu zerbrechen. Kann er seinen Traum von einer positiven Zukunft dennoch umsetzen, oder scheitert er an sich und der Welt, die ihn und die er nicht verstehen will?
Heimkinotipp: NUR WIR DREI GEMEINSAM | Regie: Kheiron | ARE/FR/DE 2015

Teheran, Anfang der 1970er Jahre. Mit viel Mut, Entschlossenheit und einer ordentlichen Portion Humor kämpft Hibat Tabib (Kheiron) mit seiner Frau Fereshteh (Leïla Bekhti) und anderen Gleichgesinnten erst gegen das brutale Schah-Regime, dann gegen die Schergen des Ayatollah Khomeinis. Als der politische Druck zu groß wird, bleibt ihnen nur die Flucht ins Ausland. Mit ihrem einjährigen Sohn Nouchi machen sich Hibat und Fereshteh auf den Weg über die Türkei nach Frankreich und landen in den sozialen Ghettos der Pariser Banlieue. Was zunächst als vorübergehende Lösung geplant ist, wird für die Familie zu einem Neuanfang. Dabei ist die Formel „nur wir drei gemeinsam“ nicht nur das Credo ihres Familienglücks, sondern auch der beste Beweis, dass alles möglich ist, wenn man zusammenhält.

Mit „Nur wir drei gemeinsam“ gelingt dem französischen Star-Comedian Kheiron das Kunststück, ein Thema komödiantisch zu erzählen, das sich bisher ausschließlich dramatisch aufbereitet sah. Trotz einer bisweilen holprigen Inszenierung liegt uns das Schicksal der Flüchtlingsfamilie Tabib hier so schnell am Herzen, dass wir bei aller Albernheit gern darüber gern hinwegsehen, dass es hier und da dann doch ein wenig an Ernsthaftigkeit mangelt.