Das startet am 3. August 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 3. August, der mit dem stärksten Sommer-Blockbuster dieses Jahres aufwartet. „Planet der Affen: Survival“ wird sicherlich viele überraschen – aber dafür wohl umso mehr Leute positiv. Die französische Komödie „Alibi.com“ liefert dagegen ein sehr unterhaltsames, wenn auch ziemlich albernes Kontrastprogramm, während es sich das Familiendrama „Das Gesetz der Familie“ trotz Starbesetzung wohl nur in wenigen Kinos breitmachen wird. Einen Totalausfall gibt es außerdem: Der Animationsfilm „Emoji – Der Film“ ist leider eine Zumutung für Groß und Klein.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
PLANET DER AFFEN: SURVIVAL | Regie: Matt Reeves | USA/CAN/NZL 2017
Caesar (Andy Serkis) und seine ihm treuen Affen werden in einen tödlichen Konflikt mit einer Armee von Menschen getrieben, die unter der Leitung eines rücksichtslosen und nihilistischen Colonels (Woody Harrelson) Affen für ihre Zwecke missbraucht. Nach schweren Verlusten auf Seiten der Affen kämpft Caesar gemeinsam mit einer Handvoll Verbündeter und mit seinen dunkleren Instinkten und beginnt seinen eigenen mystischen Kampf um Rache für die Seinen. Als Ceasar und der Colonel sich schließlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, beginnt ein epischer Kampf, der über das Schicksal beider Spezies und die Zukunft des Planeten entscheiden wird. Denn so wie es scheint, kann nur eine von ihnen überleben.
Am Ende fließen Tränen – der technisch wegweisende „Planet der Affen: Survival“ ist nicht bloß der mit Abstand beste Teil der Filmreihe, sondern beweist auch, dass eine hochdramatische, tieftraurige und im Kern so realistische Grundidee als Basis für einen Popcorn-Blockbuster hervorragend funktionieren kann.
DAS GESETZ DER FAMILIE | Regie: Adam Smith | UK 2016
Seit Generationen leben die Familienmitglieder des berüchtigten Cutler-Clans als Outlaws in der sanfthügeligen Landschaft um Gloucestershire in England. Was sie zum Leben brauchen, stehlen sie von den reichen Bewohnern der Gegend und haben einen Mordsspaß dabei, die lokale Polizei an der Nase herumzuführen. Chad bewundert seinen Vater, Clan-Oberhaupt Colby, dafür ein Freigeist zu sein und sein Leben in absoluter Unabhängigkeit verbracht zu haben. Aber er weiß auch, dass das Leben abseits der Regeln nur bedingt Freiheit bietet, denn der Rückweg in die zivile Gesellschaft ist verbaut. Auch Chads Kinder sollen, ginge es nach Colby, frei und wild bleiben und ihre Zeit nicht mit der Schule vergeuden. Doch die Unabhängigkeit hat ihren Preis: Die Polizei liegt stets auf der Lauer, in der Gruppe herrscht Chaos und das Geld ist immer knapp.
„Das Gesetz der Familie“ ist ein brisantes, nicht immer leicht zu verdauendes Familiendrama, das Michael Fassbender und Brendan Gleeson brillieren lässt. Wo der Film in den Actionszenen seine Höhepunkte findet, hätte der Charakterformung ein wenig mehr Genauigkeit gut getan. Alles in allem ist Adam Smiths Film jedoch mehr als sehenswert.
ALIBI.COM | Regie: Philippe Lacheau | FR 2017
Greg (Philippe Lacheau) ist Geschäftsmann und sein jüngster Coup ist die Gründung des überaus erfolgreichen Unternehmens Alibi.com: Die zumeist männlichen Kunden werden bei Bedarf mit Alibis nach Maß beliefert. Zusammen mit seinem Partner Augustin (Julien Arruti) und dem neuen Mitarbeiter Medhi (Tarek Boudali) wenden sie dabei alle Formen der Kunst an, um ihre Klienten zu decken oder ihnen aus der Patsche zu helfen. Doch dann lernt Greg die schöne Flo (Élodie Fontan) kennen – und wenn diese eins verabscheut, dann sind es lügende Männer. Selbstredend, dass Flo unter keinen Umständen den Hintergrund von Gregs Erfolg erfahren darf. Doch als Greg eines Tages Flos Eltern kennenlernt und ausgerechnet in ihrem Vater einen der treusten Kunden von Alibi.com erkennt, nimmt das Chaos seinen Lauf.
Die französische Komödie „Alibi.com“ ist derbe aber nicht zu vulgär, albern aber nicht schwachsinnig und trotz der richtigen Portion Realismus auch ein wenig abgehoben. Da die Stimmung innerhalb des Ensembles glaubhaft von Sympathie und Freundschaft geprägt ist, ist es leider ein wenig schade, dass der emotionale Aspekt erst auf der Zielgeraden so richtig zum Tragen kommt.
GRIESSNOCKERLAFFÄRE | Regie: Ed Herzog | DE 2017
Der restalkoholisierte Franz Eberhofer wird am Morgen nach einer rauschenden Polizisten-Hochzeit von einem schwer bewaffneten SEK-Kommando geweckt. Der Kollege Barschl ist mit einem Messer im Rücken tot aufgefunden worden. Und blöderweise ist die Tatwaffe ausgerechnet Franz‘ Taschenmesser. Dass der Dahingeschiedene Franz‘ ungeliebter Vorgesetzter und erklärter Erzfeind ist, macht die Sache auch nicht besser. Gut, dass sein Alt-Hippie-Vater ihm ein schönes Alibi zusammenlügt. Aber ermitteln muss der Franz eben doch selber. Zum Glück ist Kumpel Rudi Birkenberger zur Stelle, um mit ihm gemeinsam den delikaten Fall aufzuklären. Privat ist der Franz auch gefordert. Denn der Papa kocht vor Eifersucht, seit die Jugendliebe der Oma, der kauzige Paul (Branko Samarovski), aufgetaucht ist und sich daheim breit macht.
Die Eberhofer-Krimis werden weiterhin ein süddeutsches Phänomen bleiben. Doch mit „Griessnockerlaffäre“ bietet Ed Herzog erstmals auch seichte Unterhaltung für Leute, denen dieser Kult bislang fremd geblieben ist. Sein vierter Spielfilm der Reihe ist der bislang beste und macht dank vieler gelungener Momente tatsächlich richtig Spaß.
DIE GÖTTLICHE ORDNUNG | Regie: Petra Volpe | CHE 2017
Nora (Marie Leuenberger) ist eine junge Hausfrau und Mutter, die 1971 mit ihrem Mann und zwei Söhnen in einem beschaulichen Schweizer Dorf lebt. Hier ist wenig von den gesellschaftlichen Umwälzungen der 68er-Bewegung zu spüren. Ganz im Gegenteil: Es herrscht die Meinung, Emanzipation sei ein Fluch, eine Sünde gegen die Natur und schlichtweg gegen die göttliche Ordnung. Als Nora wieder anfangen möchte zu arbeiten, verweigert ihr Mann ihr die Erlaubnis und beruft sich dabei auf das Ehegesetz, das die Frau dazu verpflichtet, sich um den Haushalt zu kümmern. Hier erwacht Noras Widerstand! Sie beginnt feministische Literatur zu lesen, enge Jeans und wilden Pony zu tragen und besucht einen Workshop für sexuelle Befreiung. Als sie sich aktiv für das Frauenstimmrecht einsetzt und zu einem Streik aufruft, gerät der Dorf- und Familienfrieden gehörig ins Wanken…
Petra Volpes Tragikomödie „Die göttliche Ordnung“ beginnt aus einer starken Ausgangsposition. Doch mit der Zeit erweisen sich nicht bloß die Figuren beider Geschlechter durchweg als auf ihre erzählerische Funktion beschränkte Stereotypen, auch die Handlung verläuft in generischen Bahnen und zeigt sich mit ihrem sexuellen Subtext gar völlig überfordert. Wie gut, dass Marie Leuenberger eine durchgehend famose Performance abliefert.
EMOJI – DER FILM | Regie: Tony Leondis | USA 2017
Versteckt in der Messaging-App liegt Textopolis, eine geschäftige Stadt, in der alle beliebten Emojis leben und darauf hoffen, von ihrem Handy-Besitzer ausgewählt zu werden. In dieser Welt hat jedes Emoji nur einen Gesichtsausdruck – jedes außer Gene. Denn der ist ein überschwängliches Emoji, das ohne Filter geboren wurde und vor lauter unterschiedlichen Ausdrücken förmlich platzt. Fest entschlossen, so „normal“ wie alle anderen Emojis zu werden, holt sich Gene Hilfe von seinem bestenFreund Hi-5 und dem berühmt-berüchtigten Codebrecher-Emoji Jailbreak. Gemeinsam brechen sie auf zu einem atemberaubenden Abenteuer quer durch alle Apps auf dem Handy,um den Code zu finden, der Gene reparieren kann. Jede App birgt dabei eine ganz eigene, wilde Welt voller Spaß. Doch plötzlich bedroht eine viel größere Gefahr das Handy.
Musik aus der Konserve, eine Geschichte ohne erkennbares Herzblut, Charaktere, für die das Wort „Reißbrett“ noch zu viel des Guten wäre und eine Welt, die mit Ausnahme einiger kleiner kreativer Ideen allenfalls ADHS fördert – das ist „Emoji – Der Film“. Das und Christoph Maria Herbst.
FINAL PORTRAIT | Regie: Stanley Tucci | UK 2017
Während einer Parisreise im Jahr 1964 wird der junge Schriftsteller und Kunstliebhaber James Lord von seinem Freund gefragt, ob er ihm für ein Porträt Modell sitzen würde. Geschmeichelt und fasziniert sagt er zu, denn es handelt sich dabei um niemand geringeren als Alberto Giacometti. Lord hat keine Ahnung, worauf er sich da eingelassen hat. Schon bald erhält der junge Amerikaner Einblicke in den faszinierenden, intensiven, wunderschönen und stellenweise völlig chaotischen und irritierenden Schaffensprozess des weltbekannten Künstlers. Das Bild will nicht fertig werden, und aus Tagen werden Wochen. Termine werden verschoben, weil der Meister gerade nicht in Stimmung ist, oder lieber bei Rotwein im Bistro sitzt, als seiner Kunst nachzugehen. Weil er ganze Gesichtszüge wieder übermalt oder gar absolut an seinem Werk zweifelt. Oder erst einmal Konflikte zwischen Ehefrau und Geliebter gelöst werden müssen…
Heimkinotipp: FENCES | Regie: Denzel Washington | USA 2016
Pittsburgh in den 50er-Jahren. Der Müllmann Troy Maxson (Denzel Washington) träumte einst von einer Karriere als Baseball-Spieler. Er gehörte zu den Besten seines Teams, konnte als Afroamerikaner jedoch nie auf die Aufnahme ins Profiteam hoffen. Als die Major League endlich schwarze Spieler zuließ, war er bereits zu alt, seither hängt er seinem Traum hinterher. Trotzdem versuch Troy, seiner Frau Rose (Viola Davis) ein guter Ehemann und seinem Sohn Cory (Jovan Adepo) ein guter Vater zu sein. Doch dass der Traum vom Ruhm geplatzt ist, frisst ihn langsam auf und verführt ihn zu Entscheidungen, die seine Familie zu zerreißen drohen. Als eines Tages seine beiden Söhne auf der Matte stehen, kippt die Stimmung und ein Sturm zieht auf…
Denzel Washingtons Theaterstück-Verfilmung „Fences“ mag ein wenig sperrig sein und die Möglichkeiten des Mediums Kino nicht vollends ausschöpfen. Doch wer den Beruf des Schauspielers in seiner ganzen Bandbreite erleben möchte, für den ist dieser Film Pflichtprogramm.
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