Wessels‘ Weihnachts-Countdown: Größte Überraschung

Endlich ist es wieder soweit! Die Zeit der Besinnlichkeit, der Ruhe und Rückbesinnung auf zwölf aufregende Monate eines viel zu schnell vorbeiziehenden Jahres hat begonnen: der Dezember, und damit verbunden die Zeit, in der wir für gewöhnlich jeden Tag ein Türchen an unserem Adventskalender öffnen dürfen. Egal ob Ihr aus Eurem Schokolade, Gummibärchen oder ganz etwas anderes zieht: all das kann ich Euch nicht bieten! Dafür präsentiere ich Euch an dieser Stelle bis zum 24. Dezember jeden Tag ein ganz besonderes Top-Ranking, mit dem ich mein Filmjahr 2018 Revue passieren lassen möchte. Weiter geht es heute mit den größten Überraschungen!
MILE 22
Obwohl mir „Boston“, die letzte Kollaboration zwischen Mark Wahlberg und Regisseur Peter Berg, bereits sehr gut gefallen hat, stand ich ihrer neuen Zusammenarbeit „Mile 22“ vor allem kritisch gegenüber. Schon für „Deepwater Horizon“ und „Lone Survivor“ hatten die beiden miteinander gedreht – und beide Filme gehörten für mich ganz klar zu den Lowlights ihres jeweiligen Kinojahres. Insofern hatte ich von „Mile 22“ nichts erwartet – erst recht im Anbetracht der eigentlich ziemlich uninteressant klingenden Story eines aus dem Ruder laufenden Gefangenentransports. Aber zu meiner großen Überraschung erwies sich „Mile 22“ als richtig spannender, adrenalingeladener Actionkracher mit einigen fantastischen Choreographien, komplexen Charakteren und einem beachtlichen In-Your-Face-Move zum Schluss.
ZUHAUSE IST ES AM SCHÖNSTEN
Und schon wieder gerät etwas aus den Fugen – im Falle von „Zuhause ist es am schönsten“ eine Familienfeier. Anders als es der Titel und die Geschichte suggerieren, handelt es sich hierbei allerdings nicht um die x-te Wohlfühlkomödie unserer französischen Nachbarn, sondern um ein italienisches Drama, das seine zahlreichen Figuren zu pulsierendem Leben erwecken. Vor bildschöner Kulisse spielen sich hier diverse zwischenmenschliche Dramen ab, ganz ohne Rücksicht auf gefällige Happy Ends. Trotz der alles in allem übersichtlichen Handlung zieht einen das zum Großteil improvisierte Zusammenspiel der Hauptdarsteller immer mehr in seinen Bann, bis irgendwann alles eskaliert. Und das auf so vielfältige Weise, dass es einfach einen großen Spaß macht, dem Chaos zuzusehen.
MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN
Deutsche Kinderfilme können mitunter entsetzlich bieder sein, wenn nicht gerade ein Detlev Buck sie inszeniert ist. Zu seinem Namen gesellt sich seit 2018 auch der Name Marco Petry, der nach seinem lahmen Kalauerreigen „Doktorspiele“ einen richtigen Knaller vorgelegt hat. „Meine teuflisch gute Freundin“ ist so gar nicht das, was man von einem deutschen Kinder- oder Jugendfilm erwartet. Die Komödie über die Tochter des Teufels höchstpersönlich reicht von frech bis bitterböse, punktet mit tollen, unvorhergesehenen Pointen und mit noch besseren Hauptdarstellern, die das Image des deutschen Kinos – zumindest in der ersten Jahreshälfte 2018 – so ziemlich alleine aufrecht erhalten haben.
VENOM
Eine positive Überraschung resultiert ja in erster Linie daraus, dass man im Nachhinein mehr bekommen hat, als vorher erwartet. Und deshalb gehört „Venom“ ganz klar in dieses Ranking, denn auch wenn der Antiheldenfilm mit Tom Hardy letztlich nur gerade so okay war, ist das immer noch deutlich mehr als das, womit ich zuvor gerechnet hatte. Dank eines bestens aufgelegten Hauptdarstellers hatte ich die meiste Zeit über richtig Spaß an der ganzen Schose, zu lang war das Unterfangen auch nicht und im Mittelteil gab es eine Verfolgungsjagd, die nicht nur erzählerisch Sinn macht, sondern auch wirklich gut aussieht. Alles in allem war ich hier trotz des haufenweise verschenkten Potenzials immer noch sehr positiv überrascht!
100 DINGE
Fassen wir die Ausgangslage für Florian David Fitz‘ dritte Regiearbeit „100 Dinge“ einmal zusammen: Seine beiden bisherigen Filme „Jesus liebt mich“ und „Der geilste Tag“ reichten von katastrophal bis höchstens unterdurchschnittlich. Matthias Schweighöfer besitzt zwar ein nicht zu leugnendes Comedytalent, seine Kinofilme waren zuletzt aber allesamt vollkommen austauschbare Mainstreamware. Und in Kombination haben die beiden bisher zwar immer überzeugt, aber wie sollen sie das ausnutzen, wenn sie nichts Ordentliches zum Spielen bekommen? Und im Umfeld des zum Teil miserablen deutschen Kinojahres war für mich hier schon sämtliches Interesse verschwunden. Doch dann kam der Film – und entpuppte sich als charmantes, hin und wieder albernes, aber nie unter die Gürtellinie zielendes Großstadtmärchen, dem man auch manch holprige Drehbuchentscheidung und das konstruierte Happy End sehr gern verzeiht.