Videoabend: Sleeping With Other People

Kino ist teuer, mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden und wer generell nicht gern unter Leute geht, der muss die Stoßzeiten meiden, um einen Film in Ruhe und ohne Störungen genießen zu können. Wenngleich die Videotheken nach und nach vom Online-Streaming verdrängt werden, geht doch nichts über einen gemütlichen Filmeabend auf dem heimischen Sofa. Obwohl die Auswahl riesig ist und Kinofilme immer schneller nach ihrem Start auch auf DVD und Blu-ray Disc erhältlich sind, lohnt sich sich ab und zu, einen Blick auf den Direct-to-Video-Markt zu werfen. Manchmal finden sich hier nämlich echte Perlen, ebenso sehr wie solche, die sich erst im Nachhinein als Rohrkrepierer erweisen. In meiner Rubrik VIDEOABEND möchte ich Euch jede Woche einen Film vorstellen, der es hierzulande nicht oder nur sehr limitiert ins Kino geschafft hat.
Diese Woche widme ich mich der US-amerikanischen Komödie „Sleeping With Other People“, das seit dem 14. November 2016 auf DVD und Blu-ray Disc im Handel erhältlich ist.
Bekommen zwei, die in ihrem Leben noch nie einem Partner treu sein konnten, zu zweit eine zweite Chance auf die Liebe? Diese Frage stellt sich zwei eigentlich ganz glücklichen Singles, denen das Schicksal eine zweite Chance zu geben scheint. Nach einem gemeinsamen One-Night-Stand im College treffen die beiden New Yorker Lainey (Alison Brie) und Jake (Jason Sudeikis) zwölf Jahre später zufällig aufeinander und entdecken, dass sie beide dasselbe Problem teilen: Monogamie ist eine zu große Herausforderung, keiner von beiden hatte je eine längere Partnerschaft. Sie sind entschlossen, für immer Freunde zu bleiben und dem Sex trotz der spürbaren Anziehung keine Chance mehr zu geben. Ein Pakt der leichter ausgesprochen als einzuhalten ist, doch zunächst arrangieren sich die beiden gut damit. Bis eine Reihe von unvorhersehbaren Ereignissen die Freundschaft und vielleicht auch Liebe der beiden auf eine harte Probe stellt…
Kritik
Leslye Headlands ebenso derbe wie hinreißende Hochzeitskomödie „Die Hochzeit unserer dicksten Freundin“ gehört in ihrer spitzfindigen Beobachtung und der durch und durch bodenständigen „Lasst jeden einfach so glücklich sein, wie er es will!“-Message zu den meist unterschätzten US-Comedies aktueller Dekade. Entsprechend schade ist es auch, dass es wohl auch vor allem der eher negativen Resonanz zu „verdanken“ ist, dass ihr neuester Film „Sleeping With Other People“ trotz unbestreitbarer Vorzüge gar nicht erst in die deutschen Kinos kam. Und wenn man ganz ehrlich ist: Mit Stars kann man nicht punkten (Jason Sudeikis und „Community“-Schnuckelchen Alison Brie sind zwar keine Unbekannten, aber auch keine der einschlägigen Namen, mit denen sich gut werben lässt), der Humor entfaltet sich trotz des schlüpfrigen Themas vorzugsweise über die Dialoge und die Umsetzung einer Geschichte über zwei Polygamisten, die erst durch den jeweils anderen das Glück an der Zweisamkeit entdecken, wird hier so reif und bittersüß dargeboten, dass man „Sleeping With Other People“ kaum als klassisch-niedliche RomCom vermarkten könnte. Dafür ergibt sich für aufgeschlossene ZuschauerInnen eine absolut stilsichere, kluge und mit viel Situationskomik ausgestattete Betrachtung individueller Lebens- und Liebesweisen, eingebettet in eine Liebeserklärung an die ebenso facettenreiche Stadt New York.
Stilistisch erinnert auch „Sleeping With Other People“ stark an das Gros handelsüblicher Hollywoodkomödien. Doch anders als in jenen steht hier nicht etwa bloß im Raum, ob sich zwei Personen am Ende kriegen, oder nicht. Stattdessen geht es vielmehr darum, im besten „Before“-Stil (ergo: der Charme entwickelt sich hauptsächlich über den Austausch der tiefsten Gedanken) sein Gegenüber und vielleicht auch sich selbst ein wenig besser kennen zu lernen. Dabei macht Leslye Headland, die hier zugleich als Regisseurin und Drehbuchautorin fungiert, eine entscheidende Sache richtig: Sie lässt die Figuren so bleiben, wie sie sind und stellt diese Tatsache als besonders wichtigen Aspekt heraus. Die beiden Protagonisten Lainey und Jake wollen einander nicht ändern. Vielmehr geben sie sich seelische Schützenhilfe und agieren tatsächlich lange Zeit vollkommen entgegen des RomCom-Klischees, dass sich Gegensätze anziehen. So kommt es, dass man die Freundschaft des Duos tatsächlich nachempfinden wann – und die Hoffnung, dass aus den beiden ein Paar wird, weicht dem aufopferungsvollen Willen, dass es vollkommen egal ist, ob es beide vor den Traualtar schaffen.
SLEEPING WITH OTHER PEOPLE stammt von Leslye Headland, die auch das Drehbuch zum Film schrieb. Der Cast besteht unter anderem aus Alison Brie, Jason Sudeikis, Adam Brody, Amanda Peet, Andrea Savage. Bei dem Film handelt es sich um Romantikkomödie, produziert in den USA aus dem Jahr 2015. Der Film ist hierzulande ungekürzt auf DVD und Blu-ray Disc erhältlich und ab 12 Jahren freigegeben. Die Länge beträgt 101 Minuten.
Fazit
„Sleeping With Other People“ ist deshalb so hinreißend, weil Leslye Headland in den 100 Minuten ihrer Komödie nicht einmal die Frage nach einem Richtig und einem Falsch aufwirft. Sie vertraut den emotionalen Facetten ihrer Figuren so sehr, dass das Szenario um sie herum überhaupt nicht spektakulär sein muss, um auf den Zuschauer trotzdem interessant und an vielen Stellen auch amüsant zu wirken. Alison Brie und Jason Sudeikis spielen begnadet und am Ende erkennen wir, dass Individualität viel wichtiger ist, als die Existenz eines Happy-Ends. Auch, wenn es vielleicht doch eines gibt…