Warcraft: The Beginning

Als eines der Blockbusterhighlights 2016 angekündigt, erweist sich WARCRAFT: THE BEGINNING als Fanservice für die Zocker, lässt die Liebhaber klassischer Fantasyfilme aber außen vor. Mehr dazu in meiner Kritik.Warcraft: The Beginning

Der Plot

In Azeroth, dem Reich der Menschen, herrscht seit vielen Jahren Frieden. Doch urplötzlich sieht sich seine Zivilisation von einer furchteinflößenden Rasse bedroht: Orc-Krieger haben ihre, dem Untergang geweihte, Heimat Draenor verlassen, um sich andernorts eine neue aufzubauen. Als sich ein Portal öffnet, um die beiden Welten miteinander zu verbinden, bricht ein unbarmherziger und erbitterter Krieg um die Vorherrschaft in Azeroth los, der auf beiden Seiten große Opfer fordert. Die vermeintlichen Gegner ahnen jedoch nicht, dass bald schon eine weitere Bedrohung auftaucht, die beide Völker vernichten könnte. Statt sich zu bekämpfen, müssen sie nun zusammenhalten. Ein Bündnis wird geschlossen und zwei Helden, ein Mensch und ein Orc, machen sich gemeinsam auf den Weg, dem Bösen im Kampf entgegenzutreten – für ihre Familien, ihre Völker und ihre Heimat.

Kritik

Nun liegen sie alle auf „Assassins Creed“-Regisseur Justin Kurzel – die Hoffnungen darauf, dass es in naher Zukunft noch irgendjemandem gelingen wird, eine einigermaßen akzeptable Verfilmung eines weltweit beliebten (Online-)Games auf die Leinwand zu bringen. In diesem Jahr scheiterten bereits die Adaptionen des PlayStation-Bestsellers „Ratchet & Clank“, sowie der anarchische Vogelspaß „Angry Birds“, basierend auf einer Spieleapp. Nun reiht sich auch „Moon“-Macher Duncan Jones in die Reihe seiner gescheiterten Vorgänger ein. Wohlgemerkt nicht gemessen anhand des Box-Office-Erfolgs: „Angry Birds“ legt an den Kinokassen aktuell einen soliden Durchmarsch hin und wie sich „Warcraft: The Beginning“ wohl schlagen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Nein, es geht hier einzig und allein um die filmische Qualität. Und auch, wenn sich der 44-jährige Brite selbst zu den größten „World of Warcraft“-Fans zählt und darüber hinaus einen dreidimensionalen Blockbuster abliefert, der leidenschaftliche Gamer dazu animiert, in Begeisterungsstürme auszubrechen, so lässt sich doch nicht von der Hand weisen, dass „Warcraft: The Beginning“ sowohl inszenatorisch als auch abseits des Spiele-Backgrounds nicht einmal eine durchschnittliche Figur macht. Bei mit der Materie vertrauten Zockern dürfte das zweistündige Schlachtenepos ein Gefühl der Vertrautheit auslösen. Doch schon jene Zuschauer, die sich allein aufgrund der Fantasy-Kulisse in den Film verirren, dürften sich rückblickend über verschenkte Stunden Lebenszeit echauffieren. Und das – leider – auch mehr als zu Recht.

Warcraft: The Beginning

„World of Warcraft“ gehört zu den bedeutendsten Computerspielen der Geschichte und hält gar seit 2009 den Guinness-Weltrekord für das Multiplayer-Onlinegame mit den meisten Nutzern. Gleichzeitig sind das aber auch nur etwa fünfeinhalb Millionen – selbst wenn jeder aktive „WoW“-Spieler ein Kinoticket löst, sind das auf den internationalen Kinomarkt bezogen noch lange keine Heerscharen. Doch halten wir uns nicht länger mit Theorie auf. Ein Spiel, das parallel zur Veröffentlichung von mittlerweile fünf Teilen (plus diversen Erweiterungen) von sage und schreibe sechzehn Romanen begleitet wird, könnte auf der Leinwand einen noch viel größeren Erfolg feiern, wenn die erzählerische Komplexität erst zu neuem Leben erweckt wird. Kurzum: Das Potenzial für ein ähnlich spektakuläres Fantasyfilm-Franchise wie es einst „Der Herr der Ringe“ war, ist gegeben. Was Duncan Jones aus dieser Ausgangslage macht, ist aber in erster Linie Fanservice. Für die Millionen „WoW“-Geeks ist das an dieser Stelle natürlich eine Art Hauptgewinn. Gleichzeitig schließen Regisseur und Drehbuchautor Jones damit aber auch all jene aus, die sich vielleicht erst aufgrund des Filmes für die Reihe zu interessieren beginnen. Nicht jedem erschließt sich allein aus dem Leinwandgeschehen, wer hier wie handelt und warum. Von notwendigen Hintergrund-Informationen lässt Jones nur eine Handvoll auf den Zuschauer los und die Figuren sind so eindimensional, dass sie die vielen erzählerischen Momente zwischen den einzelnen Schlachten nicht bloß ausbremsen, sondern das Geschehen regelrecht zum Stillstand bringen.

Das ist bereits eine der ersten Überraschungen, mit der „Warcraft: The Beginning“ aufzutrumpfen versucht, es aber nicht so recht schafft: Wer sich in dem anvisierten Auftakt für eine mehrteilige Reihe ein reines Actionevent erhofft, könnte schon nach der ersten halben Stunde enttäuscht sein. Anders als es die Trailer ankündigen, ist der Film zunächst alles andere als eine reine Mensch-gegen-Orc-Klopperei. Stattdessen bemühen sich Jones und sein Co-Autor Charley Leavitt („Im Herzen der See“), eine Geschichte zu etablieren, die sich auf mehr konzentriert als einen physischen Konflikt zwischen Gut und Böse. Dazu blickt das Skript hinter die Fassade der menschlichen Ordnung, erklärt die Hierarchie innerhalb des Menschenreichs und versucht irgendwie, den Königen, Wächtern und Zwergen, ein Profil zu geben. Gleichzeitig bleibt es aber auch genau dabei: bei Bemühungen. Trotz des hohen Staraufgebots um Ben Foster („The Program“), Dominic Cooper („Abraham Lincoln: Vampirjäger“), Paula Patton („About Last Night“) und Travis Fimmel („Vikings“) – um nur einige zu nennen – ist das charakterliche Material in „Warcraft: The Beginning“ hauchdünn. Für die Kenner des Spiels gibt es trotz der chronologischen Einordnung des Films weit vor den Geschehnissen der Gamehandlung einige Links zu aktuellen Ereignissen. Auch manch eine bekannte Figur tritt auf, von denen im Spiel ganz wesentlichen Handlungsorten ganz zu schweigen. Konzentriert man sich jedoch einzig und allein auf die Spielfilmereignisse, so lassen sich die Charaktere auf ihre reine Funktion herunterbrechen. Der König ist eben ein König, der Wächter ein Wächter und die Orcs werden alle zusammen zu einer großen, angreifenden Masse, obwohl sich auch hier stellenweise andeutet, dass erzählerisch mehr drin gewesen wäre, etwa wenn einem Orc gar eine Familie zugesagt wird oder für die Frage nach dem eigentlichen Feind für einen kurzen Moment so etwas wie Taktik und Hinterfragung der Prämisse zum Tragen kommt. Einzig die Figur des Halbbluts Garona (Paula Patton) als Sinnbild für einen zwischen den Fronten befindlichen Charakter besitzt ein wenig Tiefe, wenn ihr von Seiten des Skripts mehr zugestanden wird als leere Worthülsen („Ich bin nur geboren, um diesem Königreich zu dienen!“).

Warcraft: The Beginning

Technisch macht zumindest der 3D-Effekt eine gute Figur. Genauso wie jene Szenen, in denen der Fokus nicht auf dem CGI-Spektakel liegt, sondern sich der Kameraman Simon Duggan („Der große Gatsby“) an den berauschenden Kulissen ergötzt. Wann immer es in „Warcraft: The Beginning“ haptisch wird, weiß der Film inszenatorisch zu gefallen. Das Problem: Mit den Orcs als Antagonisten ist es den Machern nahezu unmöglich, ausgeklügelte, geschweige denn filigrane Kampfchoreographien zu entwerfen. Die aus den Hollywood’schen Computern stammenden Orcs verleihen dem körperlichen Konflikt eine Grobmotorik sondergleichen, die den Film zu jedem Zeitpunkt dominiert. Auch gleißende Lichtstrahlen, zum Leben erwachte Felsen und allerlei Fabelgetier kommt visuell auf – Überraschung! – Videospielniveau daher. Hier atmet „Warcraft: The Beginning“ zwar spürbar die Luft der Vorlage, auf aktuellem Blockbusterstandard ist das allerdings nicht. Und ziehen beide Seiten erst einmal in die Schlacht, verliert Duncan Jones erzählerisch vollends seinen Fokus. Die wenigen Momente, in denen sich die Menschen gute Ratschläge auf den Weg geben, wirken darüber hinaus so deplatziert, dass sie nicht selten unfreiwillig komisch wirken – es zerstört eben auch noch den letzten Tropfen Authentizität, wenn sich mitten im Schlachtengetümmel zwei Figuren unterhalten und das Geschehen um sie herum für eine kurze Zeit irrelevant wird. Überhaupt nimmt sich „Warcraft: The Beginning“ vielleicht nicht wichtiger, als er ist, der nahezu vollkommene Verzicht auf jedwede Art von Humor tut dem Film allerdings nicht gut. Sieht man von einer Handvoll Sprüchen einmal ab, die mehr den Eindruck erwecken, als seien sie nachträglich der Vollständigkeit halber in der Produktion untergebracht worden, sehen die Macher in ihrem Film augenscheinlich ein waschechtes Epos, in dem leichtfüßiges Entertainment keinen Platz findet. Und wenn doch, dann verpufft der Spaß aufgrund des durchscheinenden Pflichtgefühls.

Fazit: „Warcraft: The Beginning“ ist „WoW“-Fanservice durch und durch. Doch abseits dessen überzeugt leider weder die technische Aufbereitung, noch der Funken Story, der hier als eine Handlung dienen soll, auf der mehrere Teile eines Franchises fußen. Es reicht also nicht aus, Fantasyfilmfan zu sein – hieran hat nur Spaß, wer mit „World of Warcraft“ ohnehin schon lange in Berührung ist.

„Warcraft: The Beginning“ ist ab dem 26. Mai bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in gutem 3D!

9 Kommentare

  • DEr Bullshit galt wirklcih als Blockbusterhighlight? Sorry, aber da war doch bereits bei Ankündigung klar, dass das Fanservice ohne Ende wird und man einfach irgendwelche Scheiße hinrotzt, weil der Zuschauer sowieso jede Scheiße frisst, auf der ein bekannter Name drauf steht. Eigentlich könnten die auch einfach 2 Stunden einen Besenstiel filmen, wenn sie das dann nach irgendeinem Spiel oder Comic benennen gehen die Leute trotzdem rein. Überflüssiger Quark wie das hier ist der Beweis dafür.

  • Danke für die Kritik! Ich habe allerdings zwei Fragen zum 3D. 1.: Woher kommt die Formulierung „auch in gutem 3D“? Die steht genauso auch in anderen Kritiken – komisch… 😉 2.: Was genau macht das 3D in diesem Fall gut? Ich habe im Kino den Trailer in 3D gesehen und fand den sehr mäßig, in 2D im Fernsehen fand ich das sehr viel stimmiger und augenfreundlicher.

    • Der Regisseur hat ein gutes Gespür für Bilder. Es gibt zwar nicht viele Pop-Outs (also Elemente, die dir als Zuschauer entgegen fliegen), aber durch geschickte Kamerawinkel und eine gewisse Weitläufigkeit ist der Tiefeneffekt sehr gut. Heißt: Die Weite der Landschaften, aber auch die Höhe von Gebäuden zum Beispiel kommt in 3D besonders zur Geltung. Außerdem ist das 3D in den meisten Momenten sehr scharf – auch bei schnelleren Kamerafahrten und es gibt nur wenig Phantombilder.

      Natürlich kann ich nur von meiner Vorstellung ausgehen. Es kommt immer auch auf die Technik im Kino an. Wenn die gut ist, kann man aber immerhin davon ausgehen, dass der dreidimensionale Effekt eine gute Sache geworden ist. 🙂

      Liebe Grüße

  • Danke für den Kommentar! Zwei Fragen habe ich allerdings zum Thema 3D. 1.: Woher kommt die Formulierung „auch in gutem 3D“? Gibt’s den Film auch in schlechtem 3D? 😉 Ich habe die Formulierung genauso so auch in anderen Kritiken gelesen und finde das, nun ja, etwas sonderbar. 2.: Was genau macht das 3D in diesem Fall gut? Ich habe den 3D-Trailer im Kino gesehen und fand ihn sehr mäßig, die 2D-Fassung im TV dagegen erschien mir sehr viel stimmiger und augenfreundlicher, was ich eigentlich immer seltener beobachte.

  • Huch, sorry für den Doppelpost – irgendwie hat mein Browser gesponnen und meinen ersten Kommentar nicht angezeigt. Und danke für die Antwort! 🙂 Wie gesagt, ich fand die Formulierung „auch in gutem 3D“ ungewöhnlich – und ich habe sie genauso auch in anderen Kritiken zum Film gelesen. LG

    • Ich versuche, in meinem abschließenden Satz (Starttermin und Hinweis auf das 3D) immer noch eine kurze Wertung (also „gut“, „spektakulär“, „schwach“) mit einzubauen, als schnelle Übersicht, ob sich für den Käufer der 3D-Zuschlag lohnt. 🙂

  • Pingback: Das startet am 26. Mai 2016 | Wessels-Filmkritik.com

  • Warcraft is already a Cult movie with a huge C. Pleased with that as it is a complete different world we „lived“ in for 8 years. Thanks for the positive review, because I forgive the neutral public who still thinks Orcs need to be the beasts like we see in the Lord of the Ring. Warcraft is far more subtle in its characters and races.

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