Buried – Lebend begraben

Auf BURIED – LEBEND BEGRABEN wurde ich bereits vor über einem Jahr aufmerksam. Damals informierte ein selbst zusammengestelltes Video eines mir unbekannten Youtube-Users über die Horrorfilm-Neuerscheinungen der nächsten Monate. Warum dieser Film jetzt in der Horror-Ecke gelandet ist, kann ich zwar nicht nachvollziehen, verstehen kann ich aber, dass er einen Platz in dem bunten Horror-Potpourri ergattern konnte, obwohl er von professioneller Seite her doch eher wenig beworben wurde. Lest im Folgenden, weswegen es „Buried“ trotz einer einseitigen Kulisse und so gut wie immer der gleichen Kameraeinstellung schafft, dass zum Ende hin nicht nur der Protagonist, sondern auch der Zuschauer keine Luft mehr bekommt – im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Plot
Es ist stockdunkel um Paul Conroy (Ryan Reynolds), einem amerikanischen Lastwagenfahrer, der im Irak einen Zug von Soldaten begleitet hat und bei einem Anschlag offenbar verschleppt wurde. Er befindet sich tief unter der Erde in einem Sarg – mitten in der Wüste. Das Einzige, was er für sich zur Verfügung hat ist ein Feuerzeug, ein Handy, welches er allerdings nur für die nötigsten Zwecke nutzen kann, da es offenbar von den Entführern in der arabischen Sprache programmiert wurde, einen Stift und den letzten Rest Alkohol, den er in einem Flachmann bei sich trägt.
Nachdem langsam seine Erinnerungen wiederkehren, beginnt der Wettlauf gegen die Zeit. Der Sauerstoff in dem Sarg ist begrenzt und wie er durch ein Telefonat erfährt, ist sein Handy nicht zu orten. Was also tun? Fünf Millionen Dollar – das ist der Preis, den die Entführer – offenbar Terroristen – für Paul fordern. Anderenfalls wird sein Leben in dieser Wüste ein Ende finden – begraben wie ein Hund.
„Ich bin mitten in der Wüste begraben. Scheiß auf meine Sozialversicherungsnummer!“
Kritik
So kurz meine einleitenden Worte zur Handlung, so simpel ist im Grunde die Idee des gesamten Filmplots zu „Buried – Lebend begraben“.
Ich gehe davon aus, dass dieser Film ein klassischer Fall von „lieb mich oder hass mich“ ist. Entweder, man ist von der ersten Sekunde an von der einfachen, dabei aber genialen Idee eines One-Man-Kammerspiels fasziniert, oder man schaltet nach spätestens einer viertel Stunde ab, da die nahezu einzige Kameraeinstellung, die dieser Film hat, auf die Dauer doch ein wenig langweilig werden kann. Ich gehöre, wer hätte das gedacht, zur ersten Kategorie. Zwar möchte ich sagen, dass auch ich nicht frei von vorab Urteilen war, als mir der Trailer und einige Kritiken weis machen wollten: ja, der Film hat nur einen Schauspieler, es gibt nur ein Setting und das Kamera- und Lichtspiel ist maximal einmal variabel. Und das soll unterhalten? Oh ja!
Natürlich beginnt „Buried“ mit einem schwarzen Bildschirm und einer Stimme aus dem Off. Was dann folgt, ist 1 1/2 Stunden das matte Licht eines Feuerzeuges und die Aufnahme des schweißüberströmten Gesichts des Protagonisten.
Der Film beschreibt nichts anderes, als den verzweifelten Versuch eines Mannes, irgendwie die Zeit während seiner Gefangenschaft in diesem Sarg durchzustehen, bis die erhoffte Hilfe eintrifft. Die Handlung beschränkt sich dabei auf Telefonate, Verhandlungen mit den Terroristen und zwei, drei unvorhersehbare Ereignisse, die ich natürlich nicht spoilern möchte. Ich gebe zu, das Ganze klingt nicht sonderlich spannend, dennoch gibt es mehrere Faktoren, die diesen Film absolut sehenswert machen.
Da wäre zum einen: das Setting. Wie bereits erwähnt gibt es nur einen Ort, an dem der Film spielt: den Sarg. Und wenn man sich wirklich auf den Film einlässt, alles andere ausblendet und sich in den Sarg hineindenkt, dann überkommt einen nach kurzer Zeit ein gewisses Gefühl der Beklemmung. Man leidet regelrecht mit, weil es keinen Ausweg gibt. Und ich möchte behaupten, dass ich selbst irgendwann das Gefühl hatte, im wahrsten Sinne des Wortes keine Luft zu bekommen. Zum zweiten wäre da der Protagonist. Man hat exakt eine Person zur Identifikation und somit keine andere zur Auswahl. Da kann man noch so oft behaupten, dass man in Filmen „immer auf der Seite der Bösen“ ist: in diesem Film leidet man nach einigen Momenten unweigerlich mit. Zum dritten hat dieser Film einen undefinierbaren Spannungsaufbau. Er setzt sofort in die Handlung ein, dann bekommt man mal das Gefühl, die Lage entspannt sich, nur um in der nächsten Sekunde das Ruder wieder in eine ganz andere Richtung zu reißen. Kurzum: der Film ist zu keiner Zeit vorhersehbar, was die Spannung erhöht und das Unbehagen beim Zuschauer weiter ansteigen lässt. Zudem ist er innovativ: das, was man in „Buried“ sieht, hat man so bisher noch nicht gesehen. Fast in Echtzeit beobachtet man Paul Conroy, immer in derselben Ausgangslage und fast immer aus der gleichen Perspektive. Man weiß selbst nicht, was um einen herum passiert. Auch Licht gibt es kaum – nur den Schein des Handydisplays oder der Feuerzeugflamme. Die Krone setzt dieser realen Szenerie die Tatsache auf, dass es so gut wie keine Musik gibt. Würde man wirklich in diesem Sarg liegen, würde man schließlich auch keine dramaturgisch passende Musik hören können.
Natürlich muss man diese Art von Film mögen. Es passiert nicht viel auf dem Bildschirm und das Psychospiel wird nicht durch blutige Bilder angeheizt, sondern entwickelt sich langsam im Kopf. Es erwarten einen keine berauschenden Bilder à la Michael Bay, es erwartet einen keine bedrückende Dialoglast. Aber es erwartet einen ein Horrortrip, der einem nach und nach die Luft abschnürt und zumindest mir sogar zum Schluss die eine oder andere Träne entlockt hat.
„Buried“ geht an die Nerven und Nieren und ich empfehle ihn eindeutig all jenen, die nicht durch sämtliche Torture-Porn-Kunst der letzten Jahre bereits das Gefühl des gepflegten Gruselns verlernt haben. Genauso empfehle ich es niemandem, der unter Klaustrophobie leidet. Es ist wirklich nicht übertrieben, wenn ich sage, dass man sich irgendwann selbst im Sarg befindet und dies dürfte Leuten mit Platzangst schnell zuviel werden. Doch versteht mich nicht falsch: es handelt sich bei „Buried – lebend begraben“ nicht um einen Horrorfilm. Das Genre ist schwer zu beschreiben, ich habe mich jedoch schließlich auf „Survival-Thriller“ festlegen können. Dennoch: In einem Sarg zu liegen und nicht zu wissen, ob man ihn jemals wieder lebend verlassen wird: das ist doch Horror, oder?
BluRay oder DVD?
Das Bild der DVD ist vorzüglich. Auch wenn der Film durchgehend im Dunkeln spielt, ist die Schärfe super und der Kontrast perfekt. Die wenigen Farben wirken stark und verfehlen ihre Wirkung nicht. Der Klang ist klar, Musik gibt es kaum. Von mir eine uneingeschränkte DVD-Empfehlung.