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Das startet am 3. Mai 2018

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 3. Mai, der nach dem vergangenen Start von „Avengers: Infinity War“ natürlich erst einmal keinen großen Blockbuster nachlegt, dafür mit einem der intensivsten Kinofilme des bisherigen Jahres aufwartet. „No Way Out – Gegen die Flammen“ ist ein intensives Katastrophendrama fernab von US-Pathos, das man unbedingt (und am besten ohne Vorwissen) gesehen haben sollte. Doch auch das deutsche Kino kommt mit zwei faszinierenden Neustarts daher: „HERRliche Zeiten“ ist eine Oskar-Roehler-typisch bitterböse Satire über die Verführbarkeit der Gesellschaft, während die winzige Produktion „Familiye“ einen äußerst authentischen Einblick in ein derbes Milieu liefert.

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

NO WAY OUT – GEGEN DIE FLAMMEN | Regie: Joseph Kosinski | USA 2018

Eric Marsh (Josh Brolin) ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele und bildet sein 19-köpfiges Team gerade zur renommierten Hotshot-Crew aus. Diese Elite-Einheit macht sich im wahrsten Sinne des Wortes die Hände schmutzig und kämpft an vorderster Front gegen das Feuer. Als sich der mit Drogenproblemen kämpfende Brandon „Donut“ McDonough (Miles Teller) bei Marshs Einheit bewirbt, gibt dieser ihm eine Chance. McDonough wird schnell ein unverzichtbares Mitglied der eingeschworenen Truppe. Mit der Unterstützung des Chefs der örtlichen Feuerwache, Duane Steinbrink (Jeff Bridges),und hartem Training, schafft es das Team um den erfahrenen Marsh zur offiziellen Hotshot-Crew zu avancieren und bekämpft fortan Waldbrände in der ganzen Region an vorderster Front – bis es zu jenen tragischen Ereignissen kommt, die alles für immer verändern…

Joseph Kosinski gelingt mit dem technisch herausragend inszenierten Katastrophendrama „No Way Out – Gegen die Flammen“ ein aufwühlendes und ergreifendes Denkmal für die Opfer des Yarnell Hill Fire und für all die Menschen, die tagtäglich ihr Leben für das Anderer zu riskieren.


HERRLICHE ZEITEN  | Regie:  Oskar Roehler | DE 2018

Gut situiert und etwas gelangweilt leben die Gartenarchitektin Evi Müller-Todt und ihr Mann Claus, ein Schönheitschirurg, in ihrer gepflegten Villa. Auf der Suche nach einer neuen Haushaltshilfe, schaltet Claus in bester Rotweinlaune eine Anzeige: „Sklave/in gesucht“. Nicht wenig erstaunt über die Ansammlung kuriosester Gestalten in Lack und Leder vor ihrer Haustür, muss Claus feststellen, dass seine Anzeige allzu wörtlich genommen worden ist. Auf Wunsch der schockierten Evi schickt er alle wieder nach Hause. Doch dann macht ihnen plötzlich Bartos seine Aufwartung. Gepflegt, gebildet und dienstfertig ist er bereit, sich freiwillig in ein Herr-Knecht-Verhältnis zu begeben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten finden die Müller-Todts zunehmend Gefallen am Verwöhnprogramm ihres neuen Dieners, der nun auch von seiner Frau Lana unterstützt wird, und wähnen sich im Paradies. Doch das Blatt wendet sich! 

Oskar Roehler zeigt in seiner bitterbösen Gesellschaftssatire „HERRliche Zeiten“, wie leicht sich Menschen verführen lassen. Um seine Botschaft zu unterstreichen, lässt der Regisseur am Ende ordentlich Blut spritzen und kann mit seiner derben Konsequenz darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung selbst weitaus unspektakulärer ist, als die Inszenierung.


FAMILIYE  | Regie: Sedat Kirtan, Kubilay Sarikaya | DE 2017

Nach fünfjähriger Haftstrafe ist Danyal (Kubilay Sarikaya), der Älteste von drei Brüdern aus der Tanis-Familie, endlich wieder auf freiem Fuß und begibt sich zurück in sein Viertel Berlin-Spandau. Seit dem Tod seiner Eltern hat er im Alleingang die Verantwortung für seine zwei jüngeren Brüder übernommen. Doch mit dem spielsüchtigen Miko (Arnel Taci) und dem verspielten Bruder Muhammed (Muhammed Kirtan) mit Down-Syndrom, der die Welt um sich herum aus der Sicht eines Kindes wahrnimmt, ist das alles andere als einfach. Als plötzlich Mikos Schulden fällig werden und Muhammed von den Behörden in ein Heim gesteckt werden soll, droht das fragile Gleichgewicht ihrer Existenz vollends aus der Balance zu geraten, denn Danyal setzt alles daran, seine Brüder zu beschützen und die Ehre der Familie zu verteidigen.

„Familiye“ ist ein selbstbewusstes Debüt, dessen Macher nicht bloß den Blick für ansehnliche Bilder haben, sondern auch ein Gespür für das Milieu und seine Figuren, die hier gleichermaßen ungeschönt wie verständnisvoll porträtiert werden.


7 TAGE IN ENTEBBE  | Regie: José Padilha | UK/USA 2018

Für haben den 27. Juni im Jahre 1976 – deutscher Herbst: Eine Gruppe palästinensischer und deutscher Terroristen unter der Führung der beiden RAF-Mitglieder Wilfried Böse (Daniel Brühl) und Brigitte Kuhlmann (Rosamund Pike) kapert die Air France Maschine 139 auf ihrem Flug von Tel Aviv nach Paris und erzwingt eine Landung in Entebbe, Uganda. Die israelischen Geiseln an Bord sollen gegen palästinensische Gefangene ausgetauscht werden. Mit einem Ultimatum von nur einer Woche muss die Regierung in Israel eine schwerwiegende Entscheidung treffen – durchbricht sie ihre bisherige Maxime, mit Terroristen nicht zu verhandeln? Es folgen sieben nervenaufreibende Tage in Entebbe, die sowohl die Politiker als auch die Kidnapper ans Äußerste bringen. Werden am Ende alle überleben?

„7 Tage in Entebbe“ ist ein solides Thrillerdrama, das man jedoch nicht als absolut korrekte Nacherzählung der damaligen Ereignisse verstehen sollte. Dafür ist zu vieles in José Padilha ambitioniert inszenierten Film Spekulation und der Regisseur in der zweiten Hälfte zu sehr auf Spektakel aus.


SHERLOCK GNOMES | Regie: John Stevenson | UK/USA 2018

Nachdem der Streit zwischen den beiden Gartenzwerg-Familien Zinnoberrot und Blaublut endlich begraben werden konnte und Gnomeo seine Julia heiraten durfte, begeben sich die einstigen Rivalen gemeinsam nach London und leben dort friedlich Gartenzaun an Gartenzaun. Nichts kann das Zwergen-Idyll stören, so scheint es. Doch dann verschwinden plötzlich Gartenzwerge spurlos in der ganzen Stadt, was die heile Zwergen-Welt gehörig aus den Fugen geraten lässt. Die Lage ist knifflig, aber Gnomeo und Julia bekommen professionelle Unterstützung vom furchtlosen Beschützer der Gartenzwerge – keinem Geringeren als dem berühmten Meisterdetektiv Sherlock Gnomes. Gemeinsam mit ihm und seinem Assistenten Watson begeben sie sich auf ein bis in die Zipfelmützen spannendes Abenteuer mit der Mission: Rettet die Gartenzwerge! 

Gemessen am lauen Vorgänger ist „Sherlock Gnomes“ überraschend unterhaltsam. Im Vergleich zu allen anderen Animationsfilmen dieser Welt reicht es immerhin für ein solides Mittelfeld.


ELEANOR & COLETTE | Regie: Bille August | DE/BEL 2017

Eleanor Riese (Helena Bonham Carter) leidet an paranoider Schizophrenie und weiß, dass sie nur mit Medikamenten ein eigenständiges Leben führen kann. Wegen starker Nebenwirkungen fordert sie jedoch, ihre Medikation selbst mitzubestimmen. Als ihre Ärzte ihr das verweigern, heuert Eleanor die Anwältin Colette Hughes (Hilary Swank) an. In einem so gut wie aussichtslosen Verfahren stellen sich die beiden gegen ein übermächtiges Establishment aus Pharmaindustrie und Ärzten, schaffen es aber, ihren Fall bis zum obersten Gerichtshof zu bringen. Ein gemeinsamer Kampf um Gerechtigkeit, mit dem die ebenso exzentrische wie liebenswerte Eleanor das Leben der verbissenen Colette gehörig durcheinander bringt und der sie letztlich zu mehr macht als zu Mandantin und Klientin: Sie werden Freundinnen, die sich Halt geben, voneinander lernen und gegenseitig ihr Leben verändern… 

Das auf wahren Ereignissen beruhende Drama „Eleanor & Colette“ beginnt als packender Blick hinter die Kulissen eines maroden Gesundheitssystems. Doch so spannend die Ausgangslage auch ist: Mit der Zeit verliert Regisseur Bille August das Wesentliche aus den Augen und lässt seine Geschichte in allzu generisch-kitschigen Bahnen enden.


WER HAT EIGENTLICH DIE LIEBE ERFUNDEN?  | Regie: Kerstin Polte | DE/CH 2018

Charlotte steckt in einer schwierigen Phase: Nach 37 Jahren, 5 Monaten und 21 Tagen besteht ihre Ehe mit Paul nur noch aus Routine und Missverständnissen. Dabei hätte sie ihm viel zu erzählen; zum Beispiel, dass sie in letzter Zeit mehr vergisst, als sie erlebt. Doch Charlotte hat beschlossen, ihr Leben noch einmal in vollen Zügen genießen. Und so lässt sie ihren Mann einfach an einer Autobahnraststätte zurück, um gemeinsam mit ihrer aufgeweckten Enkelin Jo ans Meer aufzubrechen. Mithilfe der Truckerin Marion reisen Paul und Jos chaotische Mutter Alex den beiden hinterher. Auf einer einsamen Insel angekommen, treffen sie sich in der äußerst ungewöhnlichen ‚Pension Hörster‘. Allmählich findet die Familie dort wieder zueinander, und auch Charlotte und Paul versuchen, ihre Liebe neu zu erfinden. 

„Wer hat eigentlich die Liebe erfunden?“ ist erzählerisch zu verkopft und inszenatorisch zu gewollt symbolisch, sodass sich die eigentlich viel wichtigeren Faktoren – Geschichte und Figuren – überhaupt nicht entfalten können.


GUTLAND | Regie: Govinda Van Maele | LU/BE/DE 2017

Der deutsche Jens (Frederick Lau) flüchtet nach einem bewaffneten Überfall in ein kleines luxemburgisches Dorf, um hier Zuflucht vor der Polizei zu suchen. Er behauptet gegenüber den Einwohnern, auf der Suche nach Saisonarbeit zu sein, jedoch neigt sich die Erntezeit bereits dem Ende zu. Also bleibt er erfolglos. Während seines Aufenthaltes lernt er Lucy (Vicky Krieps) kennen, die Tochter des Bürgermeisters, die er am Abend in der Dorfkneipe trifft. Sie macht ihm Avancen und geht noch in derselben Nacht mit ihm ins Bett. Am nächsten Morgen bekommt er einen Job angeboten. Während Jens seine Arbeit macht und langsam eine intensivere Beziehung zu Lucy aufbaut, droht ihn seine Vergangenheit einzuholen. Aber auch die Dorfbewohner haben offensichtlich dunkle Geheimnisse, die sich bruchstückhaft offenbaren. Und während Jens sich weiter und weiter in das Dorfleben integriert, verändert er sich.


 Heimkinotipp: JUMANJI – WILLKOMMEN IM DSCHUNGEL  | Regie: Jake Kasdan | USA 2017

Beim gemeinsamen Nachsitzen im Schulkeller entdecken die vier Teenager Bethany (Madison Iseman), Spencer (Alex Wolff), Fridge (Ser’Darius Blain) und Martha (Morgan Turner) unter all dem Gerümpel eine alte Spielkonsole. Auch ein Videospiel ist mit dabei, doch von „Jumanji“ hat keiner von ihnen je etwas gehört. Als Spencer sich an dem Game probiert, ertönen aus der Ferne plötzlich Trommelschläge und schon im nächsten Moment werden die Teens in das Spiel hineingesaugt. Hier müssen sie in den Körpern von Avataren (Jack Black, Dwayne Johnson, Kevin Hart und Karen Gillan) ein aufregendes Abenteuer bestehen, um ein einsames Dschungelparadies von einem alten Fluch zu befreien. Dabei bekommt es die Gruppe mit allerlei zwei- und vierbeinigen Widersachern zu tun, wächst aber auch zu echten Freunden zusammen…

Allen Befürchtungen zum Trotz ist „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ eine absolut kurzweilige Abenteuerkomödie geworden, in der überdurchschnittlich viele Gags zünden. Daran trägt auch die sympathische Besetzung Mitschuld, genauso wie das nahezu ballastfreie Skript. Erzählerisch muss man allerdings auf Raffinessen verzichten, während die Qualität der Effekte von „richtig stark“ bis „furchtbar“ reicht.