Die Konkubine

Neun Jahre nach seiner Weltpremiere kommt das südkoreanische Erotik-Historiendrama DIE KONKUBINE endlich nach Deutschland – dem „Parasite“-Erfolg sei es gedankt. Ob die daraus bekannte Cho Yeo-jeong schon hier überzeugte, verraten wir in unserer Kritik.

OT: Hoo-goong: Je-wang-eui cheob (KOR 2012)

Der Plot

Wir schreiben das 15. Jahrhundert und befinden uns in den frühen Jahren der koreanischen Joseon-Dynastie: Hwa-yeon (Cho Yeo-jeong) erfährt, dass sie die Konkubine des Königs werden soll. Diese Neuigkeit nimmt sie nicht gut auf. Kurzerhand ergreift sie zusammen mit ihrem Geliebten Kwon-yoo (Jung-min Kim) die Flucht. Aber Hwa-yeons Vater überführt das Paar, woraufhin Kwon-yoo der Tod durch Hinrichtung droht. Um ihren Geliebten zu retten, willigt die junge Frau ein, sich dem Konkubinat im sündigen Palast anzuschließen und sämtliche Rechte an ihrem Körper abzutreten. Fünf Jahre später: Hwa-yeon ist nun Mutter eines Thronfolgers, der König liegt im Sterben. Und der leibliche Sohn der Königsmutter, Sung-won (Kim Dong-Wook), hat ein Auge auf Hwa-yeon geworfen. Der Frau droht ein zunehmend gefährlicherer Strudel aus Sex und Macht…

Kritik

2012 war „Die Konkubine“ in Südkorea einer der elf größten einheimischen Kassenschlager des Kinojahres: Über 2,6 Millionen Menschen lösten eine Karte für den Historienstoff mit viel nackter Haut. Ein Erotik-Historiendrama unter den einheimischen Spitzenerfolgen des Jahres? Das ist in vielen anderen Kinomärkten mittlerweile undenkbar geworden. Vielleicht dauerte es daher auch neun Jahre, bis „Die Konkubine“ seinen Weg nach Deutschland gebahnt hat – erst auf dem Rücken von „Parasite“ ist es dem Film gelungen. Schließlich lässt er sich jetzt als „Erotik mit ‚Parasite‘-Star Cho Yeo-jeong“ vermarkten. Regisseur Kim Dae-seung wird somit mit seiner ersten regulären deutschen Veröffentlichung gesegnet – klammert man mal „Sopyonje – Die blinde Sängerin“ aus, an dem er als Second Unit Director beteiligt war. Ob „Die Konkubine“ eine Welle an verspäteten deutschen Premieren seiner Arbeiten auslösen wird, wird sich natürlich erst noch zeigen müssen – eine Prognose würden wir an dieser Stelle nicht wagen wollen. Denn dieses sinnliche Kostüm- und Intrigendrama ist zwar nuanciert geschrieben, doch gerade das dürfte wiederum für Enttäuschungen aufgrund falsch gesetzter Voraberwartungen sorgen. Schade wär’s, sollte das dem Film einen schweren Stand in Deutschland verschaffen.

Die koreanische Joseon-Dynastie im 15. Jahrhundert.

Aber der Reihe nach: „Die Konkubine“ eröffnet sehr zügig – innerhalb weniger Minuten werden sogleich mehrere handlungsrelevante Beziehungen eingeführt, eingelebt und aufgerüttelt. All dies, während sich die Publikumsteile, die mit der Kultur Koreas im 15. Jahrhundert nicht vertraut sind, auch noch beiläufig die gesellschaftlichen Regeln und die aus ihnen resultierenden Hoffnungen sowie (vor allem) Bedrohungen für unsere Titelfigur erschließen müssen. Das Drehbuch von Yoon-jeong Hwang, Dae-seung Kim und Mee-jung Kim verlangt also von Minute eins an ein gesteigertes Konzentrationsvermögen ab, statt dem Publikum ein gemächliches Einfühlen in das Setting zu gestatten. Ist Hwa-yeon dann erst einmal Konkubine und Mutter eines möglichen Thronfolgers, entfaltet sich ein gemächlich erzähltes, mit hintergründig brodelnder Spannung aufbereitetes Intrigenspiel, in dem wir einer wachsenden Gruppe von Figuren aus dem Palast beim Aufbauen, Hinterfragen, Verraten und/oder Aufgeben von Treue, Obsessionen sowie Rachegelüsten zuschauen. Vor allem Hwa-yeon und Sung-won wird dabei Tiefe und eine nuancierte Persönlichkeit gestattet – nicht nur durch ihre feingliedrigen Dialoge, sondern auch durch das filigrane Spiel von Cho Yeo-jeong und Kim Dong-Wook, denen Regisseur Kim Dae-seung mit seiner galanten Szenenführung voller ruhiger, mit wenigen Schnitten aufgezogener Sequenzen viel Raum zur mimischen Entfaltung gibt.

„‚Die Konkubine‘ eröffnet sehr zügig – innerhalb weniger Minuten werden sogleich mehrere handlungsrelevante Beziehungen eingeführt, eingelebt und aufgerüttelt.“

Manche der zahlreichen Nebenfiguren sind allerdings kaum mehr als thematisch-schmückendes Beiwerk in dieser Darstellung einer keine individuellen Biografien gestattenden, starren Kultur. Zwar gibt es so auch manche ebenso charmant-kurzweilige wie bissige Szene, etwa wenn sich zwei Eunuchen über ihre Karriereentscheidungen austauschen und diese hinterfragen, jedoch gerät der Aufbau und die Auflösung mancher kleiner Subplots ungelenk, was der deutlich galanteren und psychologisch komplexeren zentralen Story verdiente Aufmerksamkeit raubt. Die Sexszenen sind, wie es sich für einen solchen Stoff gebührt, nicht etwa schmückendes Beiwerk, sondern geschmackvoll gefilmte Triebfedern für Plot und Charakterisierung. Egal, ob wir einem geschäftlichen, peinlich berührten Beischlaf beiwohnen, während dem Berater Sung-won ständig sagen, wie er agieren muss, um vermeintlich die Aussicht auf einen Sohn zu vergrößern, die Kamera auf die gelangweilten bis gequälten Gesichter verschiedener Konkubinen hält, oder die Sexualpartner eine Achterbahnfahrt der Gedanken durchmachen, während sie sich hingeben, zusammenreißen und wieder hingeben: Kim Dae-seung versteht es, seine Geschichte non-verbal zu erzählen.

Ein Strudel aus Sex und Macht…

Während die Sexszenen von Ki-seok Hwangs distanziert beobachtender Kameraarbeit zweifelsfrei profitieren, gibt es vereinzelte Hinterkammer-Dialogpassagen, die in einen überbelichteten Schimmer getaucht sind, der dem Geschehen eine leicht soapige Wirkung verleiht. Allerdings sind solche Momente nur sporadisch gesät – trotzdem bleiben sie irritierend, während die Kostüme durch die Bank weg ansehnlich sind.

Fazit: „Die Konkubine“ ist ein Historiendrama über Machtspiele, Intrigen und (den Mangel an) Freiheit, vorangetrieben durch schauspielerisch denkwürdige Sexszenen und ausgebremst durch eine Vielzahl an nur mäßig reizvollen Subplots.

„Die Konkubine“ ist seit dem 22. Juli 2021 digital erhältlich und erscheint am 30. Juli 2021 als DVD, Blu-ray und 2-Disc Limited Collector’s Edition.

Ein Kommentar

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