Und täglich grüßt die Liebe

Ein Zeitschleifenfilm ohne Zeitschleife, dafür mit einem ganz eigenen Dreh – und mit dem zauberhaftesten Leinwandpaar des Jahres! UND TÄGLICH GRÜSST DIE LIEBE ist im wahrsten Sinne des Wortes ein herzensguter Film. Und zum jetzigen Zeitpunkt ein Unikat. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Dass Teddy (Rafe Spall) heiratet, grenzt eigentlich schon fast an ein Wunder, denn Teddy gehört zu den Menschen, die permanent alle Entscheidungen aufschieben, die zaudern und zögern, während das Leben an ihnen vorbeizieht. Als er am Morgen nach seiner Hochzeit erwacht, ist seine Frau Leanne (Zahra Newman) plötzlich im achten Monat schwanger und die beiden haben bereits das erste Ehejahr hinter sich, an das Teddy sich nicht erinnern kann. Er ist gefangen in einem Zyklus von Zeitsprüngen, die jeden Tag um ein weiteres Jahr nach vorne befördern und ihm im Zeitraffer die Hindernisse seiner Liebe und die Versäumnisse seines Lebens präsentieren. Mit der Hilfe seines besten Freundes Sam (Ronny Chieng) versucht Teddy herauszufinden, was zwischen den Zeitsprüngen alles schiefgelaufen ist. In den kostbaren kurzen Momenten muss Teddy versuchen, die Zeit festzuhalten, die ihm durch die Finger rinnt, um die Frau, die er liebt, zurückzugewinnen – auch wenn es nur für einen Tag ist.
Kritik
„Und täglich grüßt die Liebe“ – der Filmtitel verrät es bereits: Der australische Regisseur und Drehbuchautor (und Schauspieler – zum Beispiel in „Mortal Kombat“) Josh Lawson orientiert sich für seinen zweiten Langspielfilm nach „Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex“ aus dem Jahr 2014 an einem Klassiker aus den frühen Neunzigerjahren. „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray als mürrischer Wetterreporter ist die Blaupause für das Zeitschleifenkino, das in den vergangenen Jahren einen ungeahnten Popularitätsschub erfahren hat. Mittlerweile gibt es diese Filme in jedem Genre: Horror („Happy Death Day“), Science-Fiction-Action („Edge of Tomorrow“) oder Teenie-Drama („Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“). Und ein weiterer aus diesen Reihen – „Palm Springs“ – begeisterte erst im vergangenen Jahr Publikum und Presse. Doch der im Original gewählte Titel „Long Story Short“ trifft es im Fall von „Und täglich grüßt die Liebe“ deutlich besser. Denn auch wenn die mit tragischen Untertönen versehene Romantikomödie dramaturgisch viel mit einem Zeitschleifenfilm gemein hat, wandelt Lawson ein entscheidendes Detail ab und macht aus seinem Film – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt – ein waschechtes Unikat.
Anstatt einen bestimmten Zeitraum – meist einen Tag – immer und immer wieder zu durchleben, findet sich Hauptfigur Teddy am Morgen nach seiner Hochzeit in einer Art Zeitraffer-Version seines Lebens wieder. Alle paar Minuten springt die Zeit exakt ein Jahr nach vorne. Und alles was dazwischen passiert ist, muss sich Teddy mithilfe seiner Frau oder seines besten Freundes Sam irgendwie zusammenreimen. Dass Teddy im Laufe dieser Zeit niemandem klar machen, dass sich um ihn herum gerade die Zeit schneller bewegt, sondern er mit dieser ungewohnten Situation bis zum Schluss vollends allein fertigwerden muss, ist ein weiteres hübsches Detail, durch das sich „Und täglich grüßt die Liebe“ vom Genre abhebt – normalerweise findet sich schließlich immer irgendjemand, den die Hauptfigur von ihrer Lage überzeugen kann. Doch zugegeben: Das ist natürlich wesentlich leichter, wenn man beweisen kann, dass man sämtliche Abläufe um sich herum kennt, weil man sie bereits zigfach durchlebt hat, als einfach so behaupten zu müssen, dass man 365 Tage nicht mitbekommen hat. Das Publikum wird mit Teddy gemeinsam recht zügig in die neue Situation geworfen; nach gerade einmal 15 Minuten ist das Konzept etabliert. Wenig Zeit für Josh Lawson, ein Gefühl für das zwischenmenschliche Miteinander, vor allem aber die Harmonie zwischen Teddy und seiner jüngst angetrauten Ehefrau Leanne zu schaffen. Doch Lawson wählt die wenigen Szenen der Figurenvorstellung weise: Das erste Kennenlernen zwischen den beiden – ein versehentlicher Kuss an Silvester – genügt im Grunde schon, um beide Figuren ausreichend zu charakterisieren. Ein paar Szenen ihres gemeinsamen Alltags, aussagekräftige Momente der Hochzeit und schon hat man nicht nur ein Gefühl dafür, wie innig die beiden miteinander sind, sondern auch darin, dass Teddy zu jenen Zeitgenossen gehört, die Termine gern auf die lange Bank schieben. Auch wenn dieser im weiteren Handlungsverlauf noch so wichtige Charakterzug glatt ein wenig zu kurz kommt.
„Lawson wählt die wenigen Szenen der Figurenvorstellung weise: Das erste Kennenlernen zwischen den beiden – ein versehentlicher Kuss an Silvester – genügt im Grunde schon, um beide Figuren ausreichend zu charakterisieren.“
Der Vergleich mit dem Zeitschleifenkino liegt im Falle von „Und täglich grüßt die Liebe“ vor allem deshalb so nah, weil die bei solchen Filmen zumeist beabsichtigte Charakterreifung und damit einhergehende Botschaft identisch sind. Natürlich lernt Teddy im Laufe der insgesamt zehn im Schnelldurchlauf durchlebten Jahre, seine Zeit effektiver zu nutzen und eben nicht mehr jede Entscheidung hinauszuzögern. Veranschaulicht werden ihm seine kleinen, sympathischen Schwächen anhand einer sukzessive zerbröckelnden Ehe: Auf den ersten Hochzeitstag, bei dem es bereits kriselt, weil Josh das Geschenk an seine Gattin (und ihre Schwangerschaft noch dazu) vergessen hat, folgen Szenen des Streits, der Trennung, der Diskussion über das gemeinsame Sorgerecht. All diesen Stationen mag eine gewisse Vorhersehbarkeit innewohnen – es sind die schon oft beschriebenen „Szenen einer Ehe“. Doch für Teddy und Leanne hofft man nicht nur deshalb verzweifelt auf ein Happy End, weil die beiden einfach so zuckersüß miteinander sind. Vor allem belässt es Josh Lawson nie bei der reinen Dekonstruktion, sondern nimmt sich viel Zeit dafür, die Gründe für das Scheitern darzulegen, wodurch man vollends verstehen kann, weshalb es zwischen den beiden nicht geklappt hat, ohne dabei eine Figur zum Sündenbock zu machen. Und dann kommt ja auch noch hinzu, dass „Und täglich grüßt die Liebe“ im Kern eben doch eine Romantikomödie ist – und Rafe Spall auf diesem Metier dank des böse unterschätzten „Das hält kein Jahr“ bereits sein Fingerspitzengefühl für die Darstellung tollpatschiger Sympathieträger bewiesen hat.
Es macht einfach ungeheuer viel Spaß, Teddy auf seinem Streifzug durch sein eigenes Leben zuzusehen; Und dabei, wie er nach und nach aus seinen Fehlern lernt, ohne dass irgendjemand je eine flammende, offensichtliche Rede halten müsste, um nochmal die Kernbotschaft des Filmes zusammenzufassen. Wenngleich Teddys finale Erkenntnis am Ende ein bisschen zu offensiv euphorisch ausfällt, so rundet das überschäumende Happy End „Und täglich grüßt die Liebe“ in seiner Gesamtheit als Feelgood-Film mit inspirierender Botschaft ab. Doch auch die umwerfend charismatische Zahra Newman („Der Moment der Wahrheit“) trägt ihren entscheidenden Teil dazu bei, dass der Film in seiner Gesamtheit so grundsympathisch ist. Genau wie Teddy wird sie nie zur kopflosen Furie, bemüht sich in jeder noch so undurchsichtigen Situation, auf ihren Ehemann einzugehen, eh sich nach und nach herauskristallisiert, weshalb es in der Ehe (zu Recht!) kriselt. Eine hübsche kleine Nebenrolle hat zudem Ronny Chieng („Godzilla vs. Kong“) inne. Als Teddys bester Kumpel, der alles in seiner Macht Stehende unternimmt, um seinem offenbar völlig neben sich stehenden Best Buddy zu helfen, zieht er zügig jedwede Sympathien auf sich und harmoniert hervorragend mit Rafe Spall. Aus dieser Dreierkonstellation bricht „Und täglich grüßt die Liebe“ selten aus. Genauso wenig aus dem eher beengten Setting von Teddys und Leannes Wohnung, was der RomCom etwas sehr Intimes verleiht. Erst auf der Zielgeraden nutzt der Regisseur auch mal die betörende Sommerkulisse des australischen Strandes, direkt vor Teddys Haustüre, aus, um seinen Film optisch ein wenig abwechslungsreicher zu gestalten.
„Es macht einfach ungeheuer viel Spaß, Teddy auf seinem Streifzug durch sein eigenes Leben zuzusehen; Und dabei, wie er nach und nach aus seinen Fehlern lernt, ohne dass irgendjemand je eine flammende, offensichtliche Rede halten müsste, um nochmal die Kernbotschaft des Filmes zusammenzufassen.“
Die finale Botschaft der für jeden von uns begrenzten Zeit, in der man am besten jede Minute genießt – ob nun allein oder mit seinen Liebsten – kommt auch dem Genre geschuldet ein Stückweit mit dem Holzhammer. Doch wie schon der auf ähnlichem Terrain verortbare „Alles eine Frage der Zeit“ greifen sich die Filmemacher:innen für die Veranschaulichung dieser Message nicht die offensichtlichen Erkenntnisse aus ihrem Film heraus, sondern schaffen stattdessen aus dem Leben gegriffene Situationen, an die jede/r von uns auf seine/ihre Weise anknüpfen kann. So abgehoben eine Zeitraffer-Prämisse also auch sein mag, hier kommt sie letztlich doch überraschend bodenständig daher.
Fazit: Eine mit Fantasieelementen angereicherte RomCom auf den Spuren des Zeitschleifenkinos, das in den entscheidenden Momenten an anderen Stellschrauben dreht: Josh Lawson ist mit „Und täglich grüßt die Liebe“ nicht nur ein wunderbar überraschender, intelligenter und niedlicher Film über die Liebe gelungen, sondern hat mit Rafe Spall und Zahra Newman auch das zuckersüßeste Leinwandpaar 2021 auf seiner Seite.
„Und täglich grüßt die Liebe“ ist ab dem 8. Juli 2021 in den deutschen Kinos zu sehen.