Edge of Tomorrow

„Fair Game“-Regisseur Doug Liman lässt im neuen Tom-Cruise-Actioner EDGE OF TOMORROW den Zeitschleifenklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und eine düstere Zukunftsvision aufeinanderprallen. Herausgekommen ist ein spannendes Science-Fiction-Projekt mit tollen Effekten und einem phänomenalen 3D. Doch kann die Story dem standhalten? Ich verrate es in meiner Kritik zum Film.
Der Plot
Major Bill Cage (Tom Cruise) verfügt über keinerlei Kampferfahrung, als er ohne Vorwarnung zu einem Einsatz abkommandiert wird, den man nur als Selbstmordkommando bezeichnen kann. Cage wird innerhalb weniger Minuten getötet, landet aber unbegreiflicherweise in einer Zeitschleife, die ihn dazu verdammt, dasselbe grausige Gefecht ständig aufs Neue zu durchleben: Wieder und immer wieder muss er kämpfen und sterben. Doch mit jeder Auseinandersetzung gewinnt Cage an Erfahrung und reagiert immer versierter auf die Gegner, wobei ihn die Kämpferin Rita Vrataski (Emily Blunt) von den Special Forces tatkräftig unterstützt. Indem sich Cage und Rita dem Kampf gegen die Außerirdischen stellen, ergibt sich aus jedem wiederholten Einsatz eine neue Chance, die Alien-Invasoren zu überwinden.
Kritik
Ob Gelegenheitskinogänger oder echter Cineast: Fast jeder ist mit der Handlung der Neunziger-Kultkomödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“, in welcher sich Bill Murray über mehrere Jahre immer wieder durch ein und denselben Tag kämpfen muss, vertraut. Die Nachricht, dass „Fair Game“-Regisseur Doug Liman ein Skript auf die Leinwand bringen wolle, das entfernt an eine Action-Variante des Zeitschleifen-Klassikers erinnert, sorgte gleichsam für Unmut und Skepsis wie Vorfreude auf das Projekt, bei dem sich kein Geringerer als Hollywoodstar Tom Cruise („Oblivion“) höchstpersönlich für den 48-jährigen Filmemacher und Produzenten einsetzte. Der Ex-Mann von Nicole Kidman und Katie Holmes schlüpft derweil in die Hauptrolle. An seiner Seite agiert die brünette Schönheit Emily Blunt, die schon in „Looper“ ihr Händchen für ausklügelte Sci-Fi-Action bewies. Gemeinsam stellt sich das ungleiche Duo einer düsteren Zukunftsvision, in der unheimliche (und verdammt gut animierte) Tentakelaliens, sogenannte Mimics, gerade dabei sind, die Weltherrschaft an sich zu reißen und die menschliche Zivilisation auszurotten. Cruise in der Rolle des zurückhaltenden Major Bill Cage wird aufgrund eines Zwischenfalls mit dem Vorgesetzten von jetzt auf gleich direkt an die Front geschickt. Doch die vermeintlich alltägliche Schlacht entpuppt sich als Selbstmordkommando, das rasch auch das Leben Cages fordert. In der nächsten Sekunde erwacht der Neu-Rekrut am Morgen des vorherigen Tages. Ganz so, als wäre nichts geschehen. Es dauert nicht lange, bis Cage begreift, in einer Zeitschleife gefangen zu sein, die ihm zwar die Möglichkeit gibt, seine Taktiken zu perfektionieren und sich somit nach und nach Vorteile zu verschaffen; Gleichzeitig gibt es kein Entkommen aus der Kriegshölle. Als er auf die als Heldin gefeierte Veteranin Rita Vrataski trifft, stellt sich sein Schicksal als mögliche Rettung der Menschheit heraus. Doch dazu bedarf es mehr als taktisches Geschick und brachiale Schlagkraft.
Tom Cruise hat aufgrund seiner Scientology-Zugehörigkeit vielerorts enorm an Sympathiepunkten einbüßen müssen. Auch seine eintönige Rollenwahl – so spielt er auch in „Edge of Tomorrow“ einmal mehr den alleinigen Weltenretter – sorgt nicht selten dafür, dass sich Cruise in der Vergangenheit verstärkt von seinem einstigen Weltstar-Image wegbewegte. Zudem blieb den letzten Projekten Cruises der ganz große Erfolg verwehrt. Es wird also langsam Zeit für den Kritiker-Rückschlag, um sich als ernst zu nehmender Schauspieler wieder in die Gedächtnisse der Skeptiker hineinzumanövrieren. Mit „Edge of Tomorrow“ ist der demnächst in „Top Gun 2“ zu sehende Cruise damit auf einem guten Weg. Die Rolle des zurückhaltenden und mit der Zeit immer resoluter werdenden Majors ist dem Akteur wie auf den Leib geschrieben. Mit zur Situation passender Ironie und einem guten Gespür für komödiantisches Timing verleiht Cruise seiner Figur ein für Actionfilme gut ausgebildetes Profil, ohne ihr mehr Tiefe zuzugestehen, als es für einen Film wie „Edge of Tomorrow“ braucht. Sein Bill Cage ist sympathisch, ohne sich anzubiedern und tough, ohne aufgesetzt zu wirken.
An seiner Seite agiert Emily Blunt („Lachsfischen im Jemen“) als beinharte Amazone, die sich den Kampfkünsten des Soldaten annimmt und gemeinsam mit ihm an Lösungen feilt. Zusammen stellen die beiden ein äußerst starkes Duo dar, das fern von oberflächlicher Romantik nach und nach ernste Gefühle füreinander entwickelt; aufgrund dessen, dass sich Cage nach seinem Tod stets an die vorherigen Ereignisse – so auch Rita – erinnert, diese ihn jedoch jeden Tag aufs Neue kennenlernt, entwickelt sich gar eine dramatische Fallhöhe. Dabei verkauft sich „Edge of Tomorrow“ nicht philosophischer als nötig, hat ähnlich „Looper“ jedoch einen ernsten Kern und fordert hier und da ein wenig Hirnschmalz auf Seiten des Zuschauers.

Blunt und Cruise geben ein tolles Leinwandduo ab!
Dabei kommt die martialische Action jedoch nie zu kurz. Verpackt in atemberaubende 3D-Bilder (endlich ist der dreidimensionale Zuschlag an der Kinokasse wieder einmal lohnenswert!) präsentieren sich dem Zuschauer hervorragende Kampfchoreographien, in welche sich auch die mal dosiert, mal ein wenig aufdringlicher inszenierten CGI-Effekte hervorragend integrieren. Sein Budget von rund 178 Millionen US-Dollar sieht man der Leinwandadaption des japanischen Action-Romans „All you Need is Kill“ von Hiroshi Sakurazaka zu jedem Zeitpunkt an. Dass das angestrebte PG13-Ranking den Blutgehalt massiv herunterschraubt und der geleckte Blockbusterlook die dreckige Prämisse nicht immer zur vollsten Zufriedenheit wiederspiegelt, ist ärgerlich. Gleichzeitig sind die verwackelten Kameraaufnahmen von Dion Beebe („Gangster Squad“), die vor allem in den Schlachten überdeutlich vom gängigen Found-Footage-Look inspiriert sind, ein Zugeständnis an den Fan bodenständiger Martial-Arts-Kunst. Passend dazu hämmert Filmkomponist Christophe Beck (R.I.P.D.) einen brachialen Orchesterscore unter den Streifen und verleiht „Edge of Tomorrow“ dadurch eine zusätzliche Dynamik.
Fazit: „Edge of Tomorrow“ bietet intelligente Science-Fiction-Action, ohne den Anspruch zu erheben, zu tiefgründig zu sein. Dabei beweist der Streifen, dass sich hintersinnige Dialoge und beinharte Kampf-Sequenzen nicht ausschließen müssen. Tom Cruise und Emily Blunt bilden ein wahres Dreamteam, das sich ganze zwei Stunden durch eine Story schlägt, die mehr ist, als bloße Hollywood-Ballerei. Einprägsames 3D inklusive.
„Edge of Tomorrow“ ist ab dem 29. Mai bundesweit in den Kinos zu sehen. Auch in 3D!