Jumanji: The Next Level

Zwei Jahre nach dem Überraschungserfolg von „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ geht das Chaos wieder los: Erneut werden unsere Freunde in ein gefährliches Videospiel gesogen. Ob JUMANJI: THE NEXT LEVEL nur ein müder Neuaufguss ist, verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Nach den turbulenten Ereignissen aus „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ hat sich das Leben von Spencer (Alex Wolff), Bethany (Madison Iseman), Fridge (Ser’Darius Blain) und Martha (Morgan Turner) enorm geändert – und der schüchterne Spencer kommt damit überhaupt nicht klar. Und so kommt es, dass er eines Nachts versucht, das verfluchte Jumanji-Spiel zu reaktivieren, das ihn und seine Freunde in Lebensgefahr, aber auch erst zusammengebracht hat. Es gelingt: Spencer wird vom Spiel wieder in seine Abenteuerwelt gesogen. Daraufhin machen sich Spencers Freunde auf, ihn aus dieser Lage zu befreien. Doch sie stellen fest, dass in Jumanji nichts mehr so ist wie erwartet. Die Spieler müssen in bislang unbekannten und unerforschten Gegenden völlig neue Herausforderungen meistern. Um dem gefährlichsten Spiel der Welt wieder zu entkommen, müssen sie staubtrockene Wüsten und schneebedeckte Berge durchqueren – und lernen, damit klar zu kommen, dass sie nicht mehr die sind, die sie einst waren…
Kritik
2017 war „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ eine gewaltige Überraschung: Die lose Fortsetzung des Abenteuerfilms „Jumanji“ aus dem Jahr 1995 startete im Schatten von „Star Wars: Die letzten Jedi“ und wurde daher vorab von vielen Branchenkennern abgeschrieben. Stattdessen spielte die actionreiche Komödie mit Dwayne Johnson, Kevin Hart, Jack Black und Karen Gillan als Videospielavatare von vier Freunden, die in ein verfluchtes Game gesogen wurden, über 960 Millionen Dollar ein. Damit wurde sie zu einem der größten Hits in der Geschichte von Sony Pictures – und empfahl sich rasch für eine Fortsetzung. „Jumanji: The Next Level“ orientiert sich nun deutlich enger an seinem Vorgänger, als dieser am Erstling in der Reihe: Zum zweiten Mal dreht sich alles um ein Videospiel, in das man gesogen wird (im Original ging es um ein Brettspiel, das Wirklichkeit wird). Und nicht nur das: Auch die Figuren aus „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ kehren zurück – innerhalb und außerhalb der Welt des titelgebenden Spiels. Oberflächlich betrachtet bringt dies die Gefahr mit, dass es zu wenig Neuerungen gibt und das kreatives Hakenschlagen erlaubende Konzept nicht genug ausgeschöpft wird. Doch weit gefehlt.
Gräbt man tiefer, wird deutlich, dass die Autoren Jake Kasdan (der zugleich Regisseur des Films ist), Jeff Pinkner und Scott Rosenberg durch diese Wiederholung einen Weg gefunden haben, emotional mehr aus dem Stoff rauszuholen, als mit einer weiteren losen Fortsetzung möglich gewesen wäre. Denn „Jumanji: The Next Level“ nimmt als erzählerischen Ausgangspunkt, dass sich seine Hauptfiguren angefreundet haben, als sie sprichwörtlich wie wortwörtlich völlig andere Menschen waren. Die Geschichte setzt etwa ein Jahr nach dem Ende des Vorgängers an. Der frühere Einzelgänger Fridge, der sein intellektuelles Potential hat brachliegen lassen, ist nun genauso belesen wie sportlich und ein echter Teamplayer. Die frühere Egozentrikerin Bethany Walker ist durch ihren ersten Trip in die Videospielwelt von Jumanji zur Samariterin geworden, und das vorschnell urteilende Mauerblümchen Martha entdeckte seine offene sowie selbstbewusste Seite. Zudem wurden aus ihr und dem ängstlichen Spencer ein Pärchen – aber nach einigen sehr schönen und frohen Monaten Liebesglück, geriet ihre Beziehung auf einen steinigen Pfad. Nun allerdings ist Spencers Mut, den er im Körper des Videospielabenteurers Dr. Smolder Bravestone (Dwayne Johnson) entdeckt hat, wieder versiegt – und während seine Freunde es kaum erwarten können, sich über die Weihnachtsfeiertage wiederzusehen, keimt in ihm die Sehnsucht nach der Zeit in Jumanji auf.
Diesen Handlungsfaden nutzen Kasdan, Pinkner und Rosenberg, um das sehr simple „Zauberer von Oz“-Konzept des Vorgängers (jeder Figur fehlt etwas, doch im Laufe des Abenteuers erkennt die Heldentruppe, dass dieses fehlende Teil stets in ihr schlummerte) konsequent weiterzudenken und zugleich etwas komplexer auszuführen: Spencers Plotfaden hinterfragt die „Es hat immer in dir gesteckt“-Moral von „Jumanji: Willkommen im Dschungel“ und führt unsere Helden auf einen turbulenten, schrägen, schrillen Erkundungstrip, um in Erfahrung zu bringen, wie dauerhaft ihr Charakterwandel aus dem Vorgängerfilm denn nun ist. Davon ausgehend behandelt „Jumanji: The Next Level“ auch die Altersgrenzen sprengende Frage danach, wie man mit Veränderungen umgeht. Für Spencers Freunde waren sämtliche Änderungen, die ihnen widerfahren sind, ein Gewinn, er dagegen hadert, glaubt, der Wandel lag zu weit außerhalb seines Einflusses. In dieser Sorge schwingt zweifelsohne eine (post-)pubertäre Beklommenheit mit, doch Kasdan und seine Schreibpartner verstehen es, Spencers Sorge so in Worte zu fassen, dass sie nicht zum klischeehaften Teenie-Wehwehchen verkommt. Zudem finden sie einen Ansatz, um die Sorge vor Veränderung zu einem universellen Thema des Films zu formen: Denn das Videospiel Jumanji ist gieriger als zuvor und verschlingt auch Spencers Großvater Eddie (Danny DeVito) und seinen ehemals besten Freund Milo (Danny Glover). Die Beiden stehen, seit sich vor Jahren ein entscheidendes Element in ihrem täglichen Miteinander veränderte, auf Kriegsfuß miteinander, was Milo aus dem Weg zu schaffen versucht – doch beim stolzen und grantigen Eddie beißt er da auf Granit.
Als Big-Budget-Abenteuerkomödie für die ganze Familie, die primär dazu gedacht ist, einen launigen Ferien- oder Wochenendkinobesuch mit Soda und Popcorn zu begleiten, packt„Jumanji: The Next Level“ die Sorgen und Ängste rund um das Thema Veränderung selbstredend nur gelegentlich wortwörtlich an, und dies vermehrt unterhaltsam als etwa in Form filmgewordener, existenzieller Angst. Aber man muss kein Arthouse-Drama sein, um trotzdem ein gefühlvolles Händchen zu beweisen und den richtigen Nerv zu finden: Im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Popcornfilmen der letzten Jahre, gelingt es „Jumanji: The Next Level“; seine emotionalen Momente glaubwürdig auszudrücken. Die Figuren bremsen nicht den Plot aus und lassen ihre zuvor eingeführte Charakteristik fallen, um in Merksätzen dem Publikum die Botschaft um die Ohren zu hauen: Das Autorenteam erschafft für jede der Figuren eine konsequent durchgezogene, glaubwürdige Stimme, und beweist konstant Gespür dafür, wann sich die Helden öffnen würden und wann sie um den heißen Brei herumreden würden. So bauen Kasdan, Pinkner und Rosenberg ein emotionales Grundgerüst für den Abenteuerspaß in „Jumanji: The Next Level“, durch das die Actionszenen an Fallhöhe gewinnen (selbst wenn einigen Szenen ihr Ursprung aus dem Computer deutlich anzusehen ist, lässt es sich bestens mitfiebern, weil einem diese Figuren ans Herz wachsen) und die Scherze noch spaßiger werden.
Denn Kasdan, Pinkner und Rosenberg albern nahezu durchweg mit ihren Figuren mit: Die wenigsten Gags in „Jumanji: The Next Level“ gehen auf Kosten aller Helden (und wenn das doch mal vorkommt, so ist es die Absurdität der Situation, über die man lacht), üblicherweise soll man mit jemandem lachen – mal über den impulsiven Großvater, der sich nun als agiler und starker Abenteurer durch eine Horde Gegner prügelt, mal mit dem Rest der Heldencrew, der es nicht fassen kann, wie sich ein Mitglied des Teams gerade aufführt. Solche Dialogwitze und Situationskomik-Feuerwerke zünden halt deutlich besser, wenn die Figuren charmant sind und man die Freude, die das Filmteam an ihnen hat, spürbar ist. Und in Sachen Spielfreude legt „Jumanji: The Next Level“ eine deutliche Schippe auf seinen Vorgänger drauf. Denn das „Ein anderer Mensch sein“-Element wird auch in der Spielewelt kreativ widergespiegelt: Die wenigsten Rückkehrer aus dem Vorläufer bekommen in der Welt von Jumanji dieselben Figuren zugeteilt, und dadurch, dass mehr Leute mitspielen, werden auch neue Avatare eingeführt. Das bedeutet eine wahre Flutwelle an Körpertausch-Albernheiten, die erstens vom intensiven Spielspaß des Casts und zweitens durch ihre thematische Resonanz befeuert werden – und dann finden Kasdan und Co. auch noch immer wieder verspielte Wege, dieses Element frisch zu halten.
Die Actionszenen sind zwar nur sehr sporadisch haptisch, doch Kasdan versteht es, das Videospiel-Gimmick durchzuziehen und erschafft zusammen mit Stunt-Experte Wade Eastwood („Mission: Impossible – Fallout“) Actionpassagen, die Muliplayer-Game-eskes Teamwork erfordern und eine wendungsreiche Dramaturgie mitbringen. Daher stört der digital-künstliche Schimmer, den die Actionmomente oft aufweisen, nur noch halb so sehr. Zumeist sind sie sowieso eher ein Anlass für Situationskomik, süffisante Ironie oder charakterliche Wendepunkte – und als solche gehen sie auf. Ansonsten befindet sich „Jumanji: The Next Level“ in vielerlei Hinsicht auf Augenhöhe mit dem Vorgänger – das Sounddesign hat Wucht, Kostüme und Produktionsdesign sind absolut vorzeigbar und Kasdans Regieführung hat zwar wenig nennenswerten Style, allerdings versteht Kasdan es, mühelos zwischen dem Abenteuer- und dem Comedy-Feeling des Stoffes zu switchen, ohne dass der Film zerfasern würde. „Jumanji: The Next Level“ ist insofern wirklich die nächste Stufe im „Jumanji“-Franchise: Spannender, alberner, witziger und herzlicher, und dennoch durch und durch als Fortführung des Vorhergegangenen erkennbar. Ein großer Spaß!
Fazit: Flotter, verrückter und zudem mit Herz: „Jumanji: The Next Level“ ist wildes, packendes Abenteuerkino für die ganze Familie.
„Jumanji: The Next Level“ ist ab dem 12. Dezember bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in 3D!