Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit

Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März steht bald die deutsche Kinoauswertung des Juristinnen-Biopics DIE BERUFUNG – IHR KAMPF FÜR GERECHTIGKEIT an. Ob es ein Drama der trockenen oder inspirierenden Sorte ist, verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Ruth Bader Ginsburg (Felicity Jones) studiert, genauso wie ihr Mann Martin (Armie Hammer), an der renommierten juristischen Fakultät von Harvard. Doch während ihr bereits im zweiten Studienjahr angelangter Gatte einen komfortablen Platz im Studienbetrieb gefunden hat, werden Ruth aufgrund ihres Geschlechts immer wieder Steine in den Weg gelegt. Das ändert sich auch nicht, als sie einige Zeit später, wie schon einige Männer vor ihr, darum bittet, ihr Harvard-Studium als Fernstudium zu beenden. So kommt es, dass sie ihren Abschluss an der Columbia in New York macht, den sie als Klassenbeste absolviert. Daraufhin begibt sie sich erfolglos auf Jobsuche, da einige Kanzleien keine Frauen einstellen, andere wiederum „schon eine haben.“ Grummelnd nimmt sie eine Stelle als Professorin an und unterrichtet zum Thema „Das Gesetz und sexuelle Diskriminierung“. 1970 wird dann Ruths Aufmerksamkeit auf einen Rechtsstreit gelenkt, der ihren Kampf gegen Diskriminierung auf eine neue Ebene hebt …

Kritik

Ruth Bader Ginsburg ist in den USA für viele Aufgeklärte so etwas wie ein wandelndes Nationalheiligtum geworden: Die Juristin kämpfte jahrzehntelang unerbittlich (und Fall für Fall) gegen diskriminierende Gesetze und ist seit 1993 Richterin am Supreme Court, wo sie zu den wenigen gehört, die keine erzkonservativen Werte vertreten. Einen umfassenden Blick auf Ginsburgs Leben bietet die in diesem Jahr für einen Academy Award nominierte Dokumentation „RBG“, während sich dieses Biopic auf einen Wendepunkt in ihrer Karriere sowie der US-Rechtsgeschichte konzentriert: In den 1970ern fand Ginsburg einen Ansatz, mit dem sich Geschlechter ungleich behandelnde Gesetze aushebeln ließen, nachdem zuvor Juristinnen jahrelang vergeblich gegen Diskriminierung vor dem Gesetz ankämpften.

Sie halten immer zusammen: Ruth Bader Ginsburg (Felicity Jones) besucht ihren Ehemann Marty (Armie Hammer) im Krankenhaus.

Ginsburgs Neffe Daniel Stiepleman, der das Drehbuch zu „Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“ verfasst hat, beginnt seine Nacherzählung dieses Rechtsstreits episodisch: Der Einstieg in das biografische Drama mutet weniger nach filmreif-dramatischer Erzählung an, sondern mehr nach einem verfilmten Wikipedia-Eintrag über Ginsburg. In knappen szenischen Abrissen sehen wir, wie sie nach Harvard kommt, eine private Krise Ruth Bader Ginsburg weitere Studienherausforderungen stellt, wie sie Harvard verlässt und wie sie sich auf Jobsuche begibt. Es sind effiziente Szenen, sie führen greifbar den Sexismus der Sechziger- und Siebzigerjahre vor, zeigen Ruth Bader Ginsburgs Durchsetzungswillen und erste Einblicke in ihre beneidenswert harmonische Ehe auf Augenhöhe („Lone Ranger“-Star Armie Hammer ist in diesem Film ein wahres Goldstück). Doch es kommt kein narrativer Rhythmus auf. Dies ändert sich, sobald „Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“ die Vorgeschichte aufbereitet hat und darauf eingeht, wie Ginsburg während ihrer Professur mit der Möglichkeit konfrontiert wird, gegen eines von über 180 sexistischen Gesetzen gerichtlich vorzugehen und so einen Präzedenzfall zu setzen.

„Deep Impact“-Regisseurin Mimi Leder hält sich weiterhin inszenatorisch zurück, verlässt sich auf die passionierte Darbietung der „Rogue One: A Star Wars Story“-Mimin Felicity Jones in der Hauptrolle, und eine ruhige Schnittarbeit, die Jones und dem restlichen Ensemble Raum zum Atmen gibt. Dass das von Kameramann Michael Grady in gräulich-körnigen Bildern eingefangene Geschehen nun auf einmal an Leben gewinnt, liegt nun daran, dass wir nicht weiter Lebensstationen Ginsburgs abhaken, sondern das Potential von Biopics stärker ausschöpfen: Sobald es um Ginsburgs ersten Fall geht, verlassen wir das Faktenaufbereiten und Kontexteinführen, um filmisch in diesen Moment in Ginsburgs Karriere versetzt zu werden. Leder und Stiepleman lassen uns an Ginsburgs Entdeckung teilhaben, daran, wie sie sich mit Leidenschaft und Köpfchen in die Vorbereitung des Falls verbeißt, wie Freunde, Familie und Kollegen sie unterstützen, aber auch herausfordern, und wie sie an ihrer mitreißenden Argumentation arbeitet. Die stärkste Filmpassage ist dann auch die eigentliche Anhörung, in der erschreckende gesellschaftliche Ungerechtigkeiten aufgezeigt und nachvollziehbar, sogar kurzweilig erwidert werden.

Ruth Bader Ginsburg und Ehemann Marty machen sich zusammen mit ihrem Freund Mel Wulf (Justin Theroux) auf den Weg, um gegen eine geschlechterdiskriminierende Gesetzeslage zu kämpfen.

Erzählerisch und inszenatorisch mag „Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“ ein vergleichsweise uninspiriertes Biopic sein, doch dank Jones, Hammer und der anspornenden Monologe, sowie der in der zweiten Filmhälfte geschliffeneren Erzählweise, wird es noch immer zu einem inspirierenden Biopic. Der Kampf für Gerechtigkeit mag noch lange nicht vorbei sein, aber „Die Berufung“ zeigt, dass Aufgeben keine Option ist.

Fazit: Gut gespielt und nach einem etwas episodischen Auftakt auch inspirierend: „Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“ ist ein guter Film über eine herausragende Kämpferin für die Gerechtigkeit.

„Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“ ist ab dem 7. März 2019, und somit einen Tag vor dem Weltfrauentag, in den deutschen Kinos zu sehen.

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