Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub

Im dritten Teil der erfolgreichen Animationsreihe zieht es Drakula und seine Monster-Familie auf ein Kreuzfahrtschiff. Doch dem entspannten Setting wird HOTEL TRANSSILVANIEN 3 – EIN MONSTER URLAUB nicht gerecht, denn der Film ist in erster Linie nervtötend. Mehr dazu verrate ich in meiner Kritik.
Der Plot
Damit der vielbeschäftigte Drak (in der deutschen Fassung: Rick Kavanian) endlich einmal Urlaub von seiner Arbeit im Hotel nehmen kann, organisiert seine Tochter Mavis (Janina Uhse) eine Kreuzfahrt für die gesamte Monster-Familie. Zunächst läuft alles wunderbar: Sie alle genießen sämtlichen Spaß, den der riesige Luxus-Dampfer zu bieten hat – von Monster-Volleyball bis hin zu exotischen Ausflügen – und frischen nebenbei ihren fahlen Teint im Mondlicht etwas auf. Doch die Traumreise entwickelt sich zu einem Albtraum, als Mavis herausfindet, dass sich Drak in die mysteriöse Kapitänin Ericka (Anke Engelke) verliebt hat. Denn die hütet ein gefährliches Geheimnis, das die ganze Monsterheit zerstören könnte…
Kritik
Sony Pictures hat bei der Veröffentlichungsstrategie für seinen neuen Monster-Animationsfilm „Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub“ viel richtig gemacht. Im guten Glauben daran, dass Deutschland ja möglicherweise das Finale der Fußball-WM am 15. Juli erreichen könne, platzierte man den Start des 3D-Animationsfilms direkt auf den Tag danach und ist damit der erste Big-Budget-Familienfilm seit über einem Monat. Außerdem versprechen die Trailer ein spaßiges Vergnügen voller Urlaubsflair und vor exotischer Kulisse – einen Animationsfilm, der auf einem Kreuzfahrtschiff spielt, hat man eben einfach noch nicht gesehen. Doch dass sich die Monster raus aus dem Hotel im finsteren Transsilvanien und rauf auf einen riesigen Ozeandampfer begeben, der ja letztlich auch nur ein Hotel auf dem Meer ist, was Graf Drakula ganz am Anfang der Reise auch selbst bemerkt, hat nicht nur seine Vorteile. Obwohl die Kulisse einfach mal etwas Anderes ist, wirkt es so, als hätten die Macher von „Hotel Transsilvanien 3“ nach der Findung des schmucken Setpieces ihre kreativen Flüsse vollständig eingestellt. Der Film steckt voller visueller Spielereien, ist erzählerisch aber nicht annähernd so angenehm, wie es die Optik verspricht. Für alle Zuschauer jenseits der Zwölf dürfte nach dem „Genuss“ des Films daher erst einmal selbst der Wunsch nach einer Kreuzfahrt anstehen, um sich von dem hektischen, bunten und lauten Kinoereignis zu erholen.
Bei Produktionskosten von rund 85 Millionen US-Dollar und einem weltweiten Einspiel von knapp 360, ließen die Macher auf den 2012 erschienenen ersten Teil direkt einen zweiten folgen. Dieser kostete, ganz untypisch für Sequels zu einem Erfolgsfilm, weniger als der Auftakt, spielte aber nochmal 100 Millionen Dollar mehr ein. Eine TV-Serie im Disney-Channel später, geht es nun folgerichtig in die dritte Runde und dazu fuhr man die Produktionskosten sogar noch einmal zurück. Das Team rund um Regisseur Genndy Tartakowsky blieb derweil dasselbe und deshalb wundert es umso mehr, dass „Hotel Transsilvanien 3“ gegenüber seinen Vorgängern derart abfällt. Zwar gibt es ein Wiedersehen mit den bekannten, vor allem den berühmt-berüchtigten Kreaturen der Hammer-Studios nachempfundenen (nur diesmal eben deutlich kinderfreundlicheren) Monstern, angeführt von Graf Drakula und reichert die Geschichte noch einmal mit einen paar weiteren, bekannten Filmfiguren an; darunter die Gremlins, die in einer der wenigen gelungenen Szenen die wohl gefährlichste Airline der Welt besitzen, und Vampirjäger Van Helsing, um dessen Pläne sich dann auch ein Großteil des Plots dreht. Doch von der Liebenswürdigkeit der Figuren, die vor allem von dem Kontrast aus furchteinflößendem Äußeren und sympathischem Charakter gefördert wird, ist in „Hotel Transsilvanien 3“ kaum noch etwas übrig. Bis auf die erzählerisch an den Rand gedrängte Vampirtochter Mavis verkommen sämtliche Haupt- und Nebenfiguren zu Gaglieferanten. Das wird ihnen, gerade im Anbetracht der deutlich besseren Teile eins und zwei, einfach nicht gerecht.
Auch wenn es in der Hamburger Pressevorführung trotz der Anwesenheit vieler Kinder bemerkenswert still war, musste die Mischung aus Wortwitz und Slapstick, die die ersten beiden Filme zu einem sämtliche Altersklassen erreichenden Amüsement machte, hier nun fast ausschließlich visuellen Gags Platz machen. Dass der heimliche Liebling Blobby dabei noch die besten Szenen auf seiner Seite hat, liegt daran, dass man sich hier ganz einfach mit allzu großer Albernheit zurückhält und seine gewöhnungsbedürftige Optik, gemischt mit der Lacher provozierenden „Sprache“ für sich sprechen lässt. Ansonsten stolpern die Figuren buchstäblich durch die Handlung oder geben, wie im Falle des verliebten Drak, unverständliche Laute von sich. Das alles geschieht in einem derart halsbrecherischen Tempo (immer unterlegt von vermeintlich witzigen Lauten und Geräuschen, wie man sie aus frühen Comicfilmen wie etwa den „Asterix“-Verfilmungen kennt), dass auf der Leinwand nach gewisser Zeit ein heilloses Chaos herrscht, dem man aufgrund der erzählerisch nicht allzu komplexen Handlung zwar immer folgen kann, vor dem Augen und Verstand aber irgendwann kapitulieren – Zuckerschock-Kino par excellence, eben! Und wenn es im Finale dann auch noch zu einem völlig abgefahrenen Musikbattle kommt, bei dem sich ein außer Rand und Band geratenes Riesenkraken-Monster nur durch die Beats aus den lärmenden Lautsprechern steuern lässt (!), dann versetzt das der eigentlich so charmanten Handlung rund um Draks erste Liebe nach dem herben Verlust seiner verstorbenen Ehefrau endgültig den Todesstoß.
Das Setting spricht für sich: Die Macher fahren in „Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub“ eine spektakuläre Optik auf und machen das Kreuzfahrtschiff mit einer detailreichen Ausstattung zu einem Ort, an dem man sich einfach nicht sattsehen kann. Der Luxusdampfer ist auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Monsters perfekt ausgerichtet. Auch Kleinigkeiten wie etwa Sonnenbaden im Mondlicht (Vampire dürfen sich schließlich nicht der prallen Sonne aussetzen!), sind charmant und kommen den liebenswürdigen Vorgängern in ihrer durchdachten Weltenbildung noch am nächsten. Den größtmöglichen Kontrast dazu bildet der Bösewicht mit einer durch und durch einfallslosen Motivation. Zwar wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, wer mit Drak und seinen Monsterfreunden hier ein mieses Spiel spielt, denn zumindest bei filmunerfahrenem Kinopublikum könnte die nach rund einer halben Stunde twistartig inszenierte Auflösung durchaus überraschend sein. Gleichzeitig geben sich die Autoren rund um Genndy Tartakovsky und Michael McCullers („The Boss Baby“) aber noch nicht einmal sonderlich Mühe, seine Herkunft zu verschleiern und machen es geübteren Zuschauern damit umso leichter. Dieser Eindruck des Lieblosen erstreckt sich auch über die deutsche Synchronisation. Zwar machen sämtliche Sprecher, allen voran Rick Kavanian („Spy – Susan Cooper Undercover“), einen absolut soliden Job, doch erneut wurde bei tragenden Rollen innerhalb der Reihe kräftig durchgewechselt. Das mag zwar produktionstechnische Gründe haben, gleichzeitig lässt es sich so nur schwer Nähe zu den Figuren aufbauen, die es dem Zuschauer eigentlich sehr leicht machen, sie zu mögen.
Fazit: „Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub“ ist trotz visueller Brillanz ein lärmender, hektischer und über weite Teile einfach liebloser Animationsfilm, der den Charme der beiden sympathischen Vorgänger nahezu vollständig vermissen lässt.
„Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub“ ist ab dem 16. Juli bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen – auch in 3D!