Stolz und Vorurteil & Zombies

Vor einigen Jahren sorgte bereits das Aufeinandertreffen zwischen dem US-Präsidenten Lincoln und einer Horde untoter Blutsauger für Furrore. Nun meldet sich Regisseur Burr Steers mit einer weiteren Romanverfilmung von Seth Grahame-Smith zurück. Der Titel STOLZ UND VORURTEIL & ZOMBIES spricht für sich. Wie gelungen ist dieses Mash-Up?Stolz und Vorurteil & Zombies

Der Plot

England, 1811. Das Land ist im Begriff, von einer neuen Zombie-Welle überrannt zu werden. Für Mrs. Bennet besteht jedoch das größere Problem darin, ihre fünf heiratsfähigen Töchter unter die Haube zu bringen. Eine davon ist Liz (Lily James), die wie der Rest ihrer Schwestern die Kampfkunst der Shaolin beherrscht und eine leidenschaftliche Kämpferin ist. Neben den Zombies ist ihre größte Herausforderung wiederum, der seltsamen Anziehung zu dem Kämpfer Mr. Darcy (Sam Riley) und dem Charme des manipulativen Mr. Wickham (Jack Huston) zu widerstehen. Liz und Darcy müssen erst persönliche Vorurteile überwinden, bevor sie im Kampf gegen die Zom-bies die wahre Liebe füreinander entdecken…

Kritik

Manchmal reicht schon ein einzelnes Wort aus, um einen Filmtitel in ein vorteilhafteres Licht zu rücken. So geschehen etwa auch im Falle von Burr Steers abgefahrener Zombiekomödie „Stolz und Vorurteil & Zombies“, die wie auch schon der ähnlich gelagerte Mash-Up-Actioner „Abraham Lincoln: Vampirjäger“ auf einem Roman von Seth Grahame-Smith basiert. Während das zweite „und“ (hier in Form eines &-Zeichens) andeutet, dass wir es bei diesem Film mit einem herkömmlichen Mash-Up-Movie zu tun haben, bei dem zwei vollkommen gegensätzliche Thematiken aufeinander prallen, wäre ein „mit“ im Anbetracht des fertigen Films eigentlich wesentlich angebrachter. „Stolz und Vorurteil & Zombies“ wiederholt mitnichten jenen trashigen Eindruck wie einst die Blutsauger-Eskapaden des beliebten US-Präsidenten. Stattdessen haben wir es hier die meiste Zeit über mit einer reichlich konventionellen Verfilmung des beliebten Jane-Austen-Stoffes zu tun, in der das Geschehen hier und da von ein paar Untoten aufgemischt wird. Eine handelsübliche Romanze – nur eben mit Zombies. Doch halten wir uns nicht länger mit derartiger Wortklauberei auf. Wichtiger als der Titel ist schließlich der Inhalt. Und der macht alles in allem eine recht amüsante Figur, wenngleich „Stolz und Vorurteil & Zombies“ nicht annähernd an die Guilty-Pleasure-Qualitäten des bereits miteinbezogenen „Abraham Lincoln: Vampirjäger“ heranreicht. Dafür entscheidet sich die hier besprochene Produktion zu spät für den Absprung aus standardisierten in absurdere Gefilde.

Sam Riley

Es lässt sich dem Film nur schwer vorwerfen, dass er nicht von Anfang an direkt in die Vollen gehen würde. Bereits vor dem sehr chic in Szene gesetzten Vorspann bekommt es das Publikum mit einer Szene zu tun, die sich mit einem Ideenreichtum präsentiert, durch den sie mit ihren rund zehn Minuten locker als zu lang geratener Sketch durchgehen würde. Wenn der smarte Kämpfer Mr. Darcy einen Umtrunk besucht und schließlich feststellt, dass unter den gut betuchten Gästen auch mindestens ein Untoter weilen muss, den er mithilfe einer Fliege aufzuspüren vermag, dann spielt Regisseur und Autor Burr Steers  („17 Again – Back to High School“) all seine Trumpfkarten auf einmal aus, indem er Tempo, Kreativität und Brutalität bis zum Anschlag aufdreht und damit automatisch einen Maßstab für die darauf folgenden eineinhalb Stunden setzt. Das Problem: Sein Film stürzt anschließend zwar nicht ins Bodenlose, an die Qualitäten dieses pfiffigen Intros reicht das, was danach folgt, allerdings nur noch selten heran. Steers kommt immer wieder mit netten Ideen um die Ecke, gibt sich für einen Film dieses Genres überraschend viel Mühe im Storytelling und versieht einen Großteil seiner Figuren mit sympathischen Ecken und Kanten. Doch gerade Zuschauer, die sich aufgrund des Zombiethemas ein Gemetzel der Marke „The Walking Dead“ erhofften, dürften von „Stolz und Vorurteil & Zombies“ zu Recht mehr als enttäuscht sein. Da war selbst der im letzten Jahr weitaus weniger gelungene, aber tatsächlich um einiges kompromissloser inszenierte Zombietrash „Scouts vs. Zombies“ brutaler.

Es ist lobenswert, dass Steers sichtbar daran interessiert ist, nicht bloß das Aufeinandertreffen der beiden unterschiedlichen Welten zu forcieren, sondern auch eine Geschichte zu erzählen, die dieses Kuriosum unterfüttert. Die Figurenkonstellation ist zugegebenermaßen äußerst simpel. Erst recht, wer mit dem Stoff aus „Stolz und Vorurteil“ vertraut ist, hat schnell durchschaut, was es mit der Message auf sich hat und wer am Ende wen bekommt. Trotzdem ist es ausgerechnet die nahende Zombieinvasion, von der auch die amouröse Interaktion der Figuren profitiert. So gesteht das Skript sämtlichen weiblichen Figuren weitaus mehr Profil zu, als es in der Romanvorlage ohnehin schon der Fall ist und den vorherrschenden Konflikt um die titelgebenden Vorurteile, die das Anbandeln der beiden Hauptfiguren verhindern, zerschlagen die Charaktere immer wieder in fein choreographieren Kampfsequenzen. Frau wartet hier nicht bloß darauf, endlich ihren Mr. Right in die Arme zu schließen. Stattdessen nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand und steht ihm bei, wenn es einmal mehr darum geht, Untoten das Gehirn wegzuballern. Doch wo die Kampfchoreographien zunächst noch ansehnlich beginnen, erweitert sich zwar mit der Zeit die Anzahl der Zombies, mit denen es die Protagonisten hier zu tun bekommen. Doch mit vorschreitender Laufzeit verlieren die Fights mehr und mehr an Biss. Auch das Einbetten in die Handlung misslingt nicht selten, sodass sich die Horrorelemente wie Fremdkörper in einem ansonsten recht brav und konventionell inszenierten Film anfühlen.

Lily James

Was aus Sicht diverser Horror-, Trash- und Horrortrash-Fans nicht wie das Non-Plus-Ultra eines nächsten Genrekults klingt, entwickelt jedoch gerade durch den überdeutlichen Clash eine angenehme Eigendynamik. Zu einem großen Ganzen verschmelzen die beiden Welten zwar nicht. Durch die genaue Abgrenzung zwischen der Lovestory und der Zombieaction gefällt „Stolz und Vorurteil & Zombies“ aber besonders auf der Humorebene. Es ist eben einfach über alle Maße absurd, wenn sich die unglücklich Verliebten zunächst anschmachten, um völlig unvermittelt in der nächsten Sekunde gegen Untote zu kämpfen. Das hat einen gewissen Charme und ist in seiner Absurdität definitiv sehenswert. Trotzdem fehlt auch hier die Liebe zum Detail, durch welche sich der Film technisch für einen klaren Standpunkt entscheiden würde. Mit einer Mischung aus guten handgemachten und soliden Computereffekten erweckt die Horrorkomödie auf dieser Ebene einen zweigeteilten Eindruck. Je weiter „Stolz und Vorurteil & Zombies“ voranschreitet, desto weniger Mühe scheinen sich die Macher bei den Effekten gegeben zu haben. Die Kameraarbeit von Remi Adefarasin („The Cold Light of Day“) weiß in ihrer hochwertigen Erscheinung hingegen so sehr zu gefallen, dass sie neben einem charmant-arroganten Sam Riley („Das finstere Tal“) und einer toughen Lily James („Cinderella“) bisweilen zur dritten Hauptfigur wird.

Fazit: „Stolz und Vorurteil & Zombies“ besticht durch einen hohen technischen Standard, eine ansehnliche Ausstattung und sympathische Figuren. Als Mash-Up-Film zwischen Romantikdrama und Zombiehorror funktioniert Burr Steers Regiearbeit aufgrund seiner blutleeren Actionszenen allerdings nur bedingt.

„Stolz und Vorurteil & Zombies“ ist ab dem 9. Juni in den deutschen Kinos zu sehen.

2 Kommentare

  • Ich lese ja gerade die Buch-Vorlage, nachdem ich mir schon vor einigen Jahren den daraus resultierenden Comic zu Gemüte geführt habe und bin auch skeptisch, wie das Ganze als Film funktioniert, zumal ich schon den Herrn Lincoln als Vampirjäger nicht wirklich überzeugend fand, weil die beiden Teile sich nicht wirklich zu einem Ganzen fügen. Deine Kritik lässt in dieser Hinsicht auch hier die Hoffnung schwinden, dass das hier besser gelöst sein könnte, aber auf lange Sicht werde ich wohl auch nicht widerstehen können, einen Blick auf die Film-Version zu werfen.

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