Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um die Startwoche vom 8. Oktober, an dem mit „Vergiftete Wahrheit“ endlich der wichtigste (und vielleicht auch beste) Film des Jahres startet. Hier gilt: ein Kinogang ist Pflicht, denn das, was in dem Justizthriller ans Licht kommt, sollte jeder wissen. Außerdem startet mit „Milla meets Moses“ ein Festivalliebling in den Lichtspielhäusern, auch aus Deutschland kommt mit „Es ist zu deinem Besten“ ein potenzieller Publikumshit und wer Lust auf „was Altes“ hat, der hat die Möglichkeit, Fatih Akins Regiedebüt nochmal auf großer Leinwand zu erleben.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
VERGIFTETE WAHRHEIT | Regie: Todd Haynes | USA 2019

Cincinnati, 1998. Der erfolgreiche Wirtschaftsanwalt Rob Bilott (Mark Ruffalo) gerät in einen Zwiespalt, als ihn zwei Farmer auf merkwürdige Vorgänge in Parkersburg, West Virginia, aufmerksam machen, wo eine große Zahl von Kühen auf rätselhafte Weise verendet ist. Die Farmer vermuten dahinter den Chemiekonzern DuPont, für den Bilott selbst als Anwalt arbeitet. Trotz dieses Interessenskonflikts will der gewissenhafte Jurist den Fall vorbehaltlos aufklären und findet tatsächlich schnell belastende Indizien, die auf einen Umweltskandal von ungeheurem Ausmaß hindeuten. Unterstützt von seinem Boss Tom Terp (Tim Robbins) und seiner Frau Sarah (Anne Hathaway) stürzt sich Bilott aufopferungsvoll in eine langwierige Auseinandersetzung, die ihn seinen Ruf, seine Gesundheit, privates Glück und vielleicht sogar sein Leben kosten könnte… 
Mit seinem gleichermaßen hervorragend gespielten und inszenierten Justizthriller „Vergiftete Wahrheit“ mit einem grandiosen Mark Ruffalo in der Hauptrolle ist Regisseur Todd Haynes nicht weniger als der wichtigste Film des Jahres gelungen.
MILLA MEETS MOSES | Regie: Shannon Murphy | AUS 2019

Milla (Eliza Scanlen) trifft Moses (Toby Wallace) – vielmehr wird sie bei der ersten Begegnung buchstäblich von ihm umgehauen. Obwohl Moses sich als Herumtreiber und Gelegenheitsdealer entpuppt, nimmt sie ihn mit zu sich nach Hause, um ihn ihren Eltern vorzustellen – und ihnen einen Strich zu spielen. Anna (Essie Davis) und Henry (Ben Mendelsohn) – eine ehemalige Konzertpianistin und ein ziemlich entspannter Psychiater – sind alles andere als begeistert von Millas neuem Freund. Doch Millas Lebensfreude und ihre Sehnsucht, die Liebe und die Welt zu entdecken, stellen die Familie auf den Kopf. Als die Eltern merken, dass Moses ihrer todkranken Tochter sichtlich guttut, nehmen sie ihn trotz ihrer Bedenken bei sich auf und werden dabei mit ihren eigenen Schwächen konfrontiert. Als die beiden zusammen abhauen, gerät die Situation außer Kontrolle…

Unter dem Titel „Milla meets Moses“ tritt das umjubelte Roadmoviedrama „Babyteeth“ seinen Siegeszug in Deutschland an und präsentiert eine mit Ecken und Kanten versehene (Fast-)Liebesgeschichte über ein ungleiches Duo, das sich mit viel Gefühl und Cleverness durch diverse Schicksalsschläge manövriert und dabei von diversen kauzigen Charakteren begleitet wird.
Wiederaufführung: KURZ UND SCHMERZLOS | Regie: Fatih Akin | DE 1998

Die Freunde Gabriel (Mehmet Kurtulus), Costa (Adam Bousdoukos) und Bobby (Aleksandar Jovanovic) sind ein eingeschworenes Team, das sich in Hamburgs Kleinkriminellenszene gegenseitig den Rücken deckt. Und es gibt für sie derzeit mehrfach Grund zum Feiern: Gabriel wird kurz vor der Hochzeit seines Bruders auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen. Er scheint mit der Zeit reifer geworden zu sein und nimmt nun einen redlichen Job als Taxifahrer an. Bobby wiederum ist mit Alice (Regula Grauwiller) zusammen, die mit Gabriels Schwester Ceyda (Idil Üner) einen Juwelierladen betreibt. Ceyda, die Freundin Costas, hält sich derweil noch immer mit kleinen Diebstählen und Gaunereien über Wasser. Als sich Ceyda und Costa trennen, stellt das die Freundschaft des Trios auf eine harte Probe. Und dann will Bobby auch noch in die organisierte Kriminalität einsteigen – und Gabriel und Alice kommen sich näher… 
„Kurz und schmerzlos“ ist ein damals wie heute sehenswertes Debüt, das Akins Feingliedrigkeit in der Skizzierung von Traditionsräumen und Milieus schon vorwegnahm. Akins ästhetisches Geschick ist dem Drama, das 1998 heute als selbstverständlich wahrgenommene Vorarbeit in der Darstellung von Migrantenkindern leistete, aber noch nicht anzumerken.
PENINSULA | Regie: Yeon Sang-ho | KOR 2020

Als die Zombie-Invasion Südkorea erschütterte, entkam Soldat Jung-seok der Hölle nur knapp. Während er seitdem sein trostloses Leben in Hongkong verbringt, erhält er vier Jahre nach den tragischen Ereignissen ein verlockendes, aber keinesfalls seriöses Angebot: Er soll auf die unter Quarantäne gestellte Halbinsel (engl. „Peninsula“) zurückkehren und mit einer Truppe von eher schlecht qualifizierten Söldnern innerhalb einer festgelegten Frist einen LKW mitten im von Zombies überfluteten Seoul finden und die Ladung sichern. Nachdem er nur sehr widerwillig die Mission antritt und vor allem seinem verwitweten, aber wenig kampferfahrenen Schwager folgt, findet er sich wenig später an dem Ort wieder, an dem die Zombie-Apokalypse ihren Ursprung nahm. Zunächst geht alles gut, das Ziel wird schnell gefunden – wenn da nicht die mysteriöse Miliz Unit 631 wäre, die die Operation innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf stellt. 
Der Zombiehorror-Geheimtipp „Train to Busan“ überzeugte vor vier Jahren mit seiner innovativen Idee, eine aufkommende Untotenseuche auf eine Gruppe von Zugreisenden loszulassen. Doch gemeinsam mit dem Zug-Setting verschwindet auch die Cleverness aus der austauschbaren Fortsetzung, in der sich ein ödes Actionsetpiece an das nächste reiht.
ES IST ZU DEINEM BESTEN | Regie: Marc Rothemund | DE 2020

Sie könnten unterschiedlicher kaum sein: Arthur ist ein konservativer Wirtschaftsanwalt und lebt in einer prächtigen Stadtvilla in Berlin. Kalle ist Bauarbeiter und ein Kumpeltyp mit erhöhtem Aggressionspotential. Und der harmoniebedürftige Yus arbeitet als Physiotherapeut. Eines haben die drei Schwäger aber gemeinsam: Ihre Töchter haben sich verliebt! Arthurs Tochter Antonia lässt ihre Hochzeit mit einem aufstrebenden Anwalt platzen, weil sie ihr Herz an einen linken Weltverbesserer verloren hat. Kalles Tochter Luna ist einem Aktfotografen verfallen, der sich als früherer Klassenkamerad ihres Vaters entpuppt. Und Yus‘ Tochter Sophie schwänzt heimlich die Schule, um jede freie Sekunde mit Andi zu verbringen, der Kontakte zur Drogenszene hat. Also schließt das ungleiche Väter-Trio einen heimlichen Pakt: Die ungeliebten Schwiegersöhne in spe müssen weg! Und zwar sofort!
Heimkinotipp: KÖNIGIN | Regie: May el-Toukhy | KOR 2013

Die erfolgreiche Rechtsanwältin Anne (Trine Dyrholm) lebt ein eigentlich perfektes Leben. Gemeinsam mit ihrem Mann Peter (Magnus Krepper) – einem erfolgreichen Arzt – und ihren beiden Töchtern wohnt sie in einem wunderschönen Haus, hat viel Geld und keine Probleme. Doch als Peter eines Tages beschließt, seinen 16-jährigen Sohn Gustav (Gustav Lindh) bei sich aufzunehmen, der bislang bei seiner Ex-Frau gelebt hat, will auch Anne dem rebellischen Teenager ein liebevolles Zuhause bieten. Aber schon bald empfindet sie mehr für Gustav als nur mütterliche Gefühle. Was als spielerischer Flirt beginnt, wird schon bald zu einer leidenschaftlichen Beziehung, die droht, alles zu zerstören, was Anne und Peter sich aufgebaut haben. 
Ein Paar, ein paar intime Stunden und viel Gesprächsbedarf: „Königin“ ist ein gleichermaßen intimes wie brisantes Erotikdrama über eine Frau, die ihren Stiefsohn verführt, das seinen größten Reiz aus der Frage nach dem Warum entwickelt. Und aus einer beeindruckenden Trine Dyrholm.