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Das startet am 10. August 2017

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, meiner wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht’s um den Startdonnerstag des 10. August, der mit „Der dunkle Turm“ einen Blockbuster auffährt, der es schwer haben dürfte, sein Publikum zu überzeugen. Mit der Buchvorlage hat die Stephen-King-Verfilmung nämlich nichts zu tun und als Außenstehender ist der Fantasyactioner einfach nur wirr und kurios. Dafür gibt’s mit „Der Wein und der Wind“ feines Kino aus Frankreich und ein wenig Durchschnittliches von Gurinder Chadha, Lisa Azuelos und Nico Sommer. 

Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!

DER WEIN UND DER WIND  | Regie: Cédric Klapisch | FR 2017

Es ist Spätsommer im Burgund und die Weinernte steht bevor. Der dreißigjährige Jean (Pio Marmaï) kehrt nach vielen Jahren der Funkstille auf das idyllische Familienweingut zurück. Nicht aus Nächstenliebe – es gibt einen wichtigen Grund: Sein Vater liegt im Sterben und seine Geschwister Juliette (Ana Girardot) und Jérémie (François Civil), die das Gut in der Zwischenzeit so gut es geht aufrechterhalten haben, können jede Unterstützung gebrauchen. So wie sich jedes Erntejahr nach den Jahreszeiten richtet, erkennen die Geschwister, dass manch offene Wunden auch über die Jahre hinweg nicht heilen. Gemeinsam müssen sie entscheiden, ob die Familientradition weitergeführt werden soll oder jeder seinen eigenen Weg geht…

Vor der traumhaften Kulisse des französischen Burgund erzählt „Der Wein und der Wind“ besonnen eine Geschichte über Familie, die Schweres nicht allzu schwer nimmt und trotzdem einen erstaunlichen Realismus an den Tag legt. Als manchmal ein wenig zu aufdringliches Sinnbild für menschliche Kommunikation findet Regisseur Cédric Klapisch den Weinanbau und trifft mit dieser Idee voll ins Schwarze!


DER STERN VON INDIEN  | Regie: Gurinder Chadha | UK/IND/SWE 2017

1947 kommen Lord Mountbatten (Hugh Bonneville) und seine Frau Edwina (Gillian Anderson) an ihre neue Arbeitsstelle nach Delhi. Als Vizekönig soll Mountbatten die britische Kronkolonie auf möglichst fiedlichem Wege in die Unabhängigkeit entlassen. In seinem Palast arbeiten nicht weniger als 500 indische Bedienstete, darunter der junge Hindu Jeet (Manish Dayal), der hier unverhofft seine einstige Flamme wiedertrifft, die schöne Muslima Aalia (Huma Qureshi). Es ist eine verbotene Liebe, denn eine Verbindung zwischen Angehörigen der verfeindeten Religionen kommt nicht in Frage. Als Mountbatten die neuen Staaten Indien und Pakistan gründet, brechen schwere Unruhen aus. Jeet verliert seine Familie und die geliebte Aalia…

In ihrem opulent bebilderten Geschichts- und Liebesdrama „Der Stern von Indien“ gelingt es der auch persönlich in die Ereignisse involvierten Regisseurin Gurinder Chadha, verschiedene Sichtweisen auf ein wichtiges historisches Ereignis zu gewähren, das noch 70 Jahre nach seinem Stattfinden nichts an Brisanz verloren hat.


DALIDA  | Regie: Lisa Azuelos | FR 2016

1933 wurde sie in Kairo geboren, 1987 starb sie einen tragischen Tod. Dazwischen lebte die weltberühmte Chanson- und Popsängerin Dalida (Sveva Alviti) ein filmreifes Leben, das ihr erstes Konzert im legendären Olympia in Paris 1953 ebenso umfasste wie die Ehe mit Lucien Morisse (Jean-Paul Rouve), dem Leiter des damals neu gegründeten Privatradiosenders Europe 1, den Beginn der Disco-Ära, ihre spirituelle Entdeckungsreise nach Indien oder den weltweiten Erfolg von „Gigi l’amoroso“ 1974. Dalida war eine unkonventionelle, moderne Frau in konventionellen Zeiten, deren einzigartiges Talent und unvergleichliche Ausstrahlung bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt haben. Doch es sollte tragisch enden… 

„Dalida“ strotzt nur so vor Leidenschaft und Temperament und wird vor allem die Musikliebhaber zufriedenstellen. Als klassische Filmromanze gerät der Film bisweilen zu kitschig, um wahrhafte Gefühle hervorzurufen. Dafür ist Newcomerin Sveva Alviti eine absolute Offenbarung.


HELLE NÄCHTE  | Regie: Thomas Arslan | DE/NOR 2017

Mit seiner Freundin (Marie Leuenberger) lebt der aus Österreich stammende Bauingenieur Michael (Georg Friedrich) in Berlin. Schon seit Jahren hat er kaum Kontakt zu seinem 14-jährigen Sohn Luis (Tristan Göbel). Als Michaels Vater stirbt, reisen die beiden dennoch gemeinsam zum Begräbnis in die Einsamkeit des nördlichen Norwegens. Im abgelegenen Haus des Verstorbenen beginnt Michael, dessen persönliche Gegenstände zu verpacken – wortlos beobachtet von seinem Sohn. Zwei einander fremde Menschen, gefangen in einer intimen Situation. Nach der Trauerfeier überrascht Michael Luis mit dem Vorschlag, noch ein paar Tage in der Region zu verbringen. Es beginnt ein Roadmovie und eine Reise in eine Vergangenheit, die es nicht gab. Das Zusammensein gestaltet sich schwieriger als erwartet. Weil man nie einen Alltag zusammen hatte, bleibt der tägliche Umgang ungewohnt. 

Thomas Arslan gelingt mit „Helle Nächte“ eine präzise Analyse zweier entfremdeter Seelen, die im Laufe eines Roadtrips durch Norwegen wieder zueinander finden sollen. Dabei konzentriert sich der Regisseur jedoch so gezielt auf kleine Details und das Ausformulieren vereinzelter Gedanken, dass die Emotion selbst auf der Strecke bleibt bis eine Träne kein Mitgefühl mehr auslöst, sondern allenfalls symbolischen Wert hat.


LUCKY LOSER – EIN SOMMER IN DER BREDOUILLE  | Regie: Nico Sommer | DE 2017

Bei Mike (Peter Trabner) läuft es derzeit alles andere als rund: Wohnung weg, Job eine Einbahnstraße und zu allem Übel schlägt sein kleines Loser-Herz immer noch für Ex-Frau Claudia (Annette Frier). Für ihn ist es nur eine 9-jährige Beziehungspause, für Claudia ist er jedoch eine Katastrophe auf zwei Beinen. Zumal sie seit Jahren mit Thomas (Kai Wiesinger) liiert ist und ein spießiges Vorstadtleben führt. Als die gemeinsame Teenie-Tochter Hannah (Emma Bading) plötzlich beschließt, zu ihrem Dad zu ziehen, steckt Mike in der Bredouille. Wo sollen sie bloß hin? Notgedrungen geht’s auf einen Campingplatz, wo zu Mikes Entsetzen noch Hannahs heimlicher Freund Otto (Elvis Clausen) auftaucht. Chaos ahnend, macht sich auch Claudia auf den Weg … das Durcheinander ist perfekt, doch Mike wittert seine zweite Chance… 

Mit „Lucky Loser – Ein Sommer in der Bredouille“ gelingt Regisseur Nico Sommer eine liebenswürdig erzählte, hier und da ein wenig zu schematische, dafür äußerst authentisch gespielte Patchwork-Komödie, die mit der starken Performance von Peter Trabner steht und fällt.


HEARTBEATS  | Regie: Duane Adler | USA 2017

Ausgerechnet kurz vor einem wichtigen Auftritt muss die talentierte US-amerikanische Tänzerin Kelli (Krystal Ellsworth) ihre Hip-Hop-Crew im Stich lassen und ihre Familie zu einer Hochzeit von Arbeitskollegen nach Indien begleiten. Was für die junge Amerikanerin als Urlaub wider Willen beginnt, nimmt schnell eine erfreuliche Wendung: Im fernen Mumbai trifft Kelli auf den charmanten Inder Aseem (Amitash Pradhan), mit dem sie ihre große Leidenschaft fürs Tanzen teilt. Bei exotischen Rhythmen und heißen Dance-Moves rücken schon bald nicht nur zwei gegensätzliche Kulturen näher zusammen. Auf einer Achterbahnfahrt der Gefühle müssen sich die beiden die alles entscheidende Frage stellen: Hat ihre Liebe eine Chance?

In „Heartbeats“ lässt Regisseur Douane Adler Bollywood auf Hollywood treffen und kreiert hieraus eine mitreißende Atmosphäre, von der die austauschbare Geschichte allerdings kaum profitiert. Dafür erwecken die Tänze den Eindruck, tatsächlich tanzbar zu sein und das Protagonistenpärchen passt hervorragend zueinander.


DER DUNKLE TURM  | Regie: Nikolaj Arcel | USA 2017

Der junge Jake Chambers (Tom Taylor) träumt Nacht für Nacht von einem erbitterten Krieg zweier Männe, die in einer fernen Welt versuchen, einander gegenseitig zu vernichten. Es ist die Geschichte von Revolvermann Roland Deschain (Idris Elba). Er ist der letzte seiner Art und gefangen in einem ewigen Kampf mit Walter O’Dim, auch bekannt als der Mann in Schwarz (Matthew McConaughey). Roland ist fest entschlossen, ihn daran zu hindern, den Dunklen Turm zu Fall zu bringen, der das ganze Universum zusammenhält. Das Schicksal aller Welten steht auf dem Spiel, als das Gute und das Böse in einer ultimativen Schlacht aufeinanderprallen. Denn Roland ist der Einzige, der den Dunklen Turm vor dem Mann in Schwarz verteidigen kann. 

Die Verfilmung von „Der dunkle Turm“ lässt erahnen, weshalb das Buch so viele Fans hat. Doch für sich genommen ist der düstere Fantasy-Actioner eine zähe, emotionslose und vor allem total wirre Angelegenheit auf visuell unterdurchschnittlichen Niveau.


KEDI – VON KATZEN UND MENSCHEN  | Regie: Ceyda Torun | TUR/USA 2017

Tausende von Katzen streifen täglich durch die Straßen von Istanbul. Sie gehören niemandem und sind doch ein fester Bestandteil der Gesellschaft. Frei, unabhängig und stolz leben sie seit vielen Jahren inmitten der Menschen, schenken ihnen Ruhe und Freude, aber lassen sich nie besitzen. Ceyda Toruns faszinierender Dokumentarfilm begleitet sieben von ihnen durch den Alltag, jede einzelne von ihnen ist einzigartig und von außergewöhnlichem Temperament. Die Kamera folgt ihnen durch lebhafte Märkte, sonnige Gassen, Häfen und über die Dächer der Stadt – und fängt ihre besondere Beziehung zu den Menschen ein, deren Leben sie nachhaltig beeinflussen. Kino aus Katzenperspektive: In wunderschönen, berührenden Bildern erhält der Zuschauer Einblicke in das Leben dieser gleichsam anmutigen wie rätselhaften Tiere und ihr außergewöhnliches Verhältnis zu den Menschen.


 Heimkinotipp: DIE SCHÖNE UND DAS BIEST  | Regie: Bill Condon | USA 2017

Die kluge und anmutige Belle (Emma Watson) lebt mit ihrem leicht exzentrischen Vater und Uhrmacher Maurice (Kevin Kline) ein beschauliches Leben in einem kleinen Dorf in der Nähe von Paris, das nur durch die Avancen des Dorfschönlings Gaston (Luke Evans) gestört wird. Doch als Maurice auf einer Geschäftsreise in die Fänge eines Ungeheuers (Dan Stevens) gerät, bietet die mutige junge Frau ihre Freiheit im Austausch gegen das Leben ihres Vaters an. Trotz ihrer Furcht freundet sich Belle mit den verzauberten Bediensteten im verwunschenen Schloss des Biests an. Mit der Zeit lernt sie hinter dessen abscheuliche Fassade zu blicken und erkennt seine wahre Schönheit… 

Bill Condons „Die Schöne und das Biest“ ist ein starbesetztes Märchen-Musical am Puls der Zeit, das trotz kleiner technischer Schwächen ein ähnlich magisches Flair versprüht, wie die Zeichentrickvorlage aus dem Jahr 1991.