The Rental – Tod im Strandhaus

Mit dem Psychothriller THE RENTAL – TOD IM STRANDHAUS feiert Schauspieler Dave Franco sein Debüt als Filmregisseur. Viele interessante Elemente fügen sich darin zu einem soliden Spannungsfilm, der leider viel Potenzial liegen lässt. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Eine einsame Strandvilla mit mordsmäßiger Aussicht. Genau so haben sich die zwei Pärchen Charlie und Michelle (Dan Stevens und Alison Brie) sowie Mina (Sheila Vand) und Josh (Jeremy Allen White) ihren Wochenendtrip an die raue Küste von Oregon vorgestellt. Aber schon bei der Ankunft kommt es zum Streit mit dem fremdenfeindlichen Vermieter Taylor (Toby Huss) und nach einer durchzechten Party-Nacht in dem luxuriösen Anwesen treten Spannungen zwischen den Freunden auf. Auch das vermeintliche Traumhaus scheint einige düstere Geheimnisse in sich zu bergen. Was hat es zum Beispiel mit der geheimnisvollen Tür auf sich, die durch ein Zahlenschloss gesichert ist und partout nicht aufgeht? Schleichend wächst in ihnen die Paranoia und ein schrecklicher Verdacht: Sind sie etwa nicht so allein, wie sie dachten?
Kritik
Wenn es Schauspielerinnen und Schauspieler irgendwann im Laufe ihrer Karriere auch mal hinter die Kamera verschlägt, nutzen diese ihre Chance, selbst für den Verlauf und die Inszenierung einer Geschichte verantwortlich zu sein, häufig dafür, um mit ihrem eigenen Image zu brechen. Der zum damaligen Zeitpunkt zumeist als Schönling und Sexsymbol wahrgenommene Ryan Gosling etwa wandelte mit seinem Regie-Erstling „Lost River“ selbstbewusst auf den Spuren von Kino-Provokateur Nicolas Winding Refn, mit dem er zuvor bereits „Drive“ und „Only God Forgives“ gedreht hatte. Auch Angelina Jolie war lange Zeit die Hollywood-Schönheit, die in vielen ihrer Filme als toughe Kämpferin auftrat. Als Filmemacherin wiederum widmete sie sich geschichtlich komplexen Sachverhalten („In the Land of Blood and Honey“) und Schicksalen („Unbroken“), um die Geschichten zu erzählen, die ihr selbst am Herzen liegen. Und nicht zuletzt wirkte es für den als Akteur in seichten Schmonzetten wie „Hilfe, ich hab ein Date“, „Liebe mit Risiko – Gigli“ oder „Er steht einfach nicht auf dich“ bisweilen gescholtenen Ben Affleck wie ein Befreiungsschlag, als er 2007 mit „Gone Baby Gone“ seine erste von bis heute insgesamt vier soliden bis sehr starken Thriller-Regiearbeiten vorlegte. Ein Großteil der Filme in Dave Francos Vita sind komischer Natur. Neben „Bad Neighbors“, „21 Jump Street“ oder „The Disaster Artist“ – um nur einige zu nennen – bilden Stoffe wie Barry Jenkins‘ Rassismusdrama „Beale Street“ die große Ausnahme. Francos Debütarbeit als Langfilmregisseur füllt nun eine weitere Leerstelle und bringt Francos Namen erstmals mit hartem Genrekino in Verbindung. Er scheint zwar vorab viel daraus gesehen, aber sich nur bedingt Gedanken darüber gemacht zu haben, wie sich die bekannten Tropes kreativ variieren lassen. Allzu oft bleibt sein „The Rental – Tod im Strandhaus“ in den Ansätzen des durchscheinenden Potenzials stecken.

Mina und Josh (Sheila Vand und Jeremy Allen White) machen gemeinsam mit Michelle und Charlie (Alison Brie und Dan Stevens) Urlaub.
„The Rental“ beginnt zu gleichen Teilen anstrengend als auch vielversprechend. Die vierköpfige Figurenkonstellation hat ihren Reiz: Zwei befreundete Pärchen machen gemeinsam Urlaub. Und obwohl die Liebespaar-Konstellationen von vornherein klar abgesteckt sind, merkt man sofort, dass auch paarübergreifend die (ein bisschen zu freundschaftlichen) Funken fliegen, da Charlie zwar seine Michelle liebt aber mit Mina eine erfolgreiche, sehr enge Berufspartnerschaft hat, was wiederum Minas Lebensgefährten Josh hin und wieder irritiert. Auf der einen Seite lässt sich aus diesem Versuchsaufbau allzu leicht ablesen, worauf die Ereignisse in „The Rental“ wohl noch hinauslaufen werden. Auf der anderen Seite wird diese auf der Hand liegende Merkwürdigkeit früh im Film angesprochen, wenn sich Michelle und Josh, beide selbst miteinander befreundet, bei einem gemeinsamen Spaziergang darüber austauschen, ob sie auf ihre jeweiligen Partner eigentlich eifersüchtig sein müssten – und verneinen beide. Doch obwohl so vermeintlich jedwede Skepsis aus dem Raum geschafft werden müsste, so sorgen weitere unausgesprochene Ängste und Vorahnungen für Spannungen unter den Freund:innen, die sogar noch mehr auf Publikumsinteresse stießen, hätte sich der auch für das Drehbuch verantwortliche Dave Franco (zusammen mit „You’re Next“-Schreiber Joe Swanberg) ein klein wenig mehr Mühe bei der Figurenzeichnung gegeben. Was fehlt, sind jedwede Ansätze einer alltäglichen Interaktion; Innerhalb der Pärchen- aber auch der gesamten Freundeskonstellationen. Stattdessen liegen in „The Rental“ von Anfang an derart die Nerven blank, dass man sich für Identifikation und Mitgefühl an die wenigen Momenten erinnern muss, in denen sich nicht skeptisch beäugt, angekeift oder hintergangen wurde. Und da es von derartigen Szenen kaum welche gibt, kommt man nicht umher, Charlie, Michelle, Mina und Josh von Anfang als ziemlich nervige Zeitgenoss:innen aufzufassen.
„Was fehlt, sind jedwede Ansätze einer alltäglichen Interaktion; Innerhalb der Pärchen- aber auch der gesamten Freundeskonstellationen. Stattdessen liegen in „The Rental“ von Anfang an derart die Nerven blank.“
Gleichwohl kommt es dem insgesamt soliden, aber auch recht einseitig hysterisch aufspielendem Cast zugute, dass die Ereignisse in „The Rental“ ohnehin rasch eskalieren, die starke Anspannung unter den Freund:innen also schon sehr bald die Tonalität vorgibt. Dabei gelingt es dem sichtbar am Horrorgenre interessierten Dave Franco (es gibt u.a. diverse Querverweise auf einschlägige Klassiker wie „Halloween“) gut, zeitweise Zweifel ob der Art der bevorstehenden Eskalation zu schüren. Werden die Urlauber:innen von einem Perversen ausspioniert? Hegt der rassistische Bemerkungen von sich gebende Ferienhausbesitzer weitere böse Absichten? Oder fliegt den jungen Erwachsenen gar ihre eigene, merkwürdige Beziehungskonstellation um die Ohren? Franco streut gezielt Vermutungen in sämtliche Richtungen, wofür er auf der einen Seite längst totgerittene Genreklischees auffährt, die er ein anderes Mal galant umschifft oder gar auf links dreht. Es ist beispielsweise überaus amüsant, wie Dave das Motiv des erst nervösen und später verschwundenen Haustieres nutzt, um allein anhand vermeintlicher Vorahnungen seines Publikums Ängste zu schüren. Und auch die Tatsache, dass lange Zeit nicht wirklich ersichtlich ist, mit wie vielen Figuren wir es in „The Rental“ insgesamt eigentlich zu tun haben, lässt Mutmaßungen in mehrere Richtungen zu: Haben wir es hier nun mit einem klassischen Slasher zu tun, mit einem Beziehungsdrama oder gar mit etwas ganz Anderem?
Bis sich Dave Franco allerdings zu einer Antwort hinreißen lässt, dauert es eine ganze Weile. Und obwohl „The Rental“ noch nicht einmal 90 Minuten geht, versäumt er es, den Weg zum Ziel durchgehend mit Leben zu füllen. Allzu oft scheinen Franco respektive sein Kameramann Christian Sprenger („Glow“) zu glauben, die ewig gleichen Aufnahmen des zweifelsohne schmuck aussehenden Ferienhauses unter Zuhilfenahme von viel, viel Kunstnebel genügten allein, um den zeitweise arg auf der Stelle tretenden Plot atmosphärisch zu unterfüttern. Doch da sich einige Entwicklungen innerhalb der Story von Anfang an auszählen lassen, hätte es mehr bedürft, als die aus Voyeurs-Perspektiven abgefilmten Hauptdarsteller:innen, um immer wieder anzudeuten, dass sie während ihres Urlaubs permanent unter Beobachtung stehen. Schlussendlich schienen sich die Verantwortlichen jedoch nicht so recht entscheiden zu wollen, welchen eingeschlagenen Pfad sie bis zum Ende verfolgen sollten. Und so entwickelt sich „The Rental“ zu gleichen Teilen zu einer „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“-Hommage als auch zu einem reichlich verspäteten Beitrag in die Achtzigerjahre-Slasher-Historie – nur diesmal nicht mit Teenager:innen im Zentrum des Geschehens, sondern mit erwachsenen Menschen, die längst nicht weniger Probleme haben als ihre deutlich jüngeren Genre-Vorgänger:innen.
„Schlussendlich scheinen sich die Verantwortlichen nicht so recht entscheiden zu wollen, welchen eingeschlagenen Pfad sie bis zum Ende verfolgen wollen. Und so entwickelt sich „The Rental“ zu gleichen Teilen zu einer „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“-Hommage sowie zu einem reichlich verspäteten Beitrag in die Achtzigerjahre-Slasher-Historie.“
Ganz klar: „The Rental“ ist immer dann am besten, wenn er hin und wieder plötzlich mit einem Richtungswechsel daherkommt, den man so nicht erwartet hätte. Und so hat man das Gefühl, Dave Franco habe mit seinem Debüt als Regisseur zu gleichen Teilen die Erwartungen eines genreaffinen Publikums erfüllen als auch unterwandern wollen, ohne dabei direkt in die Parodie oder Satire abzugleiten. Tatsächlich ist ihm all das auch in gewisser Weise gelungen. Während „The Rental“ in manchen Momenten aufgrund seiner Vorhersehbarkeit langweilt, hält einen insbesondere der viele Entwicklungsmöglichkeiten offenbarende Mittelteil ordentlich bei Laune. Und auch die Aufklärung des Ganzen ist selbst im Killer-Kino angenehm zynisch geraten. Der ganz große Wurf ist der Film dadurch zwar nicht, aber als aller erste Langfilmarbeit doch eine vorzeigbare Leistung.
Fazit: Als Einstieg ins Regiefach hat Dave Franco einen soliden Horrorthriller vorgelegt, für das genauso viel Potenzial genutzt wurde als auch ungenutzt geblieben ist.
„The Rental – Tod im Strandhaus“ ist ab dem 14. Mai auf DVD und Blu-ray Disc erhältlich. Das ZDF zeigt ihn außerdem am 10. Mai um 22:15 Uhr als Free-TV-Premiere.
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