Submission

Wenn der Professor mit der Studentin: Regisseur Richard Levine lässt in seinem Drama SUBMISSION Stanley Tucci ein Verhältnis mit einer schreibenden jungen Frau eingehen. Ein abgegriffenes Motiv, das in den Händen des Regisseurs wieder neu an Poesie gewinnt – im wahrsten Sinne des Wortes. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.

Der Plot

Ted Swenson (Stanley Tucci) ist ein angesehener Literaturprofessor und Romanautor. Aktuell befindet er sich mitten in den Arbeiten für sein nächstes Buch, als seine Schülerin Angela (Addison Timlin) ihn an ihren Ergüssen teilhaben lässt. Regelmäßig legt sie ihm die neuesten Kapitel ihres Buches „Eggs“ vor, in dem sie die Liebesbeziehung einer jungen Frau zu einem älteren Mann schildert. Sei es nun, weil sich Ted in Angelas Arbeit wiedererkennt oder weil er so vom Schreibstil der Frau angetan ist: Nach und nach wird die Beziehung zwischen den beiden enger, bis sie sogar gemeinsam im Bett landen. Doch Angela scheint vor allem an Teds Kontakten als Schriftsteller interessiert zu sein…

Kritik

Beziehungen zwischen älteren Männern und jungen Frauen hat es im Kino schon oft gegeben. Nicht selten verortet an Bildungseinrichtungen, denn durch den Faktor der Abhängigkeit ergibt sich aus den amourösen Verwicklungen oft erst der Reiz. Auch die Liebe zwischen Ted und Angela – den beiden Hauptfiguren in Richard Levines „Submission“ – wäre ohne dieses Detail nur halb so erzählenswert, schließlich wäre der Literaturprofessor und gefeierte Bestsellerautor dann auch nur ein weiterer Typ, der hinter dem Rücken seiner Frau („Brooklyn Nine Nine“-Gesicht Kyra Sedgwick) eine Liaison mit einer Jüngeren eingeht. So etwas kommt in den besten Familien vor. Nun ist Angela aber eine Schülerin und ihr „Neuer“ ihr Lehrer; hinzu kommt, dass hinter ihren Avancen von Anfang an die Absicht steckt, ihr Buch „Eggs“ endlich einem Verleger zeigen zu können. So stellt sich hier am Ende vor allem eine Frage: Wer hat hier eigentlich wen in der Hand? Keine Frage: Diese Prämisse ist ausgelutscht, sehenswert ist der Film aufgrund der so richtig schön ambivalenten Chemie unter den Hauptdarstellern sowie einer angenehmen Prise Poesie dann aber doch.

Submission

Zwischen Ted (Stanley Tucci) und seiner Frau (Kyra Sedwick) kriselt es…

Natürlich kann man sich als nüchterner Betrachter relativ schnell eine Antwort auf die Frage nach der Abhängigkeit bilden und wird dann vermutlich zu dem Schluss kommen, dass sich hier beide Parteien nicht gerade mit Ruhm bekleckern. Doch Regisseur und Drehbuchautor Richard Levine („Masters of Sex“), der das Skript auf Basis des gleichnamigen Romans von Francine Prose (schon ihr Buch „Household Saints“ wurde unter dem deutschen Titel „Ein ganz normales Wunder“ verfilmt) verfasste, geht es nicht um eine Anklage, sondern um eine nuancierte Beobachtung von zwei Menschen in Ausnahmesituationen. Da ist auf der einen Seite der routinierte Professor, der schon alles in seinem Leben gehört und gesehen hat, von der Lethargie seiner Schüler genervt ist und ganz plötzlich in den Entwürfen seiner talentierten Schülerin etwas Einzigartiges entdeckt. Wenngleich es „Submission“ weitestgehend offen lässt, ob Angela nun wirklich talentiert ist (die Schülerinnen und Schüler betiteln „Eggs“ jedenfalls geschlossen als Schund – ob nun aus Eifersucht oder aus Kritikersicht bleibt offen), oder einfach nur Teds Nerv trifft. Auf der anderen Seite ist da Angela. Diese zurückhaltende junge Frau ziert sich lange, ihrem Lehrer ihre Entwürfe zu zeigen, wird allerdings sukzessive selbstsicherer und verführt Ted schließlich sogar. Doch Levine lässt erzählerisch geschickten Spielraum, inwiefern „Submission“ einfach nur von einer scheiternden Liebesaffäre handelt, oder ein Beispiel für gegenseitige Manipulation ist.

In einer Szene konfrontiert Angela Ted damit, dass sie es zugelassen habe, dass er mit ihr schläft, woraufhin er entgegnet, dass es beide Seiten gewollt hätten. Wer hier nun die Wahrheit spricht, ist letztlich Interpretationssache. Denn wie alles in „Submission“ funktioniert auch die Interaktion der beiden Hauptfiguren über kleinste Regungen. Ein Wort hier, ein Lächeln da – die Beziehung zwischen Ted und Angela ist schwer dechiffrierbar, wird von den beiden Darstellern allerdings hervorragend getragen. Stanley Tucci („Kindeswohl“) mimt den von der Situation gleichsam faszinierten wie überforderten Schriftsteller mit Würde und Kraft. Selbst als sich hinterher nicht alles an „Submission“ in Wohlgefallen auflöst, gelingt es ihm, seine Würde zu wahren, während Addison Timlins („Fallen – Engelsnacht“) Performance zwar über weitaus größere Gesten funktioniert, sie es allerdings auch schafft, die Beweggründe ihrer Figur ohne große Backgroundstory greifbar zu machen. Wenn man „Submission“ nämlich etwas vorwerfen könnte, dann dass man gern noch ein wenig mehr über die beiden Protagonisten erfahren würde. So ist es vor allem die gemeinsame Leidenschaft für die Literatur, die sie zusammenhält.

Für Angela (Addison Timlin) endet die Liaison unschön. Oder war doch alles so geplant?

Fazit: Richard Levine erzählt die Geschichte von der skandalösen Liebschaft zwar nicht auf völlig neue Weise, setzt mit Verweisen in die Literatur aber punktuelle Akzente, die genauso gut gefallen wie die starken Performances der beiden Hauptdarsteller.

„Submission“ ist ab dem 19. September in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.

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