Bob der Baumeister – Das Mega-Team

Er ist seit zwanzig Serienstaffeln der ganz große Held der Vorschul- und Kindergartenkinder zwischen drei und sechs Jahren. Nun bekommt der animierte Bauarbeiter mit BOB DER BAUMEISTER – DAS MEGA-TEAM seinen ersten Kinofilm spendiert. Wie der geworden ist, das verrate ich in meiner Kritik.
Der Plot
Noch nie haben Bob der Baumeister und sein Team einen so wichtigen und aufwändigen Auftrag übernommen. Sie werden einen alten Steinbruch in einen Stausee verwandeln und einen riesigen Staudamm bauen. Baggi, Buddel und Heppo wollen sich gerade auf die Arbeit stürzen, als plötzlich eine gewaltige Überraschung heranrollt: Drei große, starke, mächtige Mega Maschinen! Ace, Rumms und Kracher sind zusammen mit ihrem Baumeister Conrad gekommen, um Bob bei dem Bau des Staudamms zu helfen. Vor allem Baggi ist begeistert, denn er ist ein großer Fan von Mega-Bagger Ace, der früher einmal ein Fernsehstar war. Die beiden freunden sich schnell an, doch darüber vergisst Baggi vollkommen seine alten Freunde Buddel und Heppo. Die wiederum stellen bald fest, dass Rumms und Kracher zwar stark, aber alles andere als nett sind.
Kritik
Animationsfilme gelten als besonders kinderfreundlich. In der Regel bieten die großen Trickstudios Unterhaltung für die ganze Familie. Slapstick, bunte Farben und eine universell-simple Botschaft für die Kleinen, Popkulturanspielungen, gesellschaftspolitische Subplots und eine zeitlose Geschichte für die Großen – da kann man schon mal dem Irrglauben aufgesetzt sein, (3D-)animierte Filme böten eben ausschließlich harmlose Bespaßung. Produktionen wie „Mein Leben als Zucchini“ oder die aufwändigen Projekte der Laika-Studios haben kürzlich das genaue Gegenteil bewiesen; selbst die als eine Art Märchenerzählerkonzern begonnene Trickfilmschmiede Walt Disney Pictures fasste mit ihren animierten Spielfilmen zuletzt Themen ins Auge, die in ihren komplexen Zusammenhängen (noch) gar nicht für ein allzu junges Publikum greifbar waren. Doch es geht auch anders! Wer auf Nummer sicher gehen und sich gewiss sein möchte, die jungen Sprösslinge erhalten mit dem ausgewählten Film nicht bloß genau auf sie zugeschnittene Unterhaltung, sondern bekommen im Idealfall sogar noch ein wenig Pädagogik mit auf den Weg gegeben, für den bieten TV-Shows wie „Feuerwehrmann Sam“ oder „Bob der Baumeister“ das richtige Programm. Der walisische Brandbekämpfer bekam bereits zwei Kinofilme spendiert, für Bob ist „Das Mega-Team“ der erste Ausflug auf die große Leinwand. Und der fällt zwar wenig überraschend, dafür absolut genrekonform und nicht zuletzt wirklich niedlich aus.
Wie sehr die „Bob der Baumeister“-erprobten Regisseure Stuart Evans und Colleen Morton (inszenierten schon diverse Episoden für die gleichnamige Fernsehserie) die Bedürfnisse ihres sehr jungen Publikums im Blick haben, beweisen bereits die ersten Dialoge. In anderen Filmen käme keiner auf die Idee, im Minutentakt Fachbegriffe wie „Staudamm“ oder „Reservoir“ zu erläutern. Hier hingegen geschieht Derartiges wiederholt, um auch den Allerkleinsten die Geschehnisse auf der Leinwand näherzubringen. Für einen erwachsenen Betrachter mag das auf die Dauer anstrengend sein. Doch erstens passt das theoretische Erklären jederzeit in den Kontext (Bobs Maschinen nehmen in diesem Fall die Position des kleinen Zuschauers ein, denen der kultige Helmträger sein Vorhaben genau erläutern muss), und zweitens machen sich die Macher gewisse Kleinigkeiten dieses Baustellen-Exkurses sogar zunutze, indem sie es die Handlung vorantreiben lassen. Der sich später als Fiesling enttarnende Baumeister Conrad versucht nämlich, die Bauarbeiten zu sabotieren, indem er am vorab lang und breit erklärten Zement-Mischverhältnis so etwas ändert, dass der Staudamm schon bald zu brechen droht. Hier gehen auf die Arbeit auf Baustellen konzentrierte Aufklärung und erzählerische Spannung so Hand in Hand, dass die Kleinen den Bildungsauftrag des Formats gar nicht bemerken werden. Und genau so soll es sein!
Doch nicht nur der Plot um Conrads Intrige, der aus Eifersucht alles daran setzt, seinem erfolgreichen Kollegen Bob das Bauprojekt abzuluchsen, gestaltet sich gleichsam spannend und nachvollziehbar (zugegeben: als Erwachsener durchschaut man die finsteren Pläne des nur vordergründig freundlichen Conrad sofort, doch begibt man sich einmal auf Augenhöhe mit der medienunerfahrenen Zielgruppe, so kann sich die Auflösung des Films schon als eine Art Twist erweisen), auch der zweite Handlungsstrang rund um Baggi und sein größtes Vorbild Ace wird zu einer emotionalen Bewährungsprobe für die jungen Zuschauer. Auf anfängliche Freude, dass sich Ace tatsächlich mit seinem kleinen Fan anfreundet, folgt schließlich die Ernüchterung, als es so scheint, als hätte Ace etwas mit der Manipulation der Baustelle zu tun. Hier appelliert der Autor James Mason (war ebenfalls an der dazugehörigen Fernsehserie beteiligt) daran, neue Beziehungen nicht aus leichtfertiger Bewunderung über alte Bekanntschaften zu stellen und warnt gleichzeitig vor blindem Vertrauen, um etwaige Enttäuschungen zu vermeiden. Emotionaler Höhepunkt sind in beide Richtungen zwei Songs – ein glückliches Lied darüber, dass Baggi einen neuen Freund gefunden hat und eine traurige Ballade, als diese Freundschaft schon wieder vorbei scheint. Besonders aufwändig produziert wurden diese zwar nicht, doch dafür erfüllen sie voll und ganz ihren Zweck – selbst uns wurde bei Letzterem ein wenig mulmig im Herzen. „Bob der Baumeister – Das Mega-Team“ hat seines ganz gewiss am rechten Fleck.
Leider erging es der „Bob der Baumeister“-Serie vor wenigen Jahren genauso wie dem „Feuerwehrmann Sam“-Format: Das aufwändige Stop-Motion-Verfahren musste einem simplen CG-Animationsstil weichen. In beiden Fällen bietet das Ergebnis eine Verschlechterung gegenüber dem vorherigen Look, doch im Vergleich zu seinem Brände löschenden Kollegen hat Bob nicht allzu sehr darunter zu leiden. Natürlich kann sich eine Produktion wie „Das Mega-Team“ nicht mit internationalen Hochglanzfilmen der Marke Disney, Pixar oder Dreamworks messen. Doch im Gegensatz zum vollkommen auf Details verzichtenden, bei den sporadischen Bewegungen nie so recht rund wirkenden „Feuerwehrmann Sam“-Geschichten ist „Bob der Baumeister“ bei aller Simplizität immer noch detailgetreu genug, um als solide Trickfilmbespaßung für die anvisierte Zielgruppe durchzugehen. Das ist bei einem für die große Leinwand konzipierten Projekt besonders wichtig, denn wo gerade der letzte Kleinstkinder-Animationsfilm „Feuerwehrmann Sam – Achtung Außerirdische“ (lockte hierzulande immerhin mehr als 200.000 Besucher in die Kinos) optisch nur für das vormittägliche Fernsehprogramm taugte, kann sich „Bob der Baumeister – Das Mega-Team“ auch auf der Leinwand sehen lassen, sofern man nicht dieselben Erwartungsmaßstäbe anwendet, wie bei herkömmlicher Animationskost auch. Man bekommt eben geboten, was drauf steht.
Fazit: Der solide animierte und mit seinen sechzig Minuten das junge Publikum nicht überfordernde Film „Bob der Baumeister – Das Megateam“ verknüpft Spannung, Herz und Humor auf solch zuckersüße Weise, das sich auch die erwachsenen Zuschauer nicht allzu sehr langweilen werden.
„Bob der Baumeister – Das Mega-Team“ ist ab dem 15. Juni in den deutschen Kinos zu sehen.