Rocca verändert die Welt

Im Jugend-Abenteuer ROCCA VERÄNDERT DIE WELT nimmt eine patente Elfjährige mit sonnigem Gemüt und jeder Menge guter Einfälle den Kampf gegen die Ungerechtigkeiten des Alltags auf. Wie sie sich dabei anstellt, verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
„Meine Eltern sind im Himmel“, lacht die elfjährige Rocca (Luna Maxeiner) auf Anfrage ihres verdutzten Schulleiters (Andreas Maertens) und hat damit sogar doppelt Recht. Denn ihre Mutter ist leider schon bei ihrer Geburt verstorben, während ihr Vater (Volker Bruch) gerade als Astronaut auf der Internationalen Raumstation ISS weilt. Aufgewachsen ist Rocca bei ihrem für die Europäische Weltraumorganisation ESA arbeitenden Papa auf dem Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. Jetzt wo er auf Mission im All ist, muss Rocca allerdings nach Hamburg, um übergangsweise bei ihrer Oma Dodo (Barbara Sukowa) zu wohnen. Doch kaum angekommen, löst der menschliche Wirbelwind ein großes Chaos aus. Nicht nur muss die Großmutter wegen ihr und eines allzu forschen Eichhörnchens ins Krankenhaus – was natürlich das Jugendamt auf den Plan ruft. Nebenher sorgt Rocca auch in ihrer neuen Schule für jede Menge Aufregung. Und dann wäre da noch der Obdachlose Casper (Fahri Yardim), dessen Leben dank ihr weiter aus der Bahn geworfen zu werden droht, bevor es schließlich wieder auf die richtige Schiene kommen kann…
Kritik
Der Film beginnt mit der Titelheldin, die eine riesige Verkehrsmaschine auf dem Hamburger Flughafen notlandet und sich dann mit dem Skateboard vom Acker macht, bevor die Sicherheitskräfte und sensationsgierige Journalisten anrücken können. Dieses Szenario ist wahrscheinlich sogar für kleine Kinogänger hart am Rande des Glaubwürdigen. Lernen wir das Mädchen in den folgenden 100 Minuten erst einmal etwas besser kennen, merken wir, dass solche Aktionen für die moderne Variante einer Pippi Langstrumpf aber nichts Besonderes sind. Ohnehin ist die Kleine eher eigenwillig. Für sie ist nicht wichtig, ob jemand angesagte Klamotten trägt, wie beliebt er oder sie ist oder wie viel Geld man hat. Wenn jemand Hilfe braucht, ist die angehende Raumschiffpilotin zur Stelle – ohne Bedingungen. Sorgen oder gar Ängste um sich selbst und ihre jeweilige Situation bereitet sie sich dabei schon gar nicht. Denn – wie Rocca auf pfiffige Weise feststellt – würde das ja wohl ohnehin nichts bringen, oder?
Luna Maxeiner ist ein Glücksfall für die Produktion und für das Publikum. Die talentierte Newcomerin – bisher war sie lediglich in drei Episoden der TV-Serie „Club der roten Bänder“ zu sehen – spielt ihre Rolle wunderbar authentisch und engagiert als sympathisch offenes, kluges, dazu rücksichtsvoll-empathisches Wesen mit minimaler Toleranz für Ungerechtigkeiten jeglicher Art. Wo andere ein Problem sehen, sieht sie eine Lösung. Die mag den großen Zuschauern, wie im Fall mit der Situation der Obdachlosigkeit in Hamburg, vielleicht schon mal etwas naiv erscheinen, zeigt den Kindern im Publikum aber dass durch Einfühlungsvermögen, Einfallsreichtum und Zivilcourage festgefahren erscheinende Missstände durchaus verbessert werden können. Was das Mobbing in Roccas Klasse angeht, findet das Drehbuch (Hilly Martinek, „Honig im Kopf“) gar einen absolut plausiblen, gegenüber allen Beteiligten respektvollen Weg für sie dieses zu beenden. Die Protagonistin im türkisen Overall ist ein tolles Vorbild für Kinder. Und das längst nicht nur für Mädchen.
2018 war Regisseurin Katja Benrath mit ihrem Kurzfilm-Drama „Watu Wote: All Of Us“ für den Oscar nominiert. Anhand ihres ersten Langwerks „Rocca verändert die Welt“, belegt sie nun, dass sie sich im Spielfilm-Sujet ganz souverän bewegt. Benrath hat einen rundum positiven, optimistischen und dabei sogar für Eltern oder große Geschwister mächtig unterhaltsamen Jugendstreifen erschaffen. Dessen größter Trumpf ist natürlich sein selbstbewusst und erfrischend frech auftretender Star. Doch der Rest des Casts, mit so bekannten Gesichtern wie Barbara Sukowa („Die abhandene Welt“), Detlev Buck („Magical Mystery“), Cordula Stratmann („Sweethearts“), Mina Tander („Seitenwechsel“) und dem immer amüsanten Michael Maertens („Bibi & Tina – Voll verhext“), sorgt neben einer Reihe, ihre Sache bewundernswert gut machender, Kids ebenfalls für beste Familien-Unterhaltung. Die wird nach dem Abspann garantiert für Gesprächsstoff sorgen und im Idealfall helfen aus den jungen (vielleicht auch aus den älteren?) Kinofans hoffentlich etwas rücksichtsvollere, tolerantere, mutigere Menschen zu machen. Als kleiner Bonus sei dazu noch angemerkt: Die Filmstadt Hamburg wurde selten zauberhafter, sonniger und attraktiver präsentiert, als hier.
Fazit: Ein lustiger, spannender und turbulenter Jugendfilm, der nicht nur Spaß macht, sondern auch zum Nachdenken anregt. Anhand der liebenswerten Titelfigur bekommen Kids beider Geschlechter hier ein tolles Vorbild.
„Rocca verändert die Welt“ ist ab dem 14. März bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.