The Lucky One – Für immer der Deine

Von einem fies-orangefarbenen Schleier überlagert und vor Romantik triefend: man könnte sagen, THE LUCKY ONE ist Kitsch pur. An dieser Äußerung wäre noch nicht einmal etwas falsch, allerdings kann Kitsch auch seine guten Seiten haben. Er kann gefallen, sofern er dem Zuschauer nicht allzu penetrant entgegengeschleudert wird. Ob die Schmonzette mit Mädchenschwarm Zac Efron dazu in der Lage ist, lest Ihr in meiner neusten Kritik.
Der Plot
Nach seinem Einsatz im Irak kehrt der traumatisierte U.S. Marine Sergeant Logan Thibault (Zac Efron) nach Hause zurück. Im Gepäck: Das Foto einer Unbekannten, das ihm durch eine glückliche Fügung das Leben rettete. Er begibt sich auf der Suche nach seinem Schutzengel und findet ihn. Ihr Name: Beth (Taylor Schilling), die eine Hundepension leitet und einen Sohn hat. Um sie näher kennen zu lernen, gibt Logan vor, für Beth arbeiten zu wollen und heuert als Aushilfe in der Pension an. Während seiner Arbeitszeit freundet er sich mit Beths Sohn Ben an und beginnt, Gefühle für die blonde Schönheit zu entwickeln. Doch die muss sich nicht nur mit ihrem Ex-Mann herumschlagen, sondern muss seit einem Jahr den Tod ihres Bruders verarbeiten, der zwölf Monate zuvor bei einem Einsatz im Irak ums Leben kam.
Kritik
Machen wir uns nichts vor: im Grunde ist „The Lucky One – Für immer der Deine“ die Hollywood-Version eines x-beliebigen Rosamunde Pilcher-Filmes. Dass dieses Genre boomt beweist allwöchentlich der Blick in die Fernsehzeitung, einschließlich der am Folgetag veröffentlichten Einschaltquoten. Was spricht also dagegen, das bewährte Schmonzetten-Prinzip ein wenig aufzublasen und es – mit Hollywoods A-Prominenz in den Hauptrollen – in die Kinosäle zu entlassen? Das Publikum jedenfalls fand sich schnell: über eine halbe Million Zuschauer sahen den Streifen in den hiesigen Kinos. Doch was ist es, was die bereits siebte Verfilmung eines Romans von Nicolas Sparks hierzulande zu solch einem Anti-Flop machte? „The Lucky One“ bietet von vornherein berechenbare Kinounterhaltung. Die Story funktioniert nach dem Schema-F, welches alle Sparks-Verfilmungen verfolgen: Dank glücklicher Fügung finden zwei Menschen zusammen. Die Szenerie wird durch Schwierigkeiten von Außen oder den Protagonisten selbst verschuldet durcheinandergewirbelt und schließlich folgt das Happy End. Das ist nicht besonders originell, nicht innovativ. Aber es scheint vor allem das weibliche Publikum auf einer Ebene anzusprechen, die Nicolas Sparks früh vorhergesehen hat.

Taylor Schilling gefällt als Zac Efrons Schutzengel.
Seine Streifen stillen den in uns allen mehr oder weniger vorhandenen Durst nach Kitsch und unterhalten so auf eine eigentlich recht billige, da berechenbare Art und Weise. Denn der Unterschied zwischen Sparks‘ Romanzen und anderer Romantik-Kost aus Hollywood ist schlicht: seine Filme, so auch der hier besprochene, möchten dem Zuschauer mit aller Gewalt die Gefühle eintrichtern, die das Protagonistenpaar in der jeweiligen Szenerie verspürt. Mithilfe von punktgenau eingesetzten Musiken und aufdringlichem Farb- und Lichtspiel versteht auch der weniger romantikaffine Zuschauer, wann er welche Szenerie wie zu finden hat. Diese Holzhammer-Methode nimmt allerdings jedwede Authentizität aus Plot und Inszenierung, da man den Machern hinter „The Lucky One – Für immer der Deine“ die Passion für ihr eigenes Werk nicht abnimmt. Alles wirkt kalkuliert und kommt ohne jegliches Herzblut daher. In den Sequenzen, die die dünne Geschichte in Form von Zeitlupen oder Kamerafahrten zu romantischer Musik lediglich strecken sollen, fallen diese Mängel besonders auf. Im Grunde ist der Plot in zwei, drei Sätzen erzählt und könnte mithilfe einer tiefer gehenden Auseinandersetzung mit dem Thema des Kriegstraumas eine dichte Atmosphäre aufbauen. Stattdessen behandelt man diese Thematik lediglich am Rande und arbeitet sie innerhalb der ersten Viertelstunde ab. Selbiges gilt für das Verarbeiten vom Verlust, den Beth, gespielt von einer souveränen Taylor Schilling („Dark Matter“, „Mercy“), durchmacht. Auch der Erzählstrang über ihre gescheiterte Ehe bleibt nur angerissen.
Dadurch, dass Rigesseur Scott Hicks („Shine“, „Rezept zum Verlieben“) all die ernsten Thematiken ausschließlich anreißt, nie zu Ende und zudem äußerst oberflächlich erzählt, würde es der Film nie schaffen, ohne den Kitsch-Holzhammer überhaupt zu Herzen zu gehen. Dabei birgt das Drehbuch tatsächlich Potential für ein ernst zu nehmendes Drama. Stattdessen machte Hicks daraus eine schmierige Schmonzette, in der auch das Protagonistenpaar nicht annähernd sein wirkliches Können unter Beweis stellen kann.

Zac Efron beweist sich erstmals abseits der typischen Teenie-Rollen.
Zac Efron („High School Musical“, „17 Again“) hat dennoch das große Los gezogen, tritt er mit seiner Rolle als kriegstraumatisierter Ex-Sergeant doch endgültig und vollkommen verdient aus seinem Teenie-Star-Image heraus. Zusammen mit seiner Filmpartnerin Taylor Schilling harmoniert er wunderbar, bleibt jedoch wie erwartet nur an der Oberfläche der Emotionen. Eine allzu tiefe Bindung nimmt man den beiden nicht ab. Dafür sind die Figuren viel zu eindimensional und jede Form der Interaktion zwischen den beiden zu gewollt und gezwungen. Erst recht, wenn ihre Interaktion sich auf Blicke und Gesten beschränkt. In den Dialogpassagen hielt man sich schließlich mit allzu schnulziger Gefühlsduselei zurück. Vor allem aber überzeugt die Schauspielleistung des Newcomers Riley Thomas Stewart („Der Biber“, „How I Met Your Mother“), der in die Rolle des kleinen Ben schlüpft. Seine unbedarfte Art macht vor allem das Zusammenspiel mit Efron zwischenzeitlich wahrlich sehenswert und macht Spaß. Zwar steht auch bei dem Kleinen allzu oft ein „Hab mich lieb!“ auf der Stirn, leider suchten sich die Macher allerdings einen derart süßen Jungen aus, dass man es tatsächlich tut. Zudem wirkt sein Agieren authentisch und schafft es, dass man zwischenzeitlich schmunzelt, weil man es möchte – nicht, weil man es soll. Und schließlich ergibt sich an dieser Stelle die Antwort auf die Ausgangsfrage: Liebhaber derartiger Kost lieben es einfach, sich sicher zu fühlen. Denn dem immer gleichen Schema ausgesetzt zu sein, bedeutet zwar, nicht überrascht zu werden, doch das kann – eigentlich – auch mal ganz schön sein.
Fazit: „The Lucky One – Für immer der Deine“ ist absolut berechenbare Romanzen-Unterhaltung, die sich wohl hauptsächlich an Verehrerinnen Nicolas Sparks‘ richtet, die mit seiner Art von Literatur etwas anfangen können. Das Drehbuch hat ohne Zweifel gute Ansätze, welche schließlich unter all der Holzhammer-Romantik begraben werden. Stellenweise sieht der Streifen richtig gut aus, allerdings ist nicht ein Element des Dramas nicht vorab berechnet worden. Vor allem der Plot ist sowohl vorhersehbar, als auch zum Ende hin ungeheuer inszeniert. Von der anfänglich noch leicht vorhandenen Glaubwürdigkeit büßt die Story nach und nach immer mehr ein, bis das Augenmerk schließlich nur noch darauf liegt, jede Träne traurig und jedes Liebesgeständnis rührend zu finden. Das mag hoffnungslosen Romantikern gefallen – anspruchsvolle Filmfreunde dürften dem Streifen ab etwa der Hälfte den Rücken kehren. Und das, obwohl die Darsteller noch am wenigstens dazu beitragen dürften. Ihnen sei zu wünschen, dass man ihnen in ihrem nächsten Film mehr zutraut, als sich anzuschmachten und traurig zu gucken.