Love and Monsters

Über ein Jahr nach dem geplanten Kinostart ist LOVE AND MONSTERS endlich in Deutschland verfügbar – und eroberte prompt die Topposition bei Netflix. Wie unterhaltsam das monströse Abenteuer ist, verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Joel (Dylan O’Brien) und Aimee (Jessica Henwick) sind ein junges Paar, das glaubt, dass ihm die Welt offen stünde. Doch dann kommt es zu einem beinahe fatalen Vorfall – den die Staaten dieser Erde so katastrophal händeln, dass deren Eingreifen die Menschheit vom Regen in die Traufe bringt: Zahlreiche Tiere mutieren plötzlich zu großen, gefräßigen Monstern. Bald darauf sind die politischen Strukturen kollabiert und 95 Prozent der Erdbevölkerung gestorben. Einige Jahre später hat der im Untergrund verschanzte Joel die Möglichkeit, wieder Kontakt zu Aimee aufzunehmen. Und kurzerhand beschließt er, den gefährlichen, 80 Meilen weiten Weg auf sich zu nehmen, um seine Liebe wiederzusehen. Unterwegs begegnet er unter anderem dem grimmigen Clyde (Michael Rooker) und der knallharten Achtjährigen Minnow (Ariana Greenblatt)…
Kritik
„Love and Monsters“ war eines der ersten filmischen Opfer der Corona-Pandeme: Ursprünglich für einen Kinostart am 6. März 2020 vorgesehen, wich die Produktion von Paramount Pictures zunächst auf den 17. April 2020 aus. Rückblickend eine sehr optimistische Entscheidung. Während in den USA am 16. Oktober 2020 eine parallele Auswertung im Kino und als VOD erfolgte, beschloss das Studio, den Film international weiter zu verschieben. Nach zwischenzeitlicher Hoffnung, ihn am 12. Februar 2021 auch auf der großen Leinwand starten zu können, kam es schlussendlich zu einem Verkauf an Netflix – wo er kurz nach seinem Start auf Platz eins der aktuellen, internen Streamingcharts landete. Etwas Hype im Vorfeld seiner hiesigen Premiere hat der von „Nachts im Museum“-Regisseur Shawn Levy produzierte Film bereits durch die Academy Awards erhalten – denn bei denen reichte es für eine Oscar-Nominierung in der Sparte „Beste Effekte“. Und das mit Recht: Die Trickeffekte, allen voran die im Titel erwähnten Monster, sind sehr gelungen. Sie sind sehr überzeugend in das reale Bildmaterial integriert, so animiert, dass die mutierten Tiere visuelles „Gewicht“ haben, und das Design der Schreckensviecher findet eine konstante Balance zwischen realistisch und fantastisch-originell.
Doch es sind nicht die am Computer animierten Monster, sondern ein ganz echtes Tier, das sich zum heimlichen Star des Films mausert: Der von Joel entdeckte, unfassbar treue Australian Kelpie namens Boy – ein liebenswerter Hund, der davon besessen ist, das Kleid seiner früheren Besitzerin zu beschützen und Joel immer wieder aus Notsituationen rettet. Das Tiertraining (ausgeführt von Zelie Bullen) ist herausragend, so dass die Boy-Darsteller Hero und Dodge einen tierischen Sidekick mit Charakter abgeben, um den man liebend gern bangt. Die Freundschaft zwischen Joel und Boy ist es auch, die „Love and Monsters“ am deutlichsten von einer anderen, actionreichen sowie postapokalyptischen Geschichte mit Humor abhebt, die von einem schreckhaften und nerdigen jungen Mann handelt: „Zombieland“ aus dem Jahr 2009. Dass die Entwicklung von „Love and Monsters“ drei Jahre nach dem großen Überraschungserfolg von „Zombieland“ begonnen hat, kann bei den vielen Parallelen kein Zufall sein: Joel zeichnet sämtliche Monster und notiert sich, was deren Eigenheiten und Schwächen sind – und er nutzt diese Zeichnungen zu Beginn des Films, um das Publikum als Erzähler darüber zu informieren, wie diese Welt funktioniert. Ähnlich eröffnete „Zombieland“, nur dass es sich dort um schnippisch kommentierte Clips handelt, die die Regeln illustrieren, welche zum Überleben in der Zombie-Apokalypse wichtig sind.
„Das Tiertraining ist herausragend, so dass die Boy-Darsteller Hero und Dodge einen tierischen Sidekick mit Charakter abgeben, um den man liebend gern bangt. Die Freundschaft zwischen Joel und Boy ist es auch, die „Love and Monsters“ am deutlichsten von einer anderen, actionreichen sowie postapokalyptischen Geschichte mit Humor abhebt.“
Und so, wie Jesse Eisenbergs Figur Columbus unter anderem einem schroffen Waffenprofi und einem aufgeweckten, kleinen Mädchen begegnet, das deutlich taffer ist als er, rennt auch Joel während seiner Reise durch’s Land in einen schroffen Waffenprofi und ein aufgewecktes, kleines Mädchen. Glücklicherweise schauen die Drehbuchautoren Brian Duffield („The Babysitter“) und Matthew Robinson („Dora und die goldene Stadt“) nicht zu ausführlich bei „Zombieland“ ab: Die zentralen Figurendynamiken des Films sind anders aufgestellt, und vor allem sind etwaige „Zombieland“-Parallelen stets nur kurze Momentaufnahmen, ehe „Love and Monsters“ wieder andere Wege geht – etwa mittels einer gleichermaßen herzlich wie gewitzt geschriebenen Begegnung mit einer Künstlichen Intelligenz oder einem dritten Akt, der (wenn überhaupt – und definitiv aus reinem Zufall) eher an das „Zombieland“-Sequel erinnert als an das Original. Anders als bei den „Zombieland“-Filmen bleiben die menschlichen Figuren jedoch blass. Dylan O’Brien gibt den schreckhaften Protagonisten, der all seinen Mut zusammennimmt, zwar sympathisch, allerdings ist seine Rolle – wie das gesamte zweibeinige Figureninventar – zu profilarm entworfen, als dass er Eindruck hinterlassen könnte. Für einen kurzweiligen Film reicht das, bloß bleibt nicht viel haften.
Fazit: „Love and Monsters“ ist solide Unterhaltung mit gelungen animierten Monstern und einem der besten Filmhunde der vergangenen Jahre. Da kann man auch mal angesichts der blassen menschlichen Figuren ein Auge zudrücken.
„Love & Monsters“ ist ab sofort bei Netflix streambar.
Endzeit- trifft Feelgood-Movie! Love and Monsters fügt dem Setting der Apokalypse eine überraschend herzliche Note hinzu. In einer Zeit, in der Filme und Serien des Genres Endzeit eher durch die menschlichen Abgründe geprägt sind und die Monster in Zombie- oder ähnlicher Form eher blass bleiben, geht dieser Film einen komplett anderen Weg. Trotz aller Tragik des Ausgangssettings bleiben die in dieser Welt lebenden Charaktere größtenteils positive, herzliche Menschen, die füreinander da sind. In einer wiederholt im Film verwendeten Gesprächseröffnung wird sogar mit der Erwartungshaltung des Zuschauers kokettiert, dass in einem Endzeitfilm Verrat und Niedertracht hinter jeder Ecke zu lauern haben. Dieses Fehlen von Hinterhältigkeit kann man jetzt als flache Charakterzeichnung oder mangelnde Tiefe der Figuren auslegen, ich finde es aber erfrischend mutig im Bruch mit den Genre-Konventionen. Und auch die Monster haben „Charakter“, was sie von gängigen Produktionen deutlich abhebt. Fügt man hierzu noch das detailierte World-Building und, ja, einen der besten Filmhunde der jüngeren Zeit, kommt man hier auf ein wirklich unterhaltsames Gesamtpaket.