Aquaslash

Eine tödliche Wasserrutsche als Antagonist eine spaßigen Teenieslashers – die Prämisse des kanadischen Genreflicks AQUASLASH klingt vielversprechend, wäre in einem Kurzfilm oder Fake-Trailer allerdings deutlich besser aufgehoben. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.

OT: Aquaslash (CAN 2019)

Der Plot

Was wäre ein Abschlussjahr ohne angemessene Abschlussfeier? Für einige Studenten der Grund, die bestandenen Prüfungen wie jedes Jahr im Wet Valley Spaßbad zu feiern. Allerdings gab es eben in diesem Wasserpark vor genau 35 Jahren einen rätselhaften, noch immer ungeklärten Unglücksfall mit einigen Toten. Doch hält sie diese längst in Vergessenheit geratene Geschichte nicht von ihrem Vorhaben ab, eine ihrer legendären Riesenpartys mit Alkohol, Sex und Drogen zu feiern. Highlight der Feier soll ein Wasserrutschen-Contest werden. Doch bemerkt niemand der Feiernden, die messerscharfen Klingen in den Rutschen. Schon bald verwandelt sich das Spaßbad in ein Blutbad!

Kritik

Manchmal genügt schon eine einzige, simple Idee, um einen ganzen Spielfilm auf den Weg zu bringen. Auf „Ich stelle mir einen Thriller vor, der einzig und allein in einer Telefonzelle spielt!“ ließ Joel Schumacher 2002 „Nicht auflegen!“ folgen. David F. Sandberg erdachte eine Horrorgestalt, die sich ausschließlich im Dunkeln fortbewegen kann und machte daraus erst den Kurzfilm und danach den Langfilm „Lights Out“. Und hätte Edgar Wright nicht irgendwann mal den Geistesblitz gehabt, einen Actionfilm anhand eines pumpenden Soundtracks aufzuziehen, wäre uns allen zu unserem Bedauern „Baby Driver“ verwehrt geblieben. Der kanadische Regisseur und Autor Renaud Gauthier („Discopath“) hatte ebenfalls eine solche Idee: Was wäre, wenn eine Wasserrutsche zum ultimativen Mordwerkzeug wird, sodass die Rutschenden als Ganzes hinein aber gemehrteilt wieder aus ihr herauskommen? Nur leider ist sein bereits 2019 fertiggestellter „Aquaslash“ der beste Beweis dafür, dass eben nicht jeder verrückte Gedankengang einen Spielfilm rechtfertigt. Denn obwohl der hierzulande ab sofort auf DVD und Blu-ray erhältliche Fun-Slasher noch nicht einmal 80 Minuten lang ist, handelt es sich dabei um ein äußerst träges Unterfangen, dessen Handlung spürbar um eine einzige Szene herum konzipiert wurde.

Priscilla (Brittany Drisdelle) ahnt noch nicht, dass dieser Tag kein schönes Ende nehmen wird…

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Filmemacher die gleichermaßen cleane wie Urlaubsfeeling versprühende Kulisse eines Spaßbads nutzt, um darin eine blutige Eskalation stattfinden zu lassen. 2012 spielte John Gulagers mäßiges „Piranha 3D“-Sequel „Piranha 2“ (oder im Original deutlich kreativer: „Piranha 3DD“) ebenfalls in solch einer Schwimmbadidylle, in der sich, genau wie in „Aquaslash“, eine Gruppe feierwütige Teenager feuchtfröhlichen Alkokol-, Sex- und Partyeskapaden hingibt, bevor das große Fressen in Form von blutdürstigen Piranhas über sie hineinbricht. Zugegeben: Das Bild eines mit glasklarem Wasser gefüllten Swimmingpools, der sich nach und nach blutrot einfärbt, hat etwas Reizvolles. Und da „Piranha 2“ nicht bloß keinerlei Hehl aus seiner abstrusen Prämisse machte, sondern auch noch ordentlich auf die Tube drückte, um seinem Publikum möglichst rasch gutaussehende Männer und Frauen mit abgefressenen Gliedmaßen zu präsentieren, funktionierte das Slasher-Sequel immerhin als kurzweiliges Einmalvergnügen. Ein solches suggeriert auch der Trailer zu „Aquaslash“ – da haben die PR-Verantwortlichen ganze Arbeit geleistet. Immerhin haben sie genau die Bilder für ihre Vorschau ausgewählt, die man als Zuschauer:in sehen möchte, wenn man die Grundidee von „Aquaslash“ erfährt: In einem Film über eine ihre Nutzerinnen und Nutzer zerteilende Wasserrutsche möchte man nun mal Bilder von genau diesem Szenario sehen.

„‚Aquaslash‘ ist der beste Beweis dafür, dass nicht jede verrückte Idee einen Spielfilm rechtfertigt.“

Doch während der Trailer zu einem Großteil aus genau diesen Bildern besteht, hat der gerade einmal 71 Minuten lange Spielfilm diese kaum zu bieten. Stattdessen dauert es eine geschlagene Stunde, eh es in „Aquaslash“ blutig wird. Die sechzig Minuten zuvor wendet der auch für das Skript zuständige Renaud Gauthier dafür auf, zwischen unausstehlich und uninteressant changierende Charaktere einzuführen, die als Kanonenfutter für eine dramaturgisch wie ein „Final Destination“-Film aufgebaute Horrorproduktion funktionieren würden (in Russland wurde „Aquaslash“ sogar unter dem Titel „Final Destination: Waterpark“ vermarktet); Schließlich geht es hier weitaus weniger darum, mit den Figuren mitzufiebern als darum, dabei zuzusehen, wie diese möglichst kreativen Kills zum Opfer fallen. Doch bis es zu ebendiesen Kills kommt, müssen sie einen Plot tragen, der den Terminus „Story“ kaum verdient. Renaud Gauthier führt unkoordiniert Charaktere ein und dichtet ihnen halbgare zwischenmenschliche Verbindungen an, sodass er hier und da Dreiecks-Liebesbeziehungen, Affären und Freundschaften behaupten kann. Doch für keine von ihnen interessiert sich Gauthier im weiteren Verlauf genug, um sich erzählerisch von der absoluten Irrelevanz loszulösen. Alles per se halb so schlimm, wäre „Aquaslash“ denn das, was der Filmtitel verspricht. Doch hier muss man sich eben durch ätzend-zähe 60 Minuten quälen, um den Pay-Off serviert zu bekommen, den die Prämisse verspricht.

Die Wasserrutsche wartet auf ihre Opfer.

Es macht tricktechnisch schon was her, wenn die feierwütigen Teens auf explizit-blutige der Killerrutsche zum Opfer fallen: Zwei überdimensional große Messer fungieren hier wie ein Gemüseschneider und mehrteilen die heransausenden Opfer, während das Wasser ihre sterblichen Überreste ins Auffangbecken transportiert. Wenn sich dann auch noch das Wasser in Windeseile knallrot färbt, ist „Aquaslash“ für einen kurzen Moment genau das, was Titel und Trailer suggerieren. Erst recht, weil auch die zum Großteil plastischen Trickeffekte der Blood Brothers (zeichneten auch für die Effekte von u.a. „Turbo Kid“ verantwortlich) ein Gefühl des Achtzigerjahre-Slasherkinos heraufbeschwören, wie es heutzutage nur noch selten zu sehen ist. Doch leider versäumt es Renaud Gauthier, im Vorfeld dieser einen (und einzigen!) Szene eine entsprechende Spannung aufzubauen. „Aquaslash“ dümpelt bis zum Finale ohne jedwedes Gespür für Atmosphäre vor sich hin, schafft es dadurch noch nicht einmal, eine positive Erwartungshaltung zu schüren. Zwar pflastern einige in Ego-Perspektive ausgeführte Kills an noch unwichtigeren Figuren den Weg hin zum Wasserrutschengemetzel, doch wirken diese aufgrund der dilettantischen Inszenierung eher unfreiwillig komisch. Was bleibt ist am Ende diese eine nette Idee und die Erkenntnis, dass nicht jede von ihnen auch für einen Spielfilm taugt.

„Wenn sich das Wasser in Windeseile blutrot färbt, ist „Aquaslash“ für einen kurzen Moment genau das, was Titel und Trailer suggerieren.“

Fazit: „Aquaslash“ ist eine ziemliche Mogelpackung. Das auch von der deutschen Subline „Vom Spaßbad zum Blutbad“ heraufbeschworene Gemetzel kommt zwar tatsächlich, aber erst nach einer Stunde. Und dann ist es in solch einer Windeseile vorbei, dass sich die ätzenden sechzig Minuten zuvor kaum für ihren Pay-Off rechtfertigen lassen. Unser Tipp: Lieber nochmal Alexandre Ajas „Piranha“ schauen.

„Aquaslash“ ist ab sofort als DVD und Blu-ray erhältlich.

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