Piranha 2

Endlich ist es wieder soweit: Die blutrünstigen Piranhas des Victoria Lake aus „Piranha 3D“ dürfen sich erneut durch Hollywoods barbusige C-Prominenz beißen und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Diesmal allerdings nicht unter der Leitung von Terror-Spezialist Alexandre Aja. Stattdessen nahm der unbedarfte John Gulager auf dem Regiestuhl Platz, der mit PIRANHA 2 seinen ersten, von der Außenwelt beachteten Spielfilm abliefert. Noch absurder, noch kurioser, noch sinnloser: So präsentiert sich der zweite Teil der fischigen Trash-Reihe und macht dabei vieles richtig, aber leider auch ein paar Fehler. Welche, das lest Ihr in meiner heutigen Kritik.
Der Plot
Chet (David Koechner) ist 51-prozentiger Teilhaber eines heruntergekommenen Wasserparks. Gegen den Willen seiner Stieftochter Maddy (Danielle Panabaker), die Meeresbiologie studiert und die restlichen 49 Prozent besitzt, baut er den Park wieder auf, nennt ihn „The Big Wet“ und hofft auf einen sich bald einstellenden Erfolg. Durch freien Eintritt für Ladys mit Doppel-D-Körbchen und einen FKK-Adult-Pool, erhofft er sich schnelle Berühmtheit und scheut keine Kosten, um zur großen Eröffnung niemand Geringeren als David „The Hoff“ Hasselhoff einzuladen. Seiner Tochter missfällt dieser Plan. Nachdem einige ihrer Freunde von fiesen Fischen angegriffen und zum Teil getötet werden, sucht sie den Meeresbiologen Mr. Goodman (Christopher Lloyd) auf – seines Zeichens Piranha-Spezialist, der bereits während des Massakers im Victoria Lake zu Rate gezogen wurde. Dieser klärt Maddy auf: Die Piranhas haben überlebt, sind noch stärker geworden und können mittlerweile sogar Stahl durchbrechen. Doch was noch viel schlimmer ist: Die Fische nehmen über unterirdische Seen direkten Kurs auf „The Big Wet“. Den Ort, wo sich gerade tausende feierwütige Teenager tummeln…
Kritik
Im Grunde ist „Piranha 3DD“ nichts anderes als eine gestraffte Form seines kultambitionierten Vorgängers. Gestrafft bedeutet in diesem Fall, dass sich Regisseur John Gulager („Feast“) dazu hinreißen ließ, die kaum vorhandene Handlung aus Teil eins noch einmal auf das Nötigste herunter zu kürzen und die ohnehin schon dünne Story noch ein wenig dünner zu machen. Das Ergebnis: „Piranha 3DD“ – oder „Piranha 2“, wie der Streifen in Deutschland heißt – besitzt im Grunde überhaupt keine Handlung mehr. Vielmehr reiht sich in dem Splatterspektakel ein kurioser Einfall, teils komischer, teils dämlicher Natur, an den nächsten. Bei näherem Hinsehen lässt sich zwar ein blassrosa Faden erkennen, der hat jedoch zu keinem Zeitpunkt irgendeine Relevanz und dient lediglich dazu, die kurzgeschichtenartigen Einfälle miteinander so zu verknüpfen, dass man eine Form der Chronologie erkennt.
Dies alles stört jedoch keineswegs. Im Gegenteil. Wo andere C- und D-Movies ihrem Zuschauer noch eine strukturierte Handlung (wohlmöglich gar eine ernstzunehmende) vorgaukeln, gaben die Macher von „Piranha 3DD“ nichts auf jedweden Anspruch. Weder an den Zuschauer, noch an den Film, noch an sich selbst. Damit übertrumpft der Nachfolger in Bezug auf den nicht-vorhandenen Plot sogar seinen Vorgänger. Der hatte versucht, unter all dem blutigen Gemetzel sogar noch eine dramatische Rettungsaktion einzubauen und damit für eine der wenigen Schwachstellen gesorgt.
Sein Nachfolger setzt nun alles auf eine Karte, die da lautet „Hirn aus!“ und kramt alle Attribute aus Teil eins hervor, die beim Fanpublikum für Begeisterung sorgten. Die Fische sind noch größer, die Brüste noch praller, die Einfälle noch bizarrer und das ganze Setting noch unrealistischer. Dabei erlaubt sich Gulager allerdings einige Patzer. Obwohl die Realität auch in „Piranha 3DD“ keinen Platz hat, wirkt der Film so, als hätten sich die Macher nicht getraut, wirklich allen ihrer kranken Ideen Unterschlupf zu gewähren. Zwar wirbt der Streifen mit dem Slogan „Coolere Action. Fiesere Fische. Größere Brüste.“ und gerade Letzteres kann nicht widerlegt werden, da man sich wahnsinnig viel Mühe gab, ausschließlich Damen mit ausreichender Oberweite zu besetzen. Doch von der „Cooleren Action“ bekommt man lediglich ansatzweise etwas zu spüren. Während „Piranha“ noch mit einer ordentlichen Splatterorgie zum Ende auftrumpfen konnte und man die Darsteller unter abgenagten Körpern nicht mehr sah, scheint es fast so, als hätten die Leute hinter „Piranha 2“ nicht genug Budget für ein ähnlich großes Schlachtfest gehabt. Doch gerade diese überzogene Szenerie brachte dem Original unter Fans eine Art Kultstempel ein, was sein Nachfolger wohl kaum schaffen wird. Dafür ist der Streifen fast zu brav, denn wo die Handlung noch dünner ist, muss der fehlende Anspruch zwangsläufig anderorts abgefedert werden. In diesem Fall von bizarrer Action. Die gibt es: allerdings hätte es wesentlich mehr sein dürfen. Zwischenzeitig hat derFilm sogar einige Längen, was bei einer Laufzeit von nicht einmal 80 Minuten eigentlich ein Todesurteil ist.
Doch allzu negativ fällt ein Gesamturteil schließlich doch nicht aus. Zwar kann „Piranha 3DD“ (dieser Gag wurde im Deutschen leider fallengelassen) mitnichten an seinen Vorgänger anknüpfen. Dazu fehlt ihm die hohe Schlagzahl an eingebauten Absurditäten und vor allem an Schockmomenten. Doch die paar wenigen können dann zu großen Teilen doch wieder überzeugen. Auch, weil sich die Animation der Fische auf einem ähnlichen Niveau befindet wie in Teil eins. Die schauspielerischen Leistungen hingegen nehmen noch einmal deutlich ab, was nicht zuletzt an den wesentlich dümmlicheren Dialogen liegt, an denen auch die gut aufgelegten Synchronsprecher nichts ändern können. Der Star des Ensembles ist allerdings ohne Zweifel David Hasselhoff, der sich selbst spielt und dies augenscheinlich mit einer erschreckenden Ernsthaftigkeit tut. Dabei beweist der ehemalige „Baywatch“-Darsteller allerdings derart viel Humor, dass man sich im Laufe der Spielzeit fast dabei ertappt, wie man Fan von ihm wird. Auch Christopher Lloyd („Zurück in die Zukunft, Teil 1-3“) ist wieder in Hochform, wenngleich seine kurzen Auftritte wieder nur sehr rar gesät sind, weshalb ihm in „Piranha 3DD“ schlichtweg die Show von Hasselhoff gestohlen wird, was in Teil eins – aus Ermangelung eines Hoffs – nicht möglich war.
Fazit: Auch „Piranha 3DD“ entpuppt sich nicht überraschend als anspruchsvolles Drama-Kino. Wer einen Blick riskiert, sollte sich vorab bewusst machen, dass man hier auf ein ordentlich produziertes B-Movie trifft, das sich – wie schon Teil eins – zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt und insgesamt ein wenig ruhiger, dafür stellenweise verrückter geraten ist. Die Damen sind nett anzuschauen und vor allem die Bilder von den Dreharbeiten zeigen doch, wie viel Herzblut das Team in den Film gesteckt hat. Ansehen also auf eigene Gefahr – wer schon Teil eins mochte, macht mit diesem Teil sicherlich nichts verkehrt!
DVD oder BluRay?
Für DVD-Verhältnisse sieht der Film auf dem Silberling wirklich hervorragend aus. Auch die Extras können sich sehen lassen und bieten einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen. Die DVD ist randvoll mit Interviews und Backstage-Material, sowie Audiokommentaren und Trailern. Die Blu-ray Disc hat dagegen nicht so viel mehr vorzuweisen, dass ein Griff zur blauen Scheibe sieben Euro mehr rechtfertigen würde. Daher gibt es heute eine DVD-Empfehlung!