Die Croods – Alles auf Anfang

Siebeneinhalb Jahre mussten die Fans des Steinzeitspektakels „Die Croods“ auf eine Fortsetzung warten. Nun ist sie da: Trotz Corona-Pandemie gelang DIE CROODS – ALLES AUF ANFANG eine starke Performance an den Kinokassen. Jetzt bleibt zu hoffen, dass wir den Film auch bald in Deutschland zu sehen bekommen. Mehr dazu verraten wir in unserer Kritik.
Der Plot
Was könnte gefährlicher sein als prähistorische Kreaturen mit gewaltigen Zähnen? Was könnte schlimmer sein als das Ende der Welt? Seit sie in der fernen Vergangenheit zum ersten Mal ihre Höhle verließen, haben die Croods alle Gefahren. Doch nun trifft die Familie plötzlich auf ihre bislang größte Herausforderung: eine andere Familie! Als sich die chaotische Truppe um Familienoberhaupt Grug (Originalstimme: Nicolas Cage) auf den Weg macht, um ein neues und vor allem sicheres Zuhause zu finden, entdecken sie, versteckt hinter hohen Mauern, ein idyllisches Paradies. Das scheint all ihre Probleme zu lösen, denn hier gibt es Essen in riesigen Mengen. Es gibt nur ein klitzekleines Problem – Familie Bessermann (Betonung auf „Besser“) wohnt schon dort! Ein modernes Baumhaus, die neuesten Erfindungen und ein professionell angelegter Garten voller Obst und Gemüse – die Bessermanns (Peter Dinklage und Leslie Mann) sind anscheinend schon in der Zukunft angekommen, während die Croods noch einige Stufen auf der Evolutionsleiter vor sich haben. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die urzeitlichen Fetzen fliegen, als die Bessermanns die Croods als Hausgäste aufnehmen. Aber die beiden Familien werden gezwungen, ihre Unterschiede zu akzeptieren, als eine neue Bedrohung auftaucht…
Kritik
Zwischen 2010 und 2020 gelang es den Filmstudios von Hollywood, zehn neue, massentaugliche Animationsfilmreihen zu etablieren. Bis auf „Sing“ – eine CGI-Castingshow mit singenden und tanzenden Tieren, deren Fortsetzung bereits bestätigt ist – haben „Ich – Einfach unverbesserlich“, „Pets“, „Die Eiskönigin“ und Co. bis zum Ende des Jahres 2020 mindestens ein Sequel nach sich gezogen. Für Dreamworks‘ „Die Croods“ aus dem Jahr 2013 sah das lange Zeit gar nicht so aus. Nach Startschwierigkeiten im Produktionsprozess stoppte Universal Pictures die Pläne an „Die Croods 2“ im November 2016, nur um sie ein knappes Jahr später wieder aufzunehmen. Damit liegen zwischen dem Start des ersten und des zweiten Teils rund 7,5 Jahre – es ist die längste Zeitspanne zwischen zwei Reihenteilen aus dem Hause Dreamworks Animation, den bisherigen Rekord hielt „Kung Fu Panda“. Aufgrund der Corona-Krise sah es dann allerdings so aus, als hätte sich diese lange Wartezeit für das Studio nicht gelohnt. Doch dann gelang „Die Croods – Alles auf Anfang“ überraschend der mit Abstand beste Neustart eines Kinofilms seit Beginn der Pandemie – und auch wenn die Einnahmen natürlich längst nicht an reguläre Box-Office-Zahlen heranreichen, konnte der Film seine Produktionskosten von rund 65 Millionen US-Dollar längst wieder einspielen. Wie es hierzulande um den Filmstart bestellt ist, steht aktuell noch in den Sternen. In den Vereinigten Staaten ist „Die Croods 2“ mittlerweile als Leih-VOD erschienen und führt dort erwartungsgemäß die Streamingcharts an. Es bleibt im Anbetracht der einmal mehr herausragend animierten, farbenprächtigen Welten nur zu hoffen, dass es dem deutschen Publikum vergönnt sein wird, das Trickfilmsequel in den Kinos zu bestaunen.
Bei der Oscarverleihung 2014 ging „Die Croods“ leer aus. Das ist aber auch nicht allzu verwunderlich, wenn man sich einmal die Konkurrenz in der Kategorie „Bester animierter Spielfilm“ anschaut: Das Steinzeitabenteuer musste sich nicht nur gegen den späteren Gewinner „Die Eiskönigin“, sondern auch gegen „Ich – Einfach unverbesserlich 2“, den Ghibli-Anime „Wie der Wind sich hebt“ und den französischen Außenseiter „Ernest & Célestine“ durchsetzen. Darüber hinaus starteten im Umfeld von „Die Croods“ auch noch das Pixar-Prequel „Die Monster Uni“ sowie „Wolkig auf Aussicht mit Fleischbällchen 2“, „Epic – Verborgenes Königreich“ und „Die Schlümpfe 2“. Über zu wenig Auswahl konnten sich kinoliebende Familien im Jahr 2013 also nicht beklagen. Gut für die Lichtspielhäuser, weniger gut für den potenziellen Auftakt einer Reihe, der sich seine Anhänger erst einmal erarbeiten muss. Dass den beiden Regisseuren Kirk DeMicco und Chris Sanders dies dennoch gelingen konnte, liegt in erster Linie an den hochcharmanten Figuren, der herausragend kreativ gedachten Welt (solche Tier- und Pflanzenkreationen wie hier hat man vorher noch nicht gesehen!) und dem staubtrockenen Humor, mit dem Grug, Eep (Emma Stone), Guy (Ryan Reynolds) und der Rest der Truppe ihr Abenteuer bestreiten. Obwohl hinter den Kulissen kräftig durchgemischt wurde, ist es dem vierköpfigen Autorenteam um Dan Hageman („The LEGO Movie“) und Regisseur Joel Crawford („Trolls: Feiern mit den Trolls“) kongenial gelungen, die Tonalität des ersten Teils einzufangen – und weiterzuspinnen!
„Obwohl hinter den Kulissen kräftig durchgemischt wurde, ist es dem vierköpfigen Autorenteam um Dan Hageman und Regisseur Joel Crawford kongenial gelungen, die Tonalität des ersten Teils einzufangen – und weiterzuspinnen!“
Ein markantes Markenzeichen des ersten „Croods“-Filmes war es, immer wieder steinzeitliche Entsprechungen für zahlreiche spätere Errungenschaften der Menschheit zu (er-)finden. In der Fortsetzung sind derartige Beobachtungen mehr als bloße Randnotizen und Gagvorlagen: Sie sind der eigentliche Plot. Mit dem Auftauchen der Familie Bessermann werden die Croods von Jetzt auf Gleich auf die nächste Evolutionsstufe katapultiert. Eine Prämisse, die mit dem Wissen um die grenzenlose Fantasie der Schöpfer von Teil eins absolut vielversprechend ist. In „Die Croods – Alles auf Anfang“ bekommen die Zuschauer:innen nun nicht bloß einen Einblick darin, wie sich die Menschen einst das Wohnen in Wohnungen, die Landwirtschaft oder Composting erschlossen haben. Sie bekommen außerdem eine Idee davon, wie das Fernsehen erfunden und wie Tattoos zum Schönheitsideal wurden – um nur ein paar von unzähligen Erfindungen zu nennen, deren Ursprung in „Die Croods 2“ erklärt wird. Darüber hinaus ist das Arsenal an Fantasietieren und -Pflanzen einmal mehr riesig. Das Highlight: eine krude Mischung aus Wolf und Spinne, die gar nicht so böse ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Ein hervorragendes Stichwort für die überraschend aktuelle Message, die „Die Croods – Alles auf Anfang“ innewohnt. Die Art, wie die Croods mit der Familie Bessermann interagiert und neben der Faszination für alles Neue auch eine gewisse Grundskepsis mit hin zu Angst mitbringt, wird im weiteren Verlauf zu einer Grundsatzdiskussion zwischen den konservativen Croods und den progressiven Bessermanns. Mit viel Fingerspitzengefühl gelingt es den Verantwortlichen, die vielen Facetten des Konflikts herauszuarbeiten, indem sie die Ängste der Croods genauso ernst nehmen, wie das Unverständnis der Bessermanns gegenüber der Rückständigkeit der Croods.
Wenn im Mittelteil die Unterschiede zwischen den Familien herausgearbeitet sowie die Vor- und Nachteile beider Lebensstile gegeneinander abgewogen werden, ist „Die Croods – Alles auf Anfang“ klar am stärksten. Im letzten Drittel besinnen sich die Macher dann auf einen weiteren herausragenden Aspekt des Erstlings: die Action. Dato war es Kameralegende Roger Deakins („Blade Runner 2049“), der bei der Ausleuchtung der animierten Filmsets behilflich war, um die Verfolgungsjagden und Kampfszenen so realistisch wie möglich aussehen zu lassen. Für Teil zwei musste das Team zwar auf den Oscar-Preisträger verzichten, der Dynamik der Actionszenen tut das allerdings keinen Abbruch. Diese sind erneut spektakulär anzusehen und punkten neben dem Tempo auch durch den hohen Slapstickgehalt. Insbesondere die quirligen Punch-Monkeys dürften sich mit ihrer äußerst körperlichen Art der Kommunikation viele Fans bei den ganz jungen Zuschauern machen. Die Älteren wiederum dürften die Hintergrundgeschichte der Äffchen dagegen besonders zu schätzen wissen. Weshalb es die possierlichen Tierchen auf die Bessermanns abgesehen und weshalb diese ihr Unheil zum Großteil selbst verschuldet haben, gibt mehr her als ein simpler Gut-gegen-Böse-Konflikt, der einfach nur darauf baut, dass die eine Seite die andere nicht mag. Im Gegenteil: Die hier angesprochenen Problematiken lässt sich auf die Ursachen vieler tiefgreifender Konflikte der Realität anwenden.
„Die Art, wie die Croods mit der Familie Bessermann interagiert und neben der Faszination für alles Neue auch eine gewisse Grundskepsis mit hin zu Angst mitbringt, wird im weiteren Verlauf zu einer Grundsatzdiskussion zwischen den konservativen Croods und den progressiven Bessermanns.“
Für die Fortsetzung kehrte der Voice-Cast aus „Die Croods“ in seine Rollen zurück. Ein Glücksgriff. Denn obwohl die Synchronaufnahmen in der Regel nicht mit allen Beteiligten zusammen durchgeführt, sondern mit jedem Darsteller einzeln aufgenommen werden, kommt einmal mehr ein beachtliches Zusammengehörigkeitsgefühl auf. Man glaubt sofort, dass die Croods perfekt aufeinander eingespielt sind, genauso wie zwischen Peter Dinklage und Leslie Mann als Herr und Frau Bessermann die Chemie stimmt. In der deutschen Fassung sind mit Uwe Ochsenknecht und Janin Ullmann ebenfalls zwei bekannte Stimmen zurückgekehrt. Komiker Chris Tall und TikTok-Star Dalia Mya stoßen neu hinzu.
Fazit: „Die Croods – Alles auf Anfang“ ist eine gelungene Fortsetzung des gleichermaßen lustigen wie kreativen Erstlings, dessen Tonalität die Macher aufgreifen und hervorragend weiterspinnen. Die farbenprächtigen Welten sind für die große Leinwand gemacht.
„Die Croods – Alles auf Anfang“ ist ab dem 8. Juli 2021 in den deutschen Kinos zu sehen.