Das startet am 15. November 2018

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von WESSELS‘ WEEKLY, unserer wöchentlichen Vorschau auf die anstehenden Filmstarts. Heute geht es um den Starttag des 15. November. Während mit „Was uns nicht umbringt“ einer der besten Filme des Jahres (vermutlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit) startet, warten viele Fans schon gebannt auf die Fortsetzung der „Phantastische Tierwesen“-Reihe, deren zweiter Teil „Grindelwalds Verbrechen“ gute Chancen auf einen der besten Starts des Jahres haben wird. Unter dem Prädikat „Geheimtipps“ laufen derweil die Romanverfilmung „Juliet, Naked“ und die US-Satire „Assassination Nation“ an, beide jedoch eher mit Außenseiterchancen auf gute Zuschauerzahlen. Horrorfans hingegen dürfen sich auf eine Neuinterpretation von „Suspiria“ freuen – und Fans banaler Comedy auf „Night School“.
Wenn Ihr mehr zu den einzelnen Filmen wissen wollt, klickt einfach auf’s Plakat und entdeckt dort entweder die Kritik oder den dazugehörigen Trailer. Bei Produktionen, die ich vorab nicht sichten konnte, liefere ich Euch auch diesmal wieder eine Zusammenfassung der Handlung. Und wer lieber daheim bleibt, für den habe ich natürlich auch einen hübschen Heimkinotipp parat. Ich wünsche Euch viel Freude mit dieser neuen Ausgabe und natürlich viel Spaß im Kino!
WAS UNS NICHT UMBRINGT | Regie: Sandra Nettelbeck | DE 2018
Max (August Zirner) ist zwar Psychotherapeut, von den vielen Problemen seiner Patienten ist er allerdings selbst heillos überfordert. Seine beiden Töchter stecken mitten in der Pubertät, seine Ex-Frau (Barbara Auer) plant ein neues Leben mit einem deutlich jüngeren Mann und sein neuer Hund ist noch schwermütiger, als die vielen Menschen, die ihm tagtäglich davon erzählen, was sie alles bedrückt. Eines Tages lernt er Sophie (Johanna ter Steege) kennen. Sie erzählt ihm von ihrer Spielsucht und er verliebt sich. Ganz langsam. Doch dass sich ein Therapeut in seine Patientin verliebt, ist so eigentlich nicht vorgesehen… Um ihn herum versinken derweil die Leben vieler anderer Menschen im Chaos, die alle über kurz oder lang wieder zu Max führen. Denn nur Max weiß: Was sie nicht umbringt, macht sie stärker…
„Was uns nicht umbringt“ ist ein emotionaler Episodenfilm über Ängste, Sehnsüchte und Hilflosigkeit – aber auch darüber, wie wir uns aus eigener Kraft wieder daraus befreien können. Tolle Darsteller, wunderschöne Musik und eine in ihrer Trostlosigkeit malerische Kulisse machen aus Sandra Nettelbecks Werk ein absolutes Must See.
ASSASSINATION NATION | Regie: Sam Levinson | USA 2018
Facebook, Instagram und Snapchat bestimmen den Alltag von Lily (Odeassa Young) und ihren Freundinnen Sarah (Suki Waterhouse), Em (Abra) und Bex (Hari Nef). Sie verabreden sich über Chats und schicken sich lange Sprachnachrichten. Auch wenn sie in ihrer Freizeit miteinander abhängen, ist ihr Smartphone ihr stetiger Begleiter, dem sie bisweilen mehr anvertrauen, als einander. Genau das wird den jungen Frauen eines Tages zum Verhängnis, als ein anonymer Hacker nicht nur ihre Daten, sondern die ihrer kompletten High-School veröffentlicht. Viele pikante Details gelangen an die Oberfläche und schon bald sehen sich die ersten gezwungen, auf ihre ganz eigene Art und Weise darauf zu reagieren: ein tödliches Chaos bricht aus…
Wütend, virtuos gestylt und wider der gesellschaftlichen Doppelmoral: „Assassination Nation“ ist ein filmgewordenes Stück (Jugend-)Zeitgeist mit markiger Ästhetik und großem Zorn im narrativen Bauch.
JULIET, NAKED | Regie: Jesse Peretz | UK/USA 2018
Tucker Crowe: Der Name des geheimnisvollen Rockstars ist das Einzige, was in der leidenschaftslosen Beziehung von Annie (Rose Byrne) und Duncan (Chris O’Dowd) noch für Zündstoff sorgt. 25 Jahre ist es her, dass der gefeierte Musiker (Ethan Hawke) seine letzte Platte „Juliet“ veröffentlichte. Im Gegensatz zu dem fanatischen Tucker-Crowe-Fan Duncan, der alles über den Musiker sammelt, sich leidenschaftlich in Fan-Foren engagiert und völlig außer sich ist, als er plötzlich auf eine neue Songsammlung seines großen Idols stößt, verreißt Annie genau dieses Album „Juliet, Naked“ in jenem Online-Forum, dessen Vorsitzender ihr Ehemann ist – und ausgerechnet sie bekommt plötzlich Post von Tucker Crowe höchstpersönlich, der sich nichts sehnlicher wünscht, als Annie kennenzulernen…
Die auf dem gleichnamigen Roman von Nick Hornby basierende Tragikomödie „Juliet, Naked“ thematisiert auf sehr humorvolle Weise, was passiert, wenn Fantum außer Kontrolle gerät. Ein humorvoller, erzählerische Haken schlagender und stark gespielter Wohlfühlfilm, der nur gen Ende ein wenig an Substanz einbüßt, als er plötzlich noch einen kleinen Tick mehr will, als nur unterhalten.
PHANTASTISCHE TIERWESEN: GRINDELWALDS VERBRECHEN | Regie: David Yates | USA 2018
Am Ende des ersten Films wurde der mächtige Dunkle Zauberer Gellert Grindelwald (Johnny Depp) vom MACUSA (Magischer Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika) mit der Hilfe von Newt Scamander (Eddie Redmayne) festgenommen. Doch Grindelwald macht seine Drohung wahr und entkommt dem Gewahrsam. Er schart ein Gefolge um sich, das seine wahren Pläne nicht kennt: die Herrschaft reinblütiger Zauberer über alle nichtmagischen Wesen. Um Grindelwalds Pläne zu vereiteln, wendet sich Albus Dumbledore (Jude Law) an seinen ehemaligen Schüler Newt Scamander, der seine Hilfe zusagt, ohne sich über die Gefahren im Klaren zu sein. Liebe und Loyalität werden auf die Probe gestellt, und selbst zwischen besten Freunden und innerhalb von Familien entstehen immer mehr Spaltungen in der magischen Welt.
„Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ setzt den gelungenen Auftakt der „Harry Potter“-Spin-Off-Reihe um ein Vielfaches düsterer fort, punktet ein weiteres Mal mit süßen Tierwesen und macht trotz einiger Holprigkeiten im Skript große Lust auf Teil drei.
REISE NACH JERUSALEM | Regie: Lucia Chiarla | DE 2018
Eigentlich war Alice (Eva Löbau) in ihrem Job als Texterin immer erfolgreich. Doch als Freelancerin ist man nicht davor gefeit, auch mal auf die Schnauze zu fallen. Seit Monaten nimmt ihre Zahl an Auftraggebern ab, mittlerweile ist sie Dauergast auf dem Arbeitsmarkt. Hier unternimmt Alice alles, um möglichst schnell wieder Arbeit zu finden. Doch weder die Amtsmitarbeiter, noch ihre Eltern sind ihr dabei eine Hilfe. Also schleppt sich die 38-jährige von Maßnahme zu Maßnahme, schreibt Bewerbungen, verdient sich durch Produkttests was dazu und kann doch nicht verhindern, dass ihre Bezüge gekürzt werden. Das alles wäre ja nur halb so schlimm, wenn Alice nicht auch noch versuchen müsste, den schönen Schein von der unabhängigen Selbstständigen aufrechtzuerhalten. Doch in ihrem Freundeskreis scheinen ohnehin alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein, als dass sich irgendjemand für ihre Probleme interessieren würde…
„Reise nach Jerusalem“ ist ein schmerzhafter Blick auf die Hölle Arbeitslosigkeit. Eva Löbau verkörpert glaubhaft und unerschrocken eine gescheiterte Mittdreißigerin, die alles unternimmt, um wieder fußzufassen – und scheitert. Nicht so der Film. Authentischer hätte man das Thema nicht einfangen können, auch wenn sich das Skript gen Ende ein wenig konstruierter anfühlt, als es sein müsste.
LORO | Regie: Paolo Sorrentino | IT/FR 2018
Italien. Jeder korrumpiert jeden, und alles kreist um den ewig gutgelaunten Cavaliere: Silvio Berlusconi, der geniale Traum-Verkäufer eines Paradieses, das er hemmungslos vorlebt. Als skrupelloser Immobilienverkäufer hat er es vom Schnulzensänger zum Multimilliardär, Medienzar, umjubelten Volkstribun und mächtigsten Mann des Landes gebracht. Jetzt will sich jeder seinen versprochenen Anteil schnappen, angetrieben von maßloser Gier nach Reichtum und Beifall, rauschafter Entgrenzung, und ewiger Jugend: Sergio, der kleine Zuhälter aus der apulischen Provinz mit seiner schönen Helfershelferin Tamara ebenso wie die Politgreise Roms, die es nicht lassen können, sich hinter seinem Rücken zur Macht durchzustechen. In Wahrheit brütet der Cavaliere mit dem perückenhaft gefärbten Haar einsam auf seiner gigantischen Sommerresidenz in Sardinien.
„The Wolf of Wall Street“ in italienisch: „La Grande Bellezza“-Regisseur Paolo Sorrentino erzählt eine halb-fiktive Geschichte des reinen Exzesses, verleiht ihr aber, ganz gegen die zentrale Figur Silvio „Bunga Bunga“ Berlusconi gebürstet, eine würdevolle Galanz.
SUSPIRIA | Regie: Luca Guadagnino | USA/IT 2018
Die junge, zurückhaltende Amerikanerin Susie Bannion (Dakota Johnson) kommt im Jahr 1977 zum renommierten Markos Tanzensemble nach Berlin. Während Susie unter der revolutionären künstlerischen Leiterin Madame Blanc (Tilda Swinton) außergewöhnliche Fortschritte macht, von denen das gesamte Team sehr angetan isr, freundet sie sich mit der Tänzerin Sara (Mia Goth) an. Als Patricia (Chloë Grace Moretz), ebenfalls Mitglied des Ensembles, unter mysteriösen Umständen verschwindet, kommt der Psychotherapeut der jungen Tanzschülerin, Dr. Josef Klemperer (Tilda Swinton alias Lutz Ebersdorf), einem dunklen Geheimnis auf die Spur. Auch Susie und Sara ahnen, dass sich hinter der Fassade von Madame Blanc und ihrer Tanzschule unbarmherzige Hexen verbergen.
Luca Guadagnino hat mit seiner Neuauflage des Hexenhorror-Klassikers „Suspira“ vor allem eines geschaffen: etwas völlig Anderes als das Original! Sein Slowburn-Genrefilm ist zu gleichen Teilen eine okkulte Geschichte über eine ahnungslose Tanzschülerin, die in einer Ballettakademie auf einen brutalen Hexenzirkel stößt, als auch eine filmische Parabel auf deutsche Geschichte.
NIGHT SCHOOL | Regie: Malcolm D. Lee | USA 2018
Der Schulabbrecher Teddy Walker (Kevin Hart) hat sich bisher auch ohne Ausbildung ganz gut durchs Leben gemogelt. Mit viel Einfallsreichtum und losem Mundwerk verkauft er Barbecue-Grills und wird regelmäßig zum Mitarbeiter des Monats gewählt. Als ihm eines Tages durch ein Missgeschick der ganze Laden um die Ohren fliegt, muss er sich nach einem neuen Job umschauen. Eigentlich wollte er schon längst Karriere als Börsenmakler machen, muss aber schon bald feststellen, dass er ohne einen Abschluss maximal in einem Hühnerkostüm vor einer Fastfood-Kette tanzen kann. Also ist er gezwungen, die Abendschule auf seiner früheren High School zu besuchen. Dort trifft Teddy auf den neuen Schulleiter: Ausgerechnet sein damaliger Mitschüler und Schulstreber hat nun das Sagen. Allerdings hat er die Rechnung ohne die knallharte Abendschullehrerin Carrie (Tiffany Haddish) gemacht.
Kevin Hart und Tiffany Haddish blödeln sich durch ein lasches Skript und Regisseur Malcolm D. Lee lässt die Kamera laufen und laufen: Viel zu oft werden in dieser Komödie eh schon maue Gags in die Länge gezogen.
DER KLEINE SPIROU | Regie: Nicolas Bary | FR/BEL 2017
Die Mutter des zwölfjährigen Spirou ist stolz auf ihren Sohn. Nach den Ferien wird auch er an eine Hotelpagenschule wechseln und damit an die langjährige Familientradition anknüpfen. Beinahe jeder in Spirous Familie arbeitete als Page. Nur Spirou will kein Hotelpage werden. Viel lieber bleibt er auf der Schule bei seinen Freunden. Um von dem vorbestimmten Weg wegzukommen, wendet sich Spirou an eine Wahrsagerin, die ihm exotische Reisen und Abenteuer verspricht. Diese Vorstellung gefällt dem Jungen schon deutlich besser als eine Karriere als Liftboy. Spirous Großvater findet es allerdings nicht gut, dass sein Enkel abenteuerlustig ist. Ein Leben als Page bietet doch viel mehr Sicherheit, findet er! Außerdem hört man die so tollsten Geschichten, ohne selbst verreisen zu müssen. Kurzerhand besticht Spirous Großvater die Wahrsagerin bei einem zweiten Besuch Spirous, um dem Jungen eine Zukunft als Page vorherzusagen.
Heimkinotipp: THE RIDER | Regie: Chloé Zhao | USA 2017
Nach einem beinahe tödlichen Rodeo-Unfall muss sich der junge Cowboy Brady Blackburn (Brady Jandreau) mit der Tatsache abfinden, dass er nie wieder reiten kann, und stürzt in eine existentielle Identitätskrise: Immerhin definiert ihn nicht nur seine Umwelt, sondern vor allem auch er selbst als Sioux-Nachkomme sich vornehmlich über seine Arbeit mit Pferden. Fortan aufs Reiten zu verzichten, kommt für ihn einem Super-GAU gleich. Schwer wiegen zudem der abschätzige Blick seines Vaters, der Abschied von seinen enttäuschten Fans und das Fehlen des einzigartigen Gefühls der Freiheit, das ihn auf dem Rücken eines Pferdes durchströmt. Doch Brady gibt nicht auf und versucht, mit den edlen Vierbeinern in Kontakt zu bleiben. Als er den jungen Hengst Apollo kennenlernt, findet er plötzlich wieder zu einer Aufgabe und damit zu neuem Lebensmut zurück…
Chloé Zhaos dokumentarisches Drama „The Rider“ entzaubert den Mythos vom unverwundbaren Cowboy und blickt gleichermaßen schonungslos wie einfühlsam hinter die Fassade dieser leidenschaftlichen Pferdemenschen.
Beim Heimkinotipp ist der Filmtitel falsch. Nur so als kleine Randnotiz. 😉