A World Beyond

Disney schickt im Kampf um die Blockbuster-Krone 2015 sein utopisches Sci-Fi-Adventure A WORLD BEYOND ins Rennen. Bestückt mit Stars wie George Clooney und Hugh Laurie stehen die Zeichen auf Erfolg. Doch das fertige Ergebnis lässt den Zuschauer mit allerhand Fragezeichen zurück. Warum, das verrate ich in meiner Kritik.
Der Plot
Casey Newton (Britt Robertson) ist eine pfiffige Schülerin, die wissenschaftliche Zusammenhänge schneller erfasst, als ihre Mitmenschen. Eines Tages wird ihr ein geheimnisvoller Pin zugespielt. Bei der Berührung der Brosche befindet sich Casey plötzlich in einem Paralleluniversum: in der futuristischen Stadt Tomorrowland. Der atemberaubende Ort wurde von den klügsten Köpfen der Welt designt und die Technik hat ein nie geahntes Niveau erreicht. Doch Caseys Zeit in Tomorrowland ist begrenzt. Als der Pin seinen Geist aufgibt, wird sie von dem jungen Mädchen Athena (Raffey Cassidy) an die Hand genommen, das sie mit dem Wissenschaftler Frank Walker (George Clooney) bekannt macht. Angespornt von wissenschaftlicher Neugier und voller Optimismus begeben sich die beiden auf eine gefahrenvolle Mission. Denn die Welt steht kurz vor dem Kollaps. Ob und wie sie die Herausforderungen, die die beiden in Tommorrowland erwarten, meistern werden, wird die Welt – und sie selbst verändern … für immer!
Kritik
Schon lange bevor „A World Beyond“ hierzulande die Kinoleinwände erreicht, sorgte das Science-Fiction-Abenteuer aus dem Hause Disney für allerhand Gesprächsstoff. Der Familienfilm-Konzern, der zuletzt immer öfter mit einer fragwürdigen Filmtitelpolitik von sich reden machte, versuchte die neueste Produktion von „Ratatouille“-Macher Brad Bird zunächst unter dem Namen „Projekt: Neuland“ zu vermarkten. Der Gegenwind auf diese Entscheidung ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten. Schließlich beugte sich der Mäusekonzern dem Aufschrei der Fans; wenn man der Rechte wegen schon nicht mit dem Originaltitel auftrumpfen kann, so müsse man sich eben einen neuen, vor allem aber griffigen Namen einfallen lassen. Dies ist zwar halbwegs geschehen, dennoch liegt der Verdacht nah, dass sich die mehrmalige Änderung auch auf das Interesse des Zuschauers auswirken wird. Schließlich verfolgt kaum ein Gelegenheitskinogänger das aktuelle Geschehen innerhalb der deutschen Film-PR-Maschinerie so akribisch, wie es Brancheninsider tun. Nach langem Hin und Her versucht man es nun also mit „A World Beyond“ für die filmische Adaption der Disneyland-Themenwelt „Tomorrowland“, wo auch der Originaltitel herrührt. Für die Hauptrollen castete man neben der hinreißenden Newcomerin Britt Robinson („Kein Ort ohne Dich“) solch große Namen wie George Clooney („Monuments Men“) und Hugh Laurie („Dr. House“), sodass sämtliche Zeichen eigentlich auf Erfolg stehen müssten. Doch nicht nur durch die kurzfristige Titeländerung fährt Disney hierzulande auf Risikokurs: auch inhaltlich lässt es sich nur schwer ergründen, womit die 190 Millionen US-Dollar teure Produktion nun eigentlich punkten will.
Ein mangelndes Konzept in Story und Dramaturgie lässt sich „A World Beyond“ nicht vorwerfen. Mit Brad Birds inhaltlich genau erläutertem Plan, seine Geschichte in Form einer unterhaltsamen Abenteuergeschichte aufzubereiten und nicht bloß eine x-beliebige Dystopiefantasie zu erzählen, wagt sich der Filmemacher und Drehbuchautor auf innovatives Terrain. Doch mit dieser Grundidee ist der Entertainmentfaktor des Films rasch erschöpft. Während sich beim Publikum durchgehend die Frage stellt, was genau uns Brad Bird mit seinem Film denn nun eigentlich sagen will, erweist sich ein anderer Faktor als viel problematischer. Dem Sci-Fi-Abenteuer fehlt es vor allem an einem: Herz. Denn obwohl die beeindruckenden CGI-Landschaften ein berauschendes Bild unser aller Zukunft kreieren und eine Kamerafahrt, in welcher Hauptfigur Casey Tomorrowland zum ersten Mal erblickt, zu den phänomenalsten des aktuellen Hollywoodgeschehens gehört, fehlt es „A World Beyond“ an dem eingangs anvisierten, dramaturgischem Unterbau. Mit dem weitestgehenden Verzicht auf allzu lineares Erzählen beweist Brad Bird Mut zur Lücke und wagt sich an interessante Ideen, doch anstatt diese bis zu Ende zu denken belässt er es dabei, einen in der Theorie packenden Film zu machen, dessen Wirkung die Leinwand, geschweige denn den Zuschauer jedoch nie erreicht. Selbst so kreative Ideen wie das Umfunktionieren des Pariser Eiffelturms zur Rakete sind nicht mehr als nett anzusehende Effektspielereien, die auf die so wichtige emotionale Filmebene kaum Einfluss haben.
Mit dem Offenlegen seiner dramaturgischen Karten geht Brad Bird früh in die Vollen und fährt eine Art Konfrontationskurs. Man müsste meinen, mit der genauen Erklärung dessen, wie sein Film denn funktioniert, müsse er gar sämtlichen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Sein Film ist auf dem Papier ein optimistisch-beschwingter Abenteuertrip, der nicht auf Spannung setzt, sondern als eine Art Road Trip funktioniert, der sich am Grundsatz „Der Weg ist das Ziel!“ orientiert. Der Film möchte weder künstlich Spannung schüren, noch mit bemühten Pointen Lacher generieren; Birds Film ist weder Action-Adventure, noch Komödie. Doch dem Regisseur fehlt es an dem Vermögen, den kaum vorhandenen Spannungsbogen mit anderweitigem Unterhaltungswert zu kompensieren. Dies führt dazu, dass der Zuschauer lediglich zum Betrachter eines rauschhaften Filmerlebnisses wird, das in seiner breiten, dramaturgischen Fächerung nur wenig Reiz hat. „A World Beyond“ reißt vieles an und denkt nur wenig zu Ende. Großartiges Interesse für das eindimensionale Geschehen aufzubringen, fällt da schwer und einen wirklichen Mehrwert gibt es kaum. So muss auch die Frage, wer an „A World Beyond“ denn wohl das größte Vergnügen haben wird, unbeantwortet bleiben.
In einigen Faktoren haben die Verantwortlichen jedoch echtes Fingerspitzengefühl bewiesen. Da wäre zum einen das atemberaubende Setdesign, einhergehend mit Computereffekten auf allerhöchstem Niveau, aber auch die Wahl der Darsteller ist gelungen. Allen voran Britt Robinson dürften mit ihrem Engagement in „A World Beyond“ sämtliche Hollywoodtüren offenstehen. Die charmant-natürliche Aktrice beweist sich als beste Besetzung für das „Mädchen von nebenan“ und vereint perfekt ihre toughe mit einer zebrechlichen Seite und jeder Menge Gespür für humoristisches Timing. Zeitweise spielt sie gar Kollege George Clooney an die Wand, mit dem Disney zwar den ganz großen Besetzungscoup wähnt (nicht umsonst wird vorzugsweise mit seinem Namen für „A World Beyond“ gewoben), der den Film jedoch nicht ansatzweise so sehr prägt wie Robinson oder auch Hugh Laurie in der Rolle des undurchsichtigen Widersachers.
Fazit: Auch das spektakulärste Design kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es „A World Beyond“ an den notwendigen Ecken und Kanten mangelt, die den Zuschauer aktiv ins Geschehen involvieren würden. Denn mauen Spannungsbogen vermag die bezaubernde Hauptdarstellerin Brit Robertson noch auszugleichen, die fehlende Seele jedoch nicht.
„A World Beyond“ ist ab dem 21. Mai bundesweit in den Kinos zu sehen.
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