Mad Max: Fury Road

Ganze 30 Jahre nach dem letzten Teil liefert George Miller mit MAD MAX: FURY ROAD den jahrzehntelang in der Schwebe befindlichen (und ebenso lang heiß ersehnten) vierten Part der „Mad Max“-Reihe nach und sorgt damit für einen Quantensprung im modernen Blockbusterkino. Ein Film, so irrwitzig wie seine Figuren und so bombastisch wie die Kulisse, in der er gedreht wurde: An diesem Actionspektakel führt in diesem Sommer kein Weg vorbei! Mehr zum Film lest Ihr in meiner Kritik.

Mad Max: Fury Road

Der Plot

Nach nuklearen Stürmen liegt die Erde brach. Über lebensnotwendige Dinge wie Wasser herrscht das Regime des brutalen Warlords Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne), der in der staubigen Wüste Kinder zu Kampfmaschinen heranzüchtet und dem sich alle Menschen zu unterwerfen haben. Als der ehemalige Polizist Max Rockatansky (Tom Hardy), seit dem Verlust von Frau und Kind gebrochen und von Halluzinationen geplagt, in die Gefangenschaft von Joes Schergen gerät und sich nur mit Müh und Not aus dieser befreien kann, trifft er in der kargen Wüstenlandschaft auf die undurchsichtige Furiosa (Charlize Theron), die mit mehreren jungen Frauen quer durchs Land reist, um zurück zu ihrer sicheren Heimat zu gelangen. Widerwillig schließen sich beide zusammen, denn am Horizont tut sich bereits ein Konvoy aus Gefährten auf, die Max‘ kühnsten Albträumen entsprungen sein könnten. Was folgt, ist eine Hetzjagd quer durch die Wüste, immer geradeaus auf der Fury Road…

Kritik

Mit Ausnahme des britischen Gentleman-Spions „James Bond“ sind die Geschichten diverser anderer Kinohelden, deren Schicksal innerhalb eines Hollywood-Franchises erzählt wird, relativ kurzweilig. Ohne die Zuhilfenahme solch beliebter Produktionsmodelle wie Reboots oder Remakes schaffen es nur die wenigsten Filmreihen, mehrere Jahrzehnte zu überdauern. George Miller gelang dieses Kunststück überraschend. 1980 erreichte mit „Mad Max“ der erste von mittlerweile insgesamt vier Filmen die hiesigen Leinwände. Mit einem aus heutiger Sicht lachhaft geringen Budget von gerade einmal 400.000 Australischen Dollar (entspricht etwa 200.000 US-Dollar) und einer amüsanten Produktionsgeschichte, in die unter anderem mit einfloss, dass die finanziellen Mittel nach gerade einmal der Hälfte der Drehphase bereits erschöpft waren, lieferte George Miller einen der bis heute größten Actionerfolge aller Zeiten ab. International spielte der Film über 100 Millionen Dollar ein, machte Mel Gibson („The Expendables“) über Nacht zum Weltstar und spätestens mit der (seit einigen Monaten wieder aufgehobenen) Indizierung machte sich „Mad Max“ auch hierzulande bekannt. Anschließend folgten zwei Fortsetzungen. Und bei denen sind sich Actionliebhaber bis heute nicht einig, welche davon die Bessere ist.

Der Warlord Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) hat die Jagd auf Max und Furiosa eröffnet.

Der Warlord Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne) hat die Jagd auf Max und Furiosa eröffnet.

Damit galt die Reihe lange Zeit als beendet und die postapokalyptischen Geschichten des raubeinigen Cops Max Rockatansky als auserzählt. Heute, drei Jahrzehnte später, belehrt uns Miller eines Besseren und agiert getreu dem Motto „Totgesagte leben länger!“. „Mad Max: Fury Road“ ist nämlich nicht etwa ein dem heutigen Zeitgeist angepasstes Remake der Achtzigerjahre-Actionreihe, sondern eine astreine Fortsetzung der Geschehnisse aus „Jenseits der Donnerkuppel“, dem dritten „Mad Max“-Teil von 1985. Um einen direkten Verweis auf ebenjenen Film zu finden, bedarf es zwar genauer Franchise-Kenntnisse, doch die Hauptsache – die Konzeption eines phänomenalen Effektgewitters, das im visuellen Arrangement spektakulärer Action-Choreographien vollkommen neue Maßstäbe setzt – ist George Miller trotzdem fulminant gelungen. Dabei verlässt sich das Drehbuch von Brendan McCarthy, Nick Lathouris und Miller selbst nie auf die ausgetretenen Pfade des linearen Geschichtenerzählens. Wie es erstes Bewegtbildmaterial und Trailer vorab bereits ankündigten, kreiert Miller ein einzigartiges Filmerlebnis, dessen Kern die an Kreativität kaum zu überbietenden Verfolgungsjagden sind.  Schon für diese lohnt sich der Kauf eines Kinotickets automatisch, doch der Regisseur und Skriptautor überrascht darüber hinaus nicht etwa mit Tiefgang, sondern mit der genauen Kenntnis, was für Bestandteile es braucht, um auch auf der Ebene der Story das Maximum an Unterhaltungswert herauszuholen. Miller geht es nicht um das Formen interessanter Charaktere, geschweige denn um eine tiefgründige Story. Stattdessen lässt er die Elemente Action und Story sich gegenseitig so weit ergänzen, bis der Entertainmentfaktor von „Mad Max: Fury Road“ in ungeahnte Höhen schnellt: Da ist er, der langersehnte Quantensprung im modernen Blockbusterkino!

Tom Hardy

Es dauert gerade einmal eine viertel Stunde, eh sich „Mad Max: Fury Road“ innerhalb der ersten großen Verfolgungsjagd entlädt und damit eine unmissverständliche Botschaft aussendet: Dieser Film ist Wahnsinn pur und Miller hält dieses Versprechen nicht nur, sondern löst es sogleich doppelt und dreifach ein. Schon seine Vorstellung einer postapokalyptischen Welt quillt über vor provokanten Ideen; Frauen werden zu täglich gemolkenen Gebärmaschinen, ihre Kinder schon früh zur Allzweckwaffe gedrillt und das bewusste Formen einer Zwei-Klassen-Gesellschaft lässt gar gesellschaftspolitische Denkanstöße hervorblitzen. „Mad Max: Fury Road“ zelebriert die Abartigkeit des Bösen und den Masochismus der Macht. Aus dieser wabernden, hassgeprägten Stimmung holt George Miller den nötigen Antrieb für seine irrwitzigen Actionszenen heraus. Die Dynamik des Films zehrt vorzugsweise von den mitunter 45-minütigen Choreographien. Alles was sich dazwischen abspielt – die Story also – fungiert eher als Alibi, hat jedoch auch seinen Mehrwert. Wenngleich man die Dialoge nicht auf Sinnhaftigkeit abklopfen sollte, so fungieren sie dennoch ordentlich als emotionaler Unterbau, um die Fights der verschiedenen Lager dramaturgisch abzufedern und den Kämpfen eine genaue Richtung zu geben. Damit erweisen sich zwar weder die Charaktere als besonders interessant, geschweige den die Storyline als überaus clever. Doch der Verbleib der Figuren ist dem Zuschauer dank geschickt gestreuter Plotfetzen nie egal. Zum Staunen über die vielfältigen Möglichkeiten der Autodesigns, der Kampf-Methoden und der berauschenden Kamerafahrten gesellt sich somit auch die notwendige emotionale Zuschauerinvolvierung und auf dieser Basis macht die Action gleich doppelt so viel Spaß.

Waren es zuletzt allen voran die indonesischen Martial-Arts-Filme „The Raid“ sowie dessen Sequel „The Raid 2“, die das moderne Actionkino um neue Höhen zu ergänzen vermochten, ist es von nun an „Mad Max: Fury Road“, an dem sich der Bombast-Blockbuster von heute messen lassen muss. Den größten Anteil hieran trägt allen voran die technische Gestaltung. Kameramann John Seale bewies bereits in „Prince of Persia“ sein genaues Auge für die Inszenierung weiter Wüstenlandschaften. Für „Fury Road“ scheint er dieses noch einmal deutlich geschärft zu haben. Nicht nur, dass er aus dem Drehort Namibia ein bedrohlich-karges Nichts kreiert, das dennoch mit schlichter Schönheit beeindruckt, auch das Zusammenspiel mit Komponist Junkie XL („Resident Evil“) ist einzigartig. Beide Künstler gehen eine Kollaboration von unschätzbarem Wert ein, in die auch Cutter Jason Ballantine („Kein Ort ohne Dich“) involviert wird. In „Mad Max: Fury Road“ verschmelzen bombastische Klangwelten, atemberaubende Bilder und punktgenaue Schnitte zu einem faszinierenden Gesamtbild, bei dem trotz penibler Planung ein Gefühl von ungeahnter Anarchie aufrechterhalten wird. Dazu gesellen sich irrwitzige Details: wie etwa der Komponist seinen ohnehin schon atemberaubenden Score mit dem musikalischen Geschehen auf der Leinwand verwebt, ist für sich genommen bereits das Eintrittsgeld wert.

 Charlize TheronInnerhalb der visuellen wie akustischen Gestaltung, macht George Miller die Träume all der Filmliebhaber wahr, die sich auf der Leinwand endlich wieder frischen Wind erhoffen. Die Darsteller sind da trotz ihrer packenden Leistungen nur Nebensache. Der vielbeschäftigte Charaktermime Tom Hardy („Kind 44“) beweist als wortkarger Max, dass es bei der Schauspielerei nicht bloß um die richtige Artikulation geht. Charlize Theron („Young Adult“) gibt sich – im wahrsten Sinne des Wortes – so dreckig und zwanglos wie schon lange nicht mehr und Nicholas Hoult („Warm Bodies“) unterstreicht sein breit gefächertes Repertoire als Newcomer, dem spätestens ab jetzt sämtliche Hollywoodtüren offen stehen werden. Vor allem aber agieren die Akteure als glaubhaft zusammenhaltendes Team, das sich mit vereinten Kräften gegen die übermächtigen Gegner stellt. Nun hätten sich die Macher lediglich in Sachen der obsessiven Gewalt noch ein wenig weiter vorwagen dürfen; dank eines von vornherein anvisierten R-Ratings kommt „Mad Max: Fury Road“ erwartungsgemäß blutarm daher.

Fazit: „Mad Max: Fury Road“ ist eine wahnwitzige Freakshow, die die Poesie des modernen Auto-Actionfilmes mit den brachialen Höllenritten des Achtzigerjahre-Kinos verbindet und visuell ungeahnte Höhen erreicht. Abgerundet von einem gewaltigen Score liefert George Miller hiermit schon jetzt den besten Blockbuster des Jahres ab.

„Mad Max: Fury Road“ ist ab dem 14. Mai bundesweit im Kino zu sehen – auch in 3D!

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